Spannende Dokumentation über Xenakis - Klangrevolutionär und Pionier der elektronischen Musik
Ein Vordenker der elektronischen Musik, der die letzten Jahre eher seltener rezipiert wurde, ist Iannis Xenakis (1922-2001). Arte widment dem Ausnahmekünstler eine spannende Dokumentation.
Karlheinz Stockhausen, Pierre Schaeffer, Oscar Sala und Edgar Varese sind als Vordenker der elektronischen Musik bekannt und geschätzt. Ihre Ideen und Theorien sind zum größten Teil in den popkulturellen musikalischen Alltag eingeflossen. In diesen Kanon reiht sich ebenfalls Iannis Xenakis ein.
Der geborene Grieche studierte Ingenieurwesen, kämpfte im 2. Weltkrieg gegen die Nazis und wurde schwer verwundet. Als Kommunist kämpfte er gegen die britische Besatzung und wurde deshalb aus Griechenland verbannt. In Paris wollte er mit Politik nichts mehr zu tun haben und beschloss, sein Leben der Musik zu widmen. Doch zuerst arbeitete er 10 Jahre als Assistent des Architekten Le Corbusier und schuf weltberühmte Bauten. Die mathematischen Formeln der Architektur inspirierten ihn dazu, sie in seine Kompositionen einzusetzen.
Mit Hilfe von Wahrscheinlichkeitsrechnungen entwickelte er eine Klangsprache und wandte sich von dem traditionellen Notensystem ab, indem er grafische Partituren auf Millimeterpapier zeichnete. Heutzutage nicht ungewöhnlich und finden sich bei unterschiedlichsten Komponisten immer wieder.
Mit seinen Tonbandcollagen und daszugehörigen Lautsprechersystemen war er ein Pionier der Granularsynthese. Er entwickelte Ton- und Licht-Installationen. Er war der erste, der Musik und Licht miteinander synchronisierte. Heutzutage Alltag in jeder Diskothek! Außerdem war er der erste europäische Komponist, der den Computer nutze, um Musik zu machen. Auch heute ist der Computer allgegenwärtiges Werkzeug in der Musik.
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Das UPIC- Programm übersetzte grafische Kurven in Klangabläufe und da muss ich an die iPad App FluxPad denken. Er war einer der ersten Multimediakünstler, bevor es diesen Begriff überhaupt gab.
Nach 27 Jahren durfte er nach Griechenland zurückkehren. Er fühlte sich im Exil immer als Grieche und somit hat er sich der griechischen Antike und deren Musik zugewandt und erschuf entsprechende Werke.
Für Xenakis galt nicht der Satz: Schuster bleib bei deinen Leisten. Das Ungewöhnliche ist, dass er mit seinen vielfältigen Tätigkeiten schon zu Lebzeiten erfolgreich und geachtet war. Sicherlich ist es nicht möglich, die Werke von Xenakis auf die heutigen Ausdrucksmöglichkeiten der meisten Musiker und Musikerinnen zu übertragen. Darum geht es auch nicht: Es geht um das Konzept, Räume mit Klängen und Licht zu gestalten, neue Wege zu gehen und nach Innovationen zu streben. Sein Werk wirkt nach, es sind sehr oft Spuren von Xenakis Arbeit in der Gegenwart zu finden.
Alles, was ich hier in aller Knappheit abgehandelt habe, zeichnet die Arte-Dokumentation in aller Ausführlichkeit nach.
https://www.youtube.com/watch?v=1oRaHSY8_cQ
Danke für diesen Post. Ich hatte allerdings die ARTE-Dokumentation bereits gesehen. Spannend fand ich, dass Xenakis offenbar bei Olivier Messiaen war, um ein Urteil zu hören. Und dieser bestärkte ihn darin, seinen eigenen Weg zu gehen. Die mathematisch statistische Herangehensweise von Xenakis hat etwas Besonderes, sogar innerhalb der Neuen Musik.
“ Karlheinz Stockhausen, Pierre Schaeffer, Oscar Sala und Varese sind als Vordenker der elektronischen Musik bekannt und geschätzt.”
Ja, tolle Ideen, aber grauenhafte Musik. ;)
Oscar Sala kann ich mir noch anhören mit dem Rest würde ich unartige Kinder bestrafen oder so. 😩
Die ganze damals so genannte “neue Musik” ist blutarmer verkopfter Mist.
War mal nötig um vom denken Musik besteht aus Noten und Pausen wegzukommen, anhören will ich mir das trotzdem nicht mehr.
Der Mann hatte den Krieg im Kopf und musste ihn mit uns teilen. Heute ist ein kalter Klodeckel schon eine Grausamkeit und 17°C Raumtemperatur eine Infragestellung jeder menschlichen Existenz. Eine gute Doku zum nachdenken über unsere Anspruchshaltung. Das Kloster fand ich toll. Ein hässlicher Klotz aber punktuell ein Ort der Schönheit und Fokussierung auf das Wesentliche.
Das ganze war damals schon nicht so toll, und mit Jahren Abstand ist das alles noch schlechter gealtert.
Dada wirkt heute noch frisch und fetzig (wegen Krieg im Kopf und so) „neue Musik“ kann daß nicht von sich behaupten, geh mir weg mit dem angestaubten Krams. 😑
und wie oft willst Du deine bescheidene Meinung noch „posten“? Gleich nach mir gibt es noch eine Möglichkeit ….
@zm33 Tja typisch, tausendmal so eine unkonstruktive “Meinung” posten um als “die Mehrheit” zu erscheinen.
Also ich finde Xenakis hammergeil.
Wirklich ein Pioneer unserer Zeitgeschichte.
Danke für den Hinweis auf die Doku. Habe sie mir angeschaut und fand sie sehr interessant. Man muss ja die Musik nicht mögen oder ständig hören, aber die Erklärungen, was die Quellen seiner Schöpfungen waren, und mit welchen Prinzipien er gearbeitet hat, fand ich sehr interessant und aufschlussreich. Auch der Weg von seiner „bombastischen“ Aufführung in Mykene zu den „großen“ Konzerten von JMJ, sowie seine Verbindung zu Olivier Messiaen, dessen Musik ich sehr schätzte, ist sehr interessant. Allerdings würde ich den Autor empfehlen, die Dokumentation von 4:40 bis 7:25 noch einmal anzuschauen, um die in der Dokumentation genannten historischen Fakten aus dem Leben von Xenakis in der Kriegs- und Nachkriegszeit, den in seinem Beitrag genannten Realitäten dieser Zeit anzupassen bzw. zu korrigieren. Diesbezüglich ist die Doku auch geschichtlich sehr informativ.
also das intro zur arte doku ist nicht gerade ein aushängeschild für sein werk. für mich ist das mittelmässiges, fast schon langweiliges esoterikevent getrommel a la blueman group. der mann hat echt besseres verdient, aber eventuell ist das dem zeitgemäßen artepublikum geschuldet, damit es nicht sofort total überfordert abschaltet, um estas tonne zu hören
Vielen Dank Sven für den Beitrag, die Doku werde ich mir mal die Tage gönnen.
Klasse, dass auch immer mal wieder Meldungen aus der „ernsten“ Musik bei Amazona zu finden sind, das hebt sich deutlich von anderen (online) Magazinen ab und unterstreicht doch den hohen Anspruch.
Übrigens hat die jüngste Album-Produktion mit Werken von Xenakis grad den Preis der deutschen Schallplattenkritik einheimsen können – zurecht :-).
Danke für den Arte Doku-Hinweis, hatte ich noch nicht mitbekommen und werde mir das auf jeden Fall gern ansehen.
Hiermit kann man Xenakis Konzepte selbst ausprobieren und nachvollziehen:
https://www.iannix.org/en/whatisiannix/
Die Software is „open source“ und versteht sich auch blendend mit OSC. :)
Danke für den Link zu der hochinteressanten Arte Doku und auch für den Link zu der Software. Wieder einmal wird die Beziehung zwischen Musik und Architektur aufgezeigt. Auch interessant: Auf der Page der Software iannix ist ein Statement vom Sohn des Meisters zu lesen. In der Arte Doku hätte ich nicht mitbekommen, daß der Mann einen Sohn hatte.
…ist ja interessant!
Übrigens stand zufälligerweise drei Tage vor Deinem Artikel auch ein (leider etwas schwülstig geschriebener) Beitrag zu Xenakis in der FAZ, in dem die 5CD- Edition „Electroacoustic Works“ von Xenakis besprochen wird:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/eine-box-von-fuenf-cds-erschliesst-die-elektroakustische-musik-von-iannis-xenakis-18228094/dem-computer-phantasie-18228093.html
Vielen Dank! Werke wie etwa Syrmos, Ioolkos, Ergma oder Shaar sind absolut ekstatisch-kathartische Werke die ich hoffe auch eines Tages mal live hören zu können.