Goldene System 500-Zeiten
Als ich vor einiger Zeit den V.A.S. Mikrofonvorverstärker von Fredenstein aus Taiwan testen durfte, war ich hinsichtlich Klang und Ausstattung bei zurückhaltender Preisgestaltung sehr angetan. Natürlich habe ich da sofort freudig zugesagt, als ich um einen Test eines voll bestückten System-500 Racks gebeten wurde. Wenige Tage später ist das Schmuckstück da und wird in meinem Studio auf Herz und Nieren gecheckt.
Die Komponenten
Sechs Module plus das Rack, das wird den Umfang eines normalen Tests deutlich sprengen, also splitte ich die Geschichte an dieser Stelle in zwei Teile. Dieses Mal möchte ich mir nun das Bento 6D und die beiden Röhrengeräte F609 und F602 anschauen, die restlichen vier Komponenten folgen dann in Teil 2. Hier aber eine Übersicht aller Module:
Bento 6D: Das Rack kommt in der typischen Lunchbox Größe und kann maximal 6 Einschübe beherbergen.
F601A MicPre: Class-A Mikrofonvorverstärker mit Lundahl Ein- und Ausgangstransformatoren
HD MicPre: neutraler Class-A Mikrofon-Preamp mit erweitertem Frequenzgang
F609 Tube MicPre: Röhren-Mikrofonvorverstärker mit zwei Doppeltrioden-Röhren und Ein-/Ausgangstransformern
F602 Tube Compressor: Röhrenkompressor mit 6386LPG Doppeltriodenröhre und Lundahl Ausgangsübertrager
F600A Compressor: RMS/PEAK Compressor/Limiter
F603B EQ: 4-Band Equalizer mit breiter Güte
Bento 6D
Das Bento 6D Rack ist aus schwarzem Stahlblech gefertigt und ist auf Ober-/Unter- sowie rechter Seite mit Lüftungsschlitzen versehen. Die Höhe beträgt genau die Modulmaße von 13,2 cm. Breite und Tiefe liegen bei 29,8 und 18,7 cm. Auf der linken Seite ist ein stabiler Tragegriff angeschraubt. Gummifüße gibt es unten und rechts, so dass das Rack auch hochkant gestellt werden kann. Die Verarbeitung ist sauber und akkurat, die Materialstärke ist großzügig bemessen, also kein Grund zur Klage.
Sechs Slots sind für System 500- oder auch landläufig API-500 Module frei. Rechts außen fällt sofort das LC-Display ins Auge, das mit den entsprechenden Fredenstein-Modulen korrespondiert und die eingestellten Werte anzeigt. Doch Vorsicht, nicht alle verfügbaren Einschübe sind darauf vorbereitet, komplett analog aufgebaute Schaltungen gehen da nicht. In meinem Fall sind das der HD MicPre und der F609 Tube MicPre. Wer das Rack also damit oder gar mit Fremdfabrikaten zu bestücken gedenkt, der kann auch einfach zum günstigeren Bento 6 ohne „D“ greifen.
Auf der Rückseite sind einige pfiffige Besonderheiten zu finden. Neben den Ein- und Ausgängen mit hochwertigen Neutrik XLR-Buchsen sind pro Kanal noch Aux Input und Output vorhanden.
Diese sind bei entsprechenden Modulen unterschiedlich belegt. So gibt es z.B. den F606 Balancer oder den F607 Monitor Controller, bei dem die Auxe das rechte Stereosignal führen. Für einige andere Einheiten werden die Aux-Wege als Sidechain-Buchsen benutzt.
Pro Kanal gibt es zwei Kippschalter. Der erste linkt das Signal bei Betätigung zum nächsten Slot durch. So kann man sich z.B. einen Channelstrip aus Preamp, Kompressor und EQ bauen, indem man die entsprechenden Module in der gewünschten Reihenfolge anordnet. Die externen Buchsen werden bei dieser Benutzung abgeschaltet.
Der zweite Switch nennt sich Comp Buss und verlinkt jeden Slot mit dem darauf folgenden. So ist es möglich, mehrere Kompressoren über ein Gerät zu steuern. Angefangen von der Kompression einer Stereospur mit zwei Geräten bis hin zu einem 5.1 Mix bei vollem Rack.
Da Fremdmodule die beiden Link-Funktionen nicht nutzen können, sitzen intern bei jedem Slot zwei Dipschalter, um den entsprechenden Kippschalter zu deaktivieren und so Unverträglichkeiten auszuschalten.
Netzteilbuchse mit Powerschalter und Sicherungshalter finden sich auch noch auf der Rückseite. Was fehlt ist der in der Bedienungsanleitung erwähnte Ground Lift-Schalter. Anscheinend ist mein Vorführrack ein älteres Modell, das dieses Feature noch nicht implementiert hatte.
Im Fredenstein Bento 6D ist ein Universalnetzteil verbaut, das von 90 bis 240 Volt und mit 50 bis 60 Hz arbeitet. Pro Slot stehen 530 mA zur Verfügung, das dürfte für die allermeisten System 500 Module ausreichen. Als Gesamtleistung gibt Fredenstein 1,6 A an.