Ungehörte Ton- und Soundmöglichkeiten
Ich erinnere mich noch gut, als ich auf der Musikmesse 2001 eine riesige Traube Menschen, die sich irgendwie nicht auslösen wollte, an einem kleinen Stand erblickte. Dort saßen eine Frau und ein Mann, die eher wie Heilpraktiker und Yogis aussahen, aber nicht wie die typischen Vertreter der Musikindustrie. Der Mann war Peter Neubäcker (Gründer und Gesellschafter von Celemony), der übrigens wirklich einmal eine Heilpraktiker Ausbildung absolviert hat, und seine Frau Hildegard Sourgens (Gesellschafterin von Celemony). Sie zeigten das bis dahin unbekannte Programm Melodyne, das die Musikindustrie seitdem verändert hat. Mittlerweile ist Celemony Melodyne 4 erschienen und das schauen wir uns heute genauer an.
Melodyne
… konnte zum ersten Mal monophones Klangmaterial in Tonhöhe und Zeit manipulieren, ohne die klanglichen Eigenschaften zu reduzieren. Das war bis dahin in dieser Qualität einfach nicht möglich. In den letzten 15 Jahren hat sich dann Melodyne zum Standard-Studiotool für Tonhöhen- und Zeitkorrektur von Instrumenten und Stimmen etabliert, seit 2008 ist dies sowohl mit monophonem als auch mit polyphonem Material möglich. In der neuen Version, Celemony Melodyne 4, geht das Programm jetzt neue Wege und wird gerade auch für Sounddesigner zu einem interessanten Studiotool.
Versionen von Melodyne
Genau genommen existiert Melodyne 4 in fünf verschiedenen Versionen. Alle Versionen laufen auf MAC und PC in 32-Bit- und 64-Bit-Systemen, stehen jeweils als Standalone-Version und als Plug-in für jede DAW in den Formaten AU, VST, RTAS und AAX zur Verfügung. Melodyne Studio ist die große Version für den professionellen Bereich, die die komplette Feature-Liste von Melodyne enthält. Melodyne Editor muss auf den neuen Sound Editor und das Multitrack Note Editing (siehe unten) verzichten. Mit Melodyne Assistant ist man nur auf die Bearbeitung von monophonem Audiomaterial festgelegt und kann die Skalen im Editor nicht bearbeiten. Melodyne Essential ist die Einstiegsversion in die Melodyne-Welt mit nochmals stark abgespeckten Features gegenüber den anderen Versionen.
Abgerundet wird die Versionsvielfalt von Melodyne mit Melodyne ARA, eine neuartige Plug-in-Schnittstelle, die wesentlich enger mit einer DAW zusammenarbeitet als herkömmliche Plug-ins. ARA verhält sich im Grunde genommen wie ein Teil der DAW und ist für Presonus Studio One, Cakewalk Sonar und Traktion erhältlich. Leider ist bisher nicht bekannt, ob die neuen Features von Melodyne 4 auch irgendwann in ARA zur Verfügung stehen werden.
Sound Editor
Die größte Neuerung in Version 4 ist der Sound Editor, der nur in der großen Version von Melodyne 4 Studio enthalten ist. Der Sound Editor liefert eine ganz neue Anwendung auf Basis der wohlbekannten DNA-Technologie von Melodyne: Die Bearbeitung des Klanges selbst. Melodyne erkennt, aus welchen Teiltönen sich ein Ton zusammensetzt. Dieser konnte bisher nur melodisch und harmonisch manipuliert werden. Nun wird die Zerlegung von Teiltönen dazu benutzt, um die klanglichen Zusammenhänge der Musik zu bearbeiten.
Der Sound Editor besteht aus drei verschiedenen Bereichen: Equalizer, der in Halbtonschritten eingestellt werden kann, Harmonics bearbeitet die Obertonstruktur jeder einzelnen Note und Synth resynthetisiert den Ausgangsklang.