Parlor-Westerngitarre für kleines Geld
Der Traditionshersteller Gretsch hat auch eine günstige Westerngitarre im Programm. Die Gretsch G9500 Jim Dandy aus der Roots Collection ist eine sogenannte Parlor-Gitarre (Flat-Top), die minimal kleiner (93 x 33 x 9,5 cm) ausfällt und etwas mittiger bzw. etwas bassärmer klingt. Bei dem moderaten Preis wird diese ohne Koffer bzw. Gigbag geliefert. Der erste Eindruck: Diese kleine Parlor-Gitarre „hat was“. Für ein in Indonesien gefertigtes Instrument für knappe 200,- Euro sieht sie sehr attraktiv aus.
Inhaltsverzeichnis
Anbei einige Fakten für diejenigen, denen der Begriff „Parlor“ nicht geläufig ist: Parlor-Gitarren wurden erstmals im 19. Jahrhundert populär und oft in den Salons des viktorianischen Zeitalters gespielt. Sie sind im Allgemeinen kleiner als Standard-Akustikgitarren und haben eine charakteristische Form, die oft als „kleiner Körper“ bezeichnet wird. Obwohl diese aufgrund ihrer geringeren Größe weniger Volumen haben können als größere Gitarrenmodelle, bieten sie oft einen charakteristischen, warmen und ausgewogenen Klang. Während sie in den 1930er-Jahren durch größere Gitarrenmodelle wie Dreadnoughts weitgehend ersetzt wurden, erleben sie seit einiger Zeit eine Wiederbelebung. Obwohl Parlor-Gitarren oft mit bestimmten Genres wie Fingerstyle, Blues und Folk in Verbindung gebracht werden, eignet sich ihre ausgewogene Klangcharakteristik durchaus für viele Musikstile.
Gretsch G9500 Jim Dandy Flat Top – Facts & Features
Der Look dieser Gretsch ist traditionell gehalten, die Two-Tone-Sunburst-Lackierung der Decke sowie die Zargen und Boden wurden matt lackiert. Auf dem einlagigen Schlagbrett wurde die firmentypische „G“-Grafik integriert. Die Besaitung ab Werk ist ein mit einem Satz Daddario EJ16 (.012 – 0.53) optimal gewählt.
Korpus der Gretsch E-Gitarre
Der Korpus wurde aus laminierter Linde gefertigt. Eine Holzart, die im Gitarrenbau in den letzten Jahren zunehmend häufiger anzutreffen ist. Die Korpusbreite der Jim Dandy beträgt 330,2 mm, die Korpustiefe 98,5 mm. Das Schallloch hat einen Durchmesser von 87,3 mm. Die Decke wurde mit einem X-Bracing stabilisiert und matt in einem sehr ansprechenden Two-Tone-Sunburst lackiert. Die Saiten werden stegseitig durch die Löcher geführt, Saiten-Pins sind also obsolet. Im Steg aus Walnuss befindet sich erfreulicherweise eine kompensierter Stegeinlage eingesetzt, sodass die h-Saite eine etwas längere Mensur besitzt und sich dadurch die Intonation des Instruments verbessert. Die Mensur beträgt 610 mm, womit sie vergleichsweise etwas kürzer ist als beispielsweise Martin-Dreadnought.
Hals der Gretsch G9500 Jim Dandy Flat Top
Auch beim Hals kommen nicht die traditionell verwendeten Hölzer zum Einsatz. Wurde früher meist Ahorn oder Mahagoni für den Hals verwendet bzw. Rosenholz, Palisander für das Griffbrett. Aufgrund der bekannten Artenschutzgesetzte steigt man mittlerweile gerne auf Alternativen um. Der Hals wurde aus Nato gefertigt und ein Griffbrett aus Walnuss aufgeleimt. Er ist am 12. Bund angesetzt und entsprechend dem Korpus mattschwarz lackiert.
Das Halsprofil wird vom Hersteller mit „C“ angegeben, was allerdings nicht sehr aussagekräftig ist. Der Hals, der 18 Bünde besitzt, ist recht fett, ohne dabei unhandlich zu sein. Die Verarbeitung des Halses ist sehr sauber. Die Bünde (recht schmal, also keine Jumbo-Frets) wurden perfekt eingesetzt, abgerundet und poliert. Letztere wurden „ausgeklinkt“, da das Griffbrett mit einer weißen Umrahmung versehen wurde. Auch die weißen Griffbretteinlagen (fette Dots) aus Perloid sitzen perfekt. Auf eine Markierung am 3. Bund wurde verzichtet.
Der Gitarre wurde ein Sattel aus synthetischem Knochen spendiert, er hat das gängige Maß von 43 mm. Die Mechaniken wurden vernickelt und besitzen kleine weiße Flügel im Vintage-Look. Der Dual-Action-Halsstab ist erfreulicherweise am Griffbrettende durch das Schallloch zugänglich.
Gretsch G9500 Jim Dandy – Handling
Meine Testkandidatin Gretsch G9500 Jim Dandy kam ab Werk erfreulich gut handhabbar ins Haus. Hier hat man offenbar verstanden, dass ein gut gefeilter Sattel die Voraussetzung für eine gute Bespielbarkeit ist. Der kompensierte Steg, der die Bundreinheit deutlich positiv beeinflusst, wurde auf ein recht niedriges Niveau gesetzt, sodass die Saitenlage erfreulich niedrig und somit die Bespielbarkeit angenehm ist. So muss sich auch ein Gitarreneinsteiger nicht von schlechter Bespielbarkeit frustrieren lassen.
Da die Gitarre lediglich einen (1) Gurtpin besitzt, sollte man beim Spielen im Stehen die „Elvis- bzw. Johnny Cash Methode“ anwenden, wobei der Gurt an der Kopfplatte mit einem Bändel befestigt (gebunden) wird.
Anbei das Demo-Video des Herstellers:
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Sound der Gretsch Jim Dandy
Da bei der Gretsch Jim Dandy auf ein Tonabnehmersystem verzichtet wurde, wurde diese mittels eines Mikrofons aufgenommen (was bei der Aufnahme von akustischen Gitarren, nach meiner Erfahrung, generell zu bevorzugen ist). Akustische Gitarren dürsten nach etwas Raum, deswegen wurde die Aufnahme minimal komprimiert und mit etwas „Gnadenhall“ versehen.
Wie zu erwarten, ist der Klang der Testkandidatin aufgrund ihrer Form etwas mittiger. Auch die Basswiedergabe ist etwas weniger heftig als bei „gewöhnlichen“ Westerngitarren. Hier sollte man auf jeden Fall mit aktiviertem Low-Cut (HPF) aufnehmen, um das meist auftretende Wummern in den Griff zu bekommen. Mit einer gut gewählten Mikrofonpositionierung lässt sich der Klang enorm beeinflussen. Das Mikro zeigte bei der Aufnahme etwas unterhalb des Steges auf die Decke.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Gretsch G9500 Jim Dandy Flat Top – Rode NT5 Kondensatormikrofon – MOTU M4 – Mac mit Logic (minimal komprimiert, mit etwas EQ versehen und Hall hinzugefügt).
Ich spiele die Jim Dandy seit Jahren. Für den Preis ein absoluter no-brainer.
Mit Tonabnehmer gibt es sie mittlerweile als Gin Rickey bzw DELTO, da würde ich heutzutage zugreifen.