Flaches Brett in Schwarz und Weiß
Zufälle gibt es ja immer wieder – auch im Leben eines Musikers. Vor nicht all zu langer Zeit bestaunte ich, wie ein nicht all zu unbekannter Keyboarder namens Jordan Rudess seine Performance auf der diesjährigen Musikmesse hinlegte. Das Setup war höchst minimal, spielerisch aber wie gewohnt alles auf sehr hohem Niveau. Sein Equipment bestand an diesem Tag aus zwei CME Xkey 37 samt iPads, mehr nicht. Fast genau 24 Stunden später brachte mir der Postbote genau solch ein Xkey zum Test, zeitlich konnte das der Vertrieb nicht besser planen. Oder doch nur reiner Zufall?
Info
Vor rund zwei Jahren sorgte die Firma CME mit dem ersten Xkey Modell für Aufsehen. Solch ein ultrakompaktes Keyboard, das optisch im angesagten Apple-Design daher kam, gab es bis dato nicht. Vor allem der komplett andere Tastaturaufbau sorgte damals für Gesprächsstoff, denn einerseits waren die Maße wie gesagt extrem kompakt, andererseits musste man sich als Keyboarder deutlich umstellen. Da kam nicht jeder unbedingt gleich mit der neuen Tastaturform klar.
Im Sommer letzten Jahres horchte die Musikergemeinde dann abermals auf, denn der eingangs bereits erwähnte Jordan Rudess, der den meistern Musikern eher als Keyboarder von Dream Theater bekannt ist, stiegt bei CME als Chief Musical Officer ein. Was sollte so ein Top-Mann bei CME denn machen? Zur Entwicklung einfacher USB/MIDI-Controllerkeyboards braucht man den doch nicht, oder? Nun ja, seine persönliche Präsenz auf der diesjährigen Musikmesse und ebenso auf der diesjährigen NAMM-Show zeigt auf alle Fälle, dass er selbst größeres Interesse daran hat, dass die Xkey-Produkte ordentlich präsentiert werden. Aber wie auch immer, wenden wir uns dem Xkey 37 zu, denn das bietet gegenüber der ersten Xkey-Version einige neue Funktionen.
Aufbau
Gegenüber dem kleineren Bruder aus der ersten Xkey-Serie verfügt das aktuelle Modell nun über 37 Tasten, also eine ganze Oktave mehr. Somit beschränkt sich das Spielen nicht mehr nur auf Solo- oder einfache Melodie-Linien, sondern jetzt kann man theoretisch auch kleinere zweihändige Stücke darauf spielen. Der eigentliche Tastaturaufbau ist jedoch gleich geblieben, d.h. es kommt wieder die ultra-flache Tastatur zum Einsatz, die die meisten Leser bereits von der ersten Version her kennen. Diese zeichnet sich durch extrem wenig Tiefgang aus, d.h. hat man ansonsten bei einem Klavier oder Keyboard mehr oder weniger 1 cm Platz, bis die Taste nach dem Anschlag am Ende des Tastenwegs ankommt, sind es beim Xkey 37 gerade einmal 2 mm. Das macht beim Spielen schon einen extremen Unterschied.
Hinzu kommt, dass die einzelnen Tasten des Xkey nicht an einem Ankerpunkt aufgehängt sind und die Taste nicht wie sonst üblich eine Hebelbewegung macht. Das Ganze ähnelt eher dem Prinzip der Computer-Tastatur bei der der Anschlagspunkt egal ist, es geht immer die ganze Taste auf der gesamten Länge nach unten. D.h. selbst wenn ich am obersten Zipfel der Taste drücke, habe ich den gleichen Weg bis zum Anschlag wie am unteren Ende. Das ist zwar beim Klavier prinzipiell auch so, aber hier brauche ich durch die Hebelwirkung unterschiedlich viel Kraft, je nachdem an welcher Stelle ich die Taste herunter drücke. Bemerkenswert ist, dass die Tastatur anschlagsdynamisch ist und sogar polyphones Aftertouch bietet, das bietet ansonsten nahezu kein Hersteller.
Durch diese Art des Tastaturaufbaus ist auch die aktuelle Xkey 37 Version wieder extrem flach gebaut. Gerade einmal eine Höhe von 1,5 cm weist das Gehäuse samt Tastatur auf. In der Länge sind es 55,5 cm, tief ist das Keyboard rund 13,5 cm. Um so erstaunlicher ist bei diesen Maßen die Verarbeitungsqualität. Wir kennen das ja alle: Mega Kunststoffgehäuse mit ausufernden Maßen, zieht und drückt man aber an den passenden Stellen, verbiegt sich das Gehäuse sofort. Ganz anders beim Xkey, denn hier besteht der Korpus auf der Unterseite zwar ebenfalls aus Kunststoff, allerdings folgt danach eine massive Aluminiumplatte auf der die Tastatur und die Funktionstasten befestigt sind. Da bewegt sich natürlich rein gar nichts und selbst ständige Transporte sollten dem Xkey 37 nicht viel ausmachen. Das Gewicht beläuft sich auf 880 Gramm, hinsichtlich der Verarbeitungsqualität kaum besser für den mobilen Einsatz zu konzipieren. Separat erhältlich ist eine passende Softtasche.
Links der Tastatur hat CME insgesamt sechs Funktionstasten untergebracht. Zwei Oktavierungstasten (hoch/runter), eine Modulationstaste, zweimal Pitch Bend (hoch/runter) und zu guter Letzt noch eine Sustain-Taste. Recht spartanisch, viel einstellen kann man da also nicht.
Interessant ist, dass sowohl die Pitch Bend- als auch die Modulationstaste abhängig von der Druckstärke agieren, d.h. leichter Druck auf Modulation/Pitch Bend und der Befehl wird nur geringfügig ausgegeben, bei vollem Draufhauen eben mit dem maximal möglichen Wert von 127. Das erfordert anfangs etwas Übung, aber nach einer gewissen Einarbeitungszeit funktioniert das recht gut, natürlich gerade bei Soli sehr gut einzusetzen.
Die Funktion der Sustain-Taste kennt man von vielen kleineren USB/MIDI-Controllerkeyboards, bei denen kein Platz (oder Geld) für eine richtige Sustain-Buchse übrig ist. Das gab es auch bereits bei der ersten Version des Xkey, was aber nicht heißt, dass solche eine Funktionstaste das Gelbe vom Ei ist. Das hat sich wahrscheinlich auch CME bzw. Jordan Rudess gedacht und hat dem Xkey 37 nun zusätzlich eine richtige Sustain-Buchse spendiert.
Na ja, fast richtig, denn direkt am Keyboard wäre aufgrund der geringen Höhe natürlich kein Platz für solch eine Buchse. Also hat der Hersteller dem Keyboard einfach zwei kleine Anschlussmöglichkeiten verpasst, die sich auf der Unterseite des Keyboards befinden. Einmal finden wir eine herkömmliche Micro-USB-Buchse, mit der die Verbindung zum Computer/iPad hergestellt wird. Für die zweite Buchse liegt eine kleine Kabelpeitsche bei, die am Ende auf zwei Standard 6,3 mm Klinkenbuchsen und einem fünfpoligen DIN-Stecker endet. Eine für ein Sustain Pedal, die andere für ein Expression-Pedal, der DIN-Stecker für MIDI. Damit lassen sich also klassische Pedale am Xkey 37 betreiben und auch MIDI-Geräte ansteuern, ein enormer Zugewinn.
Wie spielt es sich denn nun?
Wie auch bei der ersten XKey Version brauche ich zunächst etwas Zeit, um mich auf die neuartige Tastatur einzustellen. Seit dem Test des 25er Modells habe ich nur gelegentlich mal auf einem XKey gespielt, ganz neu ist das Gefühl also nicht, vertraut aber auch nicht. Dennoch bin ich überrascht, wie gut und sicher man sich schon nach etwas Eingewöhnungszeit auf der Tastatur zurecht findet. Die schwarzen Tasten finde ich aufgrund des fast nicht existierenden Höhenunterschieds zu den weißen schwieriger zu erreichen, aber nach rund zwei Wochen Alltagsbetrieb habe ich mich mittlerweile gut daran gewöhnt. Wie auch beim ersten Test würde ich darauf nicht die dritte Etüde von Chopin einspielen wollen, dafür ist es aber auch keineswegs konzipiert. Live auf der Bühne oder als mobiles Einspielgerät ist das XKey 37 aber absolut top.
Während des Tests gab es keinerlei Störungen oder Probleme. Sowohl am Mac als auch auf dem iPad wurde das Xkey stets erkannt und als Befehlsgeber akzeptiert.
Zu guter Letzt sei noch die Software bzw. App XKey Plus erwähnt. Diese sowohl für Mac, PC als auch das iPad erhältliche kostenlose Software erlaubt die Konfiguration des XKey Keyboards. Velocity-Kurven können für die Tastatur eingestellt werden, Sensitivität für einzelne Tasten konfiguriert, Startzeitpunkt des Aftertouchs und MIDI-Kommandos programmiert werden. Das erweitert also nochmals das Einsatzgebiet des XKeys und bringt es deutlich weg vom „Spaß-Instrument“ hin zu einem professionell einsetzbaren Keyboard.
Ich finde die Idee gelungen, vor einigen Jahren hatte ich die 25er-Version mal angespielt. Aber ich sehe es doch mehr als kreatives Eingabe-Tool, weil polyphoner Aftertouch könnte für manchen ein schlagendes Argument sein. Wenn ich da an diese eine Tastatur aus diesem weichen Material denke, die wurde hier auch schon mal vorgestellt, ist diese deutlich teurer und vor Allem auch schwer zu spielen. Einzig könnten die schwarzen Tasten zu Gunsten der Haptik etwas dicker sein.
Und noch ne kleine Frage: Im Beitrag erwähntest Du den Editor und die Möglichkeit, MIDI-Befehle zuweisen zu können. Verstehe ich das richtig, dass sich dies nur auf die linksseitigen Tasten bezieht? Also quasi nicht die Möglichkeit, über Kombinationen mit der Klaviatur Cc-Befehle senden zu können?
@Stephan Merk Hallo M-Sound,
mit dem Editor kannst Du sowohl die sechs Funktionstasten links als auch jede einzelne der 37 Tasten mit Funktionen belegen. Schau Dir mal die App XKey Plus im App Store an, da gibt es ein Bild (drittes von links), da erkennt man das ganz gut.
Hallo Felix,
ein sehr guter Test. Gefühlt war Jordan Rudess überall auf der Messe zu finden, er ist halt ein Zauberer. Die Performance mit den xKey(s)37 war schon ein Highlight. Was mich aber dennoch vom Kauf abhält ist der Preis und die halbfertige Software, ich meine da ginge mehr. Das Gerät ruft grade zu nach einem Chordtrigger / Arpeggio Mode. Leider spiegelt sich das nicht in den Softwareversionen wieder, schade.
@TobyB Hallo TobyFB,
klar, der Preis ist sicherlich etwas was einige User abschreckt. Bzgl. der Funktionen/Ausstattung bin ich mir sicher dass da bald noch mehr kommt, aber auch dann muss es natürlich preislich passen.
Super, ein Midikeyboard mit Poly Aftertouch. Wenn jetzt noch 2 x/y Pads oder ein paar Regler dran wären, dann wäre es perfekt. Aber ich bin sicher, da kommt noch eine etwas grössere Version…
@syntach Hallo syntach,
das glaube ich auch. Herr Rudess wird da schon dafür sorgen dass da bald ein Keyboard mit Vollausstattung kommt :-)
@Felix Thoma Grade gelesen: Jordan Rudess joins CME as Chief Musical Officer … na dann ;)
einmal groß inkl 2 x/y Pads bitte Jordan !
@syntach ups, steht ja auch bei Dir in der Einleitung… sollte ich doch nicht immer gleich zum praktischen Teil springen;)
Polyphoner Aftertouch schön und gut…
Was ich mich aber frage (als Nicht-Virtuose an den Tasten): Kann man überhaupt, egal mit wieviel Übung, ernsthaft sowohl Velocity als auch Aftertouch (bei 2mm Tastenhub und geschätzten weiteren 1-2mm für den Aftertouch) nutzen?
Als „Notlösung“ für unterwegs OK, aber wirklich damit auf die Bühne? Oder muss man sich dann nicht eher komplett umkonditionieren und kommt dann mit einer konventionellen Tastatur nicht mehr zurecht…?
Der geringe und damit eigentlich fast nicht vorhandene Tastenhub macht auch mir Sorgen, es ist sehr gewöhnungsbedürftig. Dazu kommt der Abstand zwischen den Tasten generell, und die schwarzen sind halt nicht erhaben. Andererseits scheint es wohl Übungssache zu sein, Jim Gilmour hat gleich einen ganzen Schwung in seinem Live Setup. Mein Eindruck ist, dass man eine gewisse Treffsicherheit einüben muss und dann die Dynamik und Druckpunkte für AT erlernt. Immerhin ist es die günstige Möglichkeit an polyphonen Aftertouch ranzukommen, alleine das macht attraktiv.
Ich sehe auch den grössten Pluspunkt im Poly AT. Da sind Szenarien denkbar: einen Akkord auf einer gewichteten Haupttastatur spielen und dabei einen der Akkordtöne auf der gemergten Kleintastatur nachzudrücken, dessen Tonhöhe sich ändert, alle anderen bleiben gleich. Ich weiss, das könnte man auch gleich auf einer richtigen Poly AT Tastatur spielen, aber wer hat schon noch eine ELKA 55, oder einen Ensoniq aus 1990 rumstehen. Inzwischen bin ich ja schon froh, wenn in den Tastaturen noch Channel AT eingebaut wird.
@Tai @Andreaz: ich befürchte ich habe es in dieser Runde schon mal erzählt, aber was soll’s. Chick Corea wurde nach seinem Instrument für die Insel gefragt. Er nannte zwei, einen Flügel und ein CS01. das war so’n kleines Yamaha Synthesizerchen mit allerding grossem Klang. Der Keyboards Redakteur fragte ihn, ob er denn keine Probleme mit den kleineren Tasten hätte. Diese Frage wurde eindeutig verneint, es war ihm wurschtegal, wie gross die Tasten wären. Wenn ich das aus meiner eigenen Erfahrung sagen darf: auch eine Ukulele ist schnell erlernbar, wenn man Gitarre spielen kann. Irgendwann fällt einem die kurze Mensur gar nicht mehr auf. ich schätze bei einem kurzen Tastenhub ist das genau so. Btw, diesen Text schreiben ich auf einer Apple Alu Tastatur, die höchstens 25% des Tastenhubs des Vorgängers hat. Heute kann ich auf der weissen fast nicht mehr schreiben.
@Tai Moinsen Monsieur Gaffer. Tatsächlich kann ich mich an die Anekdote erinnern, und den CS01 kenn ich auch noch.
Sicher wird man mit einigem Training leidlich ordentlich auf dem Ding spielen können, aber der Vergleich der Computertastaturen hinkt dann doch etwas.
Denn dort tippe ich binär, also runter oder nicht.
Auf dem Keyboard dagegen hab ich 128 „Zustände“, die ich velocity-mäßig abbilden kann, und das fällt ohne jede Frage auf einer herkömmlichen Tastatur mit einem geschätzten Hub von etwa 9-10mm deutlich leichter als auf diesem Ding.
Auch wenn es jetzt wieder hinkte: Ich hab hir auch den Korg Nano Key, und da ist der Hub auch nur etwa 3mm, und ich krieg damit in etwa 4 – 5 verschiedene Velocitywerte/-bereiche gezielt (!) hin. Das reicht für mich und unterwegs aus, aber auf der Bühne hätte ich das nicht so gerne :)
Ich weiss net, ob’s ein vergleichbares Keyboard von einem anderen Hersteller gibt.
Ich war am Wochenende bei einem Konzert von SAGA. Und soweit ich das sehen konnte, spielte Jim Gilmour etliche flotte Leads auf 4 oder gar 5 solcher Keyboards. Michael Sadler hatte „immerhin“ 2 davon.
Hat jemand schon Erfahrungen, wie man ein Volume Expression Pedal anschließt?