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Test: Gretsch G2622T TG Streamliner, E-Gitarre

Low budget GRETSCH

30. Juni 2020

Unsere heutige Testkandidatin, die Gretsch G2622T Streamliner ist eine Semi-Akustik für das schmale Budget, so kann sich auch der weniger gut betuchte Gretsch-Fan den Traum einer solch legendären Gitarre erfüllen. Rein optisch sieht sie auf den ersten Blick aus wie eine „richtige“ Gretsch, wie sie beispielsweise von den Gitarren-Helden Brian Setzer oder „Mr. Guitar “ Chet Atkins (1924-2001) gespielt wird (wurde) aber natürlich muss es aufgrund des Taschengeld-Preises Unterschiede bzw. „Abspeckungen“ geben, die wir im Verlaufe des Tests beleuchten. Der Preis, welcher sich unterhalb der Schallgrenze von 500,- Euronen bewegt, macht neugierig, wo bzw. in welchem Umfang hier Einsparungen vorgenommen wurden und ob die Qualität und der Sound des Instruments zufriedenstellen.

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Gretsch G2622T TG Streamliner –  Facts & Features

Die Gretsch G2622T ist eine sogenannte „semi hollow“ mit Doppel-Cutaway und Center-Block. Sie gestattet auch den Einsatz auf lauten Bühnen, da die Feedback-Gefahr aufgrund des integrierten Sustainblocks signifikant niedriger ausfällt, als beispielsweise bei einer nicht mit Sustainblock ausgestatteten Gitarre. Bestückt wurde die G2622T mit zwei Broad´Tron BT-2S Humbuckern und einem klassischen Bigsby-Vibratosystem. Unser Testmodell kommt mit der sogenannten „Torino Green“-Lackierung, alternativ gibt es dieses Modell aber auch in weiteren Farbvarianten zu erstehen. Das Instrument wird in einem schlichten Pappkarton geliefert. Auf einen Gigbag, geschweige denn Koffer, müssen wir verzichten, was aufgrund des kleinen Preises zu verschmerzen sein wird. Ein Sechskantschlüssel zur Justage des Halses ist erwartungsgemäß inkludiert.

Korpus

Decke, Zarge und Boden der Gitarre wurden aus laminiertem Ahorn gefertigt, wobei Decke und Boden etwas gewölbt sind. Eine Laminierung ist grundsätzlich nicht „schlechter“ als eine massive Decke, obwohl diese Vermutung zunächst naheliegt. Meist werden die dünnen Holzfurniere um 90° gegeneinander verleimt, was der Stabilität eher zugutekommt. Der Sustainblock in der Mitte des Korpus besteht aus Fichtenholz. Durch diesen wird die Rückkopplungsgefahr deutlich vermindert, da das Instrument dann nicht mehr unkontrolliert den Schallwellen des (der) Lautsprecher ausgesetzt ist, welche sich gerne mal zu einem ungewollten Feedback aufschaukeln können.

Die Farbgebung unserer Testkandidatin „Torino Green“ ist nicht ganz so knallig, wie manch anderes Gretsch-Modell und wirkt etwas gedeckter. Die „Metallic-Partikel“ im Lack sorgen aber für eine interessante Optik, sodass die Streamliner bei Bühnenlicht sicherlich eine gute Figur macht.

Am Rand der Decke und des Bodens finden wir ein weißes (dreischichtiges) Binding, was zu einer solchen Gitarre einfach dazugehört. Insgesamt macht die Lackierung einen soliden Eindruck. Das Firmenlogo ist auch auf dem schwarzen Schlagbrett zu finden.

Gretsch G2622T Body

Absolut „Gretschy“

Hals

Der Hals wurde nicht etwa aus Ahorn oder Mahagoni, sondern aus Nato hergestellt. Dieses Holz ähnelt optisch dem Mahagoni und kommt oft bei kostengünstigen Gitarren zur Verwendung. Das Griffbrett wurde aus Lorbeer gefertigt.

Bis zum 17. Bund wurde das Griffbrett an den üblichen Positionen mit großen Block-Griffbretteinlagen aus Pearloid bestückt. Am Rand des Halses finden wir ein cremefarbenes Binding. Der Griffbrettradius von 12″ (305 mm) entspricht dem, vieler Gibson Gitarren und eignet sich sicherlich gut für ein recht müheloses Stringbending. Auch die Sattelbreite von knapp 43 mm, die Mensur (629 mm) und die 22 Medium Bünde kennt man von zahlreichen Instrumenten der Marke Gibson.

Gretsch G2622T Kopf

Klassische Gretsch Kopfplatte

Handling

Das Werksetting ist gerade noch akzeptabel bzw. verbesserungswürdig. Nach Herunterdrehen der Brücke verbesserte sich die Bespielbarkeit dann spürbar.

Das Instrument fühlt sich gut an, das Halsprofil ist sicherlich im Mainstream, soll heißen, nicht zu kräftig, nicht zu schlank und somit für viele Geschmäcker passend.

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Bekanntermaßen gestattet ein Bigsby-Vibratosystem keine Divebombs, sondern lediglich eine moderate Verstimmung der Saiten. Die Stimmstabilität war nach Einspielen des Instruments „besser“, nachdem diese nach dem Auspacken und erstem Stimmen noch zu wünschen übrig ließ. Wirklich zufrieden kann ein geschultes Ohr mit der Stimmstabilität aber nicht sein, da sich die Stimmung unserer Testkandidatin nach Einsatz des Vibratohebels veränderte, was diverse Ursachen haben könnte (Sattelkerben, Kerben in den Reitern des Stegs, etc.).

Beim trockenen Anspielen unserer Testkandidatin fällt ein Geräusch auf, was ich als „Rasseln“ bezeichnen würde. Man hört beim Anspielen der h-Saite in Lagen um den fünften Bund, dass noch irgendetwas anderes als nur die Saite schwingt. Ich vermute, dies könnte mit der Kerbung der Reiter des Stegs zu tun haben, konnte die Ursache aber nicht zweifelsfrei ermitteln. Hier sollte bei der Endkontrolle besser aufgepasst, bzw. gegebenenfalls nachgebessert werden.

Ein absolutes No-Go ist die durchsichtige Plastikkappe auf dem „wegklappbaren“ Vibratohebel. Dieser riecht schrecklich unangenehm nach billigstem „Fernost-Plastik“. Die rechte Hand hat nach Benutzung des Vibratosystems schnell diesen Geruch angenommen. Am besten, man entfernt diesen Plastikschutz schnellstmöglich und hofft, dass der unangenehme Duft sich bald in Luft auflöst.

Hören wir einmal kurz dem Kollegen zu:

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Mehr Informationen

Wenn man mit einem sensiblen Gehör ausgestattet ist, kann man in diesem Video hören, dass eine perfekte Stimmstabilität der Testkandidatin meines Kollegen gleichfalls nicht gegeben ist, bzw. die Stimmung nach Betätigen des Bigsbys geringfügig aus dem Ruder läuft, was meinen zuvor gewonnenen Eindruck bzgl. der Stimmstabilität des Instruments bestätigt.

Gretsch G2622T TG Streamliner – Elektrik und Hardware

Mit dem 3-Way-Toggle-Switch, welcher am oberen Cutaway positioniert ist, lassen sich die Tonabnehmer anwählen. Bekanntermaßen hat man die Wahl zwischen beiden Tonabnehmern einzeln oder in der Mittelposition die Parallelschaltung beider Pickups. Der Mastervolume-Regler befindet sich am unteren Cutaway, was letztlich Sinn macht. Die Streamliner besitzt gleichfalls die Gretsch-typische Schaltung mit drei Volume-Potis. Neben dem Master-Volume hat jeder Pickup auch einen eigenen Volume-Regler, somit lassen sich in der Mittelposition des Toggle-Switchs eine Vielzahl von Mischungen herstellen, die mit dem Mastervolume in verschiedenen Lautstärken abgerufen werden können.

Die Potis wurde mit großen schwarzen Knöpfen bestückt, deren Design attraktiver sein könnte (was natürlich Geschmacksache ist). Knöpfe, bei der man den momentan eingestellten Wert sehen kann, wären hier hilfreich, denn wenn man schon über eine eher selten zu findende Schaltung (einen Mastervolume- plus zwei individuelle Lautstärkeregler) verfügt, kann man sich ein, für gut befundenes Mischungsverhältnis rein optisch nicht wieder schnell „zusammenschrauben“.

Unsere Testkandidatin wurde mit zwei Broad’Tron BT-2S“ Humbucker-Pickups bestückt. Diese sind recht „heiß“, also ausgangsstark, arbeiten selbstverständlich brummfrei, erreichen aber die Lebendigkeit eines Filtertrons oder der oft von Gretsch verbauten Super HiLoTron Pickups nicht vollständig.

Sound

Auch die günstige Streamliner ist in der Lage, den typischen Gretsch-Ton zu erzeugen, welcher letztlich aus einer Symbiose der halbakustischen Bauweise, der Korpusform, dem Bigsby-Tremolo und den Pickups entsteht. Hören wir die Parallelschaltung beider Pickups (Toggle-Switch in der Mittelposition), welche einen typischen „Rock-a-Billy-Ton“ ausgibt. Ich spiele einige Akkorde und Linien des entsprechenden Genres. Etwas Hall und ein Hauch von Slapback-Delay sind gleichfalls Zutaten für einen authentischen Rock-a-Billy-Sound, deswegen habe ich etwas davon in Logic hinzugefügt:

Hören wir den Steg-Humbucker clean. Der Output der Pickups ist recht hoch, sodass mein Peavey Classic 20 nicht immer total klar bleibt:

Der Halspickup eignet sich sicherlich für alle Stilrichtungen gut. Wir hören einige jazzige Linien:

Jetzt mit etwas „moderater Zerre“. Auch hier hört man den sicherlich speziellen Klangcharakter, den eine Semiakustik-Gitarre produziert. Der Klang erinnert gleichfalls an weitere Semiakustik-Modelle, wie etwa eine Rickenbacker oder auch ES 335.

Zuletzt hören wir den Halspickup mit einigen bluesigen Linien:

Den typischen „twangy Gretsch Ton“ kann die Streamliner gut liefern. Wer einmal eine luxuriöse U.S.A.-Gretsch spielte, wird Unterschiede zu unserer Gretsch G2622T jedoch eindeutig feststellen können. Die Ursachen dürften in der Wahl der Tonhölzer und der Pickups zu suchen sein und äußern sich im Spielgefühl und insbesondere beim Spiel ohne Verstärker. Wer eine kultige Gretsch spielen möchte und nur über ein kleines Budget verfügt, auf die eine oder andere Verzierung verzichten kann und keine ausgesprochen hohen klanglichen Ansprüche stellt, wird mit der Gretsch G2622T sicherlich glücklich. Die Verarbeitung und das Handling stimmen, soweit die zuvor angesprochenen Ursachen der nicht optimalen Stimmstabilität behoben werden.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Gretsch G2622T – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Wer unbedingt eine kultige Gretsch spielen möchte aber nur über ein kleines Budget verfügt, sollte die G2622T unbedingt antesten. Die typische Optik und vor allen den speziellen Sound, für die man eine Gretsch Semi-Akustik kennt und verehrt, kann dieses Instrument liefern. Man sollte jedoch prüfen, ob das angestrebte Exemplar sich stimmstabil verhält und ohne das, bei unserem Testmodell vorhanden „Rasseln“, auskommt.

Plus

  • Sound
  • Preis
  • Optik
  • Bigsby-Tremolo

Minus

  • "Rasseln" der h-Saite
  • Stimmstabilität
  • Plastikkappe des Vibratohebels

Preis

  • Euro 479,-
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