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Test: Fender Deluxe Active Jazz Bass V OWT, E-Bass

Zurückhaltender Allrounder

2. Februar 2017

Jazz Bass und ich, das war definitiv nicht die große Liebe auf den ersten Blick. Massive, männliche Prezis mit brachialem Punch und tiefmittig brüllende Shortscale-Bässe prägten mein frühes Bassistendasein. Der gepflegte Sound eines Fender Jazz Bass war mir genau so suspekt wie der Streichholzhals … Jaco Pastorius war da noch eine andere Nummer, der war sowieso von einem anderen Stern und durfte auch Jazz Bass spielen, wenn es sein musste.

 -- Fender Deluxe Active Jazz Bass V --


— Fender Deluxe Active Jazz Bass V —

Der Funke sprang aber erst im Herbst 2013 über, als ich mit meiner Band in England auf Tour war. Wir tourten mit „Trippy Wicked & The Cosmic Children Of The Knight“ als Headliner und „Bright Curse“ als Vorband. Bright Curse waren (und sind) in England wohnhafte Franzosen und da es Probleme mit dem Bassisten gegeben hatte, half für die Tour deren Produzent JB Pilon am Bass aus. Der Mann hatte damals einen Jazz Bass dabei. Das Ding war zwar neu, aber ein 70s Reissue mit dickem Hals und weiterem Tonabnehmerabstand und das hat mich beim Anspielen sofort begeistert. Abgesehen davon, dass der Kollege über seine uralte Selmer Vollröhre auch sehr gut klang, war das einfach ein schönes Instrument.

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Spätestens ab dem Moment waren meine Vorurteile gegenüber dem Fender Jazz Bass Geschichte und inzwischen schrecken mich auch die klassischen Versionen mit dünnem Hals und Palisandergriffbrett nicht mehr. Einzig die unpraktikable Tonabnehmerverschaltung mit den zwei Volume-Reglern nervt nach wie vor, aber genug davon.

Mit einem guten Jazz Bass ist man für alle Situationen adäquat gerüstet und mit einem fünfsaitigen Jazz Bass kann erst recht nichts mehr schiefgehen. Als „genau das richtige Basisinstrument für den viel beschäftigten Bassisten“ vermarktet Fender entsprechen das Topmodell seiner Fertigung in Mexiko, den Fender Deluxe Active Jazz Bass V. Ausgerüstet mit brummfreien Singlecoils und einer aktiven 18-Volt-Dreibandelektronik liegt uns der hier in Olympic White und der klassischen Kombination aus Erlekorpus und Ahornhals mit Palisandergriffbrett vor.

Facts & Features

Der Fender Deluxe Active Jazz Bass V stellt mit einem Ladenpreis von 1.068,- Euro in der vorliegenden Version preislich die Spitze der in Mexiko gefertigten Instrumente dar. Für einen amerikanischen Jazz Bass muss man locker 500,- Euro mehr hinlegen – für den normalen Mexiko-Jazz Bass ca. 300,- Euro weniger. Verflixt, sind die Dinger teuer geworden inzwischen! Selbst für einen Squier Fünfsaiter ist man inzwischen mit ungefähr 400,- Euro dabei – in Zeiten hohen Konkurrenzdrucks, gerade im Bereich der klassischen Modelle, kann man diese Preispolitik durchaus mal hinterfragen! Andererseits darf gute Qualität auch was kosten, also mal schauen, was es hier gibt.

Beim Fender Deluxe Active Jazz Bass V handelt es sich auf den ersten Blick lediglich um einen mit einer Aktivelektronik aufgewerteten Mexiko Jazzbass. Aber eben auch nur auf den ersten Blick, es sind durchaus einige weitere brauchbare Features verbaut, die das Standardmodell nicht hat. Da fällt zunächst schon mal die Kopfplatte mit den fünf gekapselten, leichten Kluson-Style-Mechaniken auf. Hier hat man Gewicht gespart und konnte die Mechaniken alle in einer Reihe anordnen, anders als bei den Ami-Fünfsaitern, bei denen die der G-Saite auf die andere Seite der Kopfplatte verlegt werden musste. Was man jetzt optisch lieber mag, ist Geschmackssache, ich für meinen Teil halte die Klusons für eine technisch elegantere Konstruktion als die offenen Fender Zahnrädchen.

Kopfplatte mit Dreifach-Stringtree und gekapselten Mechaniken

— Kopfplatte mit Dreifach-Stringtree und gekapselten Mechaniken —

Weiter Richtung Korpus geht es mit dem Hals, der ein flaches C auf der Rückseite und ein ebenfalls relativ flaches Griffbrettprofil aufweist. Am Sattel aus synthetischem Knochen ist der Saitenabstand der Gleiche wie beim klassischen Viersaiter, man hat den Hals also einfach ¼ breiter gebaut. Bestückt ist der Hals mit zwanzig Medium-Jumbo-Bünden und Pearloid Dotinlays. Die Rückseite ist handfreundlich matt lackiert und auf eben jener Rückseite wartet die nächste Besonderheit in Form des Halsfußes. Der ist mit einem Shaping versehen, damit er beim Bespielen der hohen Bünde nicht im Weg ist. Gute Idee!

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Der Halsfuß mit Shaping gewährleistet perfekten Zugang zu den oberen Bünden

— Der Halsfuß mit Shaping gewährleistet perfekten Zugang zu den oberen Bünden —

Generell fällt beim Drehen und Wenden des Instruments die Verarbeitungsqualität positiv auf, für die Mexiko Fender ja nicht immer berühmt war. Aber hier passt wirklich alles zusammen, keine Lackfehler, keine Kanten und Grate, nichts. Auch die Konstruktion der Fächer für die beiden 9-Volt-Blöcke auf der Rückseite ist hier gut durchdacht. Öffnet man ein Fach, klappt einem die Batterie in einem noch einmal verschlossenen Schacht entgegen. Öffnet man den Deckel davon, kann man die Batterie einfach herausnehmen, ohne fummelig irgendwelche Anschlussstecker abziehen zu müssen.

Die Batterien befeuern die Aktivelektronik und die wird logischerweise von den beiden Tonabnehmern mit Signal versorgt. Verbaut sind hier keine Standard-Singlecoils, sondern solche mit der silbernen Aufschrift „Noiseless.“ Dabei handelt es sich tatsächlich um Dual-Coil-Humbucker im Singlecoil-Gehäuse mit keramischen Magneten. „Brummfreie“ Singlecoils sind immer so eine Sache, weil sie halt nie wirklich Singlecoils sind und entsprechend auch nicht zu 100 % wie welche klingen. Aber mal abwarten bis zum Soundtest.

-- Luxuriös: Noiseless Ceramic-Pickups, Dreibandelektronik HIMass Bridge --

— Luxuriös: Noiseless Ceramic-Pickups, Dreibandelektronik HIMass Bridge —

Auf dem Bedienfeld für die Elektrik finden sich zunächst Volume- und ein Blend-Regler – auch das gut, der alten Fender Lösung mit zwei Volume kann ich absolut nichts abgewinnen. Danach folgt die dreibändige Aktivelektronik mit zunächst Treble/Bass als Stack-Poti und einem einzelnen Mittenpoti. Einen Minischalter zur Überbrückung der Elektronik zum passiven Betrieb gibt es, was fehlt, ist eine passive Höhenblende. Schade, somit fallen definitiv einige Soundoptionen weg – oder der Passivmodus ist lediglich als Notfallmaßnahme bei leerer Batterie gedacht.

Die Brücke ist auch kein Standard Blechwinkel, sondern eine Fender HiMass-Bridge. Im Prinzip eine sehr dicke, gefräste Version der klassischen Fender Bridge mit entsprechen schweren Zink-Saitenreitern und alles verchromt. Nobel, kann man sich gefallen lassen, soll wohl für etwas mehr Druck und Sustain sorgen. Von Werk an sind Fender Nickel Plated Steel-Saiten aufgezogen in den Stärken von .045 auf .125 – ich bin kein Fan von Fender Saiten (überhaupt irgendwer?), aber zum Testen erwiesen die sich als völlig ok. 

Zwischenfazit

1.068,- Euro für einen Mexiko Fender sind ein wirklich stolzer Preis. Dafür bekommt man aber mit dem Fender Deluxe Active Jazz Bass V auch einen sehr gut verarbeiteten und luxuriös ausgestatteten Fünfsaiter. Auf dem die Füchse im Übrigen das „Made in Mexiko“ auf die Rückseite der Kopfplatte verlegt haben, so dass man von vorne sogar auf die Idee kommen könnte, es wäre ein US-Modell …

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