British Sound Olé
Mein heutiger Testkandidat ist ein echter Spanier. Der Heritage Audio HA73 EQ klingt zwar schön nach altem Englisch, stammt aber von der erst im Jahr 2011 gegründeten Firma aus Madrid. Dann wollen wir doch mal sehen bzw. eher hören, ob der Spanier auch Britisch kann. Olé!
Blick von außen auf den Heritage Audio HA73 EQ
Er sieht schon sehr schön „vintage“ aus und lässt es auch ziemlich deutlich erkennen, welches Vorbild hier Pate stand: der Neve 1073 Mikrofon-Vorverstärker aus dem Jahre 1970. Zu diesen Zeiten war „Homerecording“, wie wir es heute kennen, noch eine ferne Zukunft und jedes vernünftige Trumm professioneller Audiotechnik war richtig teuer.
Der mit über 900,- Euro aufgerufene Preis des Heritage Audio HA73 EQ ist nun zwar kein Pappenstiel, aber wenn man bedenkt, dass der mehr oder weniger originale Nachfolger AMS Neve 1073SPX bei über 2.300,- Euro liegt, sieht die Sache dann doch irgendwie günstig aus.
Auf der Frontplatte des Heritage Audio HA73 EQ finden wir alles Notwendige, um Mikrofone aller Coleur und Preisstufen vernünftig aufzubereiten: Input-Gain, Phantomspeisung, Pad (Abschwächung), Impedanzwahl und Phasendrehung.
Damit wäre die eigentliche Mikrofonvorstufe erklärt, diese läuft aber auf Wunsch in einen EQ. Auf Wunsch deshalb, da dieser EQ erst per Schalter durchlaufen wird und ansonsten keine Wirkung zeigt.
Zusätzlich gibt es noch einen Umschalter, der aus dem Gerät einen Vorverstärker für Line-Signale macht. Somit ist es z.B. möglich, eine aufgenommene Spur per Audiointerface aus der DAW herauszuführen, durch den HA73EQ mit den gewünschten Einstellungen zu schicken und dann über den Line Out wieder aufzunehmen. Oder man besitzt einen monophonen Analogsynthesizer und schickt diesen durch das Gerät.
Der EQ des Heritage Audio HA73 EQ besteht aus einem High Shelf-Filter mit fixer Frequenz bei 12 kHz. Dessen Anordnung ganz links auf der Front hat mich erst einmal ins Schleudern gebracht, da ich diesen bei Outboard-EQs meist rechts gewohnt bin. Allerdings ist diese Anordnung wie beim „Original“ AMS Neve 1073SPX. Weiterhin finden wir einen semiparametrischen Glocken-EQ mit 6 wählbaren Frequenzen sowie ein Low Shelf- und High Pass-Filter mit jeweils 4 wählbaren Frequenzen. Glocken-, Bass Shelf- und High Pass-Filter lassen sich jeweils einzeln zu- oder abschalten, das Hi Shelf ist stets zugeschaltet im Signalweg des Equalizers.
Als Anschlüsse stehen auf der Rückseite getrennte Eingänge für das Mikrofon und den Line-Eingang in Form von XLR zur Verfügung, der Ausgang ist ebenso als XLR ausgeführt. Für den direkten Anschluss einer E-Gitarre bzw. eines E-Basses steht ein eigener hochohmiger Klinkenanschluss zur Verfügung. Somit kann der Heritage Audio HA73 EQ auch als reine DI-Box mit Klangregelung verwendet werden.
Wie klingt der Heritage Audio HA73 EQ?
Klanglich ist er durchaus in der Oberklasse einzuordnen, der Vorverstärker arbeitet transparent, unauffällig und ohne merklichen Rauschpegel. Insofern kann ich ihm keinen besonderen Eigenklang zusprechen, da im Großen und Ganzen das Signal hinten so rauskommt, wie man es vorne hineingeschickt hat. Was ich allerdings als durchaus positiv werte, denn so ist der HA73 EQ ein guter Universalist.
Der EQ ist relativ leicht zu bedienen und bietet insgesamt genug „Biss“, um dem Signal den nötigen Nachdruck bzw. die angebrachte Entschärfung angedeihen zu lassen.
7Viele kennen mich inzwischen als Behringer Vertreter. Aber nicht alles was dort gegoren wird ist am Ende auch wirklich durch. Gerade bei Vorverstärkern gibt es eine Menge nach Geschmack zum hören. Einfach blind beim großen T oder M zu bestellen ist riskant. Besonders wenn man schon Erfahrungen mit bringt und dadurch geeicht ist.
Preamps sind grundsätzlich eine kritische Frage des Geschmacks. Der darf auch mal Geld kosten. Denn für alles mit Mikro aufgenommenes muss erstmal durch dieses Eingangstor des preamps bevor es eine DAW zu fassen bekommt. Und wenn es auf gut Deutsch schon beim aufnehmen scheiße klingt! Dann hilft auch kein mega repair kit aus dem vst ? Werkzeug Kasten mehr.
Ich persönlich habe inzwischen 5 verschiedene preamps, von ganz ? billig bis viel zu ? teuer. Und inzwischen hat jeder einen bestimmten Job den er am besten beherrscht. Und das lohnt sich. Auch die Kombination Mikrofon und Preamp ist unterschiedlich. Die Klangmöglichkeiten unendlich und oft schwer vorhersehbar was man nicht vorher ausprobiert hat. Aber nur so lernt man die Teile kennen.
Also das Gerät hier klingt echt gut um in die engere Wahl zu kommen.
Umgekehrt kann man aber auch konstatieren, wer beim Aufnehmen scheiße spielt dem hilft auch der beste Preamp der Welt nichts. Drum prüfe, ob das Problem (myself included…) nicht vielleicht vor dem Mikro sitzt (bevor der nächste Preamp her muss).
Hallo Sigi,
ein paar Fragen hätte ich noch:-)
Du hast geschrieben: „der Vorverstärker arbeitet transparent, unauffällig“ … “ da im Großen und Ganzen das Signal hinten so rauskommt, wie man es vorne hineingeschickt hat“. Das besondere am Neve preamp ist doch eigentlich die Neve typische Färbung des Signals, oder? Gibt es die hier? Kann man das Signal in die Sättigung steuern? Das klingt im originalen 1073 hervorragend. Was werden hier für Transformers verwendet? Marinair, Carnhill (LO1166 model) wie im Original? Kommen noch Audio-Beispiele?
Vielen Dank & viele Grüße
@keen K Griass Di keen K,
ich habe keinen originalen Neve 1073 im Studio und konnte keinen A/B-Vergleich Original/Kopie durchführen und habe somit auch keine Soundbeispiele diesbezüglich gemacht. Das von Dir angesprochene Sättigungsverhalten ist gut, inwieweit es sich vom originalen Neve unterscheidet, kann ich Dir nicht beantworten.
Der Heritage HA73EQ verwendet laut Hersteller Übertrager von Carnhill, aufgeschraubt habe ich das Gerät aber nicht.
Musikalische Grüße
Onkel Sigi