Der ultimative Musiker-Horror
Das heutige Fundstück passt eigentlich nicht in unsere Reihe von Synthesizern als Filmrequisiten, denn hier wird ein Roland System 700 tatsächlich zum Musikmachen verwendet. Sogar von einem richtigen Musiker, der einen Film vertont. Und so qualifiziert sich die Episode „Witching Time“ aus der Serie „Hammer House of Horror“ dann doch für eine Halloween Fresh News.
Dabei beginnt die Geschichte wie im wirklich wahren Leben. Ein Musiker, der passenderweise an einem Soundtrack für einen Horrorfilm arbeitet, steckt in einer Kreativkrise, ist medikamentenabhängig und seine Frau ist bei Dreharbeiten, sprich ihrem Liebhaber. Da kommt ein bisschen Abwechslung nicht ungelegen und prompt erscheint eine Hexe, die vor Jahrhunderten auf eben jenem Anwesen (das ernsthaft „Woodstock-Farm“ heißt) gelebt hat und durch die Zeitreise ihren Häschern entkam.
Der Musiker glaubt das Märchen natürlich nicht, zeigt der Hexe aber die Wunder der Neuzeit. Nur das Musikzimmer wird vorsorglich geschlossen, aber ein kurzer Blick genügt uns, um das große Modularsystem zu erkennen.
Die Story nimmt ihren Lauf: Musiker ruft Arzt – Hexe fühlt sich verraten – Arzt ruft Frau an – Hexe schläft mit Musiker – Arzt verpetzt Musiker – Frau kommt zurück – Hexe hext – Badewanne läuft voll Blut – Vogel ohne Kopf auf dem Bett – Frau wird hysterisch … ja, wer kennt das nicht?
Und derweilen zweifelt der Musiker an seinem Verstand, wirft Pillen ein und darbt vor sich hin. Wer erkennt sich in diesem Bild wieder?
Als dann ein dämonisches Lachen aus dem Musikzimmer schallt, muss Frau das Tonband nun aber ganz energisch ausschalten.

Gut zu erkennen: die offene Pillendose auf dem Keyboard Controller im Flightcase-Untersatz – Quelle: DVD Hammer House of Horror
Die Hexe verursacht immer mehr Unglück. Während der Musiker immer tiefer in seiner Schaffenskrise versinkt, auch sonst nichts mehr auf die Reihe kriegt und noch mehr an seinem Verstand zweifelt, schreitet die Frau zur Tat und – jetzt müsst ihr alle ganz stark sein – SIE ZIEHT DEN STECKER! Ja, ich weiß, es ist nur ein Film, aber ich finde, es gibt Grenzen, die einfach nicht überschritten werden sollten!
Kein Wunder, dass das beim Musiker wie auch beim Zuschauer gleichermaßen Schmerzen verursacht.
Die Frau kehrt dann noch einmal zurück, sogar mit Voodoo-Püppchen, aber trifft ihren nun völlig durchgedrehten Mann nicht mehr an. Ein Glück, denn so gibt es noch einmal einen fast freien Blick auf das Modularsystem. Der Rest der Geschichte ist dann völlig unmodular und somit ohne weitere Schrecken – für Musiker.
Was ist das denn fuer eine recherche?
Das ist ganz klar ein Roland System 700 und kein Moog.
@nativeVS Hahahahahahaha – ich hab gewartet, wie lange jemand braucht um das zu sehen! Kannst du mal sehn, wie klein mein Fernseher ist ;-) Ist jetzt geändert.
Gut zu erkennen: die offene Pillendose auf dem Keyboard Controller im Flightcase-Untersatz
Ja, ausgezeichnet zu erkennen. Welcher Musiker hätte nicht gerne so eine Pillendose?
Mal abgesehen von den für Elektronik-Musiker unbestreitbaren Vorzügen des Films … aber ich finde es immer wieder erstaunlich welcher Unsinn verfilmt und dann durch jeweils halbwegs gute Schauspieler, Kamera und Filmmusik in ein durchaus ansehbaren Filmspaß verwandelt werden kann. Hirn ausschalten und Spaß haben. Jetzt noch eine gehörige Prise Selbstironie und man kann so etwas heute noch zeigen. Ich schätze mal, dass ein durchschnittlicher deutscher »Tatort« das vierfache dieses Films kostet und nicht ein Viertel so viel Spaß macht.
Was für eine GurKe von Folge und Serie … ich kenne sie und habe mich zu Tode gelangweilt. Um den Esprit solcher schlecht gealterten Produktionen besser genießen zu können, braucht es noch ein großen Röhrenfernseher, 80er Jahre Tapette an den Wänden und dazu Omas alte Federkern Couch. Das System ist mir damals schon aufgefallen und schon damals tangierte es mich peripher, da es nur als Requsiete eingesetzt wurde evtl. sogar schon kaputt war. Aber in kann den Enthusiasmus sehr gut nachvollziehen, wenn man seine Freude an solchen Dingen hat, denn in vielen alten Schincken wurden wahre Schätze als Requisite eingesetzt.