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Test: Antelope Audio Axino, USB-Großmembran-Kondensatormikrofon

Ein Alleskönner zum Mittelklasse-Preis?

11. Oktober 2021
antelope audio axino test

Test: Antelope Audio Axino, USB-Großmembran-Kondensatormikrofon

Mit dem Antelope Audio Axino Mikrofon leitet Antelope Audio erstmals seine Modeling-Technologie in Richtung semi-professioneller Anwender. Die bereits aus den Mikrofonserien Edge und Verge bekannten Emulationen findet man nun in einem schlichten Großmembraner, das zum einen mit Tischstativ und Spinne, zum anderen aber auch gleich mit eingebautem USB-Audiointerface samt Monitoring-Ausgang den Nutzer erreicht. Aufgrund dieser erweiterten Funktionalität als Interface inkludiert Antelope Audio nun ebenfalls auch deren hoch gehandelte Synergy Core-DSP Effekte in die All-in-one-Lösung – sprich: In der kleinen Hardware verbergen sich nicht nur 18 verschiedene Mikrofon-Emulationen, sondern auch noch neun verschiedene, DSP-modellierte Insert-Effekte sowie ein Reverb. Was neben diesem bereits riesigen Umfang noch innerhalb des Mikrofons Platz finden muss, damit eine „Wurst“ daraus wird: A/D- wie D/A-Wege samt Monitoring-Ausgang, ein möglichst cleaner Vorverstärker, Konverter und Clocking. Und natürlich die Kapsel an sich. Ob dieses Prinzip in diesem Umfang im Inhalt eines 0,3 Liter Wasserglases zu verstauen ist, ergründet sich im folgenden Test.

Fakten zum Antelope Audio Axino

Das Antelope Axino Mikrofon vermittelt gleich beim Auspacken einen wertigen Eindruck, am Gehäuse wurde definitiv nicht gespart. Selbst die vorne aufgebrachten recht kleinen Potentiometer sitzen fest und lassen sich angenehm bedienen. Zusammen mit dem Mikrofon wird ein sehr solides und schweres Tischstativ geliefert – dieses bringt locker 2 bis 3 kg auf die Waage, besitzt einen breiten Standfuß und sollte somit selbst das schwerste Mikrofon auf vertrauenerweckende Art und Weise halten können. Auch eine ebenso wertig anmutende Spinne mitsamt Ersatzgummis ist im Lieferumfang enthalten. Sowohl das Schraubgewinde des Stativs als auch die Fassung der Spinne sind im großen 5/8 Zoll Standard gefertigt.

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Unüblich und lustig anzusehen: In der Mitte des Schraubgewindes des Mikrofons befindet sich nicht wie üblich ein female XLR-Ausgang, sondern eine Mini-USB Buchse.

Per Kippschalter am Mikrofon sind -10 dB Pad wie auch ein weicher Lowcut auf die altbekannte analoge Art und Weise aktivierbar. Die goldbedampfte und 34 mm große Membran der Kapsel soll laut der Aussage des Herstellers für einen möglichst linearen, für Modeling-Mikrofone geeigneten Frequenzgang sorgen. Als Vorverstärker kommt ein selbiger aus Antelopes Discrete-Interface Serie bekannter zum Einsatz. Diese finden sich auch in den aktuellen Interfaces und besitzen einen extrem beachtlichen Dynamikumfang von 124 dB – eingangs- wie ausgangsseitig. Der verbaute Kopfhörerausgang besitzt selbigen Dynamikumfang und ist stark und laut – hochohmige Kopfhörer sollten hiermit somit ebenfalls problemlos auf Lautstärke gebracht werden können.

Antelope Audio Axino

Sauber verarbeitet: Gerasterte Potentiometer am Axino

Antelope Axino: Inbetriebnahme und Nutzung

Die Installation der Treiber-Software erfolgt in meinem Fall recht schnell. Da ich ein anderes Produkt der Antelope-Familie in meinem Studio verwende, muss ich den Launcher nicht mehr herunterladen und auch keinen Account auf der Antelope Audio eigenen Website erstellen, sondern kann ganz bequem in Sekundenschnelle die Axino-Erweiterung installieren. Nicht einmal ein Neustart ist erforderlich, alles funktioniert sofort wie erwartet.

Die Software an sich bietet neben den Mikrofonsimulationen und DSP-Effekten auch einiges an nützlichen Utilities. Hier finden sich Direct-Monitoring, Pegel für die Eingangs- und Ausgangslautstärke, ein kleines Routing für das Loopback sowie die Möglichkeit, sein Signal in ein trockenes und ein bearbeites aufteilen zu können, so dass sich Bearbeitungen im Nachhinein auch noch in aller Ruhe durchführen lassen können. Der verbaute (und im Übrigen großartig klingende, sehr fein auslösende) Hall lässt sich bequem über Return-Wege hinzumischen, auch dieser lässt sich somit bequem als Sicherheit-gebender Monitoring-Hall verwenden, ohne auch später auf der Aufnahme vorhanden zu sein.

Antelope Audio Axino

Blick auf die einfache Host-Software und das Mikrofon im Podcast-Betrieb

Ein einziges Manko für mich stellt das Folgende dar: Das USB-Mikrofon mit eigenem Interface lässt sich nicht gut mit anderer Antelope-Hardware riggen. Der Versuch, das Axino in ein Mehrkanal-System zusammen mit herkömmlichen Mikrofonen mit einem Antelope Orion Studio im Audio-MIDI-Setup zu verbinden, stellte sich als Misserfolg heraus. Das Clocking der beiden Geräte scheint sich nicht miteinander zu vertragen, so kam es zu Artefakten und Jittering im Monitorweg und auf der Aufnahme. Da sich das Mikrofon aber eh an Solo-Künstler und -Sprecher richten soll, ist dieser Umstand im Kontext aber als eher hinfällig zu betrachten. Da Antelopes Orion Studio aber ansonsten über ein extrem flexibles Routing verfügt und Axino und Orion Studio aus dem selben Launcher heraus gestartet werden, wäre es für mich naheliegend gewesen, das Axino ohne Probleme in den Orion Studio-Workflow integrieren zu können, so wie das mit den anderen Modeling-Mikrofonen des Unternehmens ebenfalls möglich ist.

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Kurzer Blick auf die Effekte und Mikrofon-Emulationen des Antelope Audio Axino

Antelope Audio Axino test

Eine Übersicht der verschiedenen verfügbaren Mikrofon-Modellagen

Wer mit den DSP-Effekten des Unternehmens bereits vertraut ist, weiß, wie ernst man es mit diesen meint. Somit erhält man beim Kauf des Axino Mikrofons ganze zehn davon frei Haus, die alle gute Dienste im Streaming und Broadcast-Kontext leisten. Preamps von BAE und Gyraf Audio, Equalizer Modelle dieser Marken sowie die hauseigenen und ultra-cleanen Kompressoren, De-Esser und Noise Gates erhält man hier. Und obendrauf die meiner Meinung nach wohl beste digitale Nachahmung eines 1176er Blackface Kompressors, die es gerade auf dem Markt gibt. Die im Mikrofon verbauten FPGA-Chips sind imstande, vier dieser DSP-Effekte auf einmal in Echtzeit zu berechnen.

Absolut genial für die modernen Solo-Artists: Besitzt man eine Lizenz von Antares Autotune, lässt sich dieser Effekt ebenfalls in Echtzeit und frei von Latenz auf der DSP des Mikrofons betreiben! In diesem Preissegment gab es das so noch nicht und stellt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dar. Falls andere Unternehmen hier nicht nachlegen, wird eine extrem breite Zielgruppe an Musikern, Streamern und Podcastern Preis-Leistungs-technisch nicht mehr am Antelope Audio Axino vorbeikommen. Allerdings vermag das Axino mit seinem Modeling-Kapazitäten nicht nur semi-professionelle Anwender zu überzeugen, auch darüber hinaus ist das Ergebnis, welches das Axino liefert, mehr als nur verwend- und verwertbar.

Antelope Audio Axino

Perfekter Sitz in gut durchdachter Spinne

Die Mikrofon-Palette, über die sich mit dem Axino verfügen lässt, gestaltet sich üppig und vielseitig. Gleich obenauf der Mikrofon-Liebling aus aktueller Populärmusik der jungen Generation: Das Sony C800G. Dicht gefolgt vom Mittenmonster Neumann U47 als FET, U67 und U87, weiter unten findet sich auch die Röhrenversion des U47. Stählerne Vintage-Klassiker wie das KM86, gar ein dediziertes Kick-Drum-Mikrofon, das D112 der Marke AKG, bis hin zu den zwei Klassikern SM7b und SM57 von Shure. Insgesamt gibt es 18 grundsätzlich verschiedene Mikrofonprofile, die meisten davon unweigerlich von der Marke Neumann (unlizenziert, hier „Berlin“ genannt).

Auch der Broadcast-Liebling TLM 103 findet sich hier sowie das Neumann/Gefell M49. Was sich sonst noch so Feines findet: EV RE 20, Sennheiser MD 441 oder ein altes AKG C414. Interessant ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass hier bei Weitem nicht nur Mikrofone emuliert worden sind, die sich für Gesang und Sprache eignen, sondern auch einige, die für multiple Einsatzzwecke oder gar einfach andere Einsatzzwecke prädestiniert sind. Na klar, ein U47 FET ist auch fantastisch vor der Kick-Drum, aber ein AKG D112 eignet sich nicht für ein Vocal-Recording.

Praxis – Klang und Nutzbarkeit des Antelope Audio Axino

antelope audio axino test

Kurz gesagt: Es ist schon beeindruckend, wenn man das Ergebnis am Einkaufspreis und der reinen Kompaktheit des Produktes misst. Die Mikrofon-Emulationen stellen weit mehr als nur Equalizer-Kurven dar, Ansprechverhalten und Impulsverhalten sind beinahe schon demotivierend gut, sämtliche Charakteristika und Alleinstellungsmerkmale der Klone passen dermaßen gut zu den Originalen, dass es fast schon gruselig ist. Das unsensible SM7b, die unbändigen „freien“ Mitten des U47, das perfekte, glattpolierte C800G. Faszinierend ist auch das Röhrenmikrofon U47, hier hört man bei Sibilliants und Co. ganz klar die Röhre raus. Darüber hinaus: Ist die Aufnahmesituation an sich ebenfalls hoch professionell gelöst – es gibt kaum Noisefloor und extrem viel Headroom, sodass man seine Aufnahmen, gerade in der Realität als Streamer oder ähnlichem, „safe“ und dynamisch fahren kann. Per 1176 ein wenig Peak-Limiting betrieben, per EQ etwas die Mitten heraus und die Höhen angehoben, vielleicht das TLM-103 als Emulation angewählt – stimmt der Raum, in dem sich das Setup befindet, wird man eine bessere Broadcast-Stimme wohl kaum erzeugen können – und schon gar nicht für dieses Geld. Den mitgelieferten, erstaunlich gut funktionierenden Windschutz aufgesetzt, den De-Esser als letztes Glied in die Signalkette geschaltet – und der Sound ist wirklich über jeden Zweifel erhaben! Anbei folgt noch eine kurze Demo der verschiedenen Modelle anhand meiner eigenen Stimme.

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Fazit

Ich wage stark zu bezweifeln, dass sich ein Stimmensignal von solcher Qualität zu einem günstigeren Preis bewerkstelligen lässt – genau so wage ich zu bezweifeln, dass sich solch ein Signal mit Equipment im vierstelligen Bereich so einfach erzeugen lässt. Man darf nicht vergessen, hier erhält man ein vollwertiges Audiointerface, Wandler, Vorverstärker, ein wertiges Großmembran-Mikrofon (in dem sich quasi 18 verschiedene Mikrofone befinden) sowie einige der besten DSP-Effekt Emulationen, die der Markt momentan zu bieten hat. Auch wenn das Produkt an sich recht unscheinbar anmutet, so sprechen wir hier von einem absoluten Platzhirschen, dem erst einmal Paroli geboten werden muss. Klare Kaufempfehlung und in diesem Segment: Best Buy!

Plus

  • Möglichkeiten der Klangformung
  • Verarbeitung
  • einfache Inbetriebnahme für Semis und Profis

Minus

  • nicht mit anderen Antilope-Interfaces kaskadierbar

Preis

  • 399,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Man muss sich natürlich darüber klar sein, dass das Gerät nur mit der passenden Software vollumfänglich funktioniert. Ob in 10 Jahren noch irgendein Hahn danach kräht bzw. der Hersteller Lust hat, Apple und Microsoft bei ihren bis dahin gebastelten Inkompatibilitäten hinterherzuhecheln, ist fraglich.

      • Profilbild
        Vincent AHU

        @Llisa Hallo zusammen! Was das angeht sehe ich mich gezwungen aufgrund persönlicher Erfahrungen eine Lanze für das Unternehmen zu brechen (auch wenn sich das als Tester vielleicht nicht schicken mag). Ich besitze und nutze Geräte von Antelope seit einiger Zeit, eines davon ist jetzt, ich sage mal „im soliden zweistelligen Alter“ und es gab vor ein paar Monaten nochmal ein Firmware Update dafür – läuft sogar auf Apple M1. Davor lief es im übrigen auch die gesamte Zeit über sowohl auf Windows als auch auf Mac. Das Axino ist ja Teil einer großen Reihe an Modelingmikros die Antelope anbietet, ich kann mir kaum vorstellen dass da die Updates in den nächsten zehn-15 Jahren einschlafen würden. Liebe Grüße, Vince

  2. Profilbild
    NilsHammer

    Ist es wirklich so, daß man als Antares Autotune User die Synergy Core Version mit bekommt? Diesen Eindruck habe ich nämlich nicht.

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