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Interview: Manfred Miersch und das Subharchord (1962)

Subharmonische Mixturen mit dem Subharchord

20. Januar 2018
subharchord

Manfred Miersch am Subharchord

Über die Online-Ausgabe der BERLINER ZEITUNG wurden wir durch eine spannende Reportage auf einen Ausnahmemusiker und seiner Suche nach einem verschollen geglaubten Instrument, dem Subharchord aufmerksam. Der besagte Artikel (HIER LESEN) dokumentiert die Geschichte dieses Instruments, welches 1962 erstmals fertiggestellt wurde, dessen Anfänge sich aber bis 1959 zurückverfolgen lassen.

Viele Jahre später hört Manfred Miersch erstmals von diesem Instrument, fahndet, findet und nutzt das seltene Stück für eigene Kompositionen.

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Manfred Miersch (Jahrgang 1961), geboren in Westberlin, ist multimedialer Künstler und sicher auch „Klangforscher“, der seit 1997 elektroakustische Musik spielt und komponiert. Er ist Mitbegründer der Berliner Medienwerkstatt im Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins (BBK) und dort schwerpunktmäßig beschäftigt mit dem Ausbau und Betrieb des Audiostudios. Wer mehr über seine Vita und Werke wissen möchte, dem empfehlen wir, die Website des BBK zu besuchen. HIER KLICKEN.

Schon bei unserem ersten Telefonat erlebten wir mit Manfred Miersch einen unkomplizierten und sympathischen Künstler, der uns bereitwillig Einblick in sein Denken und Schaffen gab.

Amazona.de:
Hallo Manfred, erzähl uns uns doch zunächst ein bisschen über dich.

Manfred Miersch:
Wenn ich nach meiner Tätigkeit befragt werde, sage ich meist, dass ich ein Künstler bin, der nebenbei auch Musik macht. Als „offizielle“ musikalische Ausbildung kann ich bestenfalls den einjährigen Gitarrenunterricht geltend machen, den mir ein versierter und ziemlich virtuoser Jazzmusiker erteilte, als ich 16 Jahre alt war. Diesem Lehrer verdanke ich auch einige theoretische und praktische Grundlagen zur Musik.

Denn Musik habe ich nicht studiert, sondern Bildende Kunst, und zwar an den Kunsthochschulen in Berlin und Hamburg. Vorher habe ich an der Berliner Freien Universität noch einige Semester Kunstgeschichte besucht, was sich als sehr hilfreich erweisen sollte, denn ich konnte mir dort die Methoden seriösen wissenschaftlichen Arbeitens aneignen. Das ist bis jetzt die Basis meiner Recherchen und diverser Schreibarbeit zur Geschichte elektronischer Musikinstrumente, zur Musikliteratur und was die kleinen Texte zu Kunstgeschichte und Gegenwartskunst betrifft, die ich manchmal für Freunde verfasse.

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Amazona.de:
Stimmt es, dass du noch in anderen Bereichen aktiv bist?

Manfred Miersch:
Hin und wieder betätige ich mich auch als Veranstalter, z.B. im Rahmen meiner zweijährigen Reihe zum ZODIAC (auch „ZODIAK Free Arts Lab“ genannt), eine der zwei wichtigen Geburtsstätten der sogenannten Berliner Schule der elektronischen Musik. Von 2009 bis 2011 war ich diesbezüglich eigenverantwortlich tätig als Entwickler und Organisator der fortgesetzten Veranstaltungsreihe, mit Musik, Film, Ausstellungen, Lesungen und Gesprächen am Originalort des ehemaligen Clubs.

Ansonsten gebe ich manchmal Workshops und werde zu Vorträgen eingeladen oder stelle meine künstlerischen Arbeiten aus. Alles ist ziemlich unspektakulär.

Amazona.de:
Wie bist du zur Musik gekommen?

Manfred Miersch:
Rückblickend begann das Musikmachen bei mir vermutlich mit diversen Bastelarbeiten, ohne dass ich damals an den Begriff „Musik“ überhaupt dachte:

So gab es, als ich noch Schüler war, in Berlin ein kleines gelbes batteriebetriebenes Transistorradio mit eingebautem Lautsprecher zu kaufen, mit dem man die Sender der Mittelwelle empfangen konnte. Das ca. handtellergroße Radio wurde von einer westdeutschen Kaffeefirma importiert und in deren Läden als großangelegte Werbemaßnahme hierzulande verkauft. Da man eine derartig geschrumpfte Audiotechnik hier weitgehend noch nicht kannte, stieß der Verkauf auf allgemeinen Zuspruch. Fasziniert von einem derartigen Wunderwerk und vom Mittelwelle Hören nach kurzer Zeit gelangweilt, öffnete ich das Gehäuse und schloss mittels diverser Drähte willkürlich, ahnungslos und todesmutig Kontakte zusammen, bis ein Ton ertönte, irgendwo zwischen Sinus- und Sägezahnschwingung, die durch Drehen an den Reglern verändert werden konnte. Durch weitere Manipulationen ließ sich zusätzlich ein weites Spektrum von Knatter- und Störgeräuschen erzeugen.

Vom Begriff des „Circuit Bending“ habe ich erst Jahrzehnte später erfahren. Meine nächsten Testobjekte waren ausgediente Kassettenrekorder, bei denen ich versuchte, den Motor, der die Capstanwelle antreibt, massiv zu verlangsamen, um mit der Geschwindigkeit von Aufnahme und Wiedergabe zu experimentieren. Ein weiteres technisches Wagnis bestand im Ausbau des Löschkopfes des Rekorders.

Hatte ich die Geräte dann irgendwann erfolgreich geschrottet, so wurden sie komplett zerlegt. Komponenten, die ich als optisch besonders interessant empfand, habe ich dann zu kleinen collagenhaften Maschinenobjekten zusammengebaut. Ein Beispiel derartiger früher Objektbastelei aus Teilen von Alltagsdingen, mit der ich im Alter von ca. 10 Jahren anfing, habe ich noch.

Dabei habe ich nie an Kunst gedacht, erst viel später bemerkte ich, dass es so was Ähnliches im Werk von Künstlern wie Kurt Schwitters oder Jean Tinguely gab und dass derartige Dinge manchmal in Museen ausgestellt sind.

Amazona.de:
Wann hast du angefangen, Musiker und Komponisten bewusst wahrzunehmen?

Manfred Miersch:
Was das bewusste Hören von Musik betrifft, da geschah der Einstieg teilweise auch über die Kunst: z.B. hatte ich als Jugendlicher eine Ausstellung zu Surrealismus und Dadaismus gesehen, in der ein Film von René Clair gezeigt wurde. Der Film hieß „Entr‘ acte“ und die Musik dazu stammte von Erik Satie. Saties repetitiv angelegte Komposition, deren Struktur sich fast unmerklich wandelt, begeistert mich bis heute. Satie war und bleibt mein „klassischer“ Lieblingskomponist.

Über mein damaliges Interesse für Pop Art und Andy Warhol musste ich dann zwangsläufig auf die Band „Velvet Underground“ stoßen. Schnell war ich von John Cale fasziniert und der Art und Weise, wie er elektrische Viola und Piano spielt. Auch erst Jahre später erfuhr ich, dass Cale ein klassisch ausgebildeter Musiker ist, der u.a. bei Avantgarde-Komponisten wie Cornelius Cardew oder Iannis Xenakis gelernt hatte und stark von John Cage beeinflusst war. Vor seiner Mitwirkung bei Velvet Underground war Cale Mitglied der Gruppe „The Dream Syndicate“, gemeinsam mit den heutigen Berühmtheiten LaMonte Young, Marian Zazeela und Tony Conrad und dem etwas in Vergessenheit geratenen Angus MacLise. Ich musste daran denken, als ich Young und Zazeela mit ihrem „Just Alap Raga Ensemble“ im Jahr 2012 live erleben durfte.

La Monte Young gilt ja als einer der Begründer der Minimal Music, dies führt wieder zurück zu Erik Satie.

Von Tony Conrad führt wiederum ein Querverweis zu der deutschen Krautrockband FAUST, da beide bereits in den 1970er Jahren zusammengearbeitet hatten, und in 2015 standen Tony Conrad und FAUST sogar in Berlin gemeinsam auf der Bühne. Inzwischen gab es auch gemeinsame Auftritte von mir und meiner Band „atelierTheremin“ mit FAUST, deren bis heute durchgehaltene musikalische Konsequenz ich sehr schätze. Was mein musikalisches Interesse betrifft, da hängt offensichtlich alles mit allem zusammen.

Manfred Miersch in seinem Berliner Studio

Amazona.de:
Wie wurdest du erstmals auf elektronische Instrumente aufmerksam?

Manfred Miersch:
Auf Synthesizer wurde ich, wie viele andere Menschen meiner Generation, aufmerksam durch Fotos und Musik von Keith Emerson von „Emerson, Lake & Palmer“, durch „Switched-On Bach“ von Walter Carlos und durch den Hit „Popcorn“ von „Hot Butter“. Gemocht habe ich die Musik dieser Leute nicht wirklich, aber die Bilder von Emersons „Monster Moog“ waren beeindruckend. Wesentlich näher war mir diesbezüglich das, was Brian Eno in den Anfangsjahren von „Roxy Music“ am EMS VCS3 produzierte.

Auf das Theremin, auch „Termenvox” genannt, kam ich auch durch eine Ausstellung: diese war 1995 in Berlin zu sehen und hieß „Berlin – Moskau“. In einem Raum dort stand ein U-förmiges Objekt, dahinter stand ein rautenförmiges Ding auf einem Stativ. Ich dachte erst, es würde sich um eine konstruktivistische Skulptur handeln, und war dann gleichermaßen verblüfft wie hingerissen, als ich erfuhr, dass es sich um ein Instrument handelt, das man berührungslos spielt, und um den dazugehörigen Lautsprecher. Das ausgestellte Theremin war eine von 1968 stammende Weiterentwicklung des Erfinders, der die ersten Modelle seiner Erfindung bereits um 1920 präsentiert hatte.

1997 habe ich als Hommage an Lew Sergejewitsch Termen, auch bekannt als Leon Theremin, meine Band „atelierTheremin“ gegründet. Bei Andre Smirnov, dem Gründer des Moskauer Theremin-Centers am Staatlichen Konservatorium und bei Lydia Kavina, der Großnichte des Erfinders Leon Theremin, habe ich dann im Rahmen von Workshops in den Jahren 1998 und 2000 das Theremin-Spielen professionell gelernt. Einerseits in der eher konventionellen Form (Kavina) und andererseits in einer stark experimentellen Variante (Smirnov). Mittlerweile habe ich versucht, einen eigenen Stil zu entwickeln, auch mit Hilfe meiner selbst gebauten oder umgebauten Theremin-Instrumente.

Amazona.de:
Welche Art von Musik hat dich in deinem Leben am meisten begleitet und geprägt?

Manfred Miersch:
Einerseits alle Arten von Musik, bei der sich Konzepte und Methoden von Avantgarde und experimenteller Musik mit Formen von Pop- und Rockmusik im weitesten Sinne mischen. Andererseits höre ich immer wieder gern Stücke von den Repräsentanten der „Neuen“ Musik der 1950er – 1970er Jahre (und ihren Nachfolgern), wie z.B. György Ligeti, Henk Badings, Francois Bayle, Ernst Krenek, Luigi Nono, Luc Ferrari, Peter Ruzicka, Hans-Joachim Hespos, AMM und natürlich Karlheinz Stockhausen.

Ich mag keine Musik, bei der die musikalische Form zugunsten irgendwelcher zu vermittelnder dominierender Inhalte vernachlässigt wird. Umgekehrt möchte ich behaupten: Wenn die musikalische Form, bzw. die künstlerische oder kompositorische Idee, stark genug ist, dann trägt das auch die banalsten Inhalte. In der Bildenden Kunst ist das genauso.

Inhalte und Bedeutung können natürlich auch ausschließlich über die musikalische Form vermittelt werden, ohne dass dabei Sprache, Worte, Textbotschaften benutzt werden müssen. Explizit in den Vordergrund gestelltes Können im Sinne von überbetonter Kunsthandwerklichkeit, wie z.B. oft beim Free-Jazz zu finden, geht mir auf die Nerven.

Inspirierend finde ich manche musikalischen Experimente mit reiner Stimmung (just intonation), sofern das nicht in Richtung Esoterik abdriftet.

Manfred Miersch am Theremin

Amazona.de:
Darf man fragen, was du gegenwärtig so hörst?

Manfred Miersch:
Na klar, wenn ich auflisten soll, was ich in den letzten zwei Wochen u.a. gehört habe, d.h. welche Tonträger hier bei mir zuhause noch griffbereit herumliegen:

  • Transfargo: „Mil Transit“ von 2003.
  • Charles Wilp: „Charles Wilp fotografiert Bunny“ von 1999 (Reissue eines Albums aus den Sixties).
  • Agitation Free: „Malesch“ von 1972.
  • Oren Ambarchi: „Hubris“ von 2016
  • Tonto: „It´s about Time“ von 1974.
  • Terry Riley: „Songs for the ten voices of the two Prophets“ von 1982 (gemeint sind zwei „Prophet-5“ Synthesizern der Fa. Sequential Circuits).
  • Gottfried Michael Koenigs „Klangfiguren 1“ von 1955. Koenig ist mein Favorit unter den elektronischen „Neuen“ Musikern.
  • Aphex Twin: „Selected Ambient Works“ von 1994.
  • Tangerine Dream: „Phaedra“ von 1974 (Chris Frankes Arbeit am Moog-Sequencer ist fantastisch. Er hat den Sound, mit dem TD bekannt wurden, so genial gestaltet, wie später nur wenige. Franke war für TD so wichtig, wie z.B. Chrislo Haas am Korg MS-20 für die frühen DAF.)
  • 13th floor elevators: „Bull of the Woods“ von 1969.
  • Spylab: „This Utopia“ von 2002.
  • Diverses von Pauline Oliveros´ „Deep Listening Band“ aus den 1990ern.
  • Frühe Stücke von Eliane Radigue („Geelriandre“ und „Arthesis“, realisiert am ARP- und Moog-Synthesizer in 1972 und 1973).
  • „Frequencies“ von den Techno- und Acid House Pionieren „LFO“ (die ihr Album u.a. der Band „Tangerine Dream“ gewidmet haben) von 1991.

Abgesehen davon höre ich auch gern traditionelle indische Bordun-basierte Musik und sonstige Musik, die auf Drones aufbaut. Da muss keine Tambura oder Tanpura im Spiel sein, es kann sich auch um Gitarren handeln, wie bei „Sunn O)))“. Deren Album „Monoliths & Dimensions“ von 2009 halte ich für das Interessanteste, was in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts erschienen ist. Dazu beigetragen hat sicherlich die Kooperation zwischen Sunn O))) und dem zeitgenössischen Komponisten Oren Ambarchi (s.o.).

Musik, die mir gefällt, sollte eine Art „Vision“ repräsentieren, einen eigenen Entwurf, eine Art utopischer Vorstellung, ein interessantes Konzept.

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Amazona.de:
Wie lässt sich deine Tätigkeit als Künstler mit der Leidenschaft für die Musik verbinden?

Manfred Miersch:
Ich habe da noch nie einen Unterschied gemacht. An die Musik gehe ich nicht wie ein Musiker heran, sondern wie ein konzeptueller Bildhauer, als der man mich bezeichnen könnte. Töne, Klänge, Sprache, Sounds, das sind für mich Materialien wie Holz, Plexiglas, Aluminium oder Silikon. Ich bringe alle diese „Materialien“ in Beziehung zueinander und denke da an Konstruktionen, an Schichtungen, Reihungen, an Bezüge zum umgebenden realen oder virtuellen Raum etc. Meine Band „atelierTheremin“ war von Anfang an in erster Linie als Kunstprojekt gedacht.

Amazona.de:
Kommen wir zu diesem seltenen Synthesizer, dem Subhachord, Was genau kann man unter dem Subharchord verstehen?

Manfred Miersch:
Stark vereinfachend gesagt: Das von dem in Berlin geborenem Ingenieur Ernst Schreiber erfundene Subharchord ist ein großes, schweres elektronisches Instrument, mit dem subharmonische Mixturen erzeugt werden können. Es ist aber auch in übertragenem Sinne kein Leichtgewicht, sondern der bedeutendste Beitrag der DDR in Sachen Elektronischer Musik und des diesbezüglichen Instrumentenbaus. Insgesamt gesehen ist das Subharchord für mich persönlich nicht nur ein technischer Gegenstand, sondern ein Repräsentant gesellschaftlich-kultureller Entwicklungen und Umbrüche.

Der Subharchord-Erfinder Ernst Schreiber kam ursprünglich vom Orgelbau. Schon um 1954-56 arbeitete er an der Entwicklung einer elektronischen Orgel. Seine „Toccata-Orgel EKI 1“ kann in Berlin im „Industriesalon Schöneweide“ besichtigt werden.

Im Jahr 1960 hatte Schreiber dann ein „Verfahren zur Erzeugung subharmonischer Frequenzen für elektronische Musikinstrumente“ zum Patent angemeldet. Und zwar sowohl bei Patentämtern der DDR, der BRD aber auch der USA.

Im Jahr 1965 wurde das Subharchord auf der Leipziger Messe präsentiert. Der damalige Werbeslogan lautete: „Subharchord – Ihr Vorteil. elektronische Klänge für Studios und Bühnen“. D.h. mit dem Subharchord sollte ein universeller Klangerzeuger in die elektronischen Studios der Welt Einzug halten, hier war also ein „großer Wurf“ geplant.

Demgegenüber steht die Tatsache, dass das in den 1960er Jahren entwickelte, gebaute und zum Kauf angebotene Instrument bis zum Publik werden meiner Recherche in keinem Lexikon, in keinem musikhistorischen oder musikwissenschaftlichen Werk und in keinem sonstigen Buch über Musik auftauchte. Lediglich in ein paar vereinzelten technischen Fachmitteilungen oder speziellen Infos, die nur im Umfeld damaliger Beteiligter zugänglich waren, konnte man weniges im Fachjargon darüber lesen.

Nur ein Beispiel von vielen, das die beschriebene Auslassung verdeutlicht:

1990 erschien im „Lied der Zeit, Musikverlag, Berlin“(DDR) das auch dort in der DDR gedruckte lexikalische Buch „Soundscapes / Elektronische Klangerzeugung und Musik“ von André Ruschkowski. Das lesenswerte Buch gibt einen Überblick über alle nur denkbaren elektronischen Instrumente, die im Laufe der Geschichte weltweit erfunden wurden. Der westdeutsche Reclam Verlag gab 1998 eine noch wesentlich erweiterte und überarbeitete Ausgabe von „Soundscapes“ heraus. Diesmal mit dem Untertitel „Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen“. Aber: In keinem der beiden Bücher wird das Subharchord erwähnt!

Die Situation änderte sich erst, als meine umfassenden Recherchen und Veröffentlichungen zum Subharchord immer bekannter wurden. Meine Recherche zum Subharchord begann im Jahr 2000. Um die Jahreswende 2002/2003 startete meine Subharchord-Website. In 2003 hatte ich im Fachmagazin KEYBOARDS eine mehrteilige Serie zum Subharchord publizieren dürfen. Um die Jahreswende 2003/2004 sind erstmals nach Jahrzehnten wieder neue eigenständige Subharchord-Kompositionen erschienen, die ich vorab am Instrument neu eingespielt habe. Es folgten zahlreiche Radio-Interviews, in denen ich gebeten wurde, die spannende Geschichte des Subharchords zu erzählen.

Das traditionsreiche ostdeutsche Blatt „Das Magazin“ schrieb im Dezember 2015 in einem mehrseitigen Artikel über meine Arbeit u.a.: „Manfred Miersch ist der Wiederentdecker eines vergessenen Instruments, das ein technologischer Urbaustein der elektronischen Musik ist: das Subharchord.“ Ich gebe zu: Ein Lob aus ostdeutscher Sicht freut mich in dieser Sache immer besonders.

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Video: The Subharchord · Das Subharchord von Manfred Miersch

Amazona.de
Was waren deine wichtigsten letzten Unternehmungen bezüglich des Subharchords?

Manfred Miersch:
Neue subharmonische Mixturen mit dem Subharchord habe ich in 2014 an dem Typ des Instrumentes eingespielt, das am weitesten entwickelt ist. In der Fachzeitschrift „SYNmag“ wurde meine CD „Das Subharchord – The Subharchord“ schon kurz nach dem Erscheinen als „DIE Vorführ-CD“ gelobt (Zitat).

Im Vorfeld der Ausstellung „Ohne Ton kein Bild. / Der Ton im DEFA-Animationsfilm“ (2015 – 2016 in den Technischen Sammlungen Dresden) wurde erstmals nach Jahrzehnten wieder ein Animationsfilm mit dem Subharchord vertont. Der Animationsfilm „Kontrapunkt“ der ostdeutschen Künstlerin Gaby Schulze wurde mit modernster Software realisiert („Blender“), die Filmmusik stammt von mir. Ich hatte sie am Subharchord Typ II/III eingespielt.

Um alle meine zurückliegenden und aktuellen Aktivitäten bezüglich dieses faszinierenden, aber leider auch äußerst anfälligen Instrumentes aufzulisten, dazu fehlt hier der Platz.

Wer sich nicht nur anhand meiner Website informieren möchte, dem sei eine einstündige Radiosendung empfohlen:

in der Reihe „WDR 3 open: Studio Elektronische Musik“ erschien am 16.09.2015:

„Das Subharchord – eine Geschichts- und Klangreportage“ von Stefan Amzoll.

Auf einer der Archivseiten des WDR ist die Sendung bis heute als Podcast/Audiostream verfügbar. (Zum Archivbeitrag HIER KLICKEN, zum MP3-File HIER KLICKEN)

Auf das Subharchord hat mich übrigens im Juli des Jahres 2000 jemand gebracht, dessen Textbeiträge den Besuchern der Online-Plattform AMAZONA bekannt sein sollten: Der Jim. Die Information, die mich neugierig machte und mit der alles anfing, fiel beiläufig in einem Nebensatz, als wir über Doepfers damals noch neuen subharmonischen Generator sprachen. Wenn der Jim damals gewußt hätte, was er damit alles ins Rollen bringt!

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Manfred Miersch am tVox tour Theremin

Amazona.de:
Besitzt du selbst ein Subharchord oder warst du an der Restaurierung beteiligt?

Manfred Miersch:
Ein Subharchord habe ich nicht, ich darf aufgrund meiner angesammelten Fachkenntnisse aber hin und wieder mit einem Subharchord in Museumsbesitz arbeiten.

Die alten Synthesizer, die ich spiele, habe ich ganz überwiegend von Freunden oder Bekannten erhalten. Ich restauriere die auch, soweit es meine Kenntnisse zulassen. Eine mechanische und optische Restaurierung ist für mich kein Problem. Wenn Schaltpläne vorhanden sind, schematics, service notes, bin ich in der Lage, einfache Reparaturen selbst auszuführen, sofern die benötigten Bauteile noch zu haben sind. Ohne derartige Unterlagen jedoch nicht, da müssen dann Fachleute ran!

Amazona.de:
Wie würdest du deine Musik bezeichnen?

Manfred Miersch:
Der Schwerpunkt liegt ganz überwiegend auf live improvisierter Musik. Dies einem sonstigen Genre oder irgend einer „Schublade“ zuzuordnen, gelingt mir nicht. Dazu ist unser Stil inzwischen zu eigentümlich. Meine Band „atelierTheremin“ hat sich in positiv-musikalischem Sinne im Laufe der Jahre immer mehr radikalisiert. Die ganz jungen Leute, die zu unseren Konzerten kommen, kennen derartiges gar nicht mehr und sind zum Teil schockiert und zum Teil fasziniert. Bei unserem letzten Auftritt meinte jemand, der uns vorher schon einige Male gesehen hatte, wir würden „immer sinfonischer“ werden. Das war offensichtlich als Lob gemeint …

Mir wird allerdings mit jedem Auftritt immer bewusster, wie sicher und perfekt das Zusammenspiel von uns drei Bandmitgliedern über die Jahre geworden ist. Das vermittelt sich wohl auch unserem Publikum. Sehr befreiend ist, dass wir nicht von Verkaufszahlen und den Launen irgendwelcher Produzenten abhängig sind. Obwohl das, was wir machen, schon sehr speziell ist, haben wir ein Stammpublikum mit Leuten ganz unterschiedlichen Alters.

Vielleicht ist es gerade das, was die Leute suchen: authentische Positionen mit „eingebautem Risiko“, abseits vom Mainstream. Vermutlich hat das Equipment, das wir auf die Bühne bringen, auch einen gewissen Attraktivitätswert.

Amazona.de:
Wie setzt du deine Instrumente live ein?

Manfred Miersch:
Hinsichtlich der Sounds, mit denen ich gegenwärtig selbst live experimentiere, da hat sich eine Art Rückbezug ergeben: im Umfeld eines Kompositionsauftrags, den ich mal vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) erhielt, hatte ich schon vor längerer Zeit mit Alltagsgeräuschen gearbeitet, aus denen mittels unterschiedlicher Analyse- und Tracking-Verfahren Steuerspannungen und -Impulse abgeleitet wurden. Diese wurden dann im Rahmen subtraktiver oder additiver Klangsynthese weiterverwertet. Das ist zwar zugegebenermaßen etwas altmodisch, führt aber zu schönen Ergebnissen und bietet live viele Variationsmöglichkeiten …

Amazona.de:
Was planst du als nächstes Projekt?

Manfred Miersch:
Im letzten Jahr habe ich eine vierteilige Reihe im „Acker Stadt Palast“ Berlin präsentiert. Der Titel war „RECALLING UTOPIA: 1967 – 2017“. Dabei ging es, wie man sich denken kann, um einen Rückblick auf 1967. Die nordamerikanische Counter Culture der 1960er Jahre gab die Impulse für das Entstehen einer Alternativ- und Gegenkultur mit neuen Formen des Zusammenlebens, der Musik und der Kunst auch in Deutschland. Der Synthesizer-Pionier Don Buchla z.B. war in die Westcoast-Szene stark eingebunden, wenn man an das berühmt-berüchtigte „Trips-Festival“ von Januar 1966 denkt.

Bestimmte Ereignisse im legendären Jahr 1967 wirkten transatlantisch und setzten Zeichen, die weltweit wahrgenommen wurden und die darauf unmittelbar folgende gesellschaftliche und politische Entwicklungen initiierten. Ich war und bin der Meinung, dass es wert ist, daran zu erinnern. Dabei ging es weniger um Retro-Kult, als umso mehr um praktizierte Kulturarchäologie hinsichtlich einer schwierigen, aber hoffnungsvollen Epoche, in der das längst postulierte „Ende der Utopien“ noch nicht absehbar war.

Jeder Termin meiner Reihe nahm mit seinem Datum exakt Bezug auf ein jeweils wichtiges Tagesereignis in 1967.

Es gab jedes Mal eine Vorführung von seltenem Filmmaterial, das ich ausgesucht hatte und für jede der vier Veranstaltungen wurde ein/e andere/r Lichtkünstler/in eingeladen, um eigene Projektionskunst zur Live-Musik zeigen. Die Live-Musik kam von meiner Band.

Als nächstes Projekt plane ich eine neue Reihe, deren Veranstaltungstermine nicht auf eine bestimmte Anzahl begrenzt sind. Diesmal gibt es keinen historischen Bezug. Worum es sich handelt, das wird erst verraten, wenn die allgemeine Werbung anläuft.

Amazona.de:
Wann und wo können wir dich das nächste Mal live erleben?

Manfred Miersch:
Was die Band betrifft: Die Auftrittstermine werden immer recht kurzfristig auf unserer Website veröffentlicht (die endlich mal upgedatet werden sollte!). In diesem Winter sind wir vorrangig damit beschäftigt, dokumentarisches Filmmaterial zu sichten und zu schneiden, um es als Blu-Ray veröffentlichen zu können.

Was meine eher seltenen Solo-Auftritte betrifft: Da überlasse ich die Ankündigung und Werbung gerne dem jeweiligen Veranstalter mit seinem jeweiligen Netzwerk und sage im Vorfeld aber natürlich meinen Freunden und Bekannten Bescheid.

Amazona.de:
Wo kann man sich deine musikalischen Werke anhören, wenn keine Gelegenheit besteht, dich live zu erleben?

Manfred Miersch:
Hörproben von meiner Band gibt es hauptsächlich auf der Website des Labels, dort wo CDs und Vinyl angeboten werden. Wer sich speziell über meine Soloprojekte informieren möchte, dem empfehle ich drei kurze Filme auf YouTube:

Manfred Miersch / Klangkonstruktion

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Amazona.de:
Was hat es denn mit deinem Label Krautopia auf sich?

Manfred Miersch:
Damit betreiben wir ganz klassisches Self-publishing. Es sind jedoch auch Kooperationen möglich. Ein schönes Beispiel: Anlässlich einer Ausstellung zu Ehren der Gruppe CAN, welche im September 2011 in der Stuttgarter Galerie ABTART gezeigt wurde, und dann im November und Dezember desselben Jahres in Berlin im Künstlerhaus Bethanien, gab es einen umfangreichen, sehr liebevoll gestalteten Ausstellungskatalog, dem auch eine CD beilag.

Die CD ist auf meinem Krautopia-Label erschienen. In der Auswahl der Künstler/Musiker, die auf der Kompilationen vertreten sind, war Krautopia völlig frei. Vertreten sind u.a. Robert Lippok, Station Rose, The B-Men etc.

Amazona.de:
Deine außergewöhnlichen Instrumente  würden sich sicher gerne einige Leser persönlich ansehen.

Manfred Miersch:
Meine Instrumente sind auf drei verschiedene Orte in Berlin verteilt. Zwecks einer Begutachtung müsste ich eine Art Stadtrundfahrt machen. Das ist aus Zeitgründen leider nicht möglich. Abgesehen davon besitze ich auch keine wirklich raren Synthesizer. Als die noch erhältlich und bezahlbar waren, wollte ich ja unbedingt eine Gitarre … (s.o.).

Man findet bei mir also keine Buchla Box und auch keinen alten Serge-Synthesizer. Es steht auch kein EML ElectroComp 100 in der Ecke und im Regal steht kein Syn-ket oder ähnliches und im Keller keine Ondes Martenot …

Amazona.de
Lieber Manfred, wir bedanken uns vielmals bei dir für dieses Interview und wünschen dir weiterhin eine kreative Zeit.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ja, das klingt… äh, interessant. Jeder Euroracker muß so ein Ding haben.
    .
    Eindeutig Kunst.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Was für ein Aufwand für ein paar schräge töne. :)

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Wolf, das Lamm auf der grünen Wiese. HUUURZ!

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      Das Interwiew fand ich sehr interessant, die Klangbeispiele konnten das nicht darstellen. Schade, hatte da mehr erwartet.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Dirk Matten Absolut d’ac­cord! Die Hörbeispiele sind vollkommen indiskutabel.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          Man muß dem Subharchord zugute halten, daß es auch Leute gibt, die ein Stylophon-Orchester gründen, weil sie den Stylophon-Klang so schön finden.
          .
          Warum also nicht auch gleiche Rechte für das Subharchord?
          .
          Das Interview ist recht kurzweilig und lesenswert, die Klangbeispiele werden dem leider nicht gerecht.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Instrument finde ich interessant, würde ich gerne mal selbst antesten. Bin auch weiteren Links gefolgt und habe mir Sachen von Manfred angehört, klingt klassisch krautrockig bis berlinerisch. Wie aktiv ist die klassische EM-Szene eigentlich? Ich meine bezüglich Veröffentlichungen und so, kriege da hier unten im Süden recht wenig mit.

  5. Profilbild
    herw RED

    Subharmonische Mixturen klingen ungewöhnlich, sind aber keineswegs auf Geräusche und schräge Töne beschränkt, ganz im Gegenteil. Es ist nur in den Klangfarben noch zu wenig geforscht worden.
    Mit REAKTOR beispielsweise kann man ein entsprechendes Ensemble gestalten und so die Mixturen mal live hören, auch wenn der programmiertechnische Aufwand nicht ganz einfach ist (phasenstarre Verknüpfungen zwischen mehreren Oszillatoren).
    Der Subharchord klingt nicht wie ein normaler additiver Synthesizer, der Mixturen aus den Natur-Obertönen bildet. Das Trautonium gibt ähnliche Klänge und basiert elektronisch auf derselben Idee.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ergänzend zum Mixtur-Trautonium, das man in erster Linie mit Oskar Sala verbindet und welches auch in A. Hitchcocks „Die Vögel“ zu hören ist.
    http://bit.ly/2rl3oaW
    Hier hört man es mal ausgiebiger.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Klang kann mich nun mal überhaupt nicht begeistern aber das anscheinend von Dieter Rams (Braun) inspirierte Design des Subharchords ist grossartig.

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hallo psv-ddv,

      ich möchte weder dir noch Dieter Rams auf die Füsse treten! Das Subharchord war eine DDR Entwicklung und wurde auf betreiben von Ernst Schreiber im RFZ Berlin-Adlershof entwickelt.Und das amazona.de über dieses berichtet ist keines Wegs selbstverständlich. Die Geschichte des DDR Rundfunks in Adlerhof kann man sich ergoogeln. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist der DDR Rundfunk tatsächlich auf dem Müll gelandet und nur Bruchteile der Studio Einrichtung und Instrumente konnten für die Nachwelt erhalten bleiben. Mit dem Subharchord wurden einige Science Fiction Filme in der DDR verfilmt und die Großen der DDR Filmmusik haben mit ihm gearbeitet. Und das nicht mehr elektronische Musik aus der Nalepa Strasse erklungen ist, war um 1970 eine rein politische Entscheidung. Kunst hatte nach dem SED Begriff verständlich zu sein. Demnach war das Subharchord abstrakt und wurde entsorgt. Und was nicht 1970 entsorgt wurde, trat ab 1990 seinen letzten Gang an. Ich hab selber damals als Siemenstechniker in der Nalepa-Strasse Studios saniert, was ein Witz ist, da ich 1989 rübergemacht habe und ich kann mich lebhaft an die Diskussionen erinnern, warum man dieses oder jenes in die Tone kloppt. Und fasst wären auch alle Instrumente mit entsorgt worden.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @TobyB Hey Toby, Du trittst mir nicht auf die Füsse. Für Onkel Rams kann ich nicht sprechen :) Ich kenne das Funkhaus Nalepastrasse gut und bin mir der verschütteten DDR Rundfunkhistorie bewusst. Wobei Einiges ja auch überlebt hat. Die Anleihen beim Rams sprechen meiner Meinung nach eher für den Designer des Subharchords als gegen ihn. Ist doch super, wenn damals in der Indurstriegestaltung der 50ger Jahre über den Eisernen Vorhang und politische Grenzen hinaus Inspirationen ausgetauscht wurden. Ich finde die Gestaltung des Instruments wie gesagt sehr gelungen. Was den Klang angeht kann ich mich nur an den Klangbeispielen auf Herrn Miersch’s Seite orientieren. Die hauen mich nunmal leider, trotz aller Sympathien für das Instrument, nicht von Hocker. Vielleicht kannst Du mir ja den Weg zu besseren Klangbeispielen weisen?

        • Profilbild
          TobyB RED

          Hallo PSV-DDV,

          ob das Design nun über den eisernen Vorhang Sprang sei mal dahingestellt. Es gab halt in der Zeit von 1955 – 1970 im gesamten Ostblock kulturell, technisch eine Phase des Aufbruchs und da ist halt eine Menge passiert. Herr Miersch ist für mich auch nicht exemplarisch, das hat aber nichts mit seiner Person sondern mit meinem Background zu tun. Hier empfehle ich Karl Heinz Sasse und Signale sowie Im Staub der Sterne. Die stechen aus dem Euvre insofern hinaus als das konsequent keine der Filmmusikschulen bedienen. Beide Filme sind auch auf DVD erhältlich.

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            AMAZONA Archiv

            @TobyB Danke für den DVD Tipp. Bin gespannt. Werde ich mir reintun.
            Was das Design angeht ist es schon möglich Strömungen und deren Ursprünge auszumachen. Ich traue mir das auch deshalb zu, weil es Teil meines Berufs ist. Die technische Entwicklung war in den 50/60ger Jahren in West und Ost gleichermassen sprunghaft. Wobei der Osten zumindest was das Industriedesign angeht eher nachzog als voran ging. Das sieht man sehr gut an den grossartigen Arbeiten der Russischen Architektin Balaschowa die damals als Gestalterin des Sowjetischen Raumfahrtprogramms in den 60ger und 70ger Jahren die Speerspitze technischer Anwendungsgestaltung bildete. Das Subharchord war damit verglichen sehr weit vorne.

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              TobyB RED

              Hallo PSV-DSV,

              ja immerhin steht das Bauhaus nicht umsonst in Dessau und die Formsprache nach Form folgt der Funktion hat ja Rams nicht erfunden, wenn auch perfektioniert. Meine Mutter kann das herbeten, weil Innenarchitektin und Raumgestalterin. Ist jetzt nur schon in Rente. Dummerweise kam dann Breshnew und in der DDR das 11. Plenum mit Honecker. Wenigstens hatte dieser Spuk 1989 sein Ende. BTW. In der russischen Filmgeschichte gibts auch noch einige Perlen Start zur Kassiopeia und Roboter im Sternbild der Kassiopeia. Dort hört man dann den ANS.

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                AMAZONA Archiv

                @TobyB Gerade zu der Zeit als das Subharchord entwickelt wurde gab es einen in weiten Teilen technischen (und zum Teil auch kulturellen) Vorsprung der ehemaligen Warschauer Pakt Staaten gegenüber dem westlichen Staatenbund. Die Ausbildung war in einigen Bereichen schlichtweg besser. Erst infolge dieser Erkenntnis (Stichwort: Sputnikschock) fanden Reformen im Westen statt, die bildungs- und sozialpolitische Fortschritte ermöglichten.
                http://bit.ly/2ryhLOa

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                  TobyB RED

                  Hallo Welle,

                  der Sputnikschock, so würde ich ihn einordnen doch eher noch ein Ergebnis des zweiten Weltkrieges, da die ganzen Raketenbauer etc. entweder in den USA forschten oder in der damaligen UdSSR waren. Während die USA die von Brauns hatten. Waren auf der UdSSR Gröttrup und von Ardenne die führende Köpfe in Sachen Raketen und Ardenne in angewandter Elektronik und Physik. Gröttrup war der führende Kopf der deutschen Raketentechnik. Auf Ardenne geht u.a. der Ionenantrieb und diverses anderes in Elektronik und angewandter „Teilchenphysik“. Und die Mikroelektronik in der DDR kann auf seine Forschung zurück geführt werden. Während man bei Zeiss in Jena, die Probleme der Miniaturisierung optisch lösen wollte, kam man im Ardenne Institut recht früh auf Elektronenstrahlen zur Lithographie. Ich hab später in der Lehre bei Zeiss auch an diesen Geräten gebaut. Im Endeffekt ist das aber Wurst, da wir hier wieder bei Politik und Zeitgeschichte sind. Stichwort Mauerbau, Prager Frühling, 11.Plenum. Und speziell in der DDR haben die Erkenntnisse aus dem 17. Juli 1953 genau 8 Jahre gehalten. Spätestens ab 1961 begann die Abschottung, kulturell dann ab dem 11. Plenum als Honecker an Ulbricht Stuhl sägte. Und das mit Erfolg.

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                    AMAZONA Archiv

                    @TobyB Hi, Toby… zur Raketentechnologie sah ich mal ein interessantes Feature…die Amis haben nur an die Ingenieure gedacht. Die Russen hatten, was sich dann auch erstmal als relevanter für die praktische Umsetzung erwies, vor allem auf die Leute zurückgegriffen, die die Teile mit ihren Händen und dem Werkzeug zusammenbauten. Die wussten praktisch viel mehr, was geht und wo die Schwachstellen lagen.
                    Ja, nee, zum Sputnikschock…. da geht es tatsächlich um die Wirkung, die der russische Vorsprung Ende der 50er im Westen bewirkte. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Möglichkeit für junge Menschen aus dem Arbeitermilieu im Westen, ein Studium (z.B. im Ingenieurwesen) zu beginnen im Prinzip gar nicht möglich. Aber aus diesem „Schock“ heraus schaffte man nun im Westen die Möglichkeiten, dieses zu ermöglichen. Nicht aus einem grunddemokratischen Verständnis heraus, sondern, weil man, wie schon erwähnt, unbedingt den Nachwuchs brauchte, um im Wettbewerb anzuschließen und, wenn möglich zu überholen. Beobachten wir n un die Situation NACH dem Kalten Krieg, dann stellen wir fest, dass danach auch flugs wieder im Westen Einschränkungen der Förderungen stattfanden.

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                      TobyB RED

                      Hallo Welle,

                      ich kann das nur für meine Zeit und meinen Bildungszugang in der DDR beschreiben. Und denke nicht das Arbeiterkinder nur weil sie Arbeiterkinder Zugang zu höherer Bildung hatten. Siehe auch den Terminus „entwickelte sozialistische Persönlichkeit“. Und aus diesem Schema bin ich mal rausgefallen. Aus familiären Gründen, persönlichen und in der Konsequenz ideologisch. Und ich bin froh das es bundesreplikanisch den zweiten Bildungsweg gab. Letztlich hast du schon recht. Allerdings der ideologische Druck in der DDR durch die SED war von subtil bis erdrückend vorhanden.

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                AMAZONA Archiv

                @TobyB Das Bauhaus wurde von den Nazionalsozialisten systematisch personell und inhaltlich zerstört. Da stand nach dem Krieg nur noch eine leere Hülle. Der Spruch „Form follows Function“ stammt vom Chicagoer Hochhausarchitekten Louis Sullivan und hat mit dem Bauhaus oder Deutschland herzlich wenig zu tun. Gemeint ist mit „Form“ das Gegenteil, von dem was das Bauhaus vertrat, nämlich organisch inspiriertes Ornament. Ich kann das herbeten, weil ich Architekt bin. Nicht in Rente ;-)

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                  TobyB RED

                  Hallo PPV,

                  bezogen auf den Sozialismus und den archiktetonischen Brutalismus bin ich bei dir. Ansonsten gab es schon eine DDR Designsprache die ihre Inspiration nicht hinter dem eisernen Vorhang hatte. Tatsächlich gabs in der DDR kluge Köpfe, nur hatten sie wenigsten davon das Parteibuch oder waren Kandidat der SED.

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                    @TobyB Hey, na logisch gab es auf beiden Seiten des Vorhanges kluge Köpfe. Warum auch nicht? Mir ging es hier überhaupt nicht um einen Schw… -Längen Vergleich wie Meister „Wellenstrom“ zu meinen scheint, sondern um den historischen Kontext. Es hat auch Keiner vom Anderen abgeschrieben, sondern ein wenn auch leider sehr eingeschränkter intellektueller Austausch stattgefunden. Das finde ich positiv. Alles Andere ist viel zu Komplex um es hier vernünftig zu diskutieren. Da sind wir ganz schnell im Bereich von Politik und populistischen Vereinfachungen, die hier beide nicht hingehören.

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                      @ psv-dsv

                      Häh, wo schrieb ich denn was davon, dass du einen Schwanzvergleich anstrebst? Die Aussage und der Link bezogen sich auf das, was toby schrieb. Und zwar auf kulturelle Errungenschaften des Ostens. Es wird nicht vielen bekannt sein, dass es erst eine Menge Anstrengungen im Westen gab, mehr an sozialen und bildungstechnischen Fortschritt zu schaffen, als man erkannte, dass die Russen bzw. der Warschauer Pakt in einigen Bereichen die Nase vorn hatte. Inwiefern du da jetzt eine Interpretation meinerseits auf deine Aussage konstruierst, will mir nicht wirklich in den Sinn. Aber egal… denk Dir was Du willst. War mir nur wichtig zu erwähnen, dass Bafög, stärkerer sozialer Aufstieg etc. aus diesem Sputnikschock resultierte. Und da kannst du meinetwegen wieder den Schwanzvergleich reininterpretieren. Denn den gab es zuhauf in Zeiten des Kalten Krieges. Und aus diesem Wettbewerb heraus schuf man natürlich auch kulturelle Hochleistungen. Mit populistischer „Vereinfachung“ hat das gar nichts zu tun. Sondern mit Bildungspolitik und welchen Anschub Kultur und Wissenschaft erhalten haben. So etwas entsteht nicht im Vakuum, sondern es gibt Rahmenbedingungen dafür.

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    Naja, bei der Bewertung des Klangs sollte man den historischen Kontext nicht außer Acht lassen. Das Trautonium z.B. gibt es seit 1930, und das Subharchord entstand auch schon einige Jahre vor dem ersten Synthesizer. Dass frühe elektronische Klangerzeuger, Pionierinstrumente, weit weg von Perfektion sind, müsste eigentlich jedem klar sein.

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        @Dirk Matten Wobei der Gesang der Jünglinge vor allem vom Kontrast der Klangerzeuger zu der menschlichen Stimme, dem Gesang, lebt. Natürlich konnte elektronische Musik auch in frühen Tagen interessant sein. Aber hier ist es ja nicht unbedingt eine Perfektion der Klangerzeugung und des Klangs, die wir dort schätzen. Ob Stockhausen, Subotnick, die Neuwirths, diverse BBC Geschichten und andere …. es ist die Faszination, die aus der Betrachtung im historischen Kontext erwächst.

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            AMAZONA Archiv

            @Dirk Matten Wie auch immer. Es ist schwierig, Vergleiche zwischen verschiedenen Klangerzeugern anzustellen. Vor allem dann, wenn wie im o.g. Beispiel ja mehrere Klangquellen und die menschliche Stimme, also auch akustische Elemente, Verwendung finden. Ein Subharchord ließe sich natürlich auch im größeren Besteck einbinden und hier und da für Akzente sorgen. Für Soloperformances sind die Instrumente eher nicht der Burner. Aus HEUTIGER Sicht. Sah in den Pioniertagen natürlich durchaus anders aus.

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              Dirk Matten RED

              Frage: Was schlagen Sie vor, wie wir zwischen Elektronischer Musik und musikalischem Abfall unterscheiden sollen?

              Stockhausen: Die meiste Elektronische Musik ist Abfall: Das steht außer Frage. Die untalentiertesten Komponisten sind in Studios aufgetaucht, weil sie keine Chance hatten, irgendwo anders zu komponieren, und so sitzen sie also in den Studios herum und sagen sich: »Nun gut, schau Dich um, versuch Dein Glück« – und da sind sie also. Denn sie glauben mehr an die Mittel als an sich selbst: sie meinen, wenn sie moderne Mittel verwenden, so würde das Ergebnis interessant sein wegen der Mittel – was ein fürchterlicher Irrtum ist.

              Karlheinz Stockhausen, „Texte zur Musik 1970 – 1977“, Band 4
              Ausschnitt aus „Frage und Antworten zu den ‚Vier Kriterien …’“

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      TobyB RED

      Hallo Wellenstrom,

      das Subharchord hat zumindestens in der Filmmusik der DDR Spuren hinterlassen und findet sich bei „Eolomea“, „Im Staub der Sterne“, „Signale“, „Stunde des Skorpions“ und das waren jetzt alles keine Hurra die Sozen fliegen ins All Filme. Will sagen, im zeitgenössischen Kontext waren das zu kritische Filme. Zu Abstrakt und doch so direkt kristisch. Und das gefiel der Partei nun nicht, so das auf dem 11 Plenum der der SED(s.a. Wikipedia) eine derartige Kunst „verboten“ wurde. Was dann nach dem Machtantritt von Honecker(Wortführer auf dem 11.Plenum) in die Ausbürgerung Manfred Krugs, Biermanns und anderer mündete. In der Musik wars dann dementsprechend. Rockmusik ja, aber mit Agripoptexten. Schlager bitte mit Niveau und alles ohne YEAH,YEAH,YEAH. Was die Kulturszene in der DDR dann mit den berühmten grünen Elefanten quittierte. Off Topic : Silly Mont Klamott. Wir hören allerfeinste EMUs, Yamahas, Gibson und eine Tamara Danz die von Dreck singt, so poetisch, dass es den Genossen gar nicht auffiel, was die da singt.

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        AMAZONA Archiv

        @TobyB Reinhard Lakomy hat in den 80ern auch ein paar sehr schöne Elektronik-Alben produziert, u. a. „Das geheime Leben“ (1982) und „Der Traum von Asgard“ (1983).

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          TobyB RED

          Hallo Quästor,

          das stimmt, die kamen aber schon eher aus der Ecke Populärmusik. Auch wenn Lakomy vom Instrumentarium für die damalige Zeit Moogsysteme und Kompaktsynthesizer auffuhr, Lakomy hat aber unter dem Strich auch den permanten Eskapismus bedient. Er hat halt nie viel gesprochen. Nur so ein Titel der Asgard enthält, sollte einem als DDR Bürger zu denken gegeben haben ;-)

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            AMAZONA Archiv

            @TobyB Tatsächlich, die Sache mit Asgard ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen. :-D Aber abgesehen davon kennen sich ja sowieso sicherlich die wenigsten mit der nordischen Mythologie aus, sodass es doch auch zu DDR-Zeiten bestimmt nur recht wenige bemerkt haben werden, oder? Gut, man kann sich natürlich belesen; dann ist es offensichtlich.

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              TobyB RED

              Hallo Quästio,

              warum immer in die Ferne schweifen, beim Geheimen Leben ist das ja offensitlich. Wer in der DDR kennt nicht Colt Seaver, hat nie Heute gesehen oder die Rias Hitparade auf MC gebannt. Der Empfänger muss die Botschaft erst ein mal verstehen. Siehe auch die Rezension dazu auf den Baby Blauen Seiten. Es hat halt noch bis 1989 gedauert bis der Groschen gefallen ist.

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                xaez

                @TobyB Apropos RIAS: 1980 gab es die Reihe „ZigZag – Das New Wave Magazin“, u.a. ein spez. Marathon über Punk, New Wave, Experimentelles (1 Woche)…, für den „harten Kern“ war J. Peels Music from BFBS zuständig );

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                  TobyB RED

                  @xaez Peel Sessions habe ich tatsächlich gehört und wann immer es ging auf Kassette aufgenommen. Meine Lieblingssessions hab ich mittlerweile digitalisiert. Witzigerweise ist da in meiner Playlist nicht viel Elektronik. Die erste Session die aufgenommen hab ist Billy Bragg. Napalm Death ist auch eher brachial. Die Sessions mit Orbital und The Orb dürften neben der Tribal Gathering live Session die offensichtlich elektronischen sein. Was ich an Peel mag, war das es musikalisch keine Grenzen gab. Vermutlich gabs nur das Kriterium, ihr müsst live übezeugen.

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                    xaez

                    @TobyB Es ist v.a. die damalige Radiosendung v. J. Peel auf BFBS gemeint.

                    Gerade Titel, wo mehr oder weniger Elektronik verwendet wurde, findet man dort zuhauf… z.B. Th. Leer & R. Rental, B. Eno, Flying Lizards, CV, TG, Crash Course in Science, W. Steding, Tubeway Army, Vice Versa, The Residents etc.

                    Hinweis: wer möchte kann sich jetzt damit beschäftigen (vorher nannte sich die Sendung „Rock Today“ https://peel.fandom.com/wiki/BFBS_Calendar_1979 – …

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    Hi Toby, ja, sehr interessante und spannende Geschichte, die sich da mit dem Instrument verbindet. Perfektes Beispiel dafür, wie man Instrumente und Musik im politischen Sinne verwenden und ausgrenzen kann.

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      TobyB RED

      Hallo Welle,

      was ja nicht nur hier beim Subharchord gemacht wurde. Und nicht nur da. Das Ende des Subharchords ist auf die Spiessigkeit der Parteiführung zurückzuführen. In der DDR wie UDSSR für Breshnew war das im bösen Sinne Kakophonie. Und für Honni war alles was er nicht verstehen konnte böse. Für mich ist das bleepen, die Spacigen Geräusche eines ANS-Synths oder Subharchord einfach nur schön, da kommt nur Delia Derbyshires Doctor Who Tapeloop ran, auch wenn ein Pop Sample ist.

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        costello RED

        @TobyB Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf. Hi Toby, Deine Anmerkungen hier sind ja mindestens so spannend wie der Artikel über das Subharchord. Dieses Dilemma, sich künstlerisch zu betätigen, aber im sozialistischen Sinne etwas zu schaffen, was unmittelbar verständlich ist, habe ich gerade im Museum Barberini in Potsdam gesehen. Bezeichnender Titel der Ausstellung: „Hinter der Maske“. Hat mein Verständnis von Malerei in der DDR sehr geweitet. Da gab’s viel mehr als Heisig, Sitte, Tübke. Eine unglaubliche stilistische Bandbreite. Und warum soll das in der Musik anders gewesen sein.

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          TobyB RED

          @costello Hallo Costello,

          ich stand ja spätestens ab dem 15 Lebensjahr, 1985, wegen tragen von Levis 501 zum FDJ Hemd auf der Liste und bin im Verlaufe dessen immer bockiger geworden. Was dann a) in einem Pogotanzenden Auftritt im Dokufilm „Flüstern und Schreien“ und dem Rausschmiss aus der Penne bedeutete. Ich durfte mich dann in der Produktion bewähren. Witzigerweise führte das zu einem Toten Hosen Konzert in Jena in der Jungen Gemeinde. Dermassen klandestin. Ich kann nicht so für die bildenden Künste sprechen, weiss aber worauf du hinaus willst. In der Musik Mitte und Ende der 1980er der DDR war das ja genauso, es gab viele Leute die auf ihre weisse „offen“ mit Worten provoziert haben. Nur war der Ochse zu doof das zu kapieren. Petz mal einen Ochsen ins Horn, sagen die Hessen.

          • Profilbild
            costello RED

            @TobyB Wahnsinn, Toby, Du Pogo tanzend in 501-Jeans und FDJ-Blauhemd und ich damals beim „Feindsender“ RIAS Berlin, wo ich als Programmassistent die Hörerpost aus dem Osten bearbeitet habe, die an Deckadressen geschickt wurde. Ich war völlig von den Socken, wie ungeschminkt da Kritik an der DDR-Führung geübt wurde. Viele dieser Briefe wurden ja auch abgefangen. Am Ende stand häufig ein Musikwunsch: Zu 70 Prozent Hardrock, absoluter Spitzenreiter: „Lady in Black“. Zum Leidwesen der RIAS-Treffpunkt-Moderatoren Burghard Rausch und Uwe Wohlmacher, die gerne mehr New Wave gespielt hätten.

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              TobyB RED

              @costello Hallo Costello,

              das blaue Hemd war mal ein FDJ Hemd, meine Oma hat das Emblem feinsaüberlich abgetrennt. Sich jeden Tag die Leserbriefe beim RIAS geben ist zwar spannend aber irgendwie auch nervenaufreibend. Ich hab früher immer NDR2 gehört und später in Jena BR und DT64 dort allerdings eher die Sendungen Electronics und Parocktikum(Indie, Goth, Metal, Rock) Da konntest komplette Alben mitschneiden und die haben tatsächlich auch die anderen Bands der DDR gespielt. Lady in Black ich kann es verstehen ;-) Ich hätte auch gerne mehr New Wave aufgelegt.

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    k.rausch AHU 2

    Tolle Sounds! Geht sehr in Richtung Rainer Werner Fassbinders „Welt am Draht“. Kommt immer sehr auf den inhaltlichen Zusammenhang an. Danke für dieses Interview! In einer 80er Interpretation kenne ich sowas allenfalls von Carpenter und „Logan’s Run“ (Jerry Goldsmith), und in den 90ern von Mark Snow.

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      AMAZONA Archiv

      @k.rausch Wie „Welt am Draht“? Fleetwood Mac hört sich doch ganz anders an? ;-)
      Logan’s Run hätte sich in den achtzigern auch ganz anders angehört.
      Interessanterweise sieht das Titelintro von Total Recall, zu welchem ja auch die Musik von Goldsmith ist, dem von Welt am Draht sehr ähnlich.

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        TobyB RED

        Hallo Wolf,

        Klaus hat mit seiner Referenz durchaus Recht. Derartige Instrumente wurden im ehemaligen Ostblock gerne für abstrakte und konkrete Klanginstallationen im Film bemüht. Auch wenn, Klaus angeführter Eskapismus aus einer anderen Ecke kommt. Für den sowjetischen Film kann man hier Tarkowski Solaris und Stalker anführen. Wobei die Soundtracks von Eduard Nikolajewitsch Artemjew auf dem ANS Synthesizer abgefahren sind, dagegen kommt mir Hans Zimmer wie Popkindergeburtstag vor.

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          AMAZONA Archiv

          @TobyB Mir scheint, ich muss meinen Kommentar erklären?
          Aber welchen Teil?
          Natürlich geht die Musik von Gottfried Hüngsberg in Welt am Draht in diese Richtung. Aber im Abspann läuft „Albatross“.
          Und ich liebe „Ost-Scifi“.
          Der Einwurf mit Hans Zimmer wundert mich etwas.
          Wie wäre es mit anderen vergleichbaren Sachen aus dem gleichen Zeitraum?
          Zum Beispiel Forbidden Planet von Bebe und Louis Barron, oder Andromeda Strain von Gil Mellé.

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            TobyB RED

            Andromeda Strain, hab ich sogar. Sehr guter Film, der Soundtrack ist Klasse. Hiess Forbidden Planet auf deutsch Alarm im Weltall und basierte auf Shakespeares Der Sturm? Wenn nicht lieg ich falsch. Andromeda Strain passt auch sehr gut in diese Aufzählung.

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                TobyB RED

                Hallo Wolf,

                wobei in der deutschen Kinowelt Alarm im Weltraum als nicht sonderlich wichtig erachtet wird. Was ich anders sehe. Es gibt da die TV Doku, Geschichte der Science Fiction, dort nennen ihn Carpenter, Gaile Hurts und andere epochal, u.a. wegen Robby.

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                  AMAZONA Archiv

                  @TobyB Wobei Carpenter als Filmemacher am stärksten geprägt wurde von den Filmen von Howard Hawks und John Ford. Und da waren es wohl eher die Western als die Sci Fi Filme (wobei auch die natürlich mit reinspielten).
                  Bei „Alarm im Weltall (Forbidden Planet)“ halte ich auch die Arbeit der Barrons für das Herausragendste. Hatten ja enorme Probleme mit der Musikergewerkschaft aufgrund dieser Arbeit, weil Filmorchester fürchteten, ihre Arbeit zukünftig zu verlieren. Letztens „Phase IV“ mal wieder gestreamt und gekauft… auch ein beachtenswerter Soundtrack.
                  https://www.youtube.com/watch?v=Bcs3_b3VXSU

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                    TobyB RED

                    Hallo Wellen,

                    Zustimmung. Carpenter selbst sagt das ja auch in „Geschichte der Science Fiction“. Musikalisch finde ich die Carpenter Soundtracks halt für mich spannend, weil sie ohne sein bewegtes Bild funktioniert und weil es kein postwagnerianischer Bombast ist und kein abgefahrener Neutönerkram. Was ich an den Barrons halt epochal finde, ist das der Roboter „Robby“ hier eben nicht als Karel Capek / Fritz Lang Metapher oder als Golem daher kommt, sondern einfach „normale“ Science Fiction Dinge macht. Die Gewerkschaften in Hollywood sind wohl schon sehr speziell. Irgendwo kursierte da mal „Tonfilm eine Gefahr für Musiker“ als Bild…

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                      AMAZONA Archiv

                      @TobyB Toby, genau so isses. Jedenfalls auch für mich. Die Carpenter Tracks sind zeitlose Klassiker. Ich wünschte mir, dass genau da im modernen Film dieser musikalische Ansatz weiter fortgeführt worden wäre. Ich empfinde da die Entwicklungen nach dieser Ära eher als gewaltigen Rückschritt. Gerade Zimmer und Co. halte ich für schlichtweg unerträglich. Kann dem nix abgewinnen.

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                    TobyB RED

                    Hallo Welle,

                    ich antworte mal hier, unten sind wir am Ende ;-)
                    Mir fiel auf Anhieb nur Johann Johannsson ein
                    http://bit.ly/2rBmCxK , dessen Werk den von dir beschriebenen Ansatz verfolgt oder Kiasmos oder Olufur Arnalds. Bedingt auch Niels Frahm. Oder auch Hauschka. Last but not least Reinhold Heil und Johnny Klimek. Und als Klassiker None Suchs Records.Und wirklich nur im Ansatz Junkie XL.

                    Hans Zimmer da tu ich mich schwer mit einer Beurteilung, Interception fand ich den Film gruselig und der Score rettet den Film. Bei Interstellar hats mich ohne den Film von den Socken gehauen und mit Film dann noch mal.

                    Im Allgemeinen finde ich postwagnerianische Kompositionen schwierig, da wird das Erbe von Korngold bis zum Erbrechen ausgelutscht. Eine drohende Streicherfigur jagt die Blechbäser unterlegt von Taiko Drums der Marke Speedmetalklassik. Und ganz unten der Deep Bass in Sinus für den Hollywood Druck.

                    Ich denke warum man immer auf das übliche Schema zurückgreift ist, „How to make a Blockbuster“. Und die Hollywoodstudios verlassen sich hier auf die großen Namen. Was aber letztlich zu einer Verarmung in der Formsprache Bild und Ton als führt. Mit der Konsequenz das dann die Musik in der Wahrnehmung hinten runter fällt.

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          xaez

          @TobyB Etwas „spät“, trotzdem bestimmt wissenswert: in der Nova-Reihe erschien u.a. die Verwendung des Subharchords u.a. in Brechts Drama „Galilei“ (Komp. S. Matthus), weitere Komponisten , die auf dieser LP veröffentlicht wurden P. H. Dittrich – Kammermusik 2, B. Wefelmeyer – Protest.

          Anfang der 60er Jahre (1964) erschien eine 12“ bei Eterna „Experimentelle Musik“
          Neben versch. Bsp. des Subharchordeinsatzes, sind Verwendung in der E-, Film- sowie Tanzmusik treffend dokumentiert );

          N.b. entspr. „Pendants“ brachte damals das tschech. Label Supraphon heraus:

          Electronic Music – Soundexamples From The Studios Of Prague, Bratislava, Munich, Illinois, (I. Zeljenka, R. Komorous, L. A. Hiller, J. A. Riedl u.a.)

  11. Profilbild
    Davy

    Sehr viel musikalische Inspiration in diesem Interview. Da werde ich wohl so einiges Nachhören müssen!

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