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Making of: Metallica – Master of Puppets

Hetfield & Co lassen die Puppen tanzen!

20. Dezember 2018
Master of Puppets

Master of Puppets

Master of Puppets – die Geschichte eines Metal-Klassikers. Über dreißig Jahre ist es her, dass sich ein grinsender, hoch ambitionierter Däne, eine trinkfeste, kalifornische Mega-Röhre, ein hyperaktiver Leadgitarrist und eine smoothe Bassmaschine aus Tennessee ihren Platz im Pantheon des Metals sicherten!

„Wir waren jung und in erster Linie immer noch Fans“, sagte Lars Ulrich in einem Rolling Stone Interview aus dem Jahre 2016. „Wir waren so rein – und wenn ich mir viele Parts der damaligen Platte anhöre, denke ich mir: What the fuck, wie zum Teufel habe ich das fertiggebracht“? Das war es auch, was diese jungen Musikfans zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich inspirierte: Die Konzerte anderer Bands, von Größen wie UFO oder Deep Purple. Letzteren folgten James Hetfield und Ulrich nach ihrer Tour für das elegante Glanzstück „Ride The Lightning“ bei ihrer Tournee. Man reiste der Band hinterher, nahm jedes Konzert mit, das man mitnehmen konnte und setzte sich dann, etwas vollgedröhnt und ordentlich inspiriert, im gemeinsamen Haus in El Cerrito zusammen und begann, „Battery“ zu schreiben. Dies war auch der erste Track, den die Band für das Album schrieb, gefolgt von „Disposable Heroes„.

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Man wurde älter. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte schafften es Metallica (so sehen das zumindest viele Fans und Nicht-Fans und wahrscheinlich auch die Band selbst) nicht noch mal, mit einer derartigen Spontaneität und Energie acht monströse Tracks zu komponieren und aufzunehmen. Acht Wochen brauchte die Band hierfür. Zum Vergleich: Das (gern übersehene aber vergleichsweise gute) Album Death Magnetic nahm 18 Monate in Anspruch, ehe es fertig wurde. Auch daran merkt man wieder, dass künstlerische Arbeit und kreatives Werken nicht erzwungen werden kann.

Im Jahr 1986 atmeten und lebten Ulrich und Hetfield Musik. Hetfield nahm seine Gitarre überall hin mit und war ständig am Riffs schreiben, während Ulrich fantasierte, welchen Sound sie zusammen erschaffen würden. Diese reine Spontaneität, dieser einfache, unbeschwerte Zugang zum Songwriting-Prozess ging der Band zweifelsohne über die Jahre hinweg abhanden. Wer sich davon überzeugen will, darf sich gerne mal die Dokumentation „Some Kind of Monster“ zu Gemüte führen. Darin heuerte die Band einen Psychotherapeuten an, der normalerweise bei hochklassigen Sportlerteams oder olympische Athleten zum Einsatz kam. Seine Aufgabe? Die über Jahrzehnte hinweg gewachsenen Gräben vor allem zwischen Ulrich und Hetfield zu überwinden. Welche Auswüchse das haben konnte, kann man in dem inzwischen fast kultigen Moment hier nachvollziehen:

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Bevor Hetfield seinen Alkoholismus im Jahre 2001 therapieren ließ und die Band mit dem St. Anger Album versuchte, sich neu zu erfinden, zogen 15 daueralkoholisierte Jahre ins Land. Weshalb Alkohol so wichtig war? Für Kirk Hammett lag die Sache auf der Hand: „Durch den Alkohol konnten wir uns gegenseitig all diese Dinge sagen, die wir nüchtern nicht über die Lippen brachten.“ Das liebe Bier und der liebe Wodka waren hier also vor allem eine Form von Kleister, die diese Band zusammenhielt und den Motor befeuerte.

Master of Puppets Ulrich

Doch zu Zeiten von Master of Puppets lagen diese Schatten noch nicht über der Band. Hier wurde eine Formel, die bereits formidabel auf „Ride The Lightning“ aufgegangen war, aufgegriffen und man versuchte zweifelsohne, diese zu perfektionieren. Mit 21 konnte man also noch mit dem Kopf durch die Wand – mit 51 kostet so etwas mehr Kräfte und Nerven, als man manchmal aufbringen kann. Und mit Flemming Rasmussen hatte man in Kopenhagen einen Produzenten gefunden, der es verstand, diese regelrechten Kombustionen einzufangen und stetig mitzudenken. Immerhin legte die Band ein enormes Tempo hin. Manche Songs wie „The Thing that should not be“ wurden sogar erst im Studio fertiggeschrieben. Der Motor lief also durchgehend und es brauchte jemanden, der in der Lage war, die Situation kühl und strategisch zu handhaben, ohne die Energie zu kappen, die die vier Jungs ins Studio transportierten. Rasmussen gelang genau das. „Er war schnell und smart – genau das, was wir brauchten.“ Ideen wurden nicht zerredet, sie wurden rausgehauen, geschliffen und eingefangen. Rasmussen selbst erinnert sich mit leuchtenden Augen an das Entstehen der Platte: „Es war ein absoluter Freudentrip. Ich kann mich nicht an einen einzigen Streit oder Diskussion im Studio erinnern.

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Man hatte das starke Gefühl, einen Klassiker zu erschaffen – die Jungs verstanden es, sich zu pushen. Egal, was nach dem Black Album alles passiert ist – zu dieser Zeit waren sie voller Selbstvertrauen und das Ergebnis spricht für sich.“ Als dann der Manager von Iron Maiden, Ron Smallwood bei einem gemeinsamen Sit-in „Welcome Home (Sanitarium)“ hörte und für cool befand („Can I hear it again?“), ahnte die Band, dass ihr etwas Besonderes gelungen war!

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Jahrzehnte später wurde deutlich: Man kann dieses Feuer nicht erzwingen – wenn es brennt, wenn es authentisch ist und wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kommen solche Platten wie Master of Puppets eben zustande. Wenn nicht … nun ja. Die Band selbst würde auch das unterschreiben. Vielleicht ist zum Beispiel auch deshalb die St. Anger eine derart seltsame Platte geworden (auch wenn der rohe Sound und das eigenwillige Songwriting durchaus seine Anhänger hat): Man wurde das Gefühl nicht los, dass Metallica mit aller Kraft versuchten, das Feuer aus jener Zeit neu zu entzünden, wütender zu erscheinen, als sie es eigentlich waren. Während jede Note auf Master of Puppets ihre Berechtigung hat, wirken viele Tracks auf der St. Anger künstlich in die Länge gezogen – man versuchte, sich den Anger zurechtzuzimmern. Jeder Part wurde ausgehandelt, diskutiert und untereinander bekämpft – wie bereits eingangs erwähnt, die Dokumentation „Some Kind of Monster“ lohnt allemal, um sich ein Bild von diesem quälenden Prozess zu machen.

Doch nun wieder zurück ins Jahr 1986. Die Band saß den Dezember über im Studio, arbeitete bis in die tiefe Nacht hinein und perfektionierte ihre Formel. Mid-Tempo in den Strophen, High-Speed-Mainriffs und progressive Half-Time-Spielereien, die mit epischen Leads garniert wurden. Wenn die Jungs die Nase voll hatten vom anstrengenden Alltag im Studio, gab man sich im verschneiten Kopenhagen die Kante und zechte die Nächte mit der dänischen Metalband Mercyful Fate durch. In Sachen Lyrics artikulierte Hetfield ein loses Konzept über Manipulation in seinen Lyrics: Manipulation durch die Regierung, Manipulation durch Ehre, durch Loyalität. „Disposable Heroes“ erzählt von der Sinnlosigkeit, mit der viele junge Männer im Rahmen des Vietnam-Krieges ihre Leben lassen mussten.

Und Master of Puppets? Darin verarbeitete Hetfield den Anblick der Heroin-Epidemie im San Francisco der 80er. Die Drogen kontrollierten den Menschen, nicht umgekehrt, eine einfache Erkenntnis, die furchtbar mit anzusehen war und von Hetfield in schonungslosen Worten festgehalten wurde. Musikalisch galt der Song vor allem für Cliff Burton als bester Song, den Metallica bis dato aufgenommen hat. Um das enorme Tempo in-tune auf den Bändern festzuhalten, mussten Hetfield und Hammett ihre Gitarren runterstimmen. Den legendären Snaresound lieh sich Ulrich übrigens vom Schlagzeuger von Def Leppard, Rick Allen. In einer etwas makaberen Fügung der Dinge verlor Rick seinen Arm in einem Autounfall. Lars Ulrich klingelte eiskalt bei der Band durch und erkundigte sich zugleich, ob man Ricks fantastisch klingende Ludwig Black Beauty Snare rüberschicken konnte – er „könne sie ja jetzt eh erst mal nicht verwenden“. Dreistigkeit zahlt sich bekanntlich manchmal aus – am nächsten Tag war das gute Stück im Studio in Kopenhagen.

Das erste Mal auf amerikanischem Grund wurden die Tracks „Master of Puppets“ und „Disposable Heroes „im Rahmen einer ihrer „Civic Auditorium Show“ in der Bay Area gespielt. Als man dann zurück nach Stockholm reiste, um die Songs einem internationalen Publikum zu zeigen, ahnte noch niemand, dass es sich beim 26. Gig in Stockholm um Cliff Burtons letztes Konzert handeln würde.

Das schreckliche Unglück ereignete sich auf der Rückfahrt Richtung Kopenhagen und erst im Nachhinein wurde der Band klar, dass sich Cliff mit den wundervollen, starken Melodien des achteinhalb-minütigen Instrumentalstücks „Orion“ ein Denkmal gesetzt hatte. Doch bis man überhaupt so denken konnte, gingen ein paar traumatisierte zwanzigjährige Jungs erst mal durch die Hölle, zerschmetterten ihre Hotelfenster und schliefen mit Licht ein, weil sie den Verlust ihres Freundes zunächst nicht verkraften konnten. Man hatte einen charismatischen, sanften Riesen verloren, einen begnadeten Bassisten, der viele der charakteristischen Melodien des Master of Puppets-Albums geschrieben hatte.

Es wird gerne spekuliert, wohin die Reise für Metallica gegangen wäre, wäre in jener schicksalhaften Nacht der Bus nicht vom Weg abgekommen. Aber das Leben schreibt nun mal seine eigenen Geschichten und Metallica schrieben noch viele Platten, von denen ihnen allerspätestens das Black Album zu Weltruhm verhalf. Zweiunddreißig Jahre ist das Unglück her. Insofern kann man nur das Dosenbier knacken und anstoßen in Gedenken an einen jungen Mann, der sich seinen festen Platz in der Geschichte der Rockmusik gesichert hat.

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