R.I.P Herbert A. Deutsch: Ohne ihn gäbe es keine Moog-Synthesizer
Herbert A. Deutsch ist am 9.12.2022 verstorben. Er wurde 90 Jahre alt. Herbert Deutsch war für die Synthesizer-Welt unglaublich wichtig, weil er mit Robert Moog die Grundlagen des Synthesizers entwickelte, wie wir ihn heute kennen.
Herbert A. Deutsch wurde 1932 geboren und war in seiner Jugend ein Elite-Musikstudent. Er war bis zu seiner Emeritierung 2001 Professor an der Hofstra University. Neben Moog arbeitete er auch u. a. für Roland und Jim Henson’s Muppets. Er war außerdem Komponist, dessen Werke bis zuletzt aufgeführt wurden. Außerdem hatte er Lehraufträge an Universitäten und war Mitgründer der Long Island Composers Alliance (LICA). Von 1979 bis 1983 war er für den Verkauf und Marketing der Moog Instrumente verantwortlich. Er schrieb 3 Bücher über Computermusik und elektronische Musik.
Glücklicherweise hat Herbert A. Deutsch erzählt, warum sein Weg mit den Synthesizern und Robert Moog so eng verbunden ist. Es folgt eine kurze Zusammenfassung Herbert A. Deutschs eigener Erzählung aus der Dokumentation Bright Sparks. Anfang der 1960er-Jahre hatte Deutsch seine College-Ausbildung abgeschlossen und las einen Artikel von Robert Moog über das Theremin und bestellte sich daraufhin ein Bausatz für 49,50 $. Ende 1963 besuchte er das All State Festival, bei dem er auch Robert Moog traf, der dort sein Theremin ausstellte und verkaufen wollte. Nach der Erzählung von Herbert Deutsch war Robert Moog ein sehr erfahrener Ingenieur, aber von elektronischer Musik verstand er wohl nicht viel. Robert Moog machte damals seinen Doktor in Physik und sah sich selbst als Hobbymusiker. Schnell kamen sie auch auf Synthesizer zu sprechen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es in ihrem Umfeld nur ein Instrument, das Synthesizer genannt wurde: der RCA Mark II Sound Synthesizer, welcher der Columbia-Universität gehörte. Das Instrument füllte einen Raum vollständig aus und Herbert A. Deutsch schlug Robert Moog vor, ein Instrument zu erschaffen, das viel kleiner und damit handlicher wäre. Über diese Idee haben sie 3 Stunden diskutiert und Robert Moog hat wohl kein einziges Theremin in dieser Zeit verkauft.
Nach einem erneuten Treffen im Januar 1964 entschlossen sie sich, einen Synthesizer zu bauen. Herbert A. Deutsch berichtete seiner Universität von diesem Projekt. Die Universität entschloss sich, dieses Forschungsvorhaben mit 200 $ zu unterstützen. Dieser Betrag reichte aus, um die Reisekosten zu Robert Moog zu decken. In 2 Wochen entwickelte er zusammen mit Robert Moog die Grundlagen des Synthesizers, wie ihn auch noch heute benutzen.
Zu diesen Ideen gehörte die Entwicklungen von Modulen. Die bahnbrechenden Erfindungen waren aber der Voltage Controlled Oscillator (VCO) und der Volltage Controlled Amplifier (VCA) mit den Einstellungen Attack, Decay, Sustain und Release (ADSR). Diese Grundlagen sind bis heute Standards in der Synthesizer-Welt. Herbert A. Deutsch überredete Robert Moog dazu, das Instrument mit einem Keyboard auszurüsten, um es der Allgemeinheit einfach zugänglich zu machen. Der Chef der Columbia-Universität riet Robert Moog von einem Keyboard ab.
Das erste öffentliche Konzert auf einem Moog Synthesizer wurde 1965 von Herbert A. Deutschs Band New York Improvisation Quartet durchgeführt. Der Rest ist Geschichte.
Ruhe in Frieden Herbert A. Deutsch!
Ist schon merkwürdig:
Da gibt es eine Menge Menschen, die dafür sorgen/gesorgt haben, daß wir Alle hier unsere Leidenschaften ausleben können, und sie wirken doch abseits der Wahrnehmung, quasi im Hintergrund. So geht es mir jedenfalls, sein Schaffen war mir nicht bekannt…
Danke, @Sven, für Deine Würdigung.
90 Jahre ist ein stolzes Alter, hoffentlich hat er sich selbst noch sagen können „ich habe Vieles richtig gemacht“.
Ein Mensch mehr, an den wir denken können, wenn wir wieder mal in „unsere Welt“ abdriften…
Danke für diese Worte. ich wollte vom Sinn genau das schreiben … allerdings fehlten mir die Worte. Vielen Dank also noch mal.
R.I.F Herr Deutsch
Herb Deutsch und seine Frau hatten mich in meinem kleinen Laden für Synthesizer Ende der 70er-Jahre besucht. Im Nachhinein sehe ich das als eine große Ehre an.
Danke für den Nachruf, ich habe es gestern in Wiki gelesen und mir war der Name bis dato nicht bekannt.
Jetzt kann er mit Bob Moog im Himmel an neuen Modulen basteln! <3
Shame on my – so ging es mir auch! Ich hätte bis data immer behauptet, alle wichtigen „Namen“ zu kennen. Da lag ich wohl falsch. Danke für die Infos und natürlich die Würdigung…
Danke für den Nachruf eines grossartigen Menschen der immer etwas in der Geschichte der Synthesizer im Hintergrund war. Aber ich denke das wollte er auch so, Menschen zeichnen sich durch ihr Werk aus.
Ein weiterer schwerer Verlust nach u.a. Bob Moog und Dave Smith. Mach es gut, Herb! Wo wären wir Musiker, wo wäre die aktuelle Musikszene heute ohne die damalige Leistung unter anderem von Herb?
Danke Sven!
schade, ich wußte nichts von diesem Mann. Aber ich bin auch kein Kenner der Synthi-Szene, auch wenn ich regelmäßig drüber lese (und ganz bescheiden privat Musik mache).
Was für eine bemerkenswert erfolgreiche (berufliche) Karriere!
Lese ich sowas, dann wünsche ich mir immer, daß die Person hoffentlich auch privat ein sehr erfülltes Leben haben durfte, in seinen Beziehungen und in seinem Umfeld.