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Workshop: Eventide H90 für Keyboarder und Tonstudios

Sounddesign mit dem Eventide H90

19. Dezember 2022
eventide h90 workshop sounddesign

Workshop: Eventide H90 für Keyboarder und Tonstudios

Der neue Eventide H90 eignet sich nicht nur als Effektpedal für Gitarristen. Auch Keyboarder haben ihren Spaß an den vielen Effekten, die das Gerät in höchster Qualität auf die Lautsprecher zaubert – und das gleich zweimal. In diesem Workshop zeige ich euch, dass sich der Eventide H90 auch hervorragend im Studio und natürlich auch live für das Sounddesign einsetzen lässt.

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Überblick Effektgerät Eventide H90

An dieser Stelle nur die Facts zum Eventide H90, einen ausführlichen Testbericht findet ihr in unserer Gitarren-Redaktion.

Aus dem Eventide H9 Max ist durch Verdoppelung der Effekt-Engine, Erhöhung der Rechenleistung und einer gravierenden Verbesserung der Benutzeroberfläche der Eventide H90 geworden. Die zwei FX Engines A und B lassen sich flexibel verschalten und neben allen Algorithmen aus dem Eventide H9 Max sind auch einige Neuzugänge zu bewundern: SP2016 Reverb, Polyphony, Prism Shift, Bouquet Delay, Head Space, WeedWacker, Even-Vibe, Wormhole, Instant Flanger, Instant Phaser.

Durch die Möglichkeit, beide FX Engines von außen über separate Ein- und Ausgänge anzusteuern, bietet sich der Eventide H90 auch für die Einbindung in ein Tonstudio-Setup an.

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Die beiden FX-Engines des Eventide H90 lassen sich einzeln einbinden

Anschluss des Eventide H90

Leider hat man bei Eventide erneut vergessen, dem Eventide H90 ein Audiointerface für die USB-Schnittstelle zu spendieren. Wir sind also auf die analogen Audio-Ein- und Ausgänge angewiesen.

Möchte man den H90 einbinden, müssen zunächst im System-Menü die Ein- und Ausgänge von Instrumenten- auf Line-Pegel umgestellt werden. Dies ist separat für alle Ein- und Ausgänge möglich, so dass man zum Beispiel auch einen Eingang für die Gitarre reservieren könnte, während der zweite Eingang Line-Pegel aus dem Interface oder einem Keyboard entgegennimmt.

Hat man den Pegel entsprechend eingestellt, verbindet man alle Ein- und Ausgänge mit dem Audiointerface. Nun sollte sich der Eventide H90 aus der DAW heraus ansprechen lassen. Das kann zum Beispiel über einen Send-Bus und einen Return geschehen oder als Insert in einem Kanalzug. In Logic Pro gibt es dazu zum Beispiel das I/O-Plug-in:

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In Logic Pro könnte man den Eventide H90 Harmonizer per I/O Insert Plugin einbinden

Eine andere Möglichkeit wäre es, den H90 direkt zwischen das Instrument  und dem Interface-Eingang zu schalten. Das bietet sich insbesondere bei der Aufnahme monophoner Analogsynthesizer an. Und natürlich wäre dies auch die bevorzugte Anschlussvariante, wenn man den Eventide H90 als Keyboarder mit auf die Bühne nimmt.

Software H90 Control

Zwar hat sich die Benutzeroberfläche des H90 im Vergleich zum H9 wesentlich verbessert, da nun endlich das große Display die Parameter im Klartext anzeigt und diese durch die drei Regler unter dem Display direkt verändert werden können. DAW-Nutzer werden jedoch die Eventide H90 Control Software zu schätzen wissen, mit der sich das H90 komplett fernsteuern lässt. Dazu verbinden wir einen freien USB-Port mit der USB-Schnittstelle am H90. Die Software lässt sich nach dem Registrieren des Produkts auf der Eventide Website kostenlos herunterladen.

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Für das Arbeiten im Studio ein Muss: Eventide H90 Control Software

Da sich der H90 über MIDI steuern lässt, sollte der erste Weg in H90 Control zur entsprechenden System-Menüseite führen. Dort legen wir den MIDI-Kanal fest, schalten den Omni-Modus ein, definieren, was am MIDI OUT ausgegeben werden soll beziehungsweise, ob als Clock-Source der MIDI-DIN-Eingang oder der USB-Eingang genutzt wird.

Unter dem Menüpunkt Tempo finden wir den Punkt Source. Diesen schalten wir auf MIDI Clock. Nutzen wir einen Hardware-Sequencer eines Klangerzeugers, verbinden wir diesen per MIDI (sofern vorhanden) mit dem H90. Soll er zum Tempo der DAW synchronisiert werden, nutzen wir sinnvollerweise die USB-Schnittstelle und schalten die Clock Source auf USB um.

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Die Zuweisung von Modulationsquellen zu den einzelnen Parametern ist in H90 Control sehr schnell erledigt

Fahren wir mit dem Mauszeiger über eines der Bedienelemente in H90 Control, erscheint oben rechts ein kleiner gelber Pfeil. Klicken wir auf diesen, öffnet sich ein Kontextmenü, in dessen Dropdown-Liste wir zum Beispiel einen MIDI-Parameter für die Fernsteuerung auswählen können. So könnten wir nun den Bedienelementen MIDI-Controller zuweisen, die dann über die DAW ansprechbar sind. So lassen sich Parameterveränderungen innerhalb der DAW automatisieren.

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Einfach MIDI CC als Modulationsquelle auswählen und den gewünschten Controller zuweisen

Sounddesign mit dem Eventide H90

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Für den Test habe ich den Eventide H90 Harmonizer mit meinem Roland Fantom verbunden und dort ein Patch mit einem einzelnen Sägezahn-Oszillator erstellt. Keine Effekte, keine Filter, kein LFO-

Wie von Eventide nicht anders zu erwarten, hat man dem H90 eine Fülle an verschiedenen Effektalgorithmen spendiert, von denen sich viele sehr gut für das Sounddesign mit Keyboards eignen. Natürlich beherrscht er auch die Standard-Effekte wie Delay, Reverb, Chorus, Flanger, Phaser und so weiter in herausragender Qualität. Doch so richtig interessant wird es immer dann, wenn man das Signal mit den weiteren Algorithmen so richtig durch die Mangel dreht.

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Die Software zeigt übersichtlich alle Algorithmen und die Programme an, in denen sie verwendet werden

Folgende Effektalgorithmen eignen sich prima, um Synths, die nur einen Oszillator bieten, gehörig Druck zu verleihen:

Synthonizer & HotSawz

Synthonizer ist ein Synthesizer mit zwei Oszillatoren, von Eventide Voices genannt. Voice A erzeugt Orgel- oder Theremin-Sounds, während Voice B ein subtraktiver Synth ist. Der H90 erkennt die gespielte Tonhöhe und erzeugt anhand dieser einen weiteren Sound, der nun dem Original zugemischt werden und mit den zur Verfügung gestellten Parametern bearbeitet werden kann (Demo 5).

Mit HotSawz lassen sich dabei herrliche Sägezahl-Sounds erstellen, die richtig druckvoll sind. Per Cutoff und Resonance beeinflussen wir den Sound in Echtzeit wie bei einem analogen Synthesizer. Das Ergebnis kann sich hören lassen. Schickt man dann diesen Sound über die zweite FX-Engine in die CrushStation, einem Bit Crusher, lassen sich herrliche brachiale Synth-Sounds für Leads und Bässe erzeugen.

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Ein Garant für Monster Sägezahn-Sounds: HotSawz

Ich habe diese beiden Algorithmen für einige der Klangbeispiel genutzt. Im Roland Fantom wurde dazu mit nur einem einzelnen Oszillator ein sehr dünn klingender Sägezahn-Sound erzeugt. Die Effekte habe ich bewusst ausgeschaltet. Ihr hört bei den Klangbeispielen immer zuerst den Sound vom Roland Fantom mit dem H90 im Bypass-Modus und dann im Anschluss den Effekt. Die Ergebnisse sprechen für sich (zum Beispiel Demo 6, Demo 8 mit Cutoff und Resonance).

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Synthonizer erzeugt zwei zusätzliche Synthesizer-Stimmen

Modulierte Flächen

Mit den Algorithmen MangledVerb, ModEchoVerb, Blackhole und insbesondere Wormhole lassen sich dichte Klanglandschaften zaubern. Insbesondere das „klingende Wurmloch“ Wormhole   verwandelt wieder jeden noch so dünnen Sound in unendliche Weiten (Demo 3). Beim Shimmer Verb kommen zusätzlich zum Hall zwei Pitchshifter zum Einsatz, die jede Streicherfläche in ein Orchester verwandeln oder perkussive Sounds in flächige Klanggebilde. Sehr reizvoll ist es dabei, den Original-Sound deutlich vor dem Effektsignal stehen zu lassen, so hat man das Gefühl, dass zum Beispiel hinter dem Klavier eine Fläche zu schweben scheint.

Distortion für Lead Sounds und Bässe

Mit den verschiedenen Distortion-Algorithmen lassen sich sehr böse klingende Lead-Sounds und Synth-Bässe generieren. Sehr gut gefällt mir der bereits erwähnte CrushStation Algorithmus (Demo 4). Doch auch Sculpt hat durch den integrierten Envelope-Follower seinen Reiz für Synthesizer-Enthusiasten. WeedWacker simuliert zwei seriell verschaltete Ibanez Tubescreamer. Mit diesem lässt sich mein dünner Sägezahn-Sound im Handumdrehen in ein Lead-Gitarre à la Jan Hammer verwandeln (Demo 9, Demo 1). Tiefe Bässe sägen und knurren wunderbar mit WeedWacker.

Pitchshifting

Mit den integrierten Pitchshifting-Algorithmen des Eventide H90 lassen sich fette Leads und Pads erzeugen. Besonders gut gefallen mir Polyphony, mit dem sich zwei zusätzliche Intervalle samt Delays erzeugen, sowie Quadravox, mit dem sich sogar vier zusätzliche Stimmen hinzufügen lassen (Demo 7). Crystals erzeugt ganze Klangkaskaden aus Arpeggios und eignet sich in Verbindung mit abgedrehten Halleffekten sehr gut für das Generieren von Soundskulpturen. Perkussive Sounds profitieren ebenfalls von den Pitchshifting-Algorithmen des Eventide H90. Es lassen sich mit dem Spielen weniger Töne interessante rhythmische und tonale Strukturen erzeugen, auf die man vermutlich selbst ohne Weiteres nicht gekommen wäre. Für subtilere Ergebnisse verstimmt man einfach die Stimmen des Pitchshifters leicht nach oben und unten, spreizt sie im Stereopanorama auf oder ergänzt noch ein Delay.

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Eventide H90 im Studio

Weitere Einsatzgebiete des Effektgeräts Eventide H90

Da sich die beiden Effektprozessoren des H90 seriell wie parallel schalten lassen und durch die jeweils eigenen Ein- und Ausgänge sogar getrennt voneinander aus der DAW heraus ansprechbar sind, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten. So könnte man ihn in einen Bus der DAW einschleifen und auf mehreren Spuren einsetzen, ihn als zwei getrennte Effektgeräte nutzen, zum Beispiel für die Erzeugung hochwertigen Halls, einen DAW-Effekt als Insert innerhalb der Eventide H90-Effektkette einschleifen und vieles mehr. Insbesondere durch seine MIDI Remote-Funktionen und die Möglichkeit, Effekt-Parameter zusätzlich in Echtzeit über Expression-Pedale zu modulieren, darf man zurecht von wilden Effektorgien träumen.

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Das Routing lässt sich bequem in H90 Control verändern

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Fazit

Schon der Eventide H9 wurde von vielen Keyboardern gerne genutzt. Ob nun zum Aufblasen von Flächen-Sounds, Verbreitern von Synth-Leads, Andicken von Bässen oder wilde Arpeggio Orgien durch Pitchshifter und Delays.

Der neue Eventide H90 kann noch sehr viel mehr und die zusätzlichen Algorithmen machen das Sounddesign zu einem Vergnügen. Zwei FX-Engines, die sich zudem noch seriell oder parallel schalten lassen und einzeln von außen zugänglich sind, sowie das Konfigurieren der Ein- und Ausgänge als Inserts bieten einen deutlichen Mehrwert. Die H90 Control Software macht das Editieren zum Kinderspiel und durch die einfache Belegung der Parameter mit MIDI-Controllern, werden komplexe Modulationen innerhalb der DAW oder mit den Reglern am Keyboard oder anderen MIDI Controllern möglich. Schade nur, dass Eventide keine digitale Einbindung in die DAW über die USB-Schnittstelle erlaubt und die MIDI-Schnittstelle keine Note-on/Note-off-Befehle versteht.

Wünschenswert wäre darüber hinaus eine Version von H90 Control als AU- und VST-Plug-in für die DAW. Ich bin mir sicher, dass neben Sounddesignern für Film und Gaming auch Ambient-Musiker Spaß an den „unendlichen Weiten“, die sich mit dem Eventide H90 erzeugen lassen, haben werden. Besitzer analoger Mono-Synths, ob vintage oder modern, sollten sich den Eventide H90 ebenfalls genauer anschauen.

Preis

  • 1.199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Polysix

    Absolut klasse, sich dieses Thema mal vorzunehmen: H9 bzw. H90 in Verbindung mit Keyboards. Wer immer dachte, der H9 sei nur etwas für Gitarristen liegt weit daneben. Wenn man sich aktuelle Live Setups ansieht, so ist der H9 oft dabei.

    Mein Eindruck seit Jahren ist, dass man mit Effekten dieser Qualitätsstufe selbst ein Stage Piano mit begrenztem Soundangebot so ziemlich aufblasen kann. Wenn’s eben passt zum Style der Musik.

    Am besten klingen die Eventides natürlich bei monophonem Material wie im Artikel an den Synth Beispielen gezeigt. Zuviel polyphones Material in einen Eventide zu geben, klingt meiner Erfahrung nach oft sehr undefiniert.

    Zum Wunsch eines AU- oder VST-Plugins zur Midi basierten Steuerung im Studio muss man leider sagen, dass sich viele Hersteller von Effekt-Hardware um dieses Thema nicht kümmern. Oft mit dem Argument, dass man in der DAW sowieso nur eine Instanz ansteuern könnte (da es sich am Ende um Hardware handelt). Eine leicht gemachte Aufzeichnung von Controller Änderungen über den Projektverlauf hinweg wäre dennoch wünschenswert.

  2. Profilbild
    Anguria

    So nebenbei, der Moog One enthält Effekte aus der Eventide Serie. Diese können den rohen Sound richtig gut veredeln.

  3. Profilbild
    Paul_Johnson

    Ich nutze den H9 Max und kann nur bestätigen, dass die Bedienung über die App vom iPad aus sehr flüssig von der Hand geht. Allerdings sind bereits die Algos des H9 derart komplex, dass mich die Bedienung eines H90 – selbst mit den zusätzlichen Potis am Gerät – fast eher abschreckt. Zuviel des Guten? Ich werde es jedenfalls mit Interesse verfolgen.

  4. Profilbild
    Ananda AHU

    Vielen Dank für den schönen Bericht! Ich habe ebenfalls ein H9 Max hier stehen und kann auch sagen, dass die Bedienung am iPad gut ist. Hardware kaufe ich mir aber eigentlich um an der HW schrauben zu können und genau da finde ich den H90 wegen des größeren Displays und mehr Potis sehr spannend… wenn auch sehr teuer.

  5. Profilbild
    ryde

    Ach verdammt, ich hatte das Teile eh schon auf der Wunschliste. Vielen Dank für den tollen Artikel, jetzt steht es auf Pole-Position und ich kann mir überlegen ob es in 2023 Sommerurlaub oder den H90 gibt (Tendenz in Richtung zweiter Option…)

  6. Profilbild
    SirGio

    Der H9 war lange auf meiner Shoppingliste, der Preis hat mich davon abgehalten das Teil zu kaufen. Nur 1 Effekt zu diesem Preis wenn auch Qualitativ Top? Beim H90 habe ich mich selbst überzeugt da es eigentlich 2 H90 Max entspricht, d.h. preislich de facto günstiger ist. Ich habe es jetzt seit 2 Wochen und bin jmmer noch am testen und lernen und bin begeistert. Das erstellen der Presets am Computer ist kinderleicht und ich würde eine App begrüssen, dies würde m.E. Anpassungen „on the road“ vereinfachen. Buetooth ist ja eingebaut aber nicht aktiviert.

    • Profilbild
      hidiho

      @SirGio Schreibe gerne nach einer weiteren Weile des Gebrauchs Deinen Eindrücke… zum Klang, der Bedienung und ob Du eine Produktalternative siehst. Danke Dir.

  7. Profilbild
    zappafrank22

    Mich würde interessieren wie man mit dem H90 einen Gitarren Feedback Effekt simulieren kann. Im Idealfall einsetzbar sowohl für Keyboarder als auch Gitarristen.

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