All-in-one PA mit nur 8 kg Gewicht
Während der Trend bei Automobilen anscheinend unbegrenzt zu größer, schneller, stärker geht, lässt sich bei PA-Lautsprechern ein gegenläufiger Trend beobachten. Weg vom 4-fach 18” Subwoofern à la MTL 4 und hin zu modularen bzw. kleinen, gut transportablen Systemen. Mit der JBL EON ONE Compact wird man natürlich kein großes Open-Air-Festival bestreiten können, aber bei 112 db Schalldruck und der Möglichkeit, vier Lautsprecher synchron laufen zu lassen, kann man schon den einen oder anderen Raum füllen. Und das bei nur 8 kg Gewicht.
Erster Eindruck JBL EON ONE Compact
Wow, ist die leicht! Die EON ONE Compact ist wirklich kompakt und mit dem mittig angebrachten Tragegriff sehr angenehm zu tragen. Die Bedienelemente und Anschlüsse sind so weit eingerückt, dass kein Regler und keine Buchse herausragen. Also auch weniger Gefahr, dass beim Transport etwas abbricht. Die eine Seite des Gehäuses ist angeschrägt, dadurch kann der JBL auch horizontal als Monitorlautsprecher verwendet werden. Sehr schön ist auch der integrierte Hochständerflansch. Flugpunkte gibt es nicht, dafür ist der EON ONE aber auch nicht ausgerichtet.
Auf den ersten Blick fallen die Menge der Anschlüsse auf. Neben zwei Combo-Eingangsbuchsen gibt es noch einen 1/4″ und einen 1/8″ Klinkeneingang. Dieser Miniklinkeneingang teilt sich den Kanal mit dem Bluetooth-Eingang, sodass es fünf Eingänge, aber “nur” vier Kanäle gibt. An Ausgängen gibt es einen “Pass Thru”-Ausgang mit 1/4″ Klinke und einen Kopfhörerausgang, die beide das gemischte Signal ausgeben. Außerdem gibt es noch zwei USB-Schnittstellen, dank derer Audioquellen oder Interfaces mit Strom versorgt werden können. So kann man z. B. mit dem Apple USB-Kamera-Adapter ein iPad und ein passendes USB-Audiointerface anschließen und braucht nicht noch eine externe Powerbank. Da hat mal jemand mitgedacht!
Akku der Beschallungsanlage vor dem ersten Betrieb aufladen
Vor dem ersten Betrieb macht ein Aufkleber darauf aufmerksam, die Box mindestens drei Stunden lang zu laden. Also gut, mit dem beigefügten Kaltgerätekabel angeschlossen, informiert die LED Batterieanzeige direkt über den Ladezustand. Bei mir hörte die Ladeanimation schon nach ungefähr einer Stunde auf und zeigte an, dass der Akku vollständig geladen ist. Auf demselben Aufkleber stand auch, dass man den Einschaltknopf für drei Sekunden gedrückt halten muss. Der Hinweis ist auch nötig, gefühlt dauert es deutlich länger als drei Sekunden, bis die Box zum Leben erwacht, und ohne den Hinweis würde man vermutlich früher loslassen und sich wundern, dass nichts passiert. Auch beim Ausschalten muss relativ lange gedrückt werden, hier wollte man also wirklich eine Fehlbedienung ausschließen. Nach dem Einschalten bemerkt man ein deutliches Grundrauschen. Es ist nicht sehr laut, aber doch bemerkbar und eine Mischung aus Rauschen und Fremdgeräuschen, kanal- und lautstärkeunabhängig. Hier habe ich von anderen Herstellern schon deutlich weniger Rauschen gehabt.
Mit dem “Channel Select”-Schalter, kann zwischen den Eingangskanälen hin und her gesprungen werden, wobei die letzte Einstellung alle Kanäle “an”-schaltet. Das wirkt im ersten Moment ein wenig komisch, bis man herausfindet, dass die Kanäle mit dem Schalter nicht ein- und ausgeschaltet werden, sondern dass die LED nur signalisiert, für welchen Kanal man gerade Einstellungen vornimmt. Die Eingangssignale werden also standardmäßig immer eingespeist, es gibt keinen Mute-Schalter o. ä., dafür muss der Gain-Regler herhalten. Und nun kommt die Besonderheit mit den Reglern – wenn die LEDs bei allen Kanälen leuchten, befindet sich der JBL im MIX-Modus. In dem kann über die vier Regler unter dem “Master Volume”-Regler der Gain der vier Kanäle geregelt werden. Wenn allerdings nur eine LED für einen Kanal leuchtet, ist der “CH-Modus” aktiv und die vier Potis regeln Gain, Treble, Bass und Reverb. Alles klar?
Klingt im ersten Moment nicht besonders intuitiv, aber wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, hat man auch da den Bogen raus. Durch die Mehrfachbelegung wurden dann auch Endlosdrehregler verbaut, die die Position per LED-Kranz anzeigen. Wobei die neutrale Mitte bedeutet, dass keine LED leuchtet – auch gewöhnungsbedürftig.
Wenn man also die Grundeinstellungen für die Kanäle vorgenommen hat, kann man den JBL EON ONE Compact im MIX-Modus lassen und die einzelnen Zuspieler regeln. Oder man verbindet die für iOS und Android erhältliche App mit dem Lautsprecher und hat dann weitere Optionen zur Verfügung. Aber dazu nachher mehr.
Bluetooth für einfache Zuspielungen
8 kg im Kunststoffgehäuse mit Batterie, Mixer und Verstärker – wie klingt das jetzt? JBL gibt für die EON ONE Compact einen Schalldruck von 112 dB und einen Frequenzgang von 37,5 bis 20.000 Hz an – was angesichts der kompakten Abmessungen sehr beachtlich ist. Versuchen wir als Erstes einmal die Bluetooth-Verbindung. Wenn der Bluetooth-Taster etwas länger gedrückt wird, schaltet sich die Box in den Pairing-Modus. Und erscheint dann auch sofort in der Bluetooth Übersicht der Signalquelle. Wenn die Box dort ausgewählt wird, ist sie auch schon gebunden. Das geht wirklich sehr schnell und solide vonstatten und gelang sowohl auf dem Smartphone als auch vom Laptop aus bei mir völlig problemlos. Auch die erneute Verbindung nach dem Anschalten geht sehr schnell und wird durch ein Tonsignal angezeigt. Perfekt! Allerdings berichten andere Nutzer von Aussetzern und Verbindungsabbrüchen. Die blieben bei mir aus.
Der Sound ist druckvoll und satt, erstaunlich, was aus dem Gehäuse „rauskommt“. Die Stabilität der Bluetooth-Verbindung ist dazu erstaunlich gut. Egal ob Wände oder Menschen im Signalweg sind, es kommt (außer bei sehr großer Entfernung) bei mir zu keinen Tonaussetzern. Die angegebene maximale Entfernung beträgt 10 m und das kommt auf jeden Fall hin. Die 37,5 Hz untere Grenzfrequenz kann ich jedoch nicht ganz bestätigen. Bei meinen Referenzmusikstücken fehlt auf jeden Fall der ganz tiefe Bass.
Ich habe versucht, einmal herauszufinden, welcher Audio-Codec verwendet wird – leider ohne Erfolg. Wenn AptX oder AAC verwendet wird, wird das meistens auch irgendwo notiert, da Lizenzgebühren anfallen. Leider gibt es dazu gar keine Angaben, was auch bedeuten kann, dass der “billige” SBC-Standard verwendet wird, der das Audiomaterial dann doch stark komprimiert. Auf jeden Fall habe ich dasselbe Musikstück dann einmal per Kabel eingespielt und dann ist deutlich mehr Dynamik da. Allerdings fehlt auch dann der tiefe Bass. Wer also auf beste Musikqualität Wert legt, der sollte auf Bluetooth verzichten.
Zur Funktechnologie, mit dem bis zu vier EON ONE Compact verlinkt werden können, macht JBL leider auch keine Angaben. Die Verlinkung funktioniert, indem an einem “Master” das Audiosignal anliegt und dieser dann an drei “Slaves” das Signal per Funk weiterleitet. Und das wahlweise in Mono oder dem linken bzw. rechten Kanal. Alles per App steuerbar. Leider habe ich aber ohne die Link-Funktion nicht die Möglichkeit, per App den Kanal einzustellen – bei einer Box ist diese immer Mono. Zum Bluetooth-Kanal ist auch noch zu sagen, dass die Umschaltung zwischen Bluetooth und dem AUX-Eingang (die ja auf demselben Kanal liegen) nur über die App bequem möglich ist. An der Box selber kann ich den Bluetooth-Eingang nicht mal eben auf AUX schalten, sondern muss Bluetooth komplett aus- und dann wieder einschalten, was zu einem neuen Verbindungsaufbau mit Unterbrechung und akustischem Signal führt.
Was gibt es zu den anderen Ein- und Ausgängen zu sagen? Nun, positiv ist auf jeden Fall die Phantomeinspeisung auf CH 1 hervorzuheben. Hier können also auch Kondensatormikrofone angeschlossen werden. Kanal 1 und 2 können ebenfalls mit einem Ducking-Effekt versehen werden, sodass die Lautstärke von Kanal 4 abgesenkt wird, sobald z. B. in ein angeschlossenes Mikro gesprochen wird. Hierfür gibt es keine Einstellmöglichkeiten, es funktioniert aber mit den bestehenden Einstellungen sehr gut. Die ersten beiden Kanäle sind ja mit Kombobuchsen ausgestattet und können dementsprechend XLR- oder Klinkenstecker aufnehmen. Die Eingangsempfindlichkeit kann mit einem Mic/Line-Schalter gewählt werden.
Für jeden Kanal gibt es einen Channel-Gain, einen Bass- und Treble-Regler sowie einen Reverb-Regler. Den kann man auch für Kanal 4 nutzen, er macht aber nichts, da die Effekte nur für die Kanäle 1-3 gedacht sind. Was ja auch sinnvoll ist, warum soll man auf Musik aus der Dose noch mit Reverb versehen? Ich verstehe nur nicht, dass JBL beim EON ONE trotzdem bei Kanal 4 den Regler belegt.
Der Reverb-Regler hat auf jeden Fall deutlichen Einfluss auf das Feedback, wenn Mikrofone angeschlossen sind. Ist der Reverb zu hoch eingestellt, gibt es ganz schön viel Feedback. Hier muss man also sehr behutsam zur Sache gehen.
Der Kopfhörerausgang leitet das Audiosignal direkt (und nur) auf den Kopfhörer, es gibt also leider keine Möglichkeit, einzelne Kanäle vorzuhören.
Weitere Lautsprecher können über den Pass-Thru angeschlossen werden.
Steuerung per App
JBL hat wie bereits erwähnt auch eine App für die Steuerung der Box herausgebracht. Über das Design und die Bedienung könnte man jetzt noch einen weiteren ganzen Artikel schreiben. Lasst es mich so sagen – es ist schön, dass es eine App gibt, mit der man die Box steuern kann, aber selbsterklärend und intuitiv sieht anders aus. Über einen Mixer kann die Kanallautstärke geregelt sowie zu einem Kanal EQ gesprungen werden. Hier hat man einen 4-Band-EQ pro Kanal plus High- und Low-Shelf-Einstellung. Weiterhin gibt es eine Effektsektion, mit der zum Reverb noch Delay- und Chorus-Effekte gesteuert werden können. Ein 8-Band-EQ kann schließlich noch verwendet werden, um den allgemeinen Sound der Box zu steuern. Hier gibt es auch vier Grundeinstellungen (Flat, Speech, Music und Perform), die die manuellen Einstellungen übertrumpfen. Hat man Einstellungen vorgenommen, die man speichern möchte, kann man diese als Snapshot speichern. Dabei werden auch die Kanallautstärken abgespeichert.
Sound der JBL EON ONE Compact
Kommen wir noch einmal zum Sound. Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits ist es faszinierend, wie viel aus dieser kleinen und leichten Box rauskommt. Andererseits kann mich der Sound in einigen Aspekten nicht vollends zufriedenstellen. Die 37,5 Hz Angabe von JBL wage ich zum Beispiel schon mal infrage zu stellen. Beziehungsweise würde gerne wissen, bei wie vielen dB minus das sein soll. Eine homogene Basswiedergabe erreiche ich mit einem Frequenzgenerator so bei 57 Hz. Was immer noch nicht schlecht ist, aber eben schon was anderes. Wenn der Bass zu sehr gefordert ist, also zum Beispiel schon der Limiter eingreifen muss (was durch eine orange Färbung der Level LEDs signalisiert wird), kommen zudem noch Störgeräuschen durch den Bassreflexkanal zum Sound hinzu und es klingt gar nicht mehr gut. Dann ist es aber auch schon sehr laut. Bei den Mitten fehlt mir die Klarheit, da werden ganz schön viele Einzelheiten verschluckt. Ich dachte, es liegt vielleicht am Genre meiner Testmusikstücke, aber auch gesangslastige Songs werden nicht viel besser wiedergegeben. Kurt Cobains Stimme z. B. fehlt die Rauheit und man merkt schon Qualitätseinbußen. Und das nicht nur mit Bluetooth. Die Höhen sind da, aber darunter fehlt mir eine klare Bass/Mitten-Staffelung.
„Auf den ersten Blick fallen die Menge der Anschlüsse auf….“
Sorry, liebe Leute, hier fällt auf den ersten Blick erst mal gar nichts auf, weil die Bilder wieder wahllos in den Artikel geschossen wurden. Es ist „erst mal“ scrollen angesagt. Sowas nervt. Ansonsten guter Test, danke.