Sound/Praxis
Die Signalführung der Effekte wurde sinnigerweise in der Reihenfolge Metal Muff – Neo Clone – Memory Toy geschaltet, um z.B. auch das Nutzen von Distortion und Delay gleichzeitig ohne einen undefinierbaren Soundbrei zu ermöglichen. Ansonsten muss man bereits nach den ersten gespielten Tönen sagen: beeindruckend! Alle drei Module können auf ganzer Breite überzeugen und bieten genau den geliebten und geschätzten Analog-Sound, den man erwartet, wenn man sich ein Gerät dieser Art auf das Pedalboard schnallt. Das Analog-Delay liefert zwar kein Zwei-Sekunden-Studio-Delay, aber die 550 ms Verzögerungszeit und der organisch-warme Grundsound reichen hier völlig aus, um vom Badezimmerkachel-Slapback bis hin zu psychedelisch-rhythmischen Linien eindrucksvolle, warm und charmant klingende Echos zu generieren.
Nicht weniger beeindruckend, wenn nicht sogar als das Highlight des Tone Tattoos, präsentiert sich der Neo Chorus. In Zeiten von digital erzeugten Chorus-Effekten (wie sie ja heute schon in Pedalen der 100,- Euro-Klasse erhältlich sind) ist dieser analoge Chorus im wahrsten Sinne des Wortes Balsam für die Ohren. Obwohl das Gerät ja nur Monosignale erzeugt, schafft es der Neo Chorus trotzdem, dem Sound auch nur aus einem Speaker schon eine Tiefe und Wärme zu erzeugen, die selbst manches Stereo-Signal der Konkurrenz blass aussehen lässt. Und dabei lässt sich auch verschmerzen, dass man den Parameter „Depth“ nur per Drucktaster zwischen zwei voreingestellten Presets anwählen kann, denn diese sind sehr geschmackvoll gewählt und lassen nichts vermissen. Der Grundsound ist einfach schon so gut, dass man nichts groß editieren müsste.
Und dann der Letzte im Bunde, der Metal Muff. Liebe Blueser, Rock’n’Roller und sonstige Spieler, die eher auf sahnige und/oder crunchige Sounds stehen: Das ist beileibe nicht euer Verzerrer. Mögen der Neo Chorus und das Memory Toy Delay noch einer breiten Zielgruppe zugänglich sein, ab hier gilt der Metal! Erbarmungslos und mit Gain-Reserven, welche wohl auch für den härtesten Metaller keine Wünsche offen lassen sollten. Neben der sehr gut funktionierenden und zupackenden Zweiband-Klangregelung kann hier der Scoop-Switch mit seinem Einfluss auf den Mittenbereich des Signals dem Distortion-Sound noch einmal ein ganz anderes Gesicht aufdrücken. Natürlich erhöhen sich mit Zunahme der Verzerrung auch die Nebengeräusche, aber dafür gibt es ja das Noisegate, welches sich nicht nur einfach und schnell einstellen lässt, sondern zudem auch wirklich zuverlässig funktioniert und in Spielpausen somit für absolute Ruhe sorgt! Überraschend ist auch die Sauberkeit des Signals selbst bei höchster Verzerrung – Matschen oder andere Artefakte treten niemals auf.
Der Testbericht ist wunderschön geschrieben und ich war gespannt auf die Soundbeispiele. Aber wie so oft bei Amazona musste ich feststellen, dass diese komplett unbrauchbar sind. Warum wurde der Verzerrer nicht als einzelnes Soundbeispiel gezeigt? Warum wurde eine schrill-klirrende Gitarre als Signalgeber genutzt, obwohl man im Testbericht vom „wunderbar warmen“ Delay und Chorus schwärmte? Warum ist bei Chorus+Delay eine Übersteuerung in der Aufnahme?
Ich verfolge Amazona jetzt schon sehr lange und das oft auch mit Genuss. Aber bitte bitte, schaut euch mal in Sachen Soundbeispiele bonedo.de an. Es wäre schön in dieser Hinsicht eine qualitative Steigerung zu sehen.
LG TT
@TheTick Hi TheTick,
du hast Recht, die Soundbeispiele waren nicht wirklich repräsentativ, ich habe sie daher nochmal neu aufgenommen. In meinem Studio gab bzw. gibt es momentan ein paar „Unpässlichkeiten“ :)
Und danke für das Lob bzgl. des Artikels!
Viel Spaß noch auf AMAZONA.de,
Stephan
@Stephan Güte Super – Vielen Dank! Jetzt kann ich mir unter den Sounds etwas vorstellen. Das Teil klingt ja echt gut!