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Synthesizer im Kino: ARP 2500 in „Unheimliche Begegnung der 3. Art“

Die unheimliche Begegnung mit dem ARP 2500

10. April 2021

Vorwort der Redaktion
Im Zuge unserer Kooperation mit dem SynMag-Fachmagazin wollen wir euch einige journalistische Perlen zugänglich machen, die wir in vergangenen Ausgaben des SynMag-Fachmagzins gefunden haben und in leicht geänderter Form nun hier präsentieren dürfen.

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Aus der Serie „Elektronische Musikinstrumente im Film“ von Manfred Miersch haben wir den sechsten Teil über den Spielberg-Klassiker „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ausgewählt, in dem ein ARP 2500 Teil des UFO-Empfangskomitees ist. Zweifellsohne lässt sich der ARP wunderbar sehen, aber hören wir in den entsprechenden Szenen auch einen ARP-Synthesizer?

Bei der Gelegenheit noch ein Hinweis: HIER findet ihr ein Special zum Filmkomponisten John Williams, der den beeindruckenden Soundtrack zum Film komponiert hat.

Viel Spaß nun bei Manfred Mierschs Reise und auch die Filmgeschichte.

Der großartige Soundtrack zum Film von John Williams

UFO Sichtungen und UFO-Archive

Vor einigen Jahren hatte Frankreich als erstes Land der Welt sein Archiv mit Berichten über die Sichtungen angeblicher UFOs ins Internet gestellt.

Das französische Weltraumforschungszentrum CNES hatte sich diesbezüglich das Ziel gesetzt, alle aufgezeichneten 1600 Fälle nach und nach zu veröffentlichen. Der Anfang der UFO-Forschung beim CNES war im Jahr 1977 gemacht, als sich erstmals eine Studiengruppe zur Erörterung des Problemfeldes zusammenfand. War dies vielleicht auch eine Folge der ersten französischen Filmpremieren von Spielbergs berühmtem Film, der 1977 fertig gestellt war (und 1978 für Kameraführung und Toneffektschnitt einen Oscar kassierte)?

2017 hat auch das britische Verteidigungsministerium seine geheimen Akten zu Vorfällen mit unbekannten Flugobjekten veröffentlicht.

Hier geht es um „7000 Ufo-Sichtungen der vergangenen drei Jahrzehnte“, dazu heißt es: „So berichteten laut Observer 1977 fünf Mitglieder der Besatzung eines Vulcan-Bombers von einem Objekt, das sich dem Flugzeug über dem Golf von Biskaya genähert und gewendet hatte, um dem Bomber dann im Abstand von vier Meilen zu folgen.“ (Zitate: Süddeutsche Zeitung, 7.1.08) Die Annahme, dass Spielbergs perfekt konstruierter und temporeich und dramatisch gestalteter Spielfilm einen leichten „Orson-Welles-Effekt“ erzeugte, d.h. dass das Publikum so beeinflusst war, dass etliche Personen dann unter UFO-Erscheinungen litten, wie schon bei Welles‘ realistisch gehaltener Radio-Inszenierung von H. G. Wells „The War of the Worlds“ im Jahr 1938, ist durchaus vertretbar.

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Spielbergs Vision einer Begegnung mit Außerirdischen

In „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ geht es um die unheimlichen Begegnungen, die mehrere Menschen mit den plötzlich weltweit erscheinenden unbekannten Flugobjekten erfahren. Anfangs geht es nur um einzelne Beobachtungen merkwürdiger Phänomene, dann tauchen die UFOs auf. Unerklärliche Vorfälle häufen sich und der Zuschauer wird mit Bildern ferner Orte konfrontiert, ein Drehort war z.B. auch Bombay, Indien. Glücklicherweise landen die Außerirdischen dann aber nicht in der dritten Welt oder in der UDSSR, sondern in Wyoming, USA, alles andere hätte die Dreharbeiten ziemlich erschwert. Das Set, das aus der finalen Szene mit der Landung des großen Mutterschiffs bekannt ist, befand sich aber nicht dort, am „Devil´s Tower“, jenem Berg der als erstes Nationaldenkmal der USA gilt und der im Film so markant aufragt, sondern in einem zum Studio umgebauten und erweiterten riesigen ehemaligen Luftschiff-Hangar in Mobile, Alabama.

Hinter dieser weißen Konsole verbarg sich der ARP 2500, der im Film leider kein einziges Mal zu sehen war.

Der „Devil´s Tower“ ist das Ziel, auf das die Protagonisten zusteuern, sowohl Richard Dreyfuss als „Roy Neary“, als auch Melinda Dillon als „Jillian Guiler“ und als Gast-Star der Franzose Francois Truffaut; seine Rolle des „Lacombe“ war das schauspielerische Debüt des 1984 gestorbenen Regisseurs in Amerika. Bei „Close Encounters“ war noch ein anderer begabter Mensch vertreten, der Special-Effekts-Spezialist Douglas Trumbull.

Trumbull hatte vorab bereits zum Erfolg von  Stanley Kubricks Meisterwerk „2001: A Space Odyssey“ beigetragen und seinen guten Ruf im Jahr 1971 als Regisseur von „Silent Running“, einem weiteren Science Fiction Klassiker, verfestigt. Trumbull berichtet, dass bei „Close Encounters“ zum ersten Mal ein digitales Live-Action-Recording-System eingesetzt worden sei. Mittels digitaler Signalerzeugung wurde jede Einstellung digital aufgezeichnet, zur nachfolgenden Vervollständigung mit zusätzlichen Effekten. Angesichts dieses Einsatzes neuester Digitaltechnik mag verwundern, dass die dramaturgisch wichtigste Technik im Film, jene durch die die entscheidende  Kommunikation mit den Außerirdischen ermöglicht wird, sich als Kombination analoger ARP-Synthesizer-Module darstellt. Und dann noch vom Typ „ARP 2500“, ein Produkt, das 1977 schon nicht mehr ganz neu war …

ARP 2500 im Originalzustand

… denn dieser Synthesizer stammt aus dem Jahr 1970. Es war das erste Produkt der Firma von Alan Richard Pearlman, die 1969 gegründet wurde und die anfangs unter dem Namen Tonus Inc. auftrat, bis der Firmengründer sich entschied, seine Produkte künftig unter einem Logo zu vermarkten, das aus einem Notenschlüssel mit Elektrostecker bestand und den drei Initialen seines Namens: ARP.

Das ARP 2500 Modular-System von 1970

Das Modell 2500 ist ein modularer Synthesizer, dessen Konfiguration variieren kann. Im zentralen hölzernen Kabinett sind am oberen und unteren Rand zwei Reihen von Schieberegler-Matrixblöcken mit jeweils 12 Feldern angeordnet, diese sind im Film gut erkennbar. Flankiert wurde das Instrument in seiner ausgebauten Form von zwei weiteren Holzkabinetten von halber Größe, mit Matrix-Reihen, die jeweils 6 Felder enthalten. In „Close Encounters“ ist der gesamte Aufbau schräg liegend in eine weiße Konsole eingefügt. Man könnte sich bei diesem Anblick an die Instrumenten-Pulte erinnert fühlen, die Kraftwerk noch 1991 live benutzten und deren Konstruktion auf Ideen aus der Zeit um 1979 zurückzuführen ist.

Der ARP 2500 in der Filmkulisse des Science Fiction Films

Der ARP 2500 verfügt über einige interessante Module, so z.B. einem Quad Envelope Generator (Modul 1046) mit integrierter Gate-Delay Funktion und der Möglichkeit, zwischen Single- und Multiple Trigger umzuschalten. Das Clocked Sequential Control Module (1027) bietet 3×10 Steps und eine eingebaute Clock zum Einstellen der „Pulse Repetition Frequency“. Die Funktionserweiterung des dreireihigen Sequencers ist ebenfalls möglich: durch das Mix-Sequencer Module (1050). Das Ablaufen verschiedener Funktionen kann man im Film sehr schön durch blickende Lämpchen wahrnehmen. „Close Encounters“ ist ja ein Film, in dem es sowieso überall blickt und leuchtet. Colin Cantwell aus Los Angeles war der Spezialist für einige der Lichteffekte, er erzeugte auf dem Computer u.a. die drei beleuchteten UFOs, die sich der ARP-Console nähern. Computergenerierte Effekte im Jahr 1977 zu erzeugen, damit war man der Zeit um 15-18 Jahre voraus.

Ihrer Zeit voraus zu sein, das versuchte auch die Firma ARP, was nur teilweise gelang, denn dort verkalkulierte man sich nach anfänglichen Erfolgen. Das Konzept, mit Synthesizern wie dem nachfolgenden Modell 2600 oder dem Odyssey, den Live-Musiker anzusprechen, der ohne Kabelgewirr flexible Verschaltungsmöglichkeiten der Funktionsgruppen wünscht, ging im ersten Jahrzehnt auf. In abgedruckten Anzeigen gab man sich selbstbewusst und verkündete anlässlich der Werbung für das Nachfolgeprodukt „The ARP 2600 is the only synthesizer that has been thoroughly researched and documented. The ARP 2600 Owner’s Manual is used by schools around the world as a guide to basic electronic music principles.“ und „As a performance instrument, as a studio instrument, the ARP 2600 synthesizer has no equal.“, ja, man sah sich schlichtweg als „World’s leading manufacturer of electronic music synthesizers“. Erst der Firmensitz Massachusetts und später die ganze Welt, – das konnte nicht gut gehen. Infolge technischer und finanzieller Fehleinschätzungen war die Firma 1981 pleite.

Das ARP 2600 Owner’s Manual, das dem Autor dieses Textes vorlag (Ausgabe 1971, noch unter dem ursprünglichen Firmennamen Tonus veröffentlicht), ist sehr schön mit handgemalten Wellenformen illustriert und führt auf unterhaltsamste Weise in die basic electronic music principles ein. Auf Seite 3 wird der User in Großbuchstaben ausdrücklich gewarnt: „Don´t forget to TURN ON THE SYNTHESIZER. Often this is the reason why you get no sound out of it.“ An Lehrer und Ausbilder ist eine irritierende Ermahnung auf Seite 25 gerichtet: „Patches designed for instructional purposes, in a classroom, might have no musical value at all.“(!) Auch für den ARP 2500 wurde eine Gebrauchsanweisung inklusive „electronic music theory“ ausgeliefert, – zum Preis von 5 Dollar.

Phil Dodds (Mitte), Techniker der Firma ARP, hier auch als Schauspieler überzeugend

Die letzte Entwicklung der Firma ARP, der Chroma, überlebte den Zusammenbruch, indem die Vertriebs- und Herstellungsrechte an CBS Musical Instruments verkauft wurden. CBS brachte den 16-stimmigen Chroma als „Rhodes Chroma“ 1982/83 auf den Markt, das Herz dieses begehrten Instrumentes war ein Intel 80186 Mikroprozessor. Den Konkurs der Firma managte ein Mann, der als vice president of engineering für ARP arbeitete und dessen Team an der Entwicklung des Chroma maßgeblich beteiligt war: Philip Dodds. Dodds begleitete die Firma jahrelang und war in die Entwicklung vieler Produkte einbezogen oder ermöglichte diese erst, er starb im letzten Jahr am 6. Oktober 2007 und wird vielen Menschen in Erinnerung bleiben in seiner Rolle als ARP Techniker in „Close Encounters“, als „Jean Claude“, der den Klangerzeuger (mit dezentem ARP-Logo) bedient, um die Kommunikation mit den Außerirdischen zu bewerkstelligen.

Analoger ARP-Sound für Aliens?

Wurden die Aliens getäuscht? Der schöne ARP 2500 klingt im Film gar nicht wie ein Synthesizer, die fünf Töne D – E – C – C (Oktave tiefer) – G, nach italienischer Bezeichnung Re-Mi-Do-Do-Sol, scheinen eher einem Holzblasinstrument zu entstammen. Auch die Aliens muten etwas konservativ an, denn aus ihrem Mothership ist als akustische Reaktion eine Tuba zu hören. Licht, Farben und elektronische Musik als Medium der Kommunikation, diese Vorstellung bestimmt die Story des Films, doch man war hier wohl eher am Aussehen des ARP 2500 interessiert und weniger am Sound. So ähnlich erging es schon dem Synthesizersystem TONTO, beschrieben  in der letzten Folge dieser Serie zu elektronischen Instrumenten im Film.

Hier die komplette Filmsequenz „The Five Tones“

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Der Soundtrack von „Close Encounters“ stammt von John Williams, einem der bekanntesten amerikanischen Filmmusik-Komponisten, Gewinner von 5 Oscars und einer Vielzahl weiterer Auszeichnungen. Williams war mit Bernard Herrmann befreundet, einem berühmten Kollegen, der für seine eigenen Filmmusik-Kompositionen durchaus gern mal ein Theremin oder ein Mixturtrautonium einsetzte. Derartige musikalisch-akustische Experimente hatten Williams und Spielberg bei „Close Encounters“ nicht im Sinn.

Das bereits erwähnte Nachfolgemodell des ARP 2500, der 2600, konnte seine Klangqualitäten im Science Fiction Blockbuster „Star Wars“ unter Beweis stellen: Stimme und Soundeffekte des Publikumslieblings „Roboter R2D2“ wurden damit erzeugt.

Manfred Miersch

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Forum
  1. Profilbild
    Lensman

    Genau mein Ding. Danke für den tollen Beitrag. Damals ein sensationeller Film mit großartiger Musik. Ich werde nie das Opening vergessen, mit dem anschwellenden Orchester auf schwarzer Leinwand und plötzlich wird man von einer Wüstensonne geblendet. Den Directors Cut hätte sich Spielberg aber sparen können. Dafür wurden damals Szenen gekürzt wie Roy Neary (Richard Dreyfuss) zu Hause immer und immer wieder versucht seine Vision von dem Berg zu bauen (Gartenerde, Kartoffelbrei usw). Auf jeden Fall ein Meisterwerk.
    Das die Außerirdischen Tuba spielen ist mir damals überhaupt nicht aufgefallen – ich war wohl zu geplättet von dem Special Effects. Aus heutiger Sicht, wäre da sicher ein ARP besser geeignet gewesen.

    • Profilbild
      iggy_pop AHU

      @allforjupiter Das war ein Brasilianer mit dem Namen Nelson Ned (ohne Synclavier und ohne Flanders).

      Irgendwie ist das unfair: Da dient der riesige 2500 als Staffage, und keiner erwähnt den süßen, kleinen Yamaha SY-1 mit einem Wort.

      Der im Film verwendete 2500 wurde in den 1990ern bei einem Räumungsflohmarkt im Filmstudio für 150 Dollar verkauft. Es gibt jemanden auf Analogue Heaven, der der glückliche Käufer war.

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    8-VOICE AHU

    Riesen Aufwand für einen Flötensound :-) Der Film hat mich damals im Kino extrem beeindruckt, wie auch Star Wars 1977!

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    mort76

    „…dass das Publikum so beeinflusst war, dass etliche Personen dann unter UFO-Erscheinungen litten, wie schon bei Welles‘ realistisch gehaltener Radio-Inszenierung von H. G. Wells „The War of the Worlds“ im Jahr 1938, ist durchaus vertretbar.“

    Das ist eine Urban Legend.
    Es gab dazu vor einiger Zeit eine Forschungsarbeit, und deren Ergebnis war, daß die Zeitungen dieses Märchen in die Welt gesetzt haben, weil das Radio zu dieser Zeit mehr und mehr zu einer Konkurrenz wurde- also hat man versucht, das Radio zu diskreditieren.
    Unter anderem auch mit der hübchen Zeitungsente von der „Massenpanik wegen eines Hörspiels“, für die sich aber in der Realität keine Belege finden ließen.

    Und nun wird diese Geschichte immer und immer wieder widerholt…

    https://zeithistorische-forschungen.de/2-2011/4723
    „Liest man aber die zeitgenössischen Zeitungsberichte genau, die nach dem 30. Oktober die Grundlage für spätere reißerische Darstellungen schufen, dann waren es letztlich Anekdoten mit vergleichsweise wenigen Personen, die das Bild der „Panik“ bestimmten. Den Zeitungen ermöglichten sie es aber, das Konkurrenzmedium Radio als unzuverlässige Informationsquelle zu denunzieren.“

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      Tyrell RED

      @mort76 Danke für die Aufklärung. Ich hatte mir so etwas schon immer gedacht, auch wenn die Vorstellung faszinierend war, wie eine Stadt wegen eines Radiobeitrages in Panik gerät :)

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    Flowwater AHU

    Vielen Dank für den schönen Bericht. Ein großartiger Film, auch heute noch. Ich gehöre noch zu der Generation, die den Film im Kino gesehen hat, als er neu war (in Deutschland kurz vor »Krieg der Sterne«). Und in meiner kindlichen Bewunderung war ich absolut hin und weg.

    Schon damals ist mir aufgefallen, wie der Synthesizer-Operator im Film – also Phil Dodds – mit einer Mischung aus Staunen, Begeisterung und Entsetzen auf das ein paar Meter vor ihm über dem Boden schwebende Riesen-Raumschiff blickt. Letzteres weiß man nur durch den Filmschnitt, denn zusammen sieht man das nicht (wenn ich mich recht erinnere). Und dann beim Wiedersehen des Film fällt mir dieser Moment immer wieder auf. Die Schauspieler links und rechts von ihm machen das meiner Meinung nach nicht so gut. Anhand seines Blickes kann man mitfühlen, welch sensationeller atemberaubender Moment das sein muss. Absolut super gemacht und vielen Dank an Steven Spielberg, dem Kollegen auch im Film eine – ziemlich wichtige – Rolle zuzuweisen. Großartige Regisseure machen so etwas, um großartige Filme zu produzieren. In der inzwischen durchgeplanten Hollywood-Maschinerie mit ihrem Einheitsbrei kommt so etwas leider eher selten vor.

    Ach, hey, denn Film müsste ich mal wieder sehen.

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      Tyrell RED

      @Flowwater Kleine Korrektur. Filmstart SW in Deutschland war am 9. Februar 1978, Unheimliche Begegnung startete offiziell am 6. März 1978. Ich hatte das Glück beide in der ersten Woche sehen zu dürfen (ich war damals gerade erst 14 geworden), von da ab war Kino für mich nicht mer das selbe wie zuvor.

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        Flowwater AHU

        @Tyrell Alles klar, dann habe ich die Filme in umgekehrter Reihenfolge gesehen. Ich weiß nämlich noch, wie ich von »Unheimliche Begegnung der Dritten Art« hin und weg war … da haben evtl. Vergleiche zu »Krieg der Sterne« keine Rolle gespielt, weil ich den Lucas-Film noch gar nicht gesehen hatte. Nachdem ich dann nämlich »Krieg der Sterne« sah, spielte »Unheimliche Begegnung der Dritten Art« erst einmal eine Weile keine Rolle mehr.

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      TobyB RED

      @Flowwater Ich verweise mal darauf, das Spielberg, Lucas, Coppola et al. , dem damals sterbenden Kino neue Impulse einhauchen wollten. Und das Filmen und die Art und Weise Geschichten zu bebildern und vertonen auf ein neues Level zu heben. Ich empfehle dazu die Dokus „Die SciFi Story“, „Score – Eine Geschichte der Filmmusik“, „Making Waves – The Art of Cinematic Sound„ . Die Rolle des Filmtons sollte man nicht unterschätzen und hier bei Spielberg wird die symbolische Bildsprache auf ein neues Level gehoben. So beginnt der Film nach einer von formloser Musik begleiteten, etwa 10 Sekunden andauernden Schwarzblende mit der Darstellung der alttestamentlichen Bibeleröffnung. Und das Thema dazu hat den passenden Namen, Let there be light. Solche Versatzstücke finden sich im ganzen Film wieder und auch eben beim Sound. Auf der einen Seite das Spiel mit religiöser Symbolik und auf der anderen Seite Wissenschaft und Technik. Deshalb kommt auch der ARP als Riesenkirchenorgel daher.

      Ohne Spielberg, Coppola, Lucas, Scorsese, Scott, Carpenter gäbe es das Kino so wie es heute ist nicht. Dazu gehört auch das die ihre Foley Artists und Komponisten immer in den Prozess einbezogen haben. Weil es um die Einheit von Film und Ton ging.

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        Flowwater AHU

        @TobyB Jepp, volle Zustimmung. Diese Fünf-Töne-Sequenz aus »Unheimliche Begegnung der Dritten Art« ist für mich bis heute legendär. Und auch meine Begeisterung über die Szene, als sich quasie die Leute an dem Synthesizer mittels der fünf Töne mit dem Raumschiff unterhalten. Bis heute Gänsehaut:

        Menschen: Diet – Diedieet – Diet – Diiiiiiet
        Raumschiff: (keine Antwort)
        Menschen: Diet – Diedieet – Diet – Diiiiiiet
        Raumschiff: (keine Antwort)
        Menschen: Diet – Diedieet …
        Raumschiff: … TRÖT – TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖT!!!

        😂😂😂👍

        Grandios! Einfach nur grandios. Besser kann man doch die erste friedliche Kontaktaufnahme mit einer außerirdischen Zivilisation gar nicht inszenieren.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @Flowwater Ich bin da etwas anders sozialisiert. Im Kosmos der DDR gabs schon Übersetzungsautomaten. https://bit.ly/3d6frDE, gut die Roboter sahen aus wie aus Hellraiser aber aber an sich waren die sympathisch.

            • Profilbild
              TobyB RED

              @Flowwater Hallo Henrik, gibts auch als DVDs. War eine Filmreihe. Der SciFi Film hatte im ehem. Ostblock durchaus seine Berechtigung und hat Meisterwerke hervorgebracht. Das fängt bei „Eolomea“ an, da wären wir dann beim Subharcord. Solaris, Stalker von Tarkowski. Oder alle Jule Verne Verfilmungen von Karel Zeman, Barandov, Prag. Oder „Die stählerne Stadt“. Interessant zum Vergleich zu 3rd Encounter, ist wie unterschiedlich die Bild und Tonsprache ist. Leider ging in den 1980er Jahren, dass Interesse an SciFi Filmen im Ostblock zurück, ich vermute weil man nicht mit den westlichen Kino SFX konkurrieren wollte/konnte. Da gibts dann nur wenig nennenswertens, wie die die TV Serie „Die Besucher/Adam 1984“ oder „Sexmission“ aus Polen, musikalisch sehr Klasse gemacht von Henryk Kuzniak.

              • Profilbild
                Flowwater AHU

                @TobyB Absolut! Einer meiner Lieblings-Regisseure ist – ungelogen – Andrei Tarkovski von dem ich »Solaris« aber vor allem »Stalker« liebe. Letzterer ist zwar extrem behäbig erzählt und enthält, wenn man es so will, fast keine SF-Elemente. Aber genau dieses bis zum wahnsinnig werden bedächtige Voranschreiten der Filmhandlung verbunden mit der Bildsprache und dem eindringlichen Soundtrack … ein absolutes Meisterwerk. Ich habe leider nur eine nicht wirklich dolle Kopie des Films auf DVD von »Icestorm Media«, aber besser als gar nichts.

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                Aljen AHU

                @TobyB In den 1980er hatte man im „Ostblock“ generell ganz andere Sorgen und Themen. Da fand SciFi entweder als bittere Karikatur der Gegenwart Platz, wie etwa in den Filmen des Polens Piotr Szulkin („Krieg der Welten: das nächste Jahrhundert“, musikalisch kongenial von Józef Skrzek [SBB] illustriert) oder als durchgedrehter Eskapismus mit minimalen Mitteln (der erwähnte Kinohit „Sexmission“, im Übrigen aus heutiger Sicht geradezu prophetisch!).

                Es gibt noch das (leider streckenweise viel zu) epische Werk „Der Silberne Planet“ von Andrzej Żuławski — durch die sehr expressive Bildsprache und die schiere Länge von mehr als 3 Stunden schon an der Grenze des Genießbaren, zumal unvollendet – die sehr aufwändigen Dreharbeiten in den 1970er wurden durch das kommunistische Regime jäh unterbrochen, die Mittel entzogen, die Negative zur Vernichtung ausgeschrieben – zum Glück haben einige Mutige die Aufnahmen verstecken können. Der Regisseur wurde zum Exil gezwungen. „Der Silberne Planet“ war hin und wieder auf ARTE zu später Stunde zu sehen.

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    krautkopf

    also für mich klingt Star Wars sehr Holst beeinflußt (The Planets). für mich eh ein Werk, dass die moderne Musik sehr beeinflußt hat.
    aber natürlich hatte mich Star Wars im Kino auch mächtig beeindruckt, will den Film und die Musik nicht schlechtreden. Aber ich war damals ja auch erst 9. :)
    aber ich glaube die unheimliche Begegnung… hab ich bis heute noch nicht gesehen. werd ich definitiv nachholen.

    • Profilbild
      mort76

      @krautkopf Ich habe erst StarWars gesehen, und dann die unheimliche Begegnung…mann, war ich enttäuscht, daß es da keine imperialen Todessterne und Laserschwertduelle gab…

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        krautkopf

        @mort76 hahahah, naja, die Kriegsszenen fand ich damals auch OK, aber die Szenen mit Handlung haben mir immer besser gefallen. Heutzutage ertrage ich diese endlosen Schlachten überhaupt nicht mehr. Das nervt voll, und leider sind viele US sci fi Filme voll davon.

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          mort76

          @krautkopf Mir geht es da genau umgekehrt…endlose Schlachten gehen immer, aber ich ertrage diesen Pathos nicht mehr.
          Ich denke mir nurnoch: „Schlecht gealtert.“
          Und bei den neuen Filmen schlafe ich immer ein.
          StarTrek wird auch immer schlechter, aber die alten Filme kann ich mir immer ansehen. Im Gegensatz zu StarWars.

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        iggy_pop AHU

        @Numitron Jede Filmmusik seit Erfindung des Tonfilms — spätestens — ist von Holst und Mahler inspiriert.

        Und leider i. d. R. auch bei dieser Formensprache hängengeblieben. Vor allem im Blockbuster-Segment.

        Wenn es eines Beweises für den Spruch „Wer ständig in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt, wird selten eigene Spuren hinterlassen“ bedurft hätte, Hollywoodschinkengedudel ist der Beweis.

        Bei Close Encounters fand ich die Furztuba in der Dialogszene sowas von unfreiwillig komisch… das war fast noch komischer als die Tasten des ARP, die sich von alleine immer schneller drückten.

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          TobyB RED

          @iggy_pop Es gab und gibt in der Filmgeschichte schon Soundtrack und Scores die nicht unbedingt in der romantischen Tradition standen und auf die üblichen Verdächtigen referenzierten. Ich möchte mit Jed Kurzel und Alien Covenant verweisen. Oder Thomas Newman Passengers. Arrival, Jóhann Jóhannsson, Max Richter. Oder aus der Mottenkiste, Andromeda Tödlicher Sternenstaub. Oder die Verfilmung der West Side Story. Da gibts auch bei „Blockbustern“ relativ viel zu entdecken. Holst hat seine Spuren eher bei Star Trek hinterlassen, Star Trek VI: The Undiscovered Country. Clive Edelmann. Klingt wie Holst, die Planeten. Man wähnt sich auf einem Promenaden Konzert in einem britischen Badeort. Und dann wachst in Blackpool auf.

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            Aljen AHU

            @TobyB Muss ich wirklich an „Forbidden Planet“ mit seinen völlig amorphen elektrisch-staubigen Klängen erinnern? An die Clockwork Orange? An (ok, andere Kiste) Fahrstuhl zum Schafott bis Siesta? Gar an den Dritten Mann? An die frühen Polanski-Filme mit Komeda-Freejazz? An π von Aronofsky/Mansell?

            So, das mal zum Thema „jede“ Filmmusik, und das ist nur ein Mini-Ausschnitt dessen, was mir spontan zum Thema einfällt.

            Erkenntnistheorie 1. Semester: jede allumfassende Daseinsbehauptung ist erst einmal potenziell falsch.

            Was die Tuba angeht, natürlich war der Schmunzel-Effekt ungewollt, die Macher ungeschickt und ahnungslos. Erst Jahrzehnte später deckte der Held Piggy Op den Pfusch auf. So richtig Whistleblowjob in ganz groß – und tief(tönig).

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        ARIMUSIK

        @Numitron Ich wüsste jetzt auch nicht, was eine Erwähnung von jemandem zu suchen hat in Genres, die derjenige nicht einmal je miterlebt hat. Also Holst ist jetzt nicht unbedingt bekannt dafür, auch nur einen der besten 100 Filme der letzten 50 Jahre vertont zu haben. Also ich weiß nicht… muss man dann sagen… OH, dieser Drumstyle war aber von den Neanderthalern beeinflusst? Die gingen jetzt erwiesenermaßen auch nicht so oft ins Kino.

        Man muss ja auch sagen, dass so ein Orchester nun einmal sehr limitierte Klangmöglichkeiten hat. (mit den paar abzählbaren Instrumenten meine ich) Also wenn man jetzt jedes Mal sagen würde, „DA! Schon wieder ein schmetternder Bläsersatz!!!“ puhh. Wichtiger ist doch eher, was da mit Star Wars kompositorisch überhaupt hintergründig geschaffen wurde. Sowas wie Charakterkomposition in Filmen etc. Sowas war ja bis dato (selten oder garnich?) kaum in der Ausprägung vorhanden.

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          Talco

          @ARIMUSIK „Charakterkomposition“ – da fällt mir unvermittelt „Spiel mir das Lied vom Tod“ (Once Upon a Time in the West) ein, und das war vermutlich weder der erste noch der letzte Film, in dem das eingesetzt wurde.

          Die ursprüngliche Star-Wars-Trilogie emfinde ich in Bezug auf die Filmmusik als penetrant bombastisch und ausgesprochen konventionell. Für einen Kino-Abend nett, aber in ein Konzert würde ich mich dafür niemals verirren.

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            ARIMUSIK

            @Talco Solche Meinungen muss es halt auch geben. Verhältnismäßig selten, aber nicht verboten. :)

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              iggy_pop AHU

              @ARIMUSIK Ein Vorbild an Toleranz und Souveränität.

              Darf ich ein Poster von Dir an meine Klotür pinnen?

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            Aljen AHU

            @Talco Nun ja, musikalische Leitmotive gab es nicht erst seit dem besagten Western. Zugegeben, selten so minimalistisch-meisterhaft.

            Leitmotive gibt es seit Ewigkeiten etwa in der Oper.

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          AMAZONA Archiv

          @ARIMUSIK Das ganze nennt sich Leitmotiv, und wird seit Anfang an beim Film benutzt. Und ist darüber hinaus noch viel älter.
          https://de.wikipedia.org/wiki/Leitmotiv-Technik
          Lucas wollte mit Absicht epische, romantische Musik für Star Wars. Um sich wegen der fremden Welten doch heimisch zu fühlen. Hör dir im Gegensatz dazu die Musik zu Lucas erstem Film, THX 1138, von Lalo Schifrin an. Keine elektronischen Bleeps, aber das Gegenteil von romantischer Musik.

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            iggy_pop AHU

            „Lucas wollte mit Absicht epische, romantische Musik für Star Wars. Um sich wegen der fremden Welten doch heimisch zu fühlen.“

            Das trifft den Nagel auf den Kopf — gerne auch benutzt bei Horrorfilmen: Solange die Fiedeln noch fiedeln und die Tröten noch tröten, ist alles im vertrauten Bereich, wo einem nichts passieren kann. Ist was für Spießer und Weicheier. Pauschaltouristen mit All Inclusive Wohlfühlpaket. Ein Abenteuer im vollklimatisiertem Bus, mit bewaffnetem Begleitfahrzeug und sofortigem Direktflug nach Hause, falls die Einheimischen die Touristennummer leid sind und aufmucken.

            Spannend wird es erst dann, wenn die Musik ebenso fremdartig, bedrohlich oder verstörend ist wie das visuelle Element. Da gibt es nur wenige Beispiele, wo diese Kombination in letzter Konsequenz fortgesetzt wird.

            David Lynch kann das ganz gut. „Clockwork Orange“ von Kubrick ist ebenfalls recht gelungen.

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    8 Bit Fighter

    In diesem Film ist auch ein Yamaha SY-2 im Labor, wo die Sprache zur Kommunikation mit Aliens entwickelt wird, zu sehen.

  7. Profilbild
    Dirk Matten RED

    Gerne erinnere ich mich daran zurück, dass Phil Dodds als Abgesandter der Firma ARP, USA, in persona vor Ort mit Irdischen Kontakt aufnahm, um sich ein Bild für die Direktbelieferung von den infrage kommendem Läden zu machen. Seine Visitenkarte habe ich leider nicht mehr.

  8. Profilbild
    moogist

    Kleine Randnotiz: Teile des Raumschiff-Modells von „Unheimliche Begegnung …“ wurden später für die Hochhaus-Modelle von „Blade Runner“ verwendet.

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      iggy_pop AHU

      @moogist Ja, und der Millennium Falcon ebenfalls. Bildet das Dach des runden Hochhauses in der Flugszene durch die Stadt.

      Und die Programme, die über den Screen des Schwebemobils huschen, sind recycled aus Alien 1.

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    Aljen AHU

    Es gibt noch eine grandiose „Cover“-Version von der „Konversation“-Szene: auf „The Bermuda Triangle“ von Isao Tomita. Wie so oft wusste auch hier Tomita just die Klänge hinzuzufügen, die dem Original fehlten. Vermutlich benutzte der Japaner nicht den Original-ARP, sondern stellte die Töne auf seinem Modular nach.

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    Tai AHU

    Einer meiner Lieblingsfilme ist „Beruf Reporter“ von Antonioni. Gar keine Musik. Zwei kurze Melodien, die aber eher zum Hintergrundgeschehen gehören. Die Geräusche der Umgebung bilden jedoch eine Art Soundtrack, der mir sehr zusagt.

    Mit StarWars & Co. bin ich nie zurecht gekommen. Vielleicht bin ich einfach zu humorlos, um Ein-Mann-Jagdflugzeuge und Schwertkampf in der Zukunft für auch nur ansatzweise realistisch durchgehen zu lassen. Habe mich sogar geärgert, als ich aus dem Film kam. Trotzdem viele Jahre später nach dem vierten (in der Geschichtsabfolge) den zweiten Teil nochmal angesehen. Besser, aber… Kampfmaschinen riesig wie Häuser, langsamer als Schildkröten. Da hatte ich keinen Sinn für die Musik dahinter. Aber als die Filme rauskamen war ich auch kein Jugendlicher mehr, das dürfte auch was ausmachen. Habe danach alle sechs mit meinen Kids gefühlt 120 mal sehen müssen.

    Kubrick war da meilenweit voraus. 2001, Clockwork Orange, gilt auch für die Musik. Trotzdem sehe ich ein, dass die beiden Filme (StarWars, Close Encouters) Geschichte geschrieben haben.

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