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Blue Box: Roland System 700, alle Module im Detail

Die 700er Reise von Modul zu Modul

4. Juli 2020

Das Roland System 700 kam 1976 auf den Markt und gehört ganz klar zu den großen Klassikern unter den Modularsynthesizern.

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Vergangene Woche haben wir uns den einzelnen Zusammenstellungen von Main-Unit, Cabinets und Wings sowie dem Sequencer gewidmet. Wer jetzt erst einsteigt, am besten HIER NACHLESEN. In dieser Folge widmen wir uns den Modulen des Roland System 700 im Einzelnen.

In der Regel wird heute man kaum mehr einzelne Module kaufen können, sondern eher komplette Systeme oder Cabinets mit Modulen – und auch diese sind äußerst rar. Wir hatten aber das Glück, ein komplett bestücktes System 700 für diesen Blue Box Report zu bekommen und können daher nun auf jedes Modul ein wenig näher eingehen.

Die Audio-Baugruppen VCO, VCF, VCA

Jedes Modularsystem ist maßgeblich von der Qualität und den Fähigkeiten der Hauptkomponenten abhängig. Und hier kann man dem Roland System 700 nur Bestnoten bescheinigen.

Neben der in Teil 1 geschilderten Vorverdrahtung, die durch Patchen mit Kabeln aber unterbrochen werden können, glänzt das System 700 vor allem durch Übersichtlichkeit und eine klare Struktur.

Oben im Cabinet befinden sich immer die Audiomodule, unten die Hilfs- und Modulationsmodule mit deutlich kleinerer Bauhöhe. Die kleinen Cabinets der Seitenflügel haben hingegen nur Platz für „große“ Module. Große Module haben am oberen Teil generell Audioausgänge, während unten die Modulationseingänge zu finden sind. Beide haben Abschwächer in Form von Fadern, davon zwischen zwei bis fünf an der Zahl.

Alle Module sind solide gebaut und enthalten meistens nur ein Schaltungskonzept und werden für die anderen Cabinets in leicht abweichenden Varianten angeboten. Im System 700 gibt es für ein und dieselbe Modulkategorie keine drastisch veränderten Typen. Rein technisch werden fast die gleichen Layouts verwendet. Bei den Oszillatoren werden z. B. immer dieselben Optionen angeboten, darunter Pulsbreitenmodulation und Oszillator-Sync.

Alle nun folgenden Beschreibungen beziehen sich zunächst auf die Roland System 700 Main-Unit, gelten aber auch für ähnliche Module der restlichen Cabinets.

Voltage Controlled Oscillator

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Zur Verfügung stehen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Puls. Die Pulsbreite ist einstellbar. Einen spannungssteuerbaren Eingang für deren Modulation hat jedoch nur der Typ A der Oszillator-Serie 702. Die Typen B und C sind identisch, sie unterscheiden sich lediglich in der Beschriftung für die Prepatch-Verschaltung (Main Unit). Die B und C Modelle haben eine Oszillator-Synchronisations-Schaltung an Bord. Wie die SH-Serie verfügt sie über einen Schalter für harte und weiche Synchronisation. Sie klingen jedoch wesentlich konturierter und überzeugender als ein SH. Alle drei Oszillatoren erlauben die Abtrennung der Tastaturspannung. Die Modulationsverbindungen sind mit einem der LFOs, der ersten Hüllkurve bzw. der Sample & Hold Schaltung vorgesehen.

Die Eingänge auf der rechten Seite sind jeweils frei und müssen deshalb verkabelt werden. Alle Modulationseingänge haben einen Abschwächer um den Faktor 10 an Bord. Damit sind subtile Modulationen, beispielsweise für sanfte Sync-Flächen, einfacher zu realisieren. Auch für die Frequenzmodulation ist es sinnvoll, da der Regelweg dann nicht mit Fingerspitzen zu behandeln ist. Die beiden ineinander verbauten Tuning-Potis sind gut zu bedienen, jedoch rasten sie nicht auf dem Nullpunkt ein. Für ein Modulsystem, was nicht oft auf der Bühne anzutreffen ist, mag das nicht von großer Bedeutung sein. Zwei Oktaven kann man mit dem gröberen Tonhöhen-Poti überstreichen. Für mehr, muss der Oktavlagenschalter genutzt werden. Freundlicherweise hat man auch einen Umschalter für lineare und exponentielle Ansteuerung vorgesehen.

So sind erst wirklich steuerbare FM-Klänge möglich, denn das ist linear machbar, während andere Ansteuerungsarten das Ergebnis zu sehr verzerren würden. Die exponentielle FM wie im späteren Kompaktsynthesizer Jupiter-8 dient vorrangig dazu, „Schmutz“ oder nicht mehr mit einem Rauschgenerator erzeugbare Klänge zu generieren. Im Jupiter-8 landeten später diese Oszillatoren, nicht etwa Chips. Auch die FM blieb, die wirklich eine FM und keine echte Crossmodulation bedeutet, ist dort geblieben, nicht aber die lineare FM. Deshalb lassen sich die VCOs des System 700 noch besser ansteuern als die späteren nichtmodularen Synthesizer. Die VCOs können auch auf „Lo(w)“ gestellt werden. Damit können Modulationsaufgaben erfüllt werden. Für Aphex-Twin artige Experimente ist das eine ergiebige Einstellung, denn nun ist er nichts anderes als ein sehr schneller LFO. Die eigentlichen LFOs sind feiner und können auch langsamer eingestellt werden für den tiefen Frequenzbereich. Dafür sind sie auch konstruiert. Man dachte damals leider schon zu früh, dass lediglich Vibrato und Tremolo eine sinnvolle Art von Modulation sei. So waren JX-Synthesizer von Roland bereits etwas zu sehr auf eine etwas enge Sicht auf die Synthesemöglichkeiten beschränkt. Dies haben nur die Jupiter-Modelle noch besser umgesetzt mit ihren recht schnellen LFOs. Aber im Modularsystem war ja noch der Oszillatorenbereich als Alternative vorhanden. Bezüglich der VCOs ist noch etwas wichtig: Es ist absolut begrüßenswert, dass Roland an Sinusausgänge gedacht hat. So ist eine reine FM oder Ringmodulation auf grundsätzliche Weise und ohne Obertöne möglich.

Bei Modulsystemen oder allem, was FM oder Ringmodulation verarbeitet, ist diese Schwingungsform perfekt, da sie bei diesen beiden Betriebsarten ohne eigene Obertöne wesentlich grundsätzlicher eingesetzt werden kann. Die Reaktion auf eine Modulation der Oszillatoren untereinander (FM) ist überzeugend. Freilich fehlt auch dem System 700 eine Phasensteuerung oder gar die Möglichkeit, die Schwingungsperiode mit dem Gate-Signal wirklich neu zu starten. So wie bei 99 % der analogen anderen Synthesizer auch. Die Spannweite der Oszillatoren ist mit 32-2′ recht gut gewählt. Die Oszillatoren-Typen E und F sind identisch mit A und B, jedoch ohne Beschriftung für die Modulationseingänge. Der Schwingungsform-Schalter gibt vor, was an den Vorverschaltungen in die Filter und den Ringmodulator geleitet wird. Alle Schwingungstypen können grundsätzlich gleichzeitig und unabhängig von diesem Wahlschalter weiter abgegriffen werden. Der Wahlschalter betrifft alle vorgepatchten Ziele mit der Bezeichnung VCO: Das sind im Wesentlichen der Ringmodulator und die VCF-Eingänge.

Voltage Controlled Filter

Es gibt zwei Typen von Filtern: das 24 dB/Oktave Tiefpassfilter mit Resonanz (Typ A) oder das Multimodefilter mit 12 dB/Oktave und Hoch-, Tief- und Bandpasscharakteristik (Typ B). Das Verhalten der Filter ist erstaunlich ähnlich. Das Filter im Tiefpassmodus ist klanglich außer der stärkeren Bedämpfung dem reinen Tiefpassfilter (A) sehr ähnlich. Dafür hat das 24 dB/Oktave Modell einen Steuereingang für die Resonanz.

Die in der Main-Unit verbauten Filter haben fest gepatchte Audioeingänge. Das Modell C ist identisch mit dem Multimode-Typ. Die Module der Main-Unit haben ihr erstes Filter fest mit den drei Oszillatoren verbunden, während der vierte Eingang dem Rauschen (Filter 1) und der Ringmodulation (Filter 2) zugedacht ist. In der Filter-VCA-Bank (Seitenflügel) des Typs C sind alle Eingänge mit einer Buchse versehen und frei verschaltbar. Der fünfte Eingang hat in den Typen A und B als einziger eine Eingangsbuchse, während der Typ C diesen für alle vorgesehen hat. Die Fotos in diesem Bericht stammen von einem nachgerüsteten System, dem jene Schaltbuchsen hinzufügt wurden, die sonst nur VCOs 1-3, Rauschen und Ringmodulator zugewiesen sind. Unmodifiziert sind damit keine Ringmodulatorsounds direkt über das 24 dB/Oktave Filter bearbeitbar und dafür das Rauschen nur indirekt über den Ringmodulator dem zweiten zuzuführen. Das ist deshalb für jeden Besitzer eine sehr praktische Modifikation.

Auch wenn mehr als die Main-Unit vorhanden ist oder andere Signale als die der Standards verwendet werden sollen. In diesem Sinne herrscht wirkliche Modularität erst komplett bei Einsatz eines Pultes, denn selbstverständlich können auch die Baugruppen anders verschaltet und dann einfach nur dem einzigen Eingang zugeführt werden. Die Nachrüstung ist nicht aufwendig, da die Module alle dafür konstruiert sind. Es gibt keine anderen Platinen oder ähnliches, sondern lediglich eine andere Bestückung. Es werden daher auf den Platinen einiger Module einige Bauteile fehlen, die für eine andere Baureihe gedacht war (Typ A-E). Es sollte auch ein mäßig begabter Techniker diese Option einbauen können. Leider gilt das auch für die Modulationseingänge. Sie sind fest bis auf eine freie Buchse verkabelt. Nur die Seitenflügel sind offen gehalten. Dies schränkt das System unnötig ein, aber da die Produktion so lange her ist, lohnt sich diese Kritik nur als Tipp, den Umbau zu tätigen.

Der Klang und das Verhalten der Filter sind traumhaft. Dieses Wort durfte bisher noch nie einen meiner Testberichte zieren. Prägnant und überzeugend klingt das Ergebnis. Knarzige Bässe, aber auch weiche Flächen bringen das Filter nicht in problematische Zonen. Dies gilt auch für die Multimode-Einstellungen. Die Resonanz dünnt den Gesamtklang nicht stark aus, was besonders für Pop-Produktionen im sehr weiten Sinne die bessere Option ist als die technisch optimale Variante. Diese Technik haben auch andere Hersteller eingebaut (Oberheim, Moog …). Roland baute in sehr viele Synthesizer eine entsprechende Ausgleichsrückführung in nahezu alle Filter. Hier jedoch klingt es am vollsten und am rundesten. Aber – so muss man fairerweise gestehen – perfekter gelang das allerdings Moog und Oberheim, ARP wieder weniger gut. Das 12 dB/Okt Multimode Filter zeigt weniger diese Erscheinung als das Tiefpass mit der 24 dB/Oktave. Bei Jupiter-4 und Promars gibt es deutlichere „Eindünnungserscheinungen“. Beim Jupiter-6 ist die Ausdünnung besonders stark (übrigens lässt sich das sogar nachträglich modifizieren). Der Jupiter-6 hat übrigens nicht mehr die System 700 VCOs, dort arbeiten Curtis Oszillatoren.

Der sehr schöne holzige Resonanz-Klang bleibt im System 700 Filter immer unter Kontrolle und fügt sich harmonisch ein. Er ist sogar durchaus analytisch und nicht allzu chaotisch. Bei den Vorbildern von ARP dünnte das zunächst nachgebaute Moog Filter mehr aus, die Moogs sind hingegen deutlich weniger neutral und unsauberer. Zumindest, wenn man über die Modularsysteme spricht (ARP 2600, 2500 oder Moog Modular). Mit etwas Resonanz lassen sich typische Roland Filterklänge sehr schnell von anderen unterscheiden. Jener „holzige“ Sound wird sehr weitreichend geschätzt. Modulation ist wahlweise über eine der beiden Hüllkurven vorgesehen, ebenso ist die Tastaturspannung vorgesehen. Das rückgekoppelte Filter lässt sich hervorragend tonal spielen oder über die Oszillatoren als etwas chaotischerer Sinusoszillator einsetzen. Und weil das System modular ist, können die Oszillatoren auch das Filter modulieren. Sie ist eine gute Alternative für metallische Klänge, die nicht so puristisch sein sollen wie Oszillator-FM, denn sie wird immer etwas chaotischer ausfallen. Aber mit voller oder sehr hoher Resonanz wird sie sogar sehr gut steuerbar für „Radio-Effekte“ – ähnlich wie der „spacige“ auf- und abschwellende Übergangsklang in Kraftwerks Heimcomputer. Allerdings ist dieser sicher nicht mit einem System 700 erstellt worden. Er klingt kühler, als das auf dem System sein wird. Es ist überhaupt eher nicht sehr unterkühlt. Auch bei FM-Sounds. Filterverläufen vom System 700 findet man viel bei Depeche Mode. Sie sind ohne Übertreibung meist die, die dem Ohr schmeicheln oder einfach überzeugen. Wenn sie nicht von Oberheims stammen, sind es meist System 700 Klänge. Noch mehr davon findet man bei Nitzer Ebb.

Voltage Controlled Amplifier

Wie die Filter, so haben auch die VCAs der Main Unit 704A und B feste Verbindungen. Das Modell C hat für alle Eingänge Buchsen, während die A und B-Varianten nur eine haben, der Rest ist vorverschaltet. Das Prinzip ist demnach „analog“ zu den Filtern. Auch die Modulation durch eine der Hüllkurven der Main-Unit ist sehr schnell hergestellt. Man wird kaum bemängeln, dass ein Modulationseingang für Filter und VCA generell den Hüllkurven zugewiesen ist. Jedoch ist auch hier nur ein freier Eingang vorhanden. Man hat die Wahl zwischen exponentieller und linearer Ansteuerung. Damit sind sanftere und zupackende Reaktionen leicht zu erreichen. Die Hüllkurven arbeiten ihnen sehr agil entgegen. Dazu später mehr. Eine gut gemachte Eingangssektion ist dafür Voraussetzung, wie schnell und wie der Verlauf sein wird. VCAs sind in keinem System zu viel, denn mit ihnen kann man alles steuern.
Vorschläge zur Steuerung: Intensitäten der Hüllkurvenwirkung oder Modulation der Oszillatoren mit Ziel eines anderen Oszillators (FM), eines Filters (FM) oder gar eines VCAs (AM).

Ring Modulator & Noise Generator

Dies ist ein Kombi-Modul und macht genau das, was man erwartet. Besonders ist nur, dass über die beiden Wahlschalter die Oszillatoren als Quelle vorgewählt werden können. Rauschen als Ringmodulations-Eingang ist tendenziell nicht so ergiebig, wie man es vermuten mag. Dennoch ist sie voreingestellt als zweite Quelle anstatt des dritten Oszillators. Auch hier kann man auch eigene Quellen anhängen. Beispielsweise das Signal nach dem Filter. Dadurch kann man erheblich komplexere Klänge erzeugen als nur mit den Oszillatoren als Quelle. Bei Zuhilfenahme eines VCAs kann man auch die Einflüsse steuern.

Modulation: LFOs, Hüllkurven

DUAL ENVELOPE GENERATOR

Es handelt sich um klassische ADSR-Hüllkurven. Wenn nicht diese, dann beweist keine andere Hüllkurve, wie wichtig deren Reaktion ist und wie sich deren Verlauf auf Filter und Lautstärke angewendet werden. Wenn sie im normalen Modus betrieben werden, sind sie schnell und knackig und ihr Verlauf ist angenehm. Dies können auch Nicht-Roland-Module überzeugend tun. Dennoch sei erwähnt, dass die Zielmodule auch Einfluss auf einen musikalisch klingenden Verlauf haben können. Außer eine lineare oder exponentielle Ansteuerung kann man oft nicht viel mehr selbst bestimmen. Deshalb muss auch eine Modulationsquelle wie ein Hüllkurvengenerator gut „reagieren“. Wenn die Hüllkurven auf schnell geschaltet werden, so werden sie zehnfach beschleunigt. Das ist selbst für anspruchsvolle Klick-Impuls-Liebhaber wirklich wahrhaft ultra schnell und für jeden Job. Die 1/10-Schalter sind auch im Oszillator-Bereich zu finden. Hüllkurven gibt es nur in dieser Form. Deshalb gibt es hier und A-Modelle.

Low Frequency Oscillator

Zwei Versionen von LFOs gibt es.
Modell A ist eher klassisch und hat eine Einschwingverzögerung (Delay). Der Vorrat an Schwingungsformen entspricht dem der VCOs (Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck). Beide Typen haben einen Key-Retrigger und ihre Geschwindigkeit ist spannungssteuerbar. Key-Retrigger zwingt den LFO, neu zu starten. Eine Funktion, die es nicht für VCOs gibt. Interessanterweise haben sie keinen 1/10-Schalter, mit dem die Geschwindigkeit vorgewählt wird wie das spätere System 100m. Dieses hat zumeist weniger zu bieten. Die Geschwindigkeit bleibt im Subaudiobereich. FM-artige Klänge sind damit nicht möglich. Dafür müssen Oszillatoren verwendet werden.
Das Modell B ist nur fast gleich, die Pulsbreite des Rechtecks kann jetzt variiert werden. Der Preis dafür ist das fehlende Einschwing-Delay.

Modulationsmodule

Es gibt nicht zu viel zu sagen für jene, die Synthese verstehen. Sample & Hold, Voltage Processor, Gate Delay und Mixer tun, was man von ihnen erwartet. Sie sind nicht speziell oder anders als bei anderen Systemen, nur anders auf Kombinationsmodule verteilt:

Sample & Hold

Sample & Hold gibt es in einer B-Version. Sie hat in der Main-Unit als Version A einen zusätzlichen Schalter, um die Oszillatoren einzuleiten. In Version B fehlt der Schalter. Ein eigenes Clock-Signal ist vorhanden, sodass man keinen LFO opfern muss, wenn man das S/H Modul takten möchte.

Voltage Processor

Der Voltage Processor ist zur Anpassung von Modulationssignalen da und macht proportional stärkere und schwächere und negative Spannungen aus dem Eingangssignal. Invertierte Hüllkurven könnte man auch mit dem Mixer herstellen.

Für die Verstärkung ist noch ein weiteres Modul vorgesehen, das noch zwei weitere Funktionen anbietet, nämlich einen Integrator (hier als Integrater beschriftet), um Spannungsverläufe zu glätten, sowie einen Envelope Follower, um aus einem Audiosignal eine Steuerspannung proportional zur Lautstärke zu machen. Damit lassen sich beliebige Module steuern oder auch einfach das Filter. Das wäre dann zwar eine der teuersten „Anschlag-WahWahs“ der Welt, aber es funktioniert.

Noch zu erwähnen ist das Gate Delay. Wie der Name sagt, wird einfach ein zweiter Trigger nach einer definierten Zeit erzeugt. Die Zeit wird in steigende und fallende Zeitabschnitte unterteilt. Das ergibt zusammen etwa 6 Sekunden für beide Phasen zusammen.

Weitere Module

Die seltener zu findenden Module sind in den beiden kleinen Seitenflügeln untergebracht.
Ein Modul, das schon erwähnt wurde, ist der VCA im Filterbank-Flügel. Er ist offen und frei verschaltbar und technisch sonst identisch mit den Main-Unit VCAs.
Es gibt zwei Multiples, die im Seitenflüge als großes Modul mit schaltbaren Elementen zur Verfügung stehen und im anderen Fall als kleines Modul mit zwei Reihen von fünf verbundenen Buchsen zu finden ist (710A).
Ebenfalls sehr simpel sind die vier Schalter, die sicher eher als Füllwerk zu sehen sind, um Triggersignale und Haltefunktionen ausführen zu können.

Interface 1: Frequency Follower, Envelope Follower

Recht ausladend ist das Kontroll-Messgerät für Spannungen dimensioniert. Es ist im Wesentlichen zudem ein Envelope-Follower mit den gleichen Funktionen wie die des Kombimoduls mit Integrator und Amplifier. Der Name „Interface“ ist etwas irritierend, es meint offenbar die Schnittstelle zwischen Audiosignalen und dem System. Nicht aber die Anpassung an andere Modularsynthesizer, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist.

Ein eher wenig übliches Modul ist der Frequency Follower. Damals wie heute sind nur wenige Module für die Erkennung von Tonhöhen verfügbar, wie der EMS Pitch-to-Voltage Converter oder die einfachere Schaltung im MS20 für den gleichen Zweck, nämlich eine Steuerspannung zu generieren, die proportional der Frequenz des anliegenden Signals ist. Technisch ist das ähnlich wie ein Envelope Follower, nur für Tonhöhen. Damit ist dieses Modul durchaus wertvoller, als man zunächst annehmen kann.

Filterbank und Audio-Mixer

Dieses Modul ist aufwendig und eher selten. Es beherbergt einen einfachen 9-Kanal-Audiomischer für normale Audiosignale und den aus vier Filtern bestehenden Filter-Block. Dies sind Multimode-Filter mit Resonanz, die jedoch nicht modulierbar sind. Dies könnte einerseits ein Versuch sein, Festfilterbänke mit anderen Mitteln umzusetzen oder das tun, was es wirklich ist – nämlich eine Möglichkeit, bestimmte Frequenzgruppen zu betonen und eher statisch subtil zu bearbeiten. Dies ist eine Möglichkeit, um ein Rauschsignal anzupassen oder zu einer deutlich subtileren Audio- oder Modulationsquelle zu machen, als weißes oder auch rosa Rauschen erreichen könnte.

Generell ist der Resonator-Ansatz als Antwort auf die Festfilterbank recht interessant. Man kann nicht so explizit bestimmte Frequenzbänder entfernen, dafür jedoch dennoch bestimmte Bereiche anders angehen. Da es neben Bandpässen auch Tief- und Hochpässe gibt, kann man auch sehr grundsätzlich eingreifen. Zumeist wird es jedoch dazu führen, bestimmte Bereiche anzuheben – im Trend liegt zurzeit sicher die Bassanhebung. Die Möglichkeiten dieser Art von festen „Filteranlagen“ liegen darin, Spektren und Obertöne vorzuformen. Insbesondere wenn sie als Mischungen oder Modulationssignale vorkommen. Anders gesagt: Moogs Angebot einer Festfilterbank wird hiermit sicher nicht ersetzt, aber es bietet auch neue Möglichkeiten. So mag man damals gedacht haben, es ist heute jedenfalls ein interessantes Modul, das an den Resonator im Polymoog erinnert.

Audio Delay

Ein Delay im heutigen Sinne ist dieses Modul nicht, denn es ist nur wenige Millisekunden lang, hier dient es in erster Linie der Erzeugung eines Flangings. Die Zeit ist modulierbar.

Phase Shifter (Phaser)

Ein Phase Shifter verändert die Phasenlage des Eingangssignals. So gesehen ist dies ein Modul, das durch diese Veränderung bestimmte Frequenzen sogar an mehreren Stellen filtern kann als Folge dieser Phasen-Verschiebung.

Übrigens sind beide Modultypen, Analog Delay und Phase Shifter, auch für das System 100m die meistgesuchten und technisch vergleichbar. Sie klingen gut, aber es gibt beeindruckendere Analog-Phaser heute, beispielsweise das PH16 von Vermona oder den Moogerfooger.

Wichtige Abschlussgedanken zum System

Alle Module sind technisch solide gebaut. Dennoch ist aufgrund des Alters denkbar, dass die üblichen Verschleißerscheinungen auftreten können. Außerdem ist ratsam, die vorgeschlagenen Audioeingänge der VCAs und Filter aus den offenen Modulen nachzurüsten, denn durch diese wird das Basis-System eigentlich erst richtig modular.

Sachlich korrekt formuliert wäre es zwar auch so bereits modular, jedoch müsste man externe Mischpulte einsetzen. Dieser Punkt ist von Roland etwas zu eng ausgelegt worden. Alles andere gehört klanglich zu den langfristig großen Modulsystemen höchster Qualität in allen Punkten. Auch bei der Reaktion und Kalibrierung der Module hat man sich Mühe gemacht, denn es passt alles musikalisch zusammen und klingt dementsprechend gut.

Klangliche Abgrenzungen und Betrachtungen

Gegenüber einem Moog System ist ein Roland System 700 nach meiner Meinung deutlich durchdachter. Sowohl für „Alltags-Klänge“ als auch für die anspruchsvollere Arbeit mit dem System hat man einfach weniger Arbeit und dennoch gute Ergebnisse, da die Komponenten schlicht hochwertig klingen und reagieren. Diese Einfachheit kommt auch durch die Tatsache zustande, dass nahezu jede Einstellung auch gut klingt. Die Maßstäbe der akademischen Welt dürften heute eher von digitalen Systemen besser erfüllt werden.

Wenn hier „Moog System“ steht, sind alte und neue Clones und ähnliche 5 HE Modularsysteme gemeint. Von Polyfusion über PPG Modular bis Curetronic und Synthesizers.com. Historisch und auch brandneue Maschinen stehen klanglich und konzeptionell nicht besser da. Dies gilt für den klassischen Ansatz, schließt somit neuere Eurorack-Systeme und historische West-Coast Systeme wie Buchla, Serge eher nicht mit, was die Modulkomplexität und Möglichkeiten angeht, der Klang hingegen ist diesen eher noch mehr überlegen als die 5-6 HE Welt und die Vintage-Systeme. Zusammengestellte Systeme gibt es eigentlich nicht mehr so viel, aber Systeme, die keine Module haben, aber offen und modular sind wie der Macbeth M5 oder der ARP 2600. Es dürfte relativ müßig sein, den Roland Sound zu beschreiben. Er lässt sich aber an den sehr erfolgreichen analogen Kompaktsynthesizern der SH-Serie erahnen.

Dem Nachfolger Roland System 100 sagt man nach, es würde nicht mehr die Füller des 700er erreichen, was vor allem an zwei Faktoren liegt: Die Resonanz im Filterbereich dünnt mehr aus und die Oszillatoren bieten nicht ganz das Frequenzspektrum wie das System 700.

Roland System 100

Auf der anderen Seite sind sich beide System im Klangverhalten doch recht ähnlich und gerade im Vergleich zu den Roland SH-Synthesizern ist ein Roland System 100 deutlich ergiebiger und kommt dem großen Vorbild deutlich näher.

Ein paar Worte zur Bauweise: Das 700 ist nahezu diskret aufgebaut. Es gab noch keine SSM oder Curtis Chips. Hier wurden OTAs und Operationsverstärker eingesetzt. Die Tiefpassfilter des 100 und 100m sind allesamt mit 24 dB pro Oktave Flankensteilheit ausgestattet. Das System 700 schlägt diese zunächst in der Möglichkeit, die Filtertypen umzuschalten wie auch im grundsätzlichen Klang aller Module als Gesamtheit. Außerdem gibt es beides: 12 und 24 dB/Oktave Filter. Man kann auch zwei Filter parallel laufen lassen für Space-Sounds, mit zwei Peaks hilft das, einen vokalähnlichen Klang zu erhalten. Der Sync klingt überzeugender, schneidender und klarer als in irgendeinem anderen Roland Synth. Auch andere Details, die ich probiert habe, schneiden schlicht immer besser ab.

Roland System 700

Es ist selten so einfach, ein Urteil oder einen Vergleich zu machen. Einstellungen, Justage, Bewegen und Verhalten von Modulationsquellen und Audiomodulen, sie verhalten sich alle extrem gutmütig und musikalisch. Man kann sich deshalb die besten Roland Synthesizer heraussuchen und davon ausgehen, dass das System 700 sie überbieten wird. Zumeist werden sie an Breite, musikalischem Verhalten und Prägnanz überboten.

Auch ich habe bei den Sound vieler namhafter Produktionen  jahrelang angenommen, sie kämen aus irgendwelchen polyphonen analogen Luxusmaschinen, aber diese Klänge führten immer wieder zurück zum Roland System 700.

Wer das hören will, kann sich die bekannten Nitzer Ebb Alben anhören, zum Beispiel „Belief“. Der Sound ist druckvoller, überzeugender und deutlicher. Spätere EBM Helden haben versucht, teilweise mit ganz anderen Syntheseverfahren etwas in der Art herzustellen bis hin zum Aufschichten von Klängen wie das And One tun. Es hilft auch enorm, solche Klänge als Mischgrundlage zu haben, da sie sich gut einfügen lassen. Das Klischee ist hier durchaus stimmig, denn es ist selten viel Nacharbeit zu tätigen.

Ein System 700 ist nicht so fett wie ein Alesis Andromeda oder ein Moog, aber auch nicht gerade dünn. Ein System 700 ist prägnant aber nie aufdringlich.  Selbst relativ volle Arrangements lassen sich mit einem 700er noch wunderbar ergänzen.

Wer keine Kompromisse machen will, ist mit System 700 sehr gut bedient. Nur die wirklich hochwertigen Synthesizer sind diesem System klanglich gewachsen.

Die Roland Ingenieure generierten wirklich hochwertige Schaltungskonzepte. Auch die Stabilität gegenüber Temperaturschwankungen ist geradezu bemerkenswert. Deshalb war das Roland System 700 auch für die Bühne geeigneter als damalige Moogs und ARPs.

Noch ein Vergleich zu heutigen Eurorack-Modulen

Klanglich erreichen Eurorack-Module selten das Niveau eines Roland System 700 oder auch System 100. Dafür „können sie mehr“ pro Modul. Das schlagen Eurorack-Module in der Regel aber auch Moog und ARP Synthesizer.

Ansteuerung heute: CV, Gate & Trigger

Alle Baugruppen sind in Detailchecks stets sinnvoll kalibriert, reagieren berechenbar für ein analoges System. Globale Schwächen könnten die nicht so schnellen LFOs sein, das schon erwähnte Weglassen der vielen Eingänge der Main/Lab-Unit Filter und VCAs. Eigenschaften wie Verlauf und Kalibrierung und Klangbeurteilung wie Verstärker, Filter und Oszillator auf Modulation reagieren ist alles wie ein großer Sweetspot. Dies liegt sowohl an den Quellen als auch an der Art, wie die Modulationseingänge gebaut sind. Die Klänge sind schnell nutzbar. Für dieses Ziel muss man an manchem System mehr drehen. Die Abstimmung aufeinander ist perfekt. Ein falsch angelegtes Spannungssignal wird wohlwollend toleriert.

Offenbar ist auch das Netzteil gut und stabil dimensioniert. Dies ist zumindest bei vielen Synthesizern ein Grund für Nachteile oder gar Ausfälle oder Fehlfunktionen. Dennoch kann auch ein System 700 kaputtgehen. Es dürfte aber einfacher sein, es zu reparieren, da es nun mal mit klassischer Technik aufgebaut wurde. In ein MIDI-System lässt es sich leicht einbauen. Man sollte mit 10 Volt als Trigger/Gate-Spannung arbeiten und die sehr übliche Volt/Oktave Ansteuerung für Tonhöhen verwenden. Das ist die heute zu 99 % verbreitete Form der Kontrolle von Analogsynthesizern. Die Spannungstrigger lösen auch unter 10 Volt bereits aus. Nur in einzelnen Fällen ist es notwendig, jene 5 Volt auf 9-10 heraufzusetzen. Das kann man mit Aufholverstärkern tun, die technisch sehr einfach herzustellen sind oder dem eingebauten Signalprozessor oder Verstärker (Amplifier) in dem Modul, in dem sich auch der Envelope Follower und Integrator befindet.

Damals wurde beispielsweise der Roland MC8 für die Ansteuerung verwendet. Das ist ein sehr rudimentärer Sequencer, der jeden Wert als Zahleneingabe erwartete, jedoch ein unglaublich exaktes Timing hatte. Im Falle einer Falscheingabe musste alles erneut eingegeben werden. Er hatte recht viele Steuerspannungen zu bieten, nämlich acht an der Zahl. Heute wird man hier idealerweise mit Audiointerface-zu-CV Lösungen oder den klassischen Lösungen via MIDI oder USB greifen. Alternativ Sequencer/Grooveboxen lässt sich der Sequentix Cirklon oder Elektron Analog Four verwenden. Ein MIDI-Interface für viele Steuersignale kommt von TS-Elektronik. Der MUC500 bietet satte 16 belegbare Ausgänge. Die Tastatur wird vorn angeschlossen und kann umgeschaltet werden auf einen weiteren Eingang, deren Signale innerhalb der Systeme weitergeleitet werden. Außerdem kann man auch mit Silent Way von Expert Sleepers über das Audiointerface arbeiten.

Das Roland System 700 Keyboard

Das 700er Keyboard kann auch durch aktuelle Angebote getauscht werden, es hat keine besonderen Funktionen, die weit über das hinaus gehen, was andere Hersteller anbieten. So kann auch ein Standard Analogsynthesizer mit CV/Gate Ausgängen oder ein aktueller Analoger mit diesen Möglichkeiten eingesetzt werden. Auch hier gilt – wenn es nicht klappt, dann liegt es an der zu geringen Gate-Spannung. Die meisten heutigen Interfaces lassen 10 Volt zu. Billigere Angebote eher nicht, was der Bedienungsanleitung vor dem Kauf aber leicht zu entnehmen ist. Bei Keyboards kann es möglich sein, dass sie nur 5 Volt ausgeben.

Das Roland System 700 on YouTube

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Fazit

Das Roland System 700 kann auch heute noch die Basis sein für höchstaktuelle analoge Produktion. Es bietet zu allem einen guten Kontrapunkt und wird zeitlos bleiben. Ebenbürtige Analog-Clones gibt es bisher nicht. Leider sind die 700er Systeme aber äußerst rar und – sollte man eines finden – extrem kostspielig.

Das Roland System 100m hingegen wird öfters angeboten, kommt dem Klang des großen Bruders sehr nahe und ist auch noch bezahlbar. Daher evtl. wirklich eine Alternative. Und mal abwarten, wie sich das angekündigte Behringer System 1oo schlägt. Wir sind gespannt.

Plus

  • genial durchdachtes Modularsystem
  • sehr guter Klang
  • hochwertige Verarbeitung
  • stimmstabil

Minus

  • schwer zu bekommen
  • und sehr teuer

Preis

  • je nach Konfiguration, pro Cabinet ca. 10.000,- bis 25.0000,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr ausführliche Modulbeschreibung und auch nette Gedanken zum Ende hin! Mich würde mal interessieren, wie sich das Corsynth Filter, welches ja ein OTA Filter mit eben der Roland Charakteristik ist, im Vergleich zum „Original“ schlägt und ob es prinzipiell Möglich wäre, bspw. mit den äusserst ergiebigen Cwejman Oszillatoren und auch dessen 4 Fach-Resonatorfilter + eben dem Corsynth Filter, sich dem Klang und Gestaltungsmöglichkeiten des System 700 anzunähern. Obwohl man hier natürlich die Hürde überwinden muss, dass Corsynth im Synthesizers.com Bauformat ist und Cwejman eben Eurorack. Allerdings befrüchte ich, dass dies zu viel für einen „Vergleichstest“ wäre.

    • Profilbild
      moogulator AHU

      Dann müsste ich jemand haben, der Cwejman und Corsynth Module hat. Testrack für Euro und Moog-Size mit Aufwand durch auf schrauben wäre grundsätzlich da.

      Aber die Frage ist, ob die Art der Umsetzung wirklich so sehr von diesen Eckdaten abhängt oder doch mehr von dem gesamten Umfeld, in dem dies nur ein Teil ist.

      Achja: Die jetzt kommende Bass Station II geht auch in diese klangliche Richtung. Es gibt auch ein Filter von MFB, welches ein wenig an Roland erinnern soll. Müsste man prüfen, was da technisch verbaut wurde. Bei mir im Forum wurde da allerdings einiges zu gesagt. Ja, man müsste das alles da haben.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @moogulator Sicherlich werden die Hüllkurven und LFO’s auch ihren Teil dazu beitragen und natürlich klingen Cwejman Osci’s auch anders als die von Roland, aber es war ja auch mehr als „mögliche Annäherung“ gedacht, da das System ja seltener zu finden ist, als ein Elka Synthex oder ähnliches. Wäre natürlich interessant, wie gut sich das imitieren liesse und welche Vor- und Nachteile es dann gibt. Jedenfalls stehen Cwejman und eben das Corsynth-Filter auf meine Wunschliste, aber vor Jahresende werde ich wohl nicht das nötige Kleingeld dafür haben. Falls sich also bis dahin niemand findet, kann ich mich ja noch mal kommentarisch zu Wort melden.

        • Profilbild
          moogulator AHU

          Naja, der Roland-Sound selbst ist einfach bisher nur bei Rolands Analogen so zu finden. Wenn es dieser „holzige“ Filtersound und dieser Klang ist, dann wird es auch einfach ein Roland werden müssen. Es wäre nur wichtig zu überlegen, ob es modular sein muss oder sollte und so. Aber zB die Filterclones im Studio Electronics oder ähnliches waren immer weit genug weg, um es zu vermissen. Es reicht manchmal sogar schon im Rolanduniversum zu bleiben, um etwas zu vermissen. Deshalb ist wichtig sich da soweit zu kennen.. Das was bei Roland beliebt ist ist der Filtersound, die allgemeine Sweetspot-Art, die man aber auch übertreiben kann (JX Serie) und wie viel Synthese man braucht (Xmod, Ringmod, 2 OSCs..) oder eben modular. Jupiter 8 kann man wegen des Preises nicht empfehlen als Alternative. Also ein Synthex klingt auch vollkommen anders, übrigens finde ich das Resonanzverhalten schwierig beim Synthex. Das ist eben kein Sweetspot.

          Dh. Das alles muss man prüfen. Und das Zusammenwirken ist dann auch noch da, wie du richtig bemerkst hast.

          Es gibt nach meinen Ohren bisher keinen Ersatz für diese Sachen, aber um Musik zu machen kann man sehr viel sonst nehmen. Man darf nur nicht unbedingt „den Sound“ wollen ;)
          Deshalb hat es auch keiner wirklich geschafft zB Korgsound zu haben etc. Und diese Frage ist sogar vergleichsweise neu. Nicht mal Moog ist wirklich überall gut geklaut ;)

          Cwejman klingt in jedem Falle komplett anders als Roland. Die Hüllkurven sind da sehr gut und schnell, so wie die VCAs, die Filter klingen durchaus dreckig und sauber zugleich, auch mittig, aber ganz anders im Verlauf, da die Verzerrungen wirklich andere sind. Das wird also sicher kein Ersatz wenn du den Rolandsound magst. Es ist aber ein sehr guter Synthesizer mit sehr guten Eckwerten. Etwas analytischer noch, aber keineswegs „neutral“.

          bisher scheint mir die BS2 noch am nächsten zu kommen und eher DIY Projekte, ansich ließe sich das 700 sogar clonen, da es nicht aufwendig ist – rein technisch gesehen.

          Ich kann also leider nur sagen – solang du eigentlich den Sound willst, wirds schwer, wenn du etwas strukturell ähnliches willst und ein ähnlich okayes Verhalten willst, das ginge auch noch, aber es wird eben anders sein..

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    rw1957

    @ moogulator: Toller und ausführlicher „Reisebericht“. Dass das 700er-System schwer zu bekommen ist, sollte aber nicht als Minus gewertet werden.

    @ Planetjumpin: Ich würde gerne dazu lernen. Welchen Sinn – nämlich nach objektiven Maßstäben – soll ein solcher „Vergleichstests“ haben?

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      AMAZONA Archiv

      @rw1957 Genau das was oben steht, nämlich sich dem System 700 anzunähern, ohne einen haben zu müssen, da es nämlich, wie von uns allen 3 schon erwähnt wurde, sehr schwer zu bekommen ist! Sicherlich wäre das dann keine 1:1 Kopie, genau so wie ein Andromeda keinen echten Oberheim, oder Moog ersetzt und ein (Studio Electronics) Omega oder Code das auch nicht tut, aber man kann sich schon in diesen Gefilden bewegen und deswegen ist meine Frage auch: wie sehr kann man sich dem annähern!?

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        moogulator AHU

        Der Andro kann recht gut Moogsounds, aber nicht so gut Oberheimsounds.
        SE Omega und so sind toll, aber sie werden eher für „den Produzenten“ ok gleich klingen.Aber wir vergleichen da Kompaktsynths mit Modular, dh – wenn das auch ok ist, dann sage ich halt Bass Station 2 nochmal..

        Muss ich mir aber nochmal genauer anhören.
        Aber monophon und modular und klein und analog und Kompakt und poly ist halt alles unterschiedlich und sehr unterschiedlich teuer..

        siehe oben – nein, denke es gibt keine direkten Ersatz, nur funktional-musikalisch kann man Ersatz finden.
        Es gibt ja heute kaum Analoge Polyphone, deshalb ist das ja eh nur die Wahl zwischen SE und DSI, und da würde ich eher SE nehmen, teuer- gut, aber leider nicht so zappig. Aber sehr gut für die tägliche Produktion, die auch zufrieden stellt. Kostet.

        Rar – ja, stimmt schon. Das ist eigentlich für alle Klassiker das Problem. Allerdings finde ich den Gegenwert sogar „ok“.
        Ein M5 oder sowas kostet auch einiges. Wäre ja in etwa ein Vergleichspartner in Möglichkeit und Funktion zur Main Unit.

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          AMAZONA Archiv

          @moogulator Um es vielleicht deutlicher zu erklären: Cwejman VCO –> Corsynth Filter bzw. Cwejman VCO —> Resonator Modul (also evtl auch Cwejman) —> Corsynth Filter, da ja das Filter den Hauptbestandteil ausmacht. Also quasi eine Art 700er Annäherung, auf Modularbasis. LFO’s und ähnliches müsste man dann natürlich noch hinzufügen. Das war mein Gedanke. Allerdings hätte man dann auch nur das Tiefpass-Filter. VCO’s könnte man natürlich auch von anderen Herstellern nehmen.

          Den Synthex habe ich nur erwähnt, weil es ähnlich rar ist, nicht etwa als klanglichen Vergleich, denn das wäre ja auch absurd.

          Nun, dann hänge ich direkt noch eine Frage hinten dran: Gibt es denn irgendwo Schaltpläne und ähnliches, mit denen sich ein System 700 klonen liesse? Ich denke mal eher nicht, oder?

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            moogulator AHU

            ich befürchte, dass es auch wirklich nicht mehr als eine Annäherung wäre. Wie gesagt, Cwejman ist einfach anders und Resonator ist nicht DER wichtige Teil dieses Systems sondern das Zusammenwirken. Ein Synthesizer ist nicht nur das Filter. Ich habe im SynMag mal eine umfangreiche Testreihe gemacht mit 3 sehr unterschiedlichen Synthesizern (EMS, MS20, Moog) und es spielt eine sehr große Rolle was wo wie wirkt. Der Artikel heißt Modulwechselwahn, ist aber eine ältere Ausgabe..
            Mir ist klar, dass du dir dessen bewusst bist aber sollte man anfügen.

            System700: http://fa......roland700/ von Florian Anwander.

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              AMAZONA Archiv

              @moogulator Ui, danke für den Link und die vielen Antworten!

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    t.bechholds AHU

    Was für ein fantastisches System, dass Du hier sehr schön und ausführlich würdigst.
    Bist Du Dir sicher, dass man ein 700er für „nur“ 10.000,- € bekommen kann ? :)

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    moogulator AHU

    Wie für die meisten alten Synthesizer gilt hier ein buntes Gemisch aus Glück, Angebot und Freundeskreis und ein damit verbundener Drift – Bei sowas kann man alles und nichts fordern. Bei Auktionen wird man sicher das 50fache verlangen und kein Moog, Korg, … dran schreiben. Das verläuft sich über Zeit/Ort/etc. sicher allgemein immer mehr, aber Marktmechanismen zu erklären überlasse ich BWL Spezialisten. Der SynthDAX ist seit gestern dem FrechDAX angeglichen worden. Die Analysten sind fassungslos und rudern entzückend mit ihren Ärmchen.

    Leistung aus Leiden.schaft.

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    Friendly Noise

    Ein Jupiter 4 mit einzelnen CV/Gate Eingängen für jede Stimme spielt auch oben in der „modularen“ Liga. Wenigstens klanglich.

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    Bernd-Michael Land AHU

    Hab das Roland System 700 zweimal besessen und zweimal aus finanziellen Gründen wieder verkaufen müssen. Wobei ich die letzte Trennung in 2013 schon ziemlich bitter bereue.
    Es gibt im gesamten Modularbereich definitiv nichts besseres, als ein System 700.
    Dem MC-8 dagegen weine ich kein Tränchen hinterher.

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