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Test: Eventide Riptide, Modulationseffektgerät

Weit mehr als nur ein Klon!

9. Januar 2024

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Nur sehr wenige Gitarren-Effekte haben es je geschafft, in die große Hall of Fame der ganz großen Gitarren-Sounds aufgenommen zu werden. Meistens handelt es sich dabei um Effekt-Pedale, welche in den Anfängen der E-Gitarre kreiert wurden, einfach zum einen, weil in dieser Zeit der Gain-Faktor noch deutlich geringer war und Effekte eine deutlich bessere Grundlage hatten zur Geltung zu kommen und zum anderen, da in dieser Zeit die Leute eine ganz andere Art des Musikhörens hatten und schon kleinste Kleinigkeiten im Sound eine große Wirkung hatten. Um ein solches Produkt handelte es sich bei dem Uni-Vibe, welches 1960 von Fumio Mieda für die japanische Firma Shin-ei entwickelt wurde und eine legendäre Kombination aus Phaser und Vibrato darstellte, bekannt unter anderem aus Titeln wie Robin Trower’s „Bridge of Sighs“, Jimi Hendrix’s „Machine Gun“ und Pink Floyd’s „Breathe“. Da die Preise für ein Original Uni-Vibe aktuell nicht unter 3.000 USD liegen, gibt es mehrere Anbieter, welche das legendäre Produkt kopieren und ggf. auch erweitern. Hierzu zählt auch das Testgerät Eventide Riptide, welches mit ein paar sehr interessanten zusätzlichen Features aufwartet.

Eventide Riptide Test

Eventide Riptide Front

Das Konzept des Eventide Riptide

Bei den Eventide Riptide handelt es sich um ein Bodeneffektpedal, welches zwei unterschiedliche Effekte beinhaltet. Zum einen gibt es eine Kopie des legendären Uni-Vibe, zum anderen beinhaltet das Produkt auch einen zusätzlichen Overdrive, welcher von seinen Verzerrungsreserven allerdings auch deutlich bis in den Distortion-Bereich hinaufreicht. Das in den USA entwickelte und in China gebaute Eventide Riptide besitzt ein sehr gut verarbeitetes, massives Gehäuse mit den Abmessungen (B x T x H): 102 mm x 108 mm x 43 mm, hat ein Gewicht von: 812 Gramm und ist farblich passend zur Wellenanspielung in einem ansprechenden Türkis gehalten.

Dem Produkt liegt ein Netzteil mit verschiedenen Aufsätzen, ein USB-Kabel, ein Eventide-Aufkleber, eine Bedienungsanleitung und vier aufklebbare Gummifüße bei. Bei dem Multispannungsnetzteil, welches von 100 Volt bis 240 Volt arbeitet, handelt es sich um ein 9 Volt Gleichstromnetzteil, welches allerdings einen relativ hohen Wert von 620 mA ausgibt. Wie bei den meisten Eventide Produkten ist daher darauf zu achten, dass man im besten Fall das originale Netzteil für die Stromversorgung des Produktes benutzt. Ich für meinen Teil hatte diesbezüglich schon mal Probleme, wenn ich Eventide Produkte an ein Mehrfachnetzteil, welches sich unter dem Floorboard befand, anschließen wollte.

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Eventide Riptide Dual-voice Drive/Uni-V
Eventide Riptide Dual-voice Drive/Uni-V
Kundenbewertung:
(2)

Das Eventide Riptide Pedal ist wie gesagt in zwei Effekte aufgeteilt, welche sich jeweils in zwei unterschiedlichen Soundbereichen abrufen lassen und deren Reihenfolge umgeschaltet werden kann. Beide Effekte haben jeweils drei Regler zur Auswahl, (Uni-Vibe: Vibe, Speed, Intensity – Overdrive: Drive, Tone, Level) wobei die Regler angenehm schwergängig laufen und von hoher Wertigkeit sind. Das soundliche Umswitchen wie auch die Reihenfolge der Effekte werden durch das Drücken der drei LEDs ausgeführt, welche sich oberhalb der Fußschalter Drive und Vibe, bzw. neben dem Intensity Regler befinden.

Des Weiteren können fünf Presets mit der Eventide Device Manager (EDM)-Software geladen und angepasst werden, wobei 5 LEDs am linken Rand des Gehäuses über die jeweilige Verwendung des Presets Aufschluss geben. Abgerufen werden können die Presets leider nur über ein externes Expression-Pedal, welches auf der Stirnseite des Gehäuses über einen 6,35 mm Klinkenanschluss gesteckt wird. Neben dem Expression-Eingang befindet sich ebenfalls ein Mono-In und ein Stereo-Out, welcher natürlich auch in Mono verwendet werden kann. Unterhalb der Buchsen befinden sich zwei Mini-Switches, wo zum einen zwischen Mono- und Stereo-Betrieb bzw. der Eingangspegel zwischen Gitarre und externen Line-Signalen oder der Verwendung in einem FX-Loop angeglichen werden kann. Als Abschluss findet man rechts außen einen USB-2-Port zuzüglich der Anschlussbuchse des Netzteils.

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Eventide Riptide Test

Eventide Riptide Stirnseite

Der Eventide Riptide in der Praxis

Gleich zu Beginn der Testphase stellt sich natürlich als erstes die Frage, wie man den Eventide Riptide im Signalweg platzieren möchte. In seiner Funktion als Overdrive gehört er natürlich vor den Amp, beziehungsweise vor die Vorstufe. Die Verwendung des Uni-Vibe-Effekts hingegen lässt eventuell auch ein Betrieb im Effektloop des Verstärkers zu. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, aus welcher Dekade das Original des Uni-Vibes stammt, erübrigt sich die Frage eines Effektloops. Keine Verstärker, welche seine Zeit gebaut wurden, hatten in irgendeiner Form eine Unterbrechung des Signalwegs zwischen Vor- und Endstufe. Von daher wurden alle Effektpedale, welche seinerzeit verwendet wurden, zwischen Gitarre und Verstärker, sprich vor dem Verstärker platziert. Die Denke ist auch auf den Eventide Riptide zu übertragen, denn nur in Kombination mit dem unter Umständen leicht verzerrenden Eingang des Verstärkers kommt der klassische Uni-Vibe Sound zum Tragen, zumal man mit dem eingebauten Overdrive diesen Effekt natürlich auch bereits im Gerät erzeugen kann. Es ist daher anzunehmen, dass das Effektpedal mit einem möglichst clean eingestellten Vollröhrenverstärker im Stil eines Sound City oder Hiwatt Verstärkers seine besten soundlichen Ergebnisse erzielt. Um diesem Ansatz nachzukommen, habe ich demnach auch alle Soundfiles mit einem Sound City Master One Hundred eingespielt.

Wie bereits erwähnt, gefällt mir das Eventide Riptide Gehäuse von der optischen Aufmachung und der Verarbeitung her sehr gut, allerdings bietet das Layout einen leichten Ansatz zur Kritik. Aufgrund der kompakten Abmessungen des Gehäuses befinden sich die Fußschalter für die Overdrive und Uni-Vibe Einheiten vergleichsweise nah an den Reglern der Verzerrereinheit, welche, wie gesagt, sehr hochwertig und schwergängig laufen, allerdings relativ weit nach oben aus dem Gehäuse herausragen, so dass sie sogar noch einmal ca. 2-3 mm über dem höchsten Punkt der Fußschalter sitzen. Dies hat zur Folge, dass man die jeweiligen Effekte nur mit der obersten Fußspitze des Schuhs aktivieren bzw. deaktivieren kann, da man sonst Gefahr läuft, entweder die Regler der Overdrive Einheit zu verstellen oder aber in einer sehr ungünstigen Situation die Regler sogar zu beschädigen. Hier hätte ein kleiner Metallbügel bereits ausgereicht, um die Potentiometer entsprechend zu schützen.

Eventide Riptide Test

Eventide Riptide Profil

Klanglich hingegen überzeugt das Produkt bereits von den ersten Tönen an. Dass ein Overdrive mit nur drei Reglern sehr gut zu bedienen ist, dürfte allgemein bekannt sein. Dass aber auch die Uni-Vibe Einheit mit nur drei Reglern einen hervorragenden Job erledigt, wundert mich dann doch ein wenig, zeigt aber einmal mehr, dass es bei einem guten Grundklang nur wenig Regelmöglichkeiten bedarf, um einen sehr guten Sound zu erzeugen. Je nach Reglerstellung erzeugt die Uni-Vibe Einheit leichte, sphärische und dezent modulierende Grundklänge, die insbesondere im cleanen Bereich einen sehr guten Eindruck hinterlassen, bis hin zu schwer eiernden, flirrenden, bisweilen an einen Hubschrauber erinnernden Sound, welcher einen echten Effekt im wahrsten Sinne des Wortes darstellt.

Dabei behält die Uni-Vibe Adaption des Eventide Riptide aber stets den ureigenen Grundsound dieses Modulationseffektgerätes bei, welches in einer Kombination von Phaser und Vibrato einen typischen 60er-Jahre Sound erzeugt, den man mit den einzelnen Effekten in Form eines einzelnen Phasers oder eines einzelnen Vibrato-Pedals nicht erreichen kann. Wer nun glaubt, dass man mit dem Overdrive nicht viel mehr als eine Dreingabe von Eventide bekommt, sieht sich schwer getäuscht, wenngleich man den Namen Eventide nicht in einem Atemzug mit den führenden Overdrive-Pedal Herstellern dieser Welt nennen würde. Das Overdrive-Pedal klingt jedoch sehr durchsichtig, sehr erwachsen, hat zu keiner Zeit einen künstlichen Klang und ist insbesondere in der Wechselwirkung mit der Uni-Vibe Einheit ganz vorne dabei, wenn es um intensive und charakteristische Sounds geht. Insbesondere die Möglichkeit, die Reihenfolge der Effekte zu tauschen, bietet, was die Intensität des Uni-Vibes angeht, nochmal eine zusätzliche Möglichkeit, den Sound in den Vordergrund zu rücken und noch besser im Bandgefühl hörbar zu machen.

Zusammengefasst bietet das Eventide Riptide einen eigenständigen, sehr gut adaptierten Vintage-Sound, welcher je nach Musikrichtung erfrischende Akzente setzen kann und sich dennoch stets am typischen Sound einer Gitarre orientiert. Von ultra-clean bis breites-Gain bietet das Pedal insbesondere, wenn es vor einen Vollröhrenamp geschaltet wird, eine echte Bereicherung für den klassischen Bodentreter-Fan.

Eventide Riptide Test

Eventide Riptide im Studio

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Fazit

Mit dem Eventide Riptide führt der Hersteller eine sehr gute Adaption des legendären Uni-Vibe Pedals in seinen Reihen, welches zusätzlich um ein Overdrive-Pedal ergänzt wurde. Somit ist es möglich, das Pedal vor einen cleanen Amp zu schalten und je nach Konstellation mittels eines Expression-Pedals fünf unterschiedliche Presets im besten Vintage Stil abrufen zu können.

Wer Bodentreter liebt und ein Faible für Gitarrensounds der 60er und 70er hat, sollte sich das Pedal auf jeden Fall einmal anhören.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Konzept

Preis

  • 379,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    defrigge AHU

    Danke für den prima Test mit (wie immer) von Dir sehr gut eingespielten Beispielen.

    Ansprechend, dass man hier mehrere Settings auf Presets speichern kann und auch einen eingebauten Overdrive bei Bedarf abrufen kann.
    Klanglich hat mich der Eventide aber nicht ganz überzeugt, weil ich finde, dass er einen etwas harschen Grundklang in den Mitten hat – quer durch alle Beispiele hier und auch in allen möglichen Youtube-Videos. Ich habe ihn aber noch nicht selbst angetestet.

    Klanglich gefällt mir mein Formula B „Vintage Vibe“ Univibe Klon deutlich besser, auch wenn er weder Presets noch eingebauten Overdrive hat. Ein aktuelles Formula B Nachfolgemodell Mk2 hat immerhin zwei Modulationsgeschwindigkeiten per Fußtaster abrufbbar.

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