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Workshop: Waldorf Microwave Tipps & Tricks

Geniale Sounds ganz leicht programmiert

20. Februar 2003
Waldorf Microwave Tipps & Tricks

Waldorf Microwave Tipps & Tricks

Als ich 1996 einen Microwave II Prototyp zwecks Vorbereitung der Musikmessedemo bekam, musste ich mich zwangsläufig mit der Wavetablesynthese befassen. Natürlich hatte ich vorher schon die ein oder andere Begegnung mit dem „alten“ Modell gemacht, konnte mich jedoch nie so richtig mit dem Gerät anfreunden. Nach einer kurzen Zeit des gegenseitigen Kennen- und Liebenlernens wollte ich aber meine Finger gar nicht mehr von dem Synthesizer mit der roten „Nase“ lassen. Mittlerweile haben mein Microwave II und ich schon viele Klangreisen erlebt, von denen ich hier einige in Form übersichtlicher Tipps & Tricks zum besten geben will.

5 Waldorf Microwave Tipps & Tricks

Zunächst aber die obligatorischen Benutzerhinweise: Die u.a. Tipps beziehen sich auf alle Modelle des neuen Microwave, also XT, XTk, II und PC (ja, und natürlich auch das Shadow-Modell). Teilweise lassen sich diese Tipps auch auf den alten Microwave übertragen. Im weiteren Verlauf nenne ich den Microwave nur XT (das erspart mir Tipparbeit).
Irgendwo habe ich mal das Gerücht gehört, dass es tatsächlich Musiker geben soll, die keine Bedienungsanleitungen lesen. Denen würde ich auf jeden Fall empfehlen, wenigstens einen Blick in das Bedienhandbuch des XT zu werfen, da es einige interessante Infos zum Thema Wavetablesynthese enthält. Außerdem komme ich so um die Grundlagenerklärung derselbigen und kann direkt zu den wichtigen Dingen des Lebens schreiten (Online-Zeit ist eben kostbar).

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Tipp 1: Wir marschieren zur Demo

Der Microwave XT ist ein Synthesizer! Und was dieser Synthesizer so alles kann, demonstriert der etwas versteckte Demo-Mode des XT, der durch gleichzeitiges Drücken der Play und Power-Taster erreicht werden kann. Hier hat man Zugriff auf 20 Demo-Sounds, zwei Demo-Multis sowie einen (man glaubt es kaum) Demo-Song, der mit den 10 Stimmen des XT sowie knapp 2 KB (!) Speicherplatz auskommen muss. Achtung, alle Demoklänge besitzen ein automatisches Recall, d.h. sie werden bei Anwahl selbstständig auf ihre ursprünglichen Parameter zurückgesetzt. Änderungen müssen durch Speichern dauerhaft gesichert werden (hierbei wird die entsprechende Soundnummer in der Sound-Betriebsart überschrieben).
Verlassen kann man den Demo-Mode durch erneutes Drücken der Play und Power-Taster.

Tipp 2: Was der Bauer nicht kennt…

Wavetable-Synthese macht erst dann Spaß, wenn man seine Wavetables in- und auswendig kennt. Ein beliebtes Mittel zum Kennenlernen derselbigen ist das Durchhören. Dazu basteln wir uns schnell ein Preset:
a) Sound mit der Init-Funktion initialisieren

b) Im Mixer die Lautstärke von Wave1 auf 127, von Wave2 auf 0 einstellen

c) In der Mod Matrix als Source das „Modwheel“ und als Destination „Wave1 Pos“ einrichten

d) Der Amount-Wert sollte +62 betragen, da bei +63 die drei „analogen“ Wellenformen am Ende jeder Wavetable mit angespielt werden.

e) Mit dem Modulationsrad die vorher angewählte Wavetable „durchfahren“ und auf die jeweiligen Besonderheiten achten (mein Favorit: Wavetable 052 in tiefer Oktavlage)

f) Durch Ändern des Startwave-Parameter lassen sich auch alle Waves einer Wavetable einzeln anhören (ich wünsche viel Spaß bei nahezu 300 Waves, ohne die interpolierten Varianten hinzugerechnet zu haben)

Tipp 3: Wellenreiten ohne viel Wind

Um mit wenig Aufwand einen typischen Wavetable-Flächenklang zu programmieren, geht man wie folgt vor:
a) Sound mit der Init-Funktion initialisieren

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b) Wavetable 028 anwählen

c) Osc1 und Osc2 Detune auf jeweils kleine positive und negative Werte setzen (beispielsweise –6 und +6). Das sorgt aufgrund der entstehenden Schwebung für einen breiteren Grundklang

d) Wave1 und Wave 2 Env. Amount auf +57 stellen. Die Wavetableoszillatoren besitzen eine eigene Wave-Hüllkurve zur Steuerung des Wavescannings. Der Amount gibt hierbei den Einfluß der Hüllkurve auf die Wavetable-Modulation an. In unserem Fall wird nahezu die gesamte Wavetable durchfahren. Noch klingt der Sound etwas zu hektisch. Das liegt an der Einstellung der Wave-Hüllkurve, die wir im nächsten Schritt modifizieren wollen

e) Die Parameter der Wave-Hüllkurve wie folgt einstellen:
Time1 000 Level1 127
Time2 060 Level2 000
Time3 060 Level3 000

Alle restlichen Level auf 000 setzen.
Der Verlauf der Wave-Hüllkurve ist jetzt merklich sanfter.

f) Chorus einschalten, um den Klang etwas wärmer zu gestalten.

Dieser Wavetable-Sweep klingt ähnlich einem Filterverlauf, obwohl dieses gar nicht zum Einsatz gekommen ist. Auf der Basis dieses Klanges lassen sich eine ganze Reihe interessanter Varianten erzeugen. Es seien nur einige Beispiele genannt:
a) Es lohnt sich auf jeden Fall, verschiedene Wavetables auszuprobieren

b) Setzen Sie im Mixer die Lautstärke beider Waves auf 127 und stellen Sie den Clipping-Parameter im Quality-Menü auf Overflow. Das ergibt herrliche Verzerrungen je nach angewählter Wavetable

c) Regeln Sie die Lautstärke beider Waves auf 0 und dafür den Ringmodulator auf 127. Wenn Sie jetzt noch einen Oszillator um eine Quinte verstimmen (+5)…

d) Probieren Sie verschiedene Filtertypen aus

e) Experimentieren Sie mit verschiedenen Modulationen in der Mod Matrix, z.B. LFO2 moduliert die Wavehüllkurven-Level (WE Levels) mit +42 oder Pitch mit +55.

f) Vergessen Sie nicht den Einsatz der internen Effekte, wie beispielsweise dem Delay oder Flanger

Tipp 4: Hart, aber herzlich!

Wenn es um das Erzeugen von harten, brachialen Sounds geht, ist der XT ganz weit vorne mit dabei. Beliebt ist die Verwendung eines Overdrive-Effekts, um einen Klang zu verzerren. Den bietet der XT natürlich auch, jedoch gibt es noch einige interessantere Möglichkeiten, um einen Klang zu übersteuern.
Filtern Sie Ihren Sound mit einem Waveshaper-Filter. Dieser spezielle Filtertyp ist eine Kombination aus einem 12dB-Tiefpass-Filter mit den bekannten Parametern Cutoff und Resonance und einem sogenannten Waveshaper (svw. Wellenpräger), der zusätzliche Obertöne und Intermodulationsverzerrungen erzeugt. Dabei wird das Eingangssignal (entweder das Signal der Oszillatoren oder auch ein externes Audiosignal) mit einer festzulegenden Welle multipliziert. Diese Welle wählt man mit dem Zusatzparameter Wave im Filtermenü aus. Beim diesem Parameter stehen alle 63 Waves der aktuellen Wavetable zur Verfügung. Besonders drastische Verzerrereffekte ermöglicht die Square-Wave (Bestandteil einer jeden Wavetable). Moduliert man jetzt noch die Wavetable (z.B. durch Wave-Envelope, LFO oder ModWheel), entstehen interessante Klangverläufe. Richtig krank ist eine gleichzeitige Modulation des F1 Extra-Parameters, der in diesem Fall die Shaping-Wave verändert. Unter Umständen kann es hierbei aber zu Auslöschungen kommen.

Beispiel:
a) Erzeugen Sie einen Init-Sound

b) Arbeiten Sie zunächst nur mit einem Oszillator und wählen Sie den Waveshaper als Filtertyp

c) Den speziellen Zusatzfilterparameter Wave setzen Sie zunächst auf square, so dass der Grundsound schon angezerrt wird.
Programmieren Sie die folgenden Modulationen in der Mod Matrix:

Source
Amount
Destination
Modwheel
+64
Wave1 Pos
Source
Amount
Destination
alotext“>Modwheel
-64
F1 Extra


d) Tauschen Sie beim Spielen die Wavetables nach Belieben aus.

e) Natürlich können Sie den Klang zusätzlich noch filtern und mit Effekten versehen.
Eine weitere Möglichkeit, einem Klang eine Verzerrung hinzuzufügen, ist das Übersteuern des Filtereingangssignals. Das geschieht dann, wenn die Mixer-Lautstärken für Oszillator 1, 2, Ringmodulator und Noise insgesamt den Wert 128 übersteigen. Die Charakteristik der Übersteuerung wählen Sie mit dem Clipping-Parameter. Saturate erzeugt hierbei eine analogtypische Verzerrung, in etwa vergleichbar mit dem Übersteuern eines Mischpultkanals. Overflow ist die digitale Variante, bei der alle Signale oberhalb der Übersteuerungsgrenze „umgeklappt“ werden, was mitunter sehr drastisch klingen kann. Experimentieren Sie hier mit verschiedenen Wavetables, die Sie auch modulieren sollten.

Tipp 5: Im Gleichschritt Marsch!

Um Arpeggiator-Sounds lebendiger klingen zu lassen, kann man während des Spielens natürlich die Klangparameter verändern oder von einem LFO modulieren lassen. Dazu bietet der XT die Möglichkeit, die LFOs zum Tempo (extern oder intern) zu synchronisieren. So sind also timinggenaue Modulationen möglich. Ein einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen:
a) Zunächst programmiert man oder wählt einen einfachen Bass-Sound
b) Dann aktiviert man den Arpeggiator, wählt ein Preset-Pattern oder programmiert selber ein User-Pattern
c) Der Sync-Parameter des LFO1 wird auf Clock gesetzt. Nun lässt sich die Frequenz des LFOs in musikalisch sinnvollen Intervallen einstellen. 1/2 bedeutet beispielsweise, dass der LFO mit einer Geschwindigkeit von einem halben Takt schwingt, bezogen auf dass Tempo eines Sequenzers, der MIDI Clock an den XT sendet. Empfängt der XT keine MIDI Clock, bildet die eingestellte Arpeggiatorgeschwindigkeit die Tempobasis
d) Der LFO muss jetzt in der ModMatrix nur noch den zu verändernden Parametern zugewiesen werden, beispielsweise Cutoff, Resonance oder AE Decay. Interessant ist es auf jeden Fall, mehrere Parameter gleichzeitig mit LFO1 zu modulieren. Auch die Waveposition der Wavetable sollte man als Modulationsziel nicht vergessen. Ein Delay-Effekt gibt dem ganzen noch einen spacigen Charakter
e) Richtig abgefahren wird es, wenn man beide LFOs synchronisiert mit verschiedenen Geschwindigkeiten/Intervallen und verschiedenen Shape-Parametern auf mehrere Parameter gleichzeitig losläßt

Hier endet der erste Teil der Waldorf Microwave Tipps. Über Fragen und Anregungen freue ich mich natürlich.

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