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Test: Harley Benton DC-580 CH Vintage Series, E-Gitarre

Schicke SG zum Taschengeld-Preis

5. März 2024

Auch Angus Young Fans mit schmalerem Geldbeuteln dürfen sich freuen. Was hätte ich in meiner Jugend dafür gegeben, eine bezahlbare und gleichfalls attraktive SG-Kopie in Cherry-Red zu erstehen, Fernost bzw. Thomanns Hausmarke Harley Benton macht’s heutzutage möglich. Der Preis ist mit seinen 139,- Euro geradezu lächerlich, bedenkt man, dass Transport, Mehrwertsteuer und sogar ein Klinkenkabel bereits inkludiert sind. So wird selbst der Geldbeutel eines Schülers sicherlich nicht überstrapaziert.

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Anbei einige kurze Infos zur SG: Ende der 1950er-Jahre hatte der legendäre Gitarrenbauer mit sinkenden Verkaufszahlen seiner E-Gitarren zu kämpfen. Um auf die Konkurrenz von Fender, insbesondere der Stratocaster und Jazzmaster zu reagieren, wurden bei Gibson nun verschiedene neue Gitarrenmodelle entwickelt. Hauptaugenmerk lag dabei besonders auf dem modernen Design der Gitarren, da sich Gibson vom Image des konservativen Jazzgitarrenbauers lösen wollte. Die Gibson Les Paul wurde 1961 aus dem Programm genommen und durch die SG (für Solidbody Guitar) ersetzt. Der auffälligste Unterschied zur Les Paul war das sogenannte Double Cutaway.

Harley Benton DC-580 CH – Facts & Features

Die Gitarre aus der Harley Benton Vintage Serie kommt erwartungsgemäß ohne Koffer bzw. Gigbag, was beim Taschengeld-Preis nicht verwundert. Die SG ist mit ca. 3,4 kg angenehm leicht, der Hals wurde auf der Rückseite matched (also gleichfalls Cherry-Red) lackiert. Lediglich die Kopfplattenfront erhielt eine schwarze Farbgebung. Das Instrument wurde mit einem Satz 10-er (Harley Benton .010 – .046) bestückt.

Korpus

Das Vorbild verwendet typischerweise Mahagoni für den Korpus. Der Body der Harley Benton SG wurde dagegen aus vier Teilen Linde zusammengeleimt. Dies ist aber nur bei absolut genauem Hinsehen festzustellen, auf den ersten Blick vermutet man zunächst einen „Zweiteiler“. Linde ist etwas leichter als beispielsweise Esche, Erle oder Mahagoni, kommt aber mittlerweile bei vielen E-Gitarren zur Verwendung.

Bei der Verleimung von Korpus und Hals wurde gute Arbeit geleistet. Die Lackierung in einem sexy Cherry-Red ist makellos. Die Elektrikfachabdeckung auf der Korpusrückseite sitzt sauber in ihrer Fräsung. Handwerklich ist hier alles in Ordnung.

Cherry Cherry Lady …

Rein äußerlich ist diese SG von Harley Benton kaum vom Vorbild mit dem „großen G“ zu unterscheiden, lediglich die leichte Unsymmetrie an der linken Korpushälfte sowie die aus urheberrechtlichen Gründen etwas abgewandelte Form der Kopfplatte lässt erahnen, dass hier eine Kopie am Start ist. Die beiden Humbucker sitzen etwas näher zusammen, da der Hals mit 24 Bünden ausgestattet wurde.

Hals

Der Hals aus kanadischem Ahorn wurde eingeleimt. Harley Benton verwendet bei der Auswahl Hölzer aufgrund geänderter Gesetzte (CITES) beim Griffbrett natürlich kein Palisander mehr. Hier kommt das sogenannte „Roseacer“ zum Einsatz, was letztlich nichts anderes als wärmebehandeltes Ahorn ist, wie ich beim Kollegen Stephan Güte in einem Testbericht nachlesen konnte. Das Griffbrett fühlt sich gut an. Die Crown-Einlagen wurden handwerklich absolut fachmännisch eingesetzt, sind also schön zu sehen, aber nicht zu fühlen, da die Griffbrettoberfläche absolut plageschliffen wurde. Der Griffbrettradius von 350 mm (entspricht knapp 14″) fällt sogar noch etwas „sportlicher“ als beim Vorbild aus.

Die Mensur (628 mm) und die Sattelbreite (43 mm) kennt man genauso vom Vorbild. Erstaunlicherweise wurde der Hals, welcher laut Hersteller ein C-Profil besitzt, im Gegensatz zum Vorbild mit 24 Bünden bestückt, somit erreicht man in schwindelnden Höhen auch das hohe e. Der Hals ist weder zierlich noch besonders kräftig und fühlt sich gut an. Man hat also „schon was in der Hand“. Beim Lagenwechsel ist kein lästiges „Kleben“ festzustellen. Die Verarbeitung des Instruments ist sehr sauber, die Bünde sind schön abgerundet, es sind keine scharfen Kanten etc. auszumachen.

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Harley Benton DC 580, Kopfplatte
Double Action Halsstab, schwarz lackierte Kopfplattenfront

Harley Benton DC-580 CH – Hardware und Elektrik

Die Elektrik entspricht exakt dem Vorbild, demnach sind 2 Volume- und 2 Tone-Regler und ein
3-Wege-Tonabnehmer-Wahlschalter an Bord. Die Pickups mit verchromten Kappen sind zwei Vintage Style Humbucker. Die Hardware (Tune-o-matic Steg, Stop-Tailpiece und die geschlossenen Mechaniken aus Druckguss) wurde verchromt. Der Stil der Potiknöpfe, die Form und Positionierung des Schlagbretts sowie die Position des Toggle-Switches entsprechen dem Vorbild.

Werkseinstellung & Handling

Die Gitarre kam mit relativ entspannten Saiten ins Haus, beim Transport ist dies wünschenswert, um die Spannung aus dem Hals zu nehmen. Das Stimmen verlief absolut problemlos und nachdem das Instrument „eingedudelt“ war, blieb die Stimmung stabil. Die recht fetten und hohen Bünde gestalten das Spiel, insbesondere das Saitenziehen angenehm entspannt. Leider ist, was bei SG-Modellen gelegentlich passiert, eine Kopflastigkeit festzustellen. Beim Spielen im Sitzen kann das schnell einmal nerven, für mich persönlich ein „No-go“.

Die Saitenlage war ab Werk deutlich zu hoch eingestellt und musste mithilfe der beiden Rändelschrauben an Steg erst mal auf eine akzeptable Höhe gebracht werden. Beim Saitenziehen fiel mir ein „schabendes“ Geräusch auf, da die Bünde bei Auslieferung nicht perfekt poliert waren. Das gibt sich aber recht schnell, nach einigen Spielstunden dürfte das verschwunden sein. Notfalls hilft man mit etwas sehr feiner Stahlwolle nach, wenn man solche Arbeiten gerne selbst angeht. Etwas Griffbrettöl könnte dem Hals sicherlich auch nichts schaden, da sich letzterer recht trocken anfühlt.

Harley Benton DC 580, Headstock Back

Geschlossene Mechaniken, Halsrückseite gleichfalls rot lackiert

Leider waren bei meinem Testobjekt auch die Sattelkerben nicht tief genug gefeilt. Dies sorgt für eine unexakte Intonation, da die Töne dann insbesondere im ersten Bund schon zu hoch klingen (auch unabhängig von einer exakt eingestellten Bundreinheit). Kein Wunder bei dem Preis des Instruments, denn hier wurde zu wenig Zeit in das Kerben des Sattels investiert. Zeit ist Geld. Einmal die Sattelsäge zu häufig durchgezogen, kann das für den Gitarrenbauer bedeuten, den Sattel wieder neu zu feilen, einzukleben und die Kerben neu zu sägen, das Risiko geht man unter Zeitdruck nur ungern ein. Man müsste also sicherlich noch einige Euro (ca. 30,- Euro)  für eine anschließende Optimierung beim Gitarrenbauer einplanen, um das Instrument traumhaft spielen und intonieren zu lassen.

Aus meiner persönlichen Erfahrung darf ich anmerken, dass viele neue Instrumente auch durchaus aus dem mittleren Preissegment ab Werk meist ungenügend eingestellt sind und die Sattelkerben meist nachgefeilt werden müssen, um das Instrument komfortabel spielbar zu machen. Wenn man nicht weiß, dass dies relativ leicht zu realisieren ist und noch nie vergleichsweise ein perfekt eingestelltes Instrument gespielt hat, kennt die Unterschiede möglicherweise gar nicht. Aber gerade für einen Einsteiger ist eine gute Bespielbarkeit wünschenswert bzw. entscheidend, denn sonst entscheidet sich dieser möglicherweise gegen das Erlernen des Gitarrespiels, was letztendlich schade wäre.

Sound der Harley Benton SG

Hören wir uns unsere Testkandidatin einmal an. So eine SG muss natürlich rocken können, deswegen beginnen wir mit einem AC/DC mäßigen Riff auf dem Steg-Pickup:

Die Tonabnehmer lassen eine gewisse Ausdrucksstärke vermissen und klingen nicht so „offen“, wie man das von  hochpreisigeren Instrumenten kennt bzw. erwartet. Das Ergebnis kann sich aber durchaus hören lassen.

Nun hören wir den Hals-Pickup mit einigen bluesigen Linien, ebenfalls etwas angezerrt:

Beide Humbucker in Kombination bringen Wärme vom Halstonabnehmer und Biss vom Stegtonabnehmer:

Auch im „cleanen Bereich“ klingt diese SG ansprechend:

Abschließend hören wir noch einige „Quartal Chords“mit klarem Sound, beide Pickups sind parallel geschaltet:

Die Gitarre besitzt ein angenehmes Sustain.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Harley Benton DC-580 CH Vintage Series – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall hinzugefügt).

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Fazit

Die Harley Benton DC-580 in Cherry-Red aus der Vintage Serie bietet auch dem weniger gut betuchten Gitarrenfreund ein solides Instrument, welches schick aussieht, ansprechend klingt und nach etwas anfänglicher Einstellarbeit leicht zu bespielen ist. Die Qualität der Pickups dürfte für den Profi sicherlich nicht ausreichen, ist für einen Amateur aber sicherlich voll ausreichend. Verarbeitung, Design und vor allem der konkurrenzlos günstige Preis überzeugen.

Plus

  • Optik
  • Sound
  • Handling
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • leicht kopflastig
  • Werkseinstellung

Preis

  • 139,- Euro
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Klangbeispiele
Forum

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