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Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

60s Paula im Test!

25. Juli 2021

Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

Eine Les Paul ist eine Les Paul ist eine Les Paul? Mitnichten – und das werden mir die Kenner dieses Evergreens sicher bestätigen. Keine ist wie die andere, trotz Serienherstellung hat doch jede mehr oder weniger ihren eigenen Charakter, ihre Zicken und natürlich auch ihre Vorzüge. Eigentlich so, wie jede Gitarre: Selbst „von der Stange“, also aus einer Massenproduktion, sind sie doch alle irgendwie unterschiedlich, und genau aus diesem Grund gehen wir für euch auf die einzelnen Modelle genauer ein. Vor dem Hintergrund der Entwicklungen, die das Bild von Gibson zur Zeit prägen, ist es natürlich ganz besonders spannend zu sehen, wohin die Firma in diesen Zeiten aufbricht. Es liegt Aufbruchstimmung bei Gibson in der Luft, so viel ist klar. Ich habe nun die Gibson Les Paul Standard 60s IT zum Test vor mir stehen – eine Paula im Stile der goldenen Ära der 60er-Jahre, so beschreibt es Gibson selbst in der Präsentation dieser Serie.

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Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

Gibson Les Paul Standard 60s IT – Facts & Features

Ausgeliefert wird die Gibson Les Paul Standard 60s IT wie alle Paulas der oberen Preisklassen in einem robusten Formcase mit rotem Plüsch im Innern. Schon beim Anheben des Koffers wird einem bewusst, dass man es hier mit einer „echten“ Les Paul zu tun hat, denn das Gewicht ist auch hier wieder recht ordentlich ausgefallen und befindet sich erwartungsgemäß in der 4-Kilo-Klasse. Einige der neuen Les Paul Modelle sind ja dank des gekammerten Korpus um einiges leichter, hier aber haben wir es schließlich mit einer Reissue-Gitarre der 60er-Jahre zu tun, und damals gab es dieses Feature nun mal noch nicht. Das „IT“ in der Bezeichnung beschreibt das Finish und bedeutet „Iced Tea“, ein kräftiges rötlich-braunes Finish, in das die zweiteilige Ahorndecke getaucht wurde. Darüber hinaus ist die 60s-Paula noch in einem dunklen, kräftigen Bourbon Burst sowie in einem hellen „Unburst“ Finish zu bekommen. Dabei variieren die Preise leicht, unser Testmodell ist zwar nicht ganz billig, mit einem VK von 2152,- Euro aber immerhin das günstigste der drei erhältlichen Modelle. Erfreulich ist zudem, dass auch zwei Varianten für Linkshänder angeboten werden.

Bewährte und bekannte Hölzer

Die fein gezeichnete AA-Riegelahorndecke wurde auf einen Korpus aus zwei Teilen Mahagoni aufgeleimt. Auch von hinten muss sich die Les Paul Standard 60s IT keineswegs verstecken: Das verwendete Mahagoni besitzt eine erstklassige Qualität, ohne Astlöcher oder sonstige Unebenheiten in seiner Struktur. Überzogen wird die komplette Gitarre von einem Hochglanzlack, der wie gewohnt auch die Halsrückseite mit einschließt und wie immer die Frage aufkommen lässt, wie es denn um das gefürchtete Ankleben der Greifhand bei dem verwendeten Lack steht. Bereits an dieser Stelle kann Entwarnung gegeben werden, denn die linke Hand flutscht vollkommen frei von jeglichem Widerstand vom ersten bis zum letzten Bund hinauf und das unabhängig davon, wie feucht es auf der Halsrückseite nun mal zugehen mag.

Wie bei der Les Paul Standard gewohnt, wird die Decke von einem cremefarbenen Binding umrandet, das sich an den Seiten des Griffbretts fortsetzt. Die Farbe Creme bestimmt einen Großteil der verwendeten Kunststoffteile: dazu zählen die Rahmen der Pickups, das Schlagbrett sowie die Blende für den Dreiwegeschalter, der satt und ohne jegliches Spiel in seinen drei Positionen einrastet.

Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

Gibson Les Paul Standard 60s IT – Slim Taper Hals

Der eingeleimte Mahagonihals besitzt ein angenehmes, ja fast schon ungewöhnlich schlankes Profil und steht im krassen Gegensatz zu den „Baseballschlägern“, die Gibson noch eine Dekade vorher in ihr Zugpferd verbaute. Bewährt geht es bei der Auswahl des Holzes für das Griffbrett mit seinem Radius von 12″ zu: hier wurde ganz klassisch Palisander verwendet, in das die 22 Bünde eingelassen wurden. Der Bunddraht wurde lt. Hersteller kältebehandelt, was ihn widerstandsfähiger gegen Bakterien oder etwa Anrostungen machen soll. So etwas kennt man ja schon länger, mittlerweile kann man ja auch die Hardware oder sogar ganze Instrumente „“cryogenisch“ behandeln lassen, und es gibt tatsächlich Musiker, die nach einer solchen Behandlung ihrem Instrument einen besseren Klang oder eine bessere Performance bescheinigen. Ob nun kältebehandelt oder nicht: Die Bünde wurden erstklassig eingesetzt und an ihren Kanten unspürbar abgerichtet, zudem erhielten sie eine sorgfältige Politur der Oberfläche, sodass es vom ersten Binding oder Slide an so flutscht, als ob man schon Jahre mit dem Instrument verbracht hätte.

Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

Solide Hardware & Burstbucker Pickups

Über die Hardware muss man nicht viel erzählen, ein Tailpiece sowie eine Tune-o-Matic Brücke sorgen zusammen mit einem Satz Grover-Mechaniken an der Kopfplatte für eine einwandfreie Performance. Die Mechaniken laufen wie in Butter und völlig frei von Spiel auf ihren Achsen, was ein Nachstimmen schnell und unspektakulär macht. Das Herz der handverdrahteten und mit Orange Drops Kondensatoren ausgerüsteten Elektronik bestimmen zwei Burstbucker-Humbucker, die über je ein Volume- und Tone-Poti verfügen und mit dem bekannten Dreiwegeschalter angesteuert werden. Entwickelt wurden diese Pickups von Gibson, um den Klang der legendären PAF-Modelle aus den späten 50er und frühen 60er-Jahre möglichst originalgetreu zu reproduzieren. Dazu werden die beiden Spulen unterschiedlich gewickelt (was früher wohl mehr oder weniger unabsichtlich passierte) und auf ein Einwachsen verzichtet. Das macht die Burstbucker zwar anfälliger für Nebengeräusche – dafür aber um so potenter bzw. flexibler in ihrem Klangverhalten.

Gibson Les Paul Standard 60s IT – In der Praxis

Akustischer Grundsound / Handling

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Bereits trocken angespielt zeigt die Les Paul Standard 60s IT schon eindrucksvoll, wohin die Reise elektrisch gehen wird. Ihr Grundsound ist bestückt mit reichlich Obertönen, einem mittigen und druckvollen Klangbild und beim Sustain kann es keine zwei Meinungen geben. So und nicht anders hat eine echte Paula zu klingen, ganz gleich, ob sie nun in den 50ern, 60ern oder heute vom Band läuft! Das schlanke Halsprofil ermöglicht zusammen mit der flachen Saitenlage bereits ab Werk eine hervorragende Bespielbarkeit auf der vollen Länge des Griffbretts und bietet auch Spielern mit anspruchsvoller Technik beste Voraussetzungen für eine gelungene Performance, auch wenn der 12″ Griffbrettradius vielleicht nicht ganz so modern erscheint. Wohl oder übel hinnehmen muss man aber auch hier erneut das hohe Gewicht; so ein 3 Stunden langer Gig mit einem derartigen Klotz um den Hals dürfte nicht jedem gefallen. Aber echte Fans der Paula dürfte das kaum stören.

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Elektrischer Sound

Die zwei Burstbucker haben keine Mühe, den akustischen Grundsound mit all seinen Nuancen an den angeschlossenen Amp zu portieren. Sie verfügen neben einem warmen Vintage-Sound über einen kräftigen Headroom und eine Menge Dynamik, die selbst dann nicht in die Knie geht, wenn man einen der Volume-Regler absenkt. Allerdings mögen sie nicht ganz so viel Gain, denn dann sind doch Brummgeräusche wahrzunehmen, was eventuell auf die fehlende Isolierung der Spulen zurückzuführen ist. Für den angezerrten Crunch-Bereich aber liefern sie ein Klangbild, das gespickt ist mit einem cremigen und Vintage-lastigen Sound, der sich mehr als perfekt für Classic-Rock oder Blues empfiehlt. Für den unverzerrten Bereich sind sie jedoch weniger geeignet, hier mangelt es an Höhen und Brillanzen. Aber sind wir mal ehrlich: Wer holt sich schon eine Les Paul ins Haus, um damit Funk zu spielen?

Test: Gibson Les Paul Standard 60s IT, E-Gitarre

Gibson Les Paul Standard 60s IT – Klangbeispiele

Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Gibson Les Paul Standard 60s IT zusammen mit meinem Mesa/Boogie Studio 22+ Combo verwendet. Vor dem Amp wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgezeichnet wurde.

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Fazit

Unter all den Querelen, mit denen Gibson in letzter Zeit aufgefallen ist, scheint die Produktion und die Qualitätskontrolle der Instrumente nicht gelitten zu haben. Die Les Paul Standard 60s IT ist genau so eine Paula, wie man sie erwartet: makellos verarbeitet, toll zu bespielen und mit den Burstbucker-Pickups grandios für alles geeignet, was nur im entferntesten mit Rock ´n´Roll zu tun hat. Der Klassiker geht mit Erfolg in die nächste Runde!

Plus

  • Verarbeitung
  • Klang
  • Bespielbarkeit

Minus

  • wie immer sackschwer

Preis

  • 2.152,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Johannes Krayer RED

    Schön, dass Du als „Gibson-Paula-Skeptiker“, der sich (wie auch andere) die letzten Jahre bezüglich der Verarbeitungsqualität einiger Gibson-Modelle nicht immer zufrieden zeigte, nun wieder die Note sehr gut vergeben konntest. Hier scheint sich einiges zum Besseren gewendet zu haben. Das hohe Gewicht nervt natürlich, dafür ist der Druck und die Durchsetzungsfähigkeit einer guten Paula eine Waffe.

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