Behringer-Dumping
Man muss zwar ein Stück weit weg und ein bisschen farbenblind sein, um Behringers neue analoge 4-Bus-Mischkonsole XL3200 mit dem Mackie-Äquivalent Onyx 32.4 zu verwechseln, doch dürften sich die Willicher, die ihre Geräte bereits seit zehn Jahren im eigenen chinesischen Werk „Behringer City“ fertigen lassen, mindestens von der renommierten US-Marke haben inspirieren lassen. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die aktuellen Pulte – was ein Zufall – auf den Beinamen „Xenyx“ hören.
Das Behringer-Pult ist vor allem bunter als sein höchstwahrscheinlich unfreiwilliges Vorbild, doch stellt sich natürlich unweigerlich und bestimmt nicht zum ersten Mal die Frage, ob auch die Qualität und der gute Sound des dreimal so teuren Mackies bei Behringer Modell gestanden haben.
Äußeres Erscheinungsbild und erster Eindruck
Aber kommen wir erst einmal zu den grundlegenden Eigenschaften des Behringers und zuallererst zum sehr stabil wirkenden, keilförmigen Gehäuse aus grau lackiertem Leichtmetall, das aufgrund der fortgeschrittenen Kanalanzahl bereits eine beachtliche Größe aufweist (Breite x Höhe x Tiefe = 180 mm x 910 mm x 540 mm). Diese verlangt beim Auspacken aus dem Pappkarton nach einer zweiten Person, mit der sich das Pult aufgrund seines vergleichsweise niedrigen Gewichtes von 14,9 Kilogramm dann auch mühelos aus der Verpackung herausschälen lässt.
Die zahlreichen Regler der Konsole sind gut vom Gehäuse gestützt auf die Platine geschraubt und übersichtlich je nach Funktionsgruppe unterschiedlich eingefärbt. Die Farben reichen von dezentem Dunkelblau über Rot bis hin zu einem wirklich discountertauglichen Grellorange, das vielleicht noch einmal den niedrigen Verkaufspreis von der Konsole von rund 800,- Euro unterstreichen soll. Tatsächlich aber bleibt die unorthodoxe, aber durchaus der Übersichtlichkeit dienende Farbgebung bisher das Einzige, was irgendwie auf ein Pult im unteren Preissegment hinweist – mal abgesehen vielleicht von den Fadern, deren kurzer 60mm-Regelweg wahrscheinlich nicht bei jedem Ton-Menschen auf Gegenliebe stoßen wird. Während sich auf der Pultoberseite mit Ausnahme des Talkback-Mikrofon-Eingangs, der beiden „Phones“-Buchsen und der beiden Lampenanschlüsse ausschließlich die vielen Bedienelemente befinden, versammeln sich die zahlreichen Anschlussbuchsen auf der Rückseite des Pultes.
Ausstattung und Technik
Der Behringer verarbeitet mit seinen 28 Eingangs-Kanalzügen bis zu 32 Eingangskanäle (zuzüglich diverser Hilfseingänge wie Aux-Returns, 2TR etc.). Vier Kanalzüge (für die Kanäle 17 bis 24) sind in Stereo ausgelegt, verfügen aber dennoch über einen Mic-Preamp, sodass insgesamt 28 Mic-Preamps zuzüglich eines Talkback-Preamps im XL3200 ihren Dienst verrichten. Ausgangsseitig gibt es zunächst einmal zwei Main-Out-Kanäle und vier Mono-Subgruppen plus natürlich diverser Sends, Insert-Outs etc. Aber beginnen wir mit den Kanalzügen, die mit Ausnahme der Stereokanalzüge absolut identisch sind.
Kanalzüge
Jeder Eingangs-Kanalzug verfügt zunächst einmal über einen Preamp für Mic- und Linesignale, eine separate Phantomspeisung (zuschaltbar auf der Rückseite), einen Gain-Regler und ein Trittschallfilter, das bei 80 Hz mit einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave unerwünschte Subfrequenzen herausmeißelt. Darauf folgt ein 4-Band-Equalizer mit Höhen-Shelving-Band (bei „vocalfreundlichen“ 12 kHz), zwei semiparametrischen Mitten-Glocken (100 Hz bis 2 kHz und 400 Hz bis 8 kHz) sowie einem Tiefen-Shelving-Band (80 Hz). Der Equalizer hat, hurra, einen Bypass-Schalter. Die beiden Mitten-Glocken der Stereo-Kanalzüge sind nicht parametrisch, sondern bei 300 Hz und 3 kHz fixiert.
Auf den Equalizer folgen die sechs Auxsends. Die ersten beiden tragen den Namen „FX“ und greifen entweder Pre- oder Post-Fader ab. Die Abgriffposition kann hier in jedem Kanalzug gesondert eingestellt werden. Die nächsten beiden Auxsends hören auf den Namen „Monitor“ und dienen natürlich dem Bühnenmix. Entsprechend liegt die Abgriff-Position hier immer vor dem Fader (Pre). Die letzten beiden Auxsends heißen tatsächlich „Aux 1“ und „Aux 2“. Sie können im Aux-Send-Masterbereich gemeinsam entweder auf Pre- oder Postfader gelegt werden – nicht aber individuell pro Kanalzug – und eignen sich daher gleichermaßen als Effekt- oder Bühnenmonitoring-Weg.
Es folgen der Pan-Regler, der in den Stereo-Kanalzügen als Balance-Regler fungiert, eine Mute-Taste und eine Solo-Taste zum Reinhören in den Kanalzug, welche die Abgriff-Betriebsarten PFL (Pre Fader Listening) und AFL (After Fader Listening) beherrscht. Unter der Solo-Taste liegt der Fader-Bereich mit den 60mm-Fadern und drei Routing-Tasten (Subgruppen 1-2, Subgruppen 3-4 und Main). Neben dem Fader befinden sich eine grüne LED, die das Anliegen eines Signals anzeigt, sowie eine rote Clip-LED, die Übersteuerungen des Eingangs signalisiert.
Jeder Mono-Kanalzug verfügt auf der Pultrückseite über einen Mic-Eingang, einen Line-Eingang (die Stereo-Kanalzüge über zwei Line-Eingänge), einen Direct-Out (nicht bei den Stereokanälen) und einen Insert-I/O in der hierfür typischen Ausführung als Stereoklinke, die gleichzeitig unsymmetrischer Ein- und Ausgang ist (ebenfalls nicht bei den Stereokanälen).
Na sowas, der Aubau der Bedienelemente weist tatsächlich eine frappierende Ähnlichkeit zum Midas auf. Was ein Zufall ;-)… Gut gesehen, Stefan
Hat wirklich jemand daran gezweifelt das dieses Pult keine Kopie von einer renommierten Firma ist ;) Billig hergestellt in China und über die Qualität wird man nochmal reden müssen wenn das Pult mal paar Wochen im Einsatz war…
http://www.midasconsoles.com/images/content/products/product_shots/venice/venice-main.jpg
Ich muss mich mal selbst ergänzen^^
Midas und Klark Teknik _gehören_ (seit Ende 2009?) zu Behringer’s Music Group.
Es ist zwar immer noch eine Kopie aber wenn man so will, kopieren sie etwas, was ihnen sowieso gehört ;)
Noch eine Korrektur: die Direct Outs sind ab Werk NICHT Pre-Fader geschaltet. Dies kann man aber nachträglich, wie die Möglichkeit die Aux-Wege Post-EQ zu schalten, durch eine einfache Platinenmodifikation ändern. Dazu müssen lediglich ein paar Lötbrücken gesetzt werden. Dies führt aber unmittelbar zum Erlöschen der Garantie, selbst wenn das eine Fachwerkstatt erledigt! Ein Schelm der angesichts dieser praktischen Modifikation Böses dabei denkt…
Nichtsdestotrotz, das Pult ist von der Ausstattung unschlagbar und wird bald angeschafft, mal schauen wie es sich auf Dauer in der Praxis so schlagen wird.
Den hat unser Drummer vor einer Woche gebraucht für 190,- gekauft inkl. Flight Case.
Die ersten Test habe schon durchgeführt, das Routing überprüft und verstanden.
Nun gehe ich noch mit meiner Messtechnik ran.
Er ist jetzt schon für den nächsten Gig bedienbar und benutzbar…