ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Image Line OGUN

(ID: 2642)

Installation und erster Eindruck

ANZEIGE

Nach der superschnellen Installation präsentiert sich das PlugIn mit erstaunlich wenigen Bedienelementen und nimmt daher nur einen Bruchteil des kostbaren Bildschirmplatzes im Vergleich zu anderen VST-Instrumenten ein. Das hat natürlich auch seinen Preis, denn bei einer Monitorauflösung von 1920 x 1200 Pixel haben einige Knöpfe eine gefühlte Größe von einem Bildschirmpunkt! Bevor es an die Programmierung neuer Klänge geht, werden die Presets durchgesteppt. Dabei erlebt man die erste große Enttäuschung: gerade mal 81 Klänge werden in fünf Kategorien angeboten – das ist gemessen an der Leistungsfähigkeit und Komplexität der Bedienung eines additiven Synthesizers schlichtweg zu wenig! Positiv: Die Sounds klingen allesamt über das gesamte Frequenzspektrum sehr voll und brillant und heben sich angenehm von den sonst eher zurückhaltenden Klängen anderer Mitbewerber ab. Der Fokus liegt dabei deutlich auf metallischen Sounds wie Glocken, Becken oder FM-artigen Bässen. Aufgrund der geringen Preset-Dichte muss man nach einigen Minuten Eingewöhnungszeit selbst Hand anlegen – speziell bei Instrumenten aus der Additiv-Fraktion ist hierbei ein gut gemachtes Handbuch die unverzichtbare Grundlage für der Programmierung neuer Klänge. Leider erweist sich die Bedienungsanleitung in Form einer Windows-Hilfedatei nicht als die erhoffte Unterstützung bei der Klangformung. Eigenwillige Wortschöpfungen erschweren die Bedienung und bringen wenig Licht ins Dunkel der Additiven Synthese – schade.

- nur knapp 80 Presets stehen zur Verfügung, dank Resynthesefunktion können aus eigenen Samples schnell neue Klänge erstellt werden -

– nur knapp 80 Presets stehen zur Verfügung, dank Resynthesefunktion können aus eigenen Samples schnell neue Klänge erstellt werden –

Klangbearbeitung und Effekte

Dreh- und Angelpunkt ist im Ogun die sogenannte Timbre-Sektion, die wie ein Oszillator bei der subtraktiven Synthese für die Entstehung eines Klanges sorgt. Dankenswerterweise gibt es zwei Start-Presets: eins für tonale Klänge und eins für metallische Sounds. Beide Presets unterscheiden sich grundlegend in der Anzahl verwendeten Teiltöne. Reichen für einen einfachen Klang bereits 31 dieser sogenannten ‚Harmonics‘ aus, müssen es beispielsweise für ein natürlich klingendes Crashbecken schon mal die vollen 32767 Teiltöne sein. Mit Hilfe des Rich-Reglers wird die Anzahl dieser Teiltöne eingestellt. Etwas gewöhnungsbedüftig ist dabei die automatische Transponierung der angeschlagenen Note – dabei hatten die Entwickler nur unser Wohl im Kopf, da bei Veränderung des Spektrums Klänge jenseits des hörbaren Bereiches entstehen können. Gut für Fledermäuse, schlecht für Musiker! Statt Oberschwingungen generieren zu lassen, können praktischerweise auch eigene Samples resynthesiert werden. Dazu braucht man einfach nur die gewünschte Anzahl Teiltöne einstellen und dann per Import-Funktion ein beliebiges Sample laden – so hat man schnell einen mehr oder weniger geeigneten Anfangssound erzeugt. Gut geeignet sind dafür sehr kurze Samples. Vom Start und Ende des Samples werden sogenannte ‚Harmonic Mappings‘ erstellt, zwischen denen später gemorpht werden kann. Mit Hilfe dieser ‚Harmonic Mapping‘-Funktionen wird die weitere Klangbearbeitung realisiert. Das Mapping fasst einstellbare Frequenzen der verschiedenen Oberschwingungen zusammen – niemand kann und will die einzelnen Teiltöne schließlich separat bearbeiten. Die Modulation wird mit einer großen Anzahl von Hüllkurven vorgenommen – nicht weniger als 17 Stück stehen hierfür zur Verfügung.

- die Klangformung wird überwiegend mit Hilfe frei editierbarer Hüllkurven realisiert -

– die Klangformung wird überwiegend mit Hilfe frei editierbarer Hüllkurven realisiert –

Neben den üblichen Zielen wie Lautstärke, Filter-Frequenz und Resonanz sowie Tonhöhe stehen diverse zeitabhängige Kurven für die Bearbeitung der erzeugten Wellenformen zur Verfügung. Modulationsziele sind die Lautstärke-Hüllkurve, die Keyboard-Tonhöhe und Velocity, ein LFO und ein Modulationsfeld mit X- und Y-Achse, das entweder mit der Maus am Bildschirm oder entsprechenden externen Controllern bedient werden kann. Die Einstellung der Hüllkurven kann komfortabel mit der Maus (rechte und linke Maustaste) vorgenommen werden. An alles ist scheinbar gedacht: wer keine Kurven mit der Maus zeichnen kann, kann vorgefertigte ‚Malwerkzeuge‘ in Form von Kurven oder Treppenstufen auswählen. Der angezeigte Wertebereich wird per Zoom-Werkzeug verkleinert oder vergrößert, und alle Modulationen werden in Echtzeit mit Hilfe einer Kennlinie angezeigt – allerdings leidet der Bedienkomfort beim Wechsel der Modulationsziele extrem, da man per Auswahlliste zwischen den verschiedenen Hüllkurven hin und herschalten muss – da verliert man schon mal schnell den Überblick! Eine weitere interessante Bearbeitungsmöglichkeit bietet der Hüllkurven-Step-Sequencer. Dieses Zusatz-Tool kann für jede Hüllkurve aufgerufen werden und erzeugt, analog zu der Bedienung eines wirklichen Step-Sequencers, schnell neue Hüllkurven. Anhängig vom eingestellten Modulationsziel werden beispielsweise mit Hilfe der Zufallsfunktion neue Klänge kreiert – selbstverständlich kann jeder einzelne Step separat bearbeitet werden – ganz schön verrückt!

ANZEIGE

- mit dem integrierten Step-Sequenzer gelingen auch anspruchsvolle Hüllkurven -

– mit dem integrierten Step-Sequenzer gelingen auch anspruchsvolle Hüllkurven –

Neben diesen Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es noch einen einfachen Low-, Band- und Highpass-Filter mit Resonanz und Cutoff sowie einen Unison-Modus zum Anfetten des Klanges. In der Effektabteilung stehen ein dreibandiger EQ sowie die Effekte Chorus, Delay und Reverb zur Verfügung. Alle Effekte lassen sich in den grundlegenden Parametern editieren und klingen erfreulich gut. Der Leistungsverbrauch ist stark von der Anzahl verwendeter Obertöne abhängig. Ein Crashbecken mit 32767 Teiltönen und der bestmöglichsten Klangqualität verbrauchte auf dem P4 3.2 GHz Single CPU-Testsystem bereits 50% Cubase-Leistung – das ist natürlich völlig inakzeptabel! Zum Glück bietet Ogun die Möglichkeit, die Qualität der Soundausgabe in 5 Stufen herunterzuregeln – in der schlechtesten Qualität verbrauchte das gleiche Becken aber immer noch gut 25% Leistung!

Fazit

Getreu dem alten Sprichwort der Yoruba „Du kannst keine Yamswurzel ohne Messer essen“ bietet der Ogun gut klingende additive Klänge, kombiniert mit einer gewöhnungsbedürftigen Klangbearbeitung. Sein Spezialfach sind metallisch klingende Sounds. In der Praxis werden die Klänge eher intuitiv erstellt. Anders als bei der subtraktiven Synthese kann man nur schwerlich eine geplante Soundprogrammierung vornehmen – der Zufall spielt hier eine große Rolle, wenn man sich nicht intensiv mit der Additiven Synthese auseinandersetzen möchte. Letztlich zählt aber immer das, was am Ende aus den Studio-Boxen herauskommt, und da stellt sich nach einiger Zeit die Frage, warum man ein leistungshungriges Crashbecken aus dem Ogun nehmen sollte, wenn man tausende Samples auf der Festplatte liegen hat. Der Spaßfaktor ist daher nur begrenzt vorhanden. Die Funktionsvielfalt ist trotz der reduzierten Bedienoberfläche erschlagend – das Handbuch keine wirkliche Hilfe. Pluspunkte hätte man mit einer umfangreichen Preset-Sammlung sammeln können – die aber fehlt leider, so dass man sich nach dem Durchsteppen der wenigen Sounds schnell mit der Klangerzeugung beschäftigen muss. Zum Glück steht eine Demo-Version zum Download zur Verfügung – so kann jeder selbst einmal testen, ob es sich lohnt, die Additive Synthese in den Rechner zu holen. 

Plus
– brillant klingende additive Sounds (bis zu 32767 Obertöne)
– spezialisiert auf metallische Klänge
– Unison-Modus
– platzsparende Benutzeroberfläche, je nach Auflösung allerdings manchmal zu klein
– XY-Modulationspad
– Resynthese-Funktion eigener Samples
– frei zuweisbare Hüllkurven

Minus
– nur ca. 80 Presets
– hoher Leistungsverbrauch bei vielen Obertönen
– gewöhnungsbedürftige Bedienung
– Klangformung eher durch Zufall als durch geplante Programmierung
– Handbuch als Hilfe-Datei in englischer Sprache
– keine MAC-Version

Getestete Version: 1.0.4.1

PREIS:
79,00 $

HERSTELLER/VERTRIEB: Image Line Software

Systemvoraussetzungen:

Windows XP/Vista, CPU ab 2 GHz, 512 MB RAM, 130 MB Festplattenplatz, VSTi kompatible Host Software/FL Studio

 

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    für mich mal ein Softsynth der sich von der Qualität und des Charakters von vielen Anderen abhebt. Kauf ich mir ! GUI sehr schön – aber etwas zu klein die Fader, Potis und Schrift

      • Avatar
        AMAZONA Archiv

        aber leider nicht als Mac-Version erhältlich :-(

        hoffe IL wird noch das einsehen haben…

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X