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Test: Crumar Mojo Desktop, Orgel-Expander

Die Hammond für den Rucksack

26. August 2020
Test: Crumar Mojo Desktop, Orgel-Expander

Test: Crumar Mojo Desktop, Orgel-Expander

Vor gut einem Monat erst hatte ich die zweimanualige Crumar Mojo Classic getestet. Die ich mit ihren 18 Kilos zugegebenermaßen damals leise fluchend die steile, enge Treppe in die erste Etage hochgewuchtet hatte. Jetzt ist auch die Crumar Mojo Desktop bei mir angekommen: Klein, handlich und dabei – da mit derselben Klangerzeugung ausgerüstet wie die große Classic – aber genauso klangstark und stimmgewaltig wie die Tastaturversion. Aber wie sieht es mit dem Handling aus? Und mit dem Spielspaß? Lohnt sich der Griff zur wesentlich preisgünstigeren Desktopversion? Oder geht dabei zu viel verloren?

Liebling, ich habe die Orgel geschrumpft!

„Na, zum Glück ist es heute nicht wieder eine Orgel“ – grinst mich der bei mir leidgeprüfte UPS-Mann an, als er mir das kleine Paket an der Haustür übergibt. Mein „Doch, ist wieder eine“ schmettert er mit einem „Ja nee, ist klar – in so einer kleinen Packung“ ab. Und ich ehe ich die Verpackung noch öffnen kann, ist er schon wieder verschwunden. Schade, ich hätte ihm ja zu gerne bewiesen, dass eine Orgel durchaus auch mal nur 23 x 23 x 9 Zentimeter groß sein kann und gerade mal 1,7 kg auf die Waage bringt, die lässt sich bequem in jedem Rucksack unterbringen. Dann hätte ich ihm auch gleich noch gezeigt, was sonst noch alles mit dabei ist. Wobei ihn das vermutlich weniger beeindruckt hätte, findet sich da doch nur noch ein externes 9V-Netzteil (sowohl mit EU als auch mit amerikanischen Stecker und ausreichend langem Kabel) und ein buntes DIN-A-5 Blatt namens „Getting Started“. Eine ausführlichere (englischsprachige) Version mit 20 Seiten liegt wie gewohnt auf der Produktseite der italienischen Hersteller.

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Angeschaut: Crumar Mojo Desktop

Beim Design bleibt Crumar in der Mojo-Tradition: Edle Holzseitenteile, die den zweietagigen Schwung der Classic aufnehmen, der Rest ist schwarzes Metall; Kunststoff ist sowieso nur was für Weicheier. Und auch sonst erinnert das kleine Desktop-Modell stark an die Classic-Schwester, denn auch sie hat zwar keine zwei Manuale, aber immerhin doch zwei Ebenen. Unten finden sich die neun Zugriegel im klassischen Orgel-Look, dahinter – eine Etage höher – die übrigen Bedienelemente.

Moment, nur neun Drawbars? Hatte die Classic nicht deren 20? Richtig: Je neun für jede Tastatur plus zwei für die Pedale. Aus Platzgründen hat es hier aber nur zu einem Neuner-Set gereicht, was aber nicht bedeutet, dass man die Crumar Mojo Desktop nicht auch an einem zweimanualigen MIDI-Keyboard anschließen könnte: Mittig oben auf dem Gehäuse finden sich nämlich drei Taster samt Status-LED, beschriftet mit Upper, Lower und Pedals. Mit denen schaltet man – Sie ahnen es schon – die Drawbars auf die jeweilige Tastatur bzw. auf die Pedale; bei letzteren sind dann nur die ersten beiden Zugriegel aktiv.

Crumar Mojo Desktop,

Auf der oberen Etage dann finden sich weitere alte Bekannte von der Classic ein – nur eben auf engerem Raum. Rechts vorne zum Beispiel die vier großen, beleuchteten Tasten für die Percussion (On/Off, Soft, Fast (Decay) und „Third“ (addiert eine Terz hinzu), die den klassischen Kippschaltern ähneln, ausgestattet  mit dem „Hit me where ever you want“ – Druckpunkt. Die trifft man auch in wildester Action noch zuverlässig, ohne sich um eine exakte Trefferfläche sorgen zu müssen. Links die beiden ebenso großen Schalter für Vibrato (Upper Manual) und Chorus (Lower Manual), für die es je drei Presets gibt, die über den großen Drehschalter daneben ausgesucht werden können. Der Schalter für die Rotary Speaker Simulation ist bei der Desktop zweigeteilt: Während ich mit dem rechten die Geschwindigkeit eingebe (und die Taste entsprechend schnell blinkt), fungiert der linke („Brake“) als Bremspedal; fast wie im Auto. Löse ich die Bremse wieder, läuft auch die Speaker-Simulation wieder an, so lassen sich schöne Effekte kreieren.

Die sechs darüberliegenden Drehregler kennen wir auch von der Classic; allerdings waren die dort etwas anders angeordnet, auch gab es dort deren elf, hier fehlen also einige. So ist aus dem 3-Band-EQ der Classic hier ein 2-Band-EQ geworden („Middle“ fehlt), auch vermissen wir auf den ersten Blick die Regler für Xtalk, Balance, Perc.Vol. oder Distance, mit denen sich die Eigentümlichkeiten und liebgewonnenen Unzulänglichkeiten der B3 – wie eben die Klickgeräusche der Tasten oder das Übersprechen durch ihre massive innere Verdrahtung – steuern lassen. Die sich dann aber im Editor finden, den wir über das 3,2 Zoll große Touch-Farbdisplay erreichen, das zusammen mit dem beleuchteten Endless-Push-Encoder die Steuerzentrale unserer Crumar Mojo Desktop bildet. Die wir uns weiter unten einmal genauer anschauen werden.

Abgespeckte Rückseite mit Anschlüssen

Auch wenn die kleinere Desktop-Ausführung naturgemäß weniger Platz hat als die große Classic, musste hier beim Thema Anschlussvielfalt kaum eingespart werden. Bot die Classic für die Pedale noch die Buchsen für Swell, Sustain und Halfmoon/Footswitch, so verfügt die Desktop „nur“ noch über Swell und Footswitch – wobei sich das Sustain aber an anderer Stelle (genau, im Editor) wiederfindet. Der Rest aber ist identisch: Zwei parallele MIDI-Eingänge ermöglichen den Anschluss von zwei Keyboards (für das obere und für das untere Manual), dazu kommen Audio Out (L/R, große Klinke), Headphones (leider auch auf der Rückseite – da bin ich kein Freund von, da dabei immer wieder mal das Kabel über dem Gerät hängen kann), Power Button und der Eingang für das externe beiliegende Netzteil.

Crumar Mojo Desktop,

Die zwei System-USB-2.0-Eingänge werden für den Anschluss von USB MIDI-Devices (class-compliant) wie Master Keyboards oder andere Controller genutzt; Crumar selber bietet da zum Beispiel die Mojopedals 2018, die beiden Drawbar-Controller G.M. Lab D9U und D9X und die MIDI/USB-Schnittstelle G.M.Lab MJU an. Außerdem lassen sich dort auch USB Flashdrives anschließen, etwa, um Programme oder Banks zu importieren/exportieren oder neue Firmware aufzuspielen. Apropos Programm-Import/Export: Da die Crumar Mojo Desktop auf der gleichen Sound-Engine und DSP-Plattform basiert und den exakt gleichen Parametersatz hat wie die Mojo Classic, lassen sich so problemlos und bequem Daten zwischen den beiden Instrumenten austauschen. Man kann also am Editor der Desktop Sounds editieren und dann auf die Classic übertragen. Wohl dem, der gleich beide hat.

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Ein dritter USB-Port (ebenfalls 2.0) dient zum Anschluss der Crumar Mojo Desktop an den Rechner; ein Treiber wird dabei weder für Windows noch für OS X oder Linux benötigt.

Crumar Mojo Desktop

„Dies ist eine Ex-Crumar Mojo Desktop“, würde John Cleese sagen

Crumar-Probleme

Schon beim Test der Crumar Mojo Classic war es zu Problemen gekommen. Mitunter gab es da Störgeräusche und Kratzen im Sound, auch fror das Testgerät hin und wieder ein. Crumar erklärte das (für mich schlüssig) damit, dass das an unterschiedlichen Sampleraten zwischen Audio- und Mainprozessor liege – und dass dieser Fehler nur bei den allerersten zehn Exemplaren der Classic auftrete (unser Testmuster hatte die Seriennummer 6). Durch die Wirren der Coronakrise in Norditalien seien die irrtümlich rausgegangen, obwohl noch gar nicht für den Verkauf bereit. Man werde die wieder einsammeln und den Mainprozessor reflashen, damit sei das Problem dann behoben. Das war für mich ok, so dass ich das im Test dann auch nicht weiter erwähnt hatte.

Nun aber gab es auch bei der Crumar Mojo Desktop Probleme. Bei unserem ersten Testmuster (Seriennummer 12) funktionierten die Audio Outs nur, wenn die Klinkenstecker nicht komplett eingestöpselt wurden. Zudem zeigte das Display zeitweise die Infos zum Teil in Spiegelschrift, reagierte nicht immer auf Touch-Eingaben, auch erschien einmal ein leerer blauer Bildschirm (wie damals beim Commodore C64) mit blinkendem Cursor und der Angabe „1040576 K RAM System 0 Basic Bytes free“. Wenig später – nach zwei Tagen – verabschiedete sich die Desktop mit einer „Guru Meditation“ komplett. Das könne – so die Einblendung – an einer fehlerhaften Hard- oder Software liegen. Vorgeschlagen wurde die versuchsweise Neuaufspielung der Firmware (die es im Netz aber noch gar nicht gibt) oder das Gerät zum Händler zu bringen. Der – sehr bemühte – Crumar-Support in Italien zeigte sich bestürzt, hatte dieses Mal aber keine Erklärung und bat darum, die fehlerhafte Mojo Desktop analysieren zu dürfen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Das Teil ging also zurück.

Das zweite Muster (Seriennummer 95) hat derartige Probleme dann nicht mehr gezeigt. Lediglich beim schnellen Zurückdrehen der Presets über den Value-Regler hat sich die Desktop einmal „verschluckt“ und wollte danach keinen Ton mehr von sich geben; Aus- und wieder Einschalten hat das dann behoben, der Fehler tauchte danach auch nicht mehr auf.

Es kann natürlich ein komplett blöder Zufall sein, dass wir innerhalb von zwei Monaten gleich zwei Crumar-Testgeräte (Classic und Desktop) mit Mängeln auf dem Tisch hatten, wobei uns die Erklärung zu den Bugs der Classic auch einleuchtend erschienen. Trotzdem sollte man beim Kauf einer Crumar Mojo das jeweilige Gerät doch besser sorgfältig testen.

Crumar Mojo Desktop,

Display und Hardware: Vorsicht bei Änderungen

Das 3,2 Zoll große, beleuchtete Farbdisplay ist aus allen Lebenslagen gut ablesbar und zeigt – neben den Zahlenwerten zu Volume, Bass/Treble, Keyklick, Drive und Reverb (von 0-127) auch die aktuelle Programmnummer samt Namen und die aktuelle Stellung der Zugriegel. Warum letzteres? Die sieht man doch auch so, wenn ich auf die Drawbars der Mojo Desktop schaue! Nein – denn da das ja keine Motor-Drawbars sind (gibt es die überhaupt?), ändern sich die Hardware-Regler nicht, wenn ich das Programm wechsle; Display und Hardware-Regler zeigen also zwei unterschiedliche Einstellungen, wobei die auf dem Display die maßgebende ist. Steht also die erste Drawbar auf dem Display auf 1, der Hardware-Regler auf der 8, gilt die 1. Bewege ich den Zugregler nun von 8 auf 7, springt auch der auf dem Display auf die 7; man muss sich also – bevor man beginnt, daran rumzufummeln – die Einstellung auf dem Display merken, will man den Sound nicht aus Versehen komplett verändern. Gleiches gilt natürlich auch für die sechs Drehregler.

Global Edits am Crumar Mojo Desktop

Das „Touch“ beim Display bezieht sich allerdings nicht auf den kompletten Bildschirm; Zugriegeleinstellungen oder Parameter-Änderungen bei den sechs Knobs können da nicht vorgenommen werden. Lediglich die Schaltflächen „Global“, „Edit“ sowie die Programmnamen sind empfänglich für den Fingerkontakt.

In den Global Settings kann ich das Tuning des Orgelexpanders einstellen und dem Upper und dem Lower-Manual sowie den Fußpedalen jeweils einen eigenen MIDI-Kanal (von 1-16) zuweisen. So kann ich dann auf jedem Manual einen eigenen Sound spielen; nehme ich indes identische MIDI-Kanäle, wird auf allen Manualen/Pedalen eben auch derselbe Sound gespielt. Außerdem kann ich hier festlegen, ob MIDI Programme und Controls empfangen (default: on) und gesendet werden dürfen (default: off) und ob ich das Volume global über den Volume-Knob oder über Programm-Parameter steuern möchte. Und schließlich kann ich hier auch einstellen, ob ich mit der MIDI CC#64-Funktion die Rotary Speed (Latch oder Momentary), Sustain (Upper, Lower, All) oder gar nichts ansteuern möchte. Womit dann auch der Verbleib der Sustain-Buchse geklärt wäre.

Ebenfalls über die Globals lassen sich Programs und Banks im- und exportieren, kann ich die Firmware updaten, einen Factory Reset durchführen und sogar ein paar kurze Sounddemos von Crumars Hausmusiker Max Tempia abspielen – die dann von einer kleinen Diashow auf dem Display begleitet werden, mit Bildern von Crumar-Instrumenten und dem Innenleben einer B3.

Angesteuert wird das alles entweder per Fingertipp (inklusive Cursor- und Back-Tasten) oder mit dem Push-Encoder. Das funktioniert recht ordentlich; bei Problemen (zu dicke Finger für das kleine Display) empfiehlt Crumar den Einsatz eines geeigneten Stiftes.

Crumar Mojo Desktop,

Ein wahres Füllhorn: Die Orgel- und Effekt-Edits

In der Edit-Abteilung können sich Bastler nach Herzenslust austoben (und zwar direkt am Gerät, während das bei der Classic über den externen Editor am Smartphone geschieht). Allein der Punkt „Generator“ bietet 22 verschiedene Tonewheel-Generatoren auf Grundlage verschiedener Hammond-Modelle, angefangen von verschiedenen B3-Modellen von 1956 bis 1969 über C3 bis zu A100, 101, 102, 103 und der 105 von 1962; per „Generator Shape“ lassen die sich auch noch bearbeiten. Des Weiteren finden sich hier auch die eingangs vermissten Zugriffsmöglichkeiten auf Crosstalk (Übersprechungen durch die vielen Verdrahtungen), der hier noch mit einem „Crosstalk Shape“ sogar noch erweitert wurde. Dazu kommen noch weitere Feinheiten wie Complex Wheels, Resistor Wires (Drähte von der Tastatur zum Generator), Percussion Settings wie Drop Out, Level, Decay oder der „Percussion Paradise Mod“ (Percussion verklingt nicht, Vibrato wird nur auf den Ton, nicht auf die Perkussion angewendet), Drawbar Trims zur Bearbeitung der einzelnen Zugriegel, KeyClick Length, Color, Release und Bounce, ein „Pedals to Lower“ (um die Pedale auf das untere Manual zu legen) und vieles mehr. Mal sind die Änderungen recht rabiat, dann wieder laufen sie irgendwo hinter dem klanglichen Komma ab. Wer Spaß an der Soundbastelei hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Und kann die Ergebnisse natürlich auch sichern: Neben 100 fertigen Presets hat die Mojo Desktop von Haus aus auch 27 User-Speicherplätze im Angebot. Weitere Kreationen können natürlich auch auf einen USB-Stick gespeichert werden.

In den Effekt-Edits finden sich die tiefergehenden Einstellungen für Reverb (Level, Timbre, Decay, Damp) und Digital Reverb (Decay, Damp, Diffusion, Pre-Delay, Room Size, High- und Low Shelf), vor allem aber auch für die Rotary Speaker. Die lassen sich hier nicht nur schnöde ein- und abschalten (letzteres, falls man lieber einen externen nutzen möchte), hier kann ich auch die Geschwindigkeit oder Anlauf- und Bremsverhalten von Bass und Horns auswählen, Balance, Mikro-Positionen (Winkel und Entfernung) oder Reflektionen einstellen oder an Doppler-Effekt, Sub-Bass-Anteil oder dem Tube-Feedback schrauben. Sogar ein „Memphis Style“ findet sich da – bei dem wird der Bass-Rotor vom Motor abgekoppelt. Es macht Spaß, das alles einfach mal auszuprobieren und zu hören, was genau dann passiert. Und sich so seinen ganz persönlichen Sound zu basteln, falls da Bedarf besteht. Allerdings decken die 100 Presets da auch schon ein weites Feld ab, so dass da kaum noch Wünsche offen sein dürften.

Crumar Mojo Classic

Klingt genauso, hat aber zwei Manuale: Die Mojo Classic

Classic oder Desktop?

Beide Modelle hat Crumar zeitgleich veröffentlicht und bei beiden sind Soundengine, DSP-Plattform und Parametersatz identisch – heißt: die beiden klingen auch gleich. Der Vorteil bei der Desktop: Die liefert den Editor mit Touchdisplay im Gerät gleich mit, während ich bei der Classic den – wie gesagt – extern am Smartphone habe (das via WiFi mit der Orgel verbunden wird) – was ja gerade im Livebetrieb immer ein kleines zusätzliches Sicherheitsrisiko darstellt (klappt die Verbindung? Hält das Smartphone?), zudem ist die Bedienung am Gerät selber einfach komfortabler. Dafür aber hat die Classic wiederum einige der Editor-Parameter der Desktop auch als Hardware-Knobs im Angebot; insofern: unentschieden.

Was die Desktop der Classic aber voraus hat, sind die 100 Werks-Presets und die Möglichkeit, User-Kreationen in unbegrenzter Zahl auf einem Stick zu speichern. Die Classic bietet da „nur“ die Möglichkeit, insgesamt acht Snapshots der aktuellen Editing-Parameters anzulegen, Presets fehlen ganz. Die könnte man sich zwar auch selber basteln (das Ausgangsmaterial ist ja identisch), aber dann eben nicht unbegrenzt benennen, speichern und wieder aufrufen. So ist der Soundwechsel bei der Desktop dann wesentlich komfortabler, übersichtlicher und schneller. Punkt für die Desktop.

War es das? Nein, denn beim Thema Spielgefühl trumpft die Crumar Mojo Classic groß auf: Zwei Waterfall-Manuale, schneller Zugriff auf alle wichtigen Parameter auch in der wildesten Live-Hektik und nicht zuletzt der klassische Orgellook (das Auge spielt/hört ja bekanntlich mit) – da kann die Desktop der Classic nicht das Wasser reichen.

Mitunter sind ja auch das Gewicht und die Größe entscheidend; nicht jeder kann oder möchte eine 18 Kilo-Orgel mit zum Gig schleppen, nicht jeder hat eventuell Platz zu Hause für ein weiteres Keyboard (das mit seinen zwei Manualen durchaus raumgreifend ist). Da ist die Desktop, die in jeden Rucksack und auf jeden Schreibtisch passt, wieder die erste Wahl.

Crumar Mojo Desktop

Die Mojo Desktop findet dank ihrer kompakten Maße überall noch Platz

Und dann ist da natürlich auch noch der Preis. Rund 1.660 Euro werden derzeit für die Crumar Mojo Classic aufgerufen, etwa 690 Euro – also rund 1.000 Euro weniger – für die Crumar Mojo Desktop. Wer sich nun aber noch den passenden Orgel MIDI Controller mit den passenden Waterfall-Tastaturen und zusätzlichen Zugriegeln gönnen will, um das stilechte Spielgefühl zu haben, legt noch einmal mindestens rund 1.250 Euro auf den Tisch (etwa für die GSi DMC 122 – der Orla Jamkey kostet sogar fast 2.000 Euro). Ideal wäre da vermutlich dann die Kombination aus Crumar Mojo Desktop plus passendem Orgel-Controller, um die Vorteile von Presets und Touchdisplay am Gerät mit denen des Spielgefühls zweier Waterfall-Manuale zu vereinen. Aber das muss letztendlich jeder für sich entscheiden.

Noch ein Hinweis zu den Soundbeispielen: Da habe ich mit den ersten zehn Presets eine ungefähr identische Akkordfolge eingespielt (damit nichts von den Sounds ablenkt). Außerdem finden SIe dort noch die drei Onboard-Sounddemos und die kleinen Tracks, die uns Crumar-Musiker Max Tempia für unseren Test der Crumar Mojo Classic eingespielt hatte.

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Fazit

Mit der Crumar Mojo Desktop hat sich Crumar auf neues Terrain gewagt und seinen ersten Expander im Kompaktformat veröffentlicht. Und der „Zwerg“ muss sich klanglich nicht hinter seinen großen Geschwistern verstecken, arbeitet unter der Haube doch die gleiche Engine, ertönt doch der gleiche erstklassige Hammondsound; auch bei der Bedienbarkeit müssen keine Abstriche gemacht werden. Allein die Spielbarkeit ist mit der passenden, speziellen Waterfall-Tastatur bei der Classic-Version größer. Wer aber auch mit anderen Manualen klar kommt, es lieber kompakt mag und am Ende dabei auch gerne noch rund 1.000 gegenüber der Manual-Version sparen möchte, wird kaum einen besseren (und optisch ansprechenderen) Orgelexpander finden.

Die technischen Probleme mit dem ersten Testmuster verbuche ich hier noch mal nach reiflicher Überlegung unter „dumm gelaufen, Montagsmodell“ – das zweite Muster (mit einer höheren Seriennummer) war dann ja auch komplett in Ordnung. Daher führt das nicht zur Abwertung, wird aber trotzdem als Minuspunkt vermerkt.

Plus

  • fantastischer, sehr variabler Sound
  • ganz nah dran am Vorbild
  • Unmengen von Möglichkeiten, den Sound „on the fly“ zu bearbeiten
  • integrierter Editor mit Farb-Touchdisplay
  • 100 Werks-Presets
  • speichern von Programmen und Bänken auf USB-Stick
  • 2x MIDI In zum Anschluss von zwei Manualen
  • schönes, ansprechendes Design
  • sehr stabiles, kompaktes Gehäuse
  • gute Bedienbarkeit
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • erstes Testmuster mit technischen Problemen

Preis

  • 685,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    volcarock

    Vielen Dank für den unterhaltsam geschrieben Test und die Audio-Beispiele.
    Interessant wäre -falls bekannt- noch ein Vergleich zum mittlerweile in die Jahre gekommenen Ferrofish B4000+, den es aktuell für schlappe 369,- € zu kaufen gibt

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @volcarock Die Ferrofish leistet im Grunde genommen exakt das gleiche (wobei Parameter wie z.B. Chorus über Endlos-Encoder verstellt werden).
      Leider ist der Sound bei weitem nicht so gut – jazzige Sounds sind OK, aber der Drive klingt wesentlich härter und kälter.

    • Profilbild
      Archivicious

      @volcarock Es ist schon einige Jahre her, dass ich den Ferrofish hatte, so dass ich hier nur aus meiner Erinnerung berichten kann. Den würde ich vom Niveau her eher so auf Höhe der Roland VR-09 einordnen. Der Grundklang war für mich in Ordnung. Gab auch viele Tweaking-Möglichkeiten, aber vor allem in Sachen Zerre und Lesliesim hat er mich nicht überzeugt. Und da für mich der Schwerpunkt auf Rock-Orgel liegt, war das Thema Ferrofish damit erledigt.

      Habe seit 1,5 Jahren eine Mojo 61, die sollte von der Engine her der Mojo Desktop entsprechen – damit bin ich äußerst zufrieden, die ist in dieser Hinsicht auf jeden Fall deutlich besser als die Ferrofish.

    • Profilbild
      costello RED

      @volcarock Ich habe die alte Creamware B4000, die Ferrofish im neuen Design aufgelegt hat. Zusammen mit dem Ventilator ist das eine sehr überzeugende Hammond-Emulation. Ich finde es gut, dass ich den Leslie-Effekt bei Bedarf auch hinter andere Keyboards hängen kann.

      • Profilbild
        calvato

        @costello ich hab auch den Ferrifish plus minivent. ich hab das gefühl, das klingt in der kombi besser als der crumar, mag mich aber auch täuschen. definitiv das große PLUS am ferrofish: das ding stürzt NIEMALS ab! :D

  2. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Der Mojo Desktop sieht zwar edler aus als der Ferrofish B4000+ und hat wohl auch erweiterte Parameter und Effekte, ist aber fast doppelt so teuer.

  3. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Für einen ‚best buy‘ finde ich den Mojo Desktop zu teuer. Der Ferrofish B4000+ wäre damit besser bezeichnet, auch wenn die Engine schon einige Jahre auf dem Buckel hat…

    • Profilbild
      Archivicious

      @Son of MooG da müsstest du aber auch noch einen Ventilator zu kaufen, um das Niveau der Mojo zu erreichen – somit wärst du etwa wieder beim gleichen Preis.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich hatte im August zwei verschiedenen Mojo-Desktops ausprobiert und beide hatten leider auch das Problem mit MIDI-Abstürzen, eingefrorener Anzeige, komplett weißer Anzeige bis hin zum Screen mit der „Guru Meditation“.
    Diese Erscheinungen waren auch nicht einmalig, sondern traten nach Aus-/Wiedereinschalten immer wieder auf.
    Ich hatte auch zwei verschiedene Masterkeyboards beim Ausprobieren verwendet, um einen Einfluss hierdurch auszuschließen.
    Ich denke Crumar hat hier noch ein Firmwarethema zu lösen.
    Schade, denn Sound und Bedienung des Gerätes finde ich top.
    Aber mit den regelmäßigen Abstürzen im Betrieb ist es für mich nicht einsetzbar und ich habe beide Geräte wieder zurück gegeben.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    The Crumar Mojo desktop and Mojo 61 are very good sounding Hammond clones. I play both. One thing that is not covered in detail in this article is the midi implementation of the Mojo Desktop. I found this rather limited: although you can choose a different midi channel for both manuals and the pedals, there is no such thing like a global midi channel. Midi CC commands like volume or other parameters are listened to by the Mojo on every channel it is received from. No filtering. This means in my more extensive live setup that for example I cannot control volume per patch, because sometimes it receives the ‘wrong’ volume from another channel of my masterkeyboard. It could be worked around by disabling ‘midi control receive’. However, because there is no dedicated sustain pedal input you are also missing out that functionality. As there is in global settings a separate option ‘receive program change’ this is working fine. You can then set the volume per patch on the Mojo itself. But again, if I want to control volume and other parameters of a patch from a DAW or masterkeyboard this is not working fine. I already wrote to Crumar and am awaiting their reply. I hope a new firmware update will be released in the near future to include more flexible and sophisticated midi possibilities.

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