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Test: Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC, E-Gitarre

Budget Paula Made in USA

4. Oktober 2016
Test: Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC, E-Gitarre

Test: Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC, E-Gitarre

Da wird sich der/die eine oder andere Leser/in bestimmt kurz wundern, wenn er oder sie sich die neue Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC anschaut – so etwas war doch schon mal im Programm?! Ja, nach einer kleineren Flaute der letzten Jahre, dem Tropenholzskandal, den Robo-Tunern und der vielleicht auch gar nicht so schlechten einen oder anderen Idee, dem Gitarren Giganten etwas frischen Wind in die Segel zu blasen, besinnt sich die Marketingabteilung wohl wieder mehr auf Tradition. Anscheinend ist der gemeine Gibson-Spieler doch etwas zu konservativ, die Instrumente einfach so gut, wie sie schon immer waren oder die neuen Innovationen passten einfach nicht ins Bild bzw. wurden nicht zielgerecht umgesetzt.

Der Puls der Zeit schlägt ja immer noch im Vintage Rhythmus, somit fährt auch Gibson nun wieder mit dem Traditionszug durchs Land. Ob die „Budget Paula“, die trotzdem noch mit 699,- Euro zu Buche schlägt und gewiss schon mehr als ein Einsteigermodell ist, hält, was sie verspricht, werden wir heute mal näher beleuchten.

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Lieferumfang und Konstruktion der Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T

Im Zubehör unserer Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC befindet sich ein schwarzes Gibson Vliestuch, ein Halsschraubenschlüssel und ein Innensechskantschlüssel für den Steg. Dazu kommt eine Bedienungsanleitung mit einem kurzen geschichtlichen Rückblick, eine handschriftlich ausgefüllte Qualitäts-Checkliste und einem Foto, wie das gute Stück bei Gibson USA auf der Werkbank liegt. Der mitgelieferte Gigbag ist simple in Schwarz und mit einem weißen, weichem Innenfutter gepolstert. Ihm hat man, im Vergleich zu älteren Modellen, einen zweiten Schultergurt gegönnt. Dazu kommt noch ein Reißverschlussschutz, damit das Instrument innen nicht verkratzt wird. Das sind Kleinigkeiten, die sich aber als sinnvoll erweisen und positiv auffallen.

Die Gitarre erscheint im klassischen Les Paul Format ohne Firlefanz mit Mahagoni-Korpus ohne Binding, Mahagoni-Hals und Ahorn-Decke. Der erste Eindruck ist positiv. Wie man auf den Bildern sehen kann, handelt es sich bei dem Testobjekt um eine Paula mit einer „Worn Cherry Satin“ Lackierung.  Einem recht dünnen und blassen Nitro-Finish, das den Eindruck vermitteln soll, die Gitarre habe schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Nicht zu verwechseln mit einem „Relic Look“, der auch Kratzer, Schrammen und Lackschäden beinhaltet. Die Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC sieht aus und ist, bis auf den matten Lack, wie neu.

Ich persönlich mag diese Art Lackierung sehr. Es fühlt sich trotz Lack immer noch so an, als würde man Holz anfassen, erzeugt ein angenehmes Spielgefühl und der Hals gleitet besser durch die Hand. Neben dem Worn Cherry Finish gibt es noch drei andere Modelle, nämlich „Worn Brown Satin“, „Satin Fireburst“ und „Satin Ebony“.

Der Hals der Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC

Fast aus einem Stück Mahagoni ist der Hals unserer Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC gefertigt, kein aufgeleimter Kopf, nur zwei „Fox Ears“, das sind die beiden oberen Flanken. Hier spart man sich wohl noch etwas Verschnitt. Auf der Rückseite der schwarz lackierten Kopfplatte findet man sechs Gibson Deluxe Mechaniken. Ganz oben steht die Seriennummer, darunter das Baujahr und wo das gute Stück hergestellt wurde.

Made in USA wie sich nach der Überschrift leicht vermuten lässt. Der Hals ist von der Breite an alten Les Paul Modellen orientiert und besitzt bei einer 629er-Mensur ein Round ’59 Halsprofil, was sich von der Stärke etwa in der Mitte ansiedelt. Nicht zu schmal wie etwa ein „Slim Tappered“, aber auch kein Baseballschläger im Stile der 57er oder 58er Hälse. Somit hat man schon was in der Hand, das wirkt sich in der Regel eher positiv auf den Ton aus. Der Sattel ist aus TekToid (Grafit) gefertigt, mittlerweile wird dieser Werkstoff bei Gibson hauptsächlich dafür benutzt. Im Palisander-Griffbrett sind, wie oft und gerne genommen, Trapez geformte Acryl Inlays zu finden. Die Medium Jumbo Bundstäbchen trennen die 22 Bünde voneinander.

Am Korpus angelangt sieht man im Übergang eine schöne und saubere Verarbeitung. Eine kleine Veränderung entdeckt man bei den Gurt-Buttons, die sind sichtlich größer im Vergleich zu älteren Modellen. Keine schlechte Idee, somit könnte ein Gurt tatsächlich besser halten.

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Gibson Modern Weight Relief

Bei vielen älteren Les Paul Modellen hatte man ja phasenweise bis zu sechs Kilo an den Schultern hängen, was natürlich auch mit der Holzauswahl zu tun hatte. Hier greift Gibson schon zeit geraumer Zeit zu einer Methode, die sich „Weight Relief“ nennt. Sprich, man nimmt Material aus dem Mahagoni-Korpus und verringert somit das Gewicht. Es gibt drei verschiedene Techniken, die hierfür angewendet werden: „Chambered“, „Traditional“ und „Modern“. Die erste Variante höhlt den Korpus geradezu aus, die beiden anderen werden gebohrt oder gefräst und das nur im geminderten Maße. Modern Weight Relief liegt da eher im Mittelfeld.

Aber genau das ist wahrscheinlich auch der beste Kompromiss dieser Technik. Hier wird dank CNC-Fräsung gezielt Material weggenommen. Die Stege, die die Kammern trennen, verringern das Problem des Feedbacks, ein positiver Nebeneffekt dieser Methode.

Es gibt natürlich wie immer einige Kritiker dieser Technik. Man könnte ja „besseres“ Holz nehmen. Klar, aber somit ist man schnell in einer anderen Preisklasse. Ich persönlich mag diesen Kompromiss, zumal man unverstärkt einen Sound bekommt, der mehr Sustain hat und perkussiv klingt, so etwas findet man eher selten bei günstigen Solidbody-Gitarren.

Die Decke besteht wie üblich aus zweiteiligem, gewölbtem Ahorn ohne Binding, was ja bei einer Les Paul Studio immer so ist, um erster Linie Kosten zu sparen. Der Korpus ist beim Testmodell zweiteilig Mahagoni, der kann aber laut Beschreibung auf der Homepage auch mehrteilig sein. Das Gewicht der Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC heute im Test liegt übrigens bei leichten 3,4 Kilogramm.

Die Burstbucker Pro Humbucker

Dieser Humbucker Typ passt ganz gut in das Gesamtkonzept der Gitarre, denn es werden schon auch ein paar moderne Aspekte geboten. Etwas geschmeidiger in den Höhen und mit weniger Nebengeräuschen schieben sich diese Tonabnehmer eher in die härtere Rockrichtung. Aber hier hat der Verstärker ja auch noch ein paar Worte mitzureden. Der Steg-Pickup besitzt ein paar mehr Wicklungen und somit eine höhere Ausgangsimpedanz (8 Kiloohm) – das verspricht etwas mehr Schalldruck.

Die Hardware birgt keine großen Überraschungen. Wie meistens bei einer Les Paul, gibt es bei unserem Testmodell eine verchromte Tune-o-matic Stoptail-Bridge.

Die Gibson Les Paul Studio Faded 2016 in der Praxis

Wie teilweise im oberen Text schon angesprochen, fühlt sich die Paula bereits beim ersten Anspielen sehr gut an. Das liegt mit Sicherheit zu großen Teilen am relativ dünnen Nitrolack. Im Check-up finde ich keinerlei Verarbeitungsmängel, alles bestens verleimt, lackiert und nachbearbeitet. Es gibt keine Deadspots auf dem Griffbrett, der Hals hat einen tadellosen Verlauf.

Die Werkeinstellung unserer Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC lässt allerdings etwas zu wünschen übrig, wobei das ja auch immer mit persönlichem Geschmack zusammenhängt. Nach kurzem Einstellen spielt sich die Paula aber auch mit einer flachen Action angenehm und intoniert sauber.

Das 59er Halsprofil liegt angenehm in der Hand und trägt trotz etwas mehr Masse nicht negativ zum Handling bei. Der Ton entfaltet sich ohne Verstärker schön dick mit einem perkussiven Touch.

Am Verstärker gefällt mir der Clean-Sound sehr gut. Beide Burstbacker Pro klingen im Verhältnis sehr ausgeglichen und sauber. Im verzerrten Bereich ist es mir persönlich etwas zu „farblos“, aber ich kann mir vorstellen, dass Freunde das Highend-Sounds hier ihren Spaß haben werden. Im Grunde ist alles stimmig, aber irgendwie fehlt es etwas an Konturen.

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Fazit

Die Gibson Les Paul Studio Faded 2016 T WC beweist sich mit gelungenem Konzept! O.k., eine Les Paul ist eine Les Paul und mit 699,- Euro ist sie auch noch etwas entfernt von der „günstigen Einsteigergitarre“. Dennoch ist es das günstigste Modell, das man in dieser Baureihe von Gibson bekommen kann. Epiphone und andere Marken mal außen vorgelassen.

Frei nach dem Motto „Back to the roots“ gewinnt die Serie vielleicht wieder an Sympathie – Robo-Tuner und Neonfarben waren für manche wohl zu viel des Guten …

Am klassischen Modell orientiert, mit kleinen, modernen Features wie Modern Weight Relief und den Burstbucker Pro Pickups aufpoliert, dazu dünner Nitrolack für den Vintage Charme. Das passt! Die Verarbeitung und die Bespielbarkeit befinden sich auf hohem Niveau. Also wer auf Gibson steht und es meistens am Preis scheiterte, der sollte hier zugreifen!

Klangbeispiele: BluGuitar Amp 1, 1×12″ Box mit WGS Speaker, Sennheiser e609 Mikro, UAD Apollo Twin Interface, Pro Tools.

Plus

  • Sound
  • Handling
  • Verarbeitung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Werkseinstellung

Preis

  • Ladenpreis: 699,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    tantris

    Eine elektrische Gitarre besteht aus Tunern, Saiten, einem Hals, einem Korpus, Bünden, einem Sattel, einem Steg, Tonabnehmern und ein bischen Elektronik. Wurden nicht bereits alle Varianten in allen möglichen Farben und Lackierungen gebaut ? Welchen Sinn macht es, immer wieder neue Modelle auf den Markt zu werfen, ohne jede Neuerung oder technische Innovation ? Das einzige, was sich ändert, sind klangvolle Namen.

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