Wah-Wah ohne Fußpumpen
Für viele von uns ist das Wah-Wah ein stetiger Begleiter im Fußraum. Doch nicht jeder möchte mit dem Fuß wippen bzw. einen Filtereffekt lieber auf eine andere Art und Weise nutzen. Dafür wurden die anschlagsdynamischen Filter entwickelt, die je nach Stärke des Einganssignals, bzw. in unserem Falle des Saitenanschlags, das Filter mehr oder weniger stark öffnen, um so das beliebte „Quäken“ zu erzeugen. Manch anderer nutzt hingegen ein Wah als reines Filter, um so den „Sweet-Spot“ des angeschlossenen Amps hervorzuheben und dem Sound somit noch mal einen weiteren Schub zu verpassen. Die US-Firma Keeley hat als einer der wohl bekanntesten Boutiquepedalhersteller der Szene für beide Einsatzgebiete ein solches Pedal im Programm, das nun bereits schon in seiner zweiten Evolutionsstufe erhältlich ist.
Das Keeley Neutrino Envelope Filter V2 soll unseren wippenden Fuß entlasten, den Amp in seinem Sweet-Spot richtig aus der Reserve locken und nun noch besser in Sachen Tracking als sein Vorgänger sein. Das Tracking, also die Reaktion auf die eingehenden Signale, ist natürlich im Gitarrenbereich ganz besonders wichtig und ein Punkt, bei dem viele dieser Art Effekte enttäuschen und doch wieder Platz für ein konventionelles Wah-Pedal auf dem Board machen müssen. Zu undefinierbar im Sound, nicht gut regelbar und zu viel Zufallsprodukte im Sound hielten manchen schon vom Kauf dieses in der Gitarrenwelt doch eher exotischen Effekts ab. Keeley bewirbt das Neutrino Envelope Filter V2 jedoch nicht nur für Gitarren, auch Bässe und die Musiker aus der Tastenwelt sollen sich an einem dynamischen und flexiblen Filtermodul erfreuen! Mal schauen, wie agil sich das Update anfühlt.
Keeley Neutrino Envelope Filter – Facts & Features
Recht kompakt ist die kleine, weiße Kiste ausgefallen, die Maße betragen 120 x 68 x 58 mm bei einem Gewicht von nur 230 g. Eigentlich gute Voraussetzungen, um das Filter-Pedal platzsparend in ein bestehendes Pedalboard einzufügen. Einen Strich durch die Rechnung machen dabei allerdings die beiden links und rechts an den Außenseiten angebrachten Audiobuchsen – zur Not muss hier eben wieder ein Satz Winkelstecker ran. Doch nicht nur der Audio Ein- und Ausgang verdienen Aufmerksamkeit, denn an der rechten Gehäuseseite sitzt, ein gutes Stück weit nach innen gesetzt, ein Kippschalter, der den Sweep-Bereich des Filters anpasst. Die Finger des Benutzers sollten besser nicht zu dick ausfallen, denn die Öffnung für den Schalter ist nicht sehr groß, zudem wurde er sehr tief im Gehäuse eingesetzt und besitzt darüber hinaus einen kräftigen Widerstand beim Betätigen. Das wirkt zwar robust und ein Stück weit auch vertrauensvoll, erleichtert das schnelle Umschalten zwischen den beiden Settings aber nicht gerade.
Und noch etwas finden wir an der rechten Seite, einen Regler für das Mastervolume nämlich. Das gleiche Spiel: Auch hier wieder gut versteckt im Gehäuse versenkt, dieses Mal aber selbst mit einem Gitarrenpick kaum zu erreichen. Da hilft nur ein kleiner Schraubendreher oder die Spitze eines Messers, um hier Wirkung zu erzielen. Besser wäre sicher gewesen, man hätte auf die paar Zentimeter mehr gepfiffen und dem Neutrino Envelope Filter V2 ein etwas größeres Gehäuse verpasst. Dann nämlich hätte man den Sweep-Schalter und auch das Mastervolume-Poti noch auf der Oberfläche unterbringen können.
Erfreulicherweise kann das Neutrino Filter-Pedal auch mit einer 9-Volt-Batterie betrieben werden, dazu muss man allerdings die Unterseite durch Lösen von vier Schrauben abnehmen, einen Schnellverschluss gibt es dort nämlich nicht. Um jedoch böse Überraschungen während eines Live-Sets zu vermeiden, sei ohnehin zum Betrieb mit einem Netzteil geraten. Ein solches befindet sich zwar nicht im Lieferumfang, wie es ja bei so genannten „Boutiquepedalen“ die Regel ist, an den Adapter werden aber auch keine besonders großen Ansprüche gestellt. Es herrscht der IBZ/BOSS Standard.
Bedienpanel
Auf dem Panel tummeln sich ein Regler zur Anpassung des eingehenden Signals (Gain), ein weiterer zur Bestimmung des Filtertyps (Low-, High- und Bandpass) sowie ein Peak-Regler, der die Filterfrequenz reguliert und somit das Kernstück darstellt. Bei Linksanschlag klingt das Signal sehr zurückhaltend, um bei vollem Anschlag auf der rechten Seite ein ohrenbetäubendes Quäken abzufeuern. Analog zu einem geöffneten bzw. geschlossenen Wah-Pedal und mit entsprechenden Nuancen dazwischen versteht sich. Ein zweistufiger Mini-Schalter im Schatten der drei Regler dient zur Bestimmung der Bandbreite des gewählten Filters und pusht je nach Wunsch mehr die tieferen oder die höheren Noten des Gitarrensignals.
Gain- und Peak-Regler wurden mittels Sechskantschraube fest mit dem Gehäuse verschraubt, der dreistufige Schalter zur Auswahl des Filtertyps jedoch nicht, entsprechend wackelt er etwas in seinem Sitz. Die drei Potis befinden sich jedoch zum Glück in genügendem Abstand zum Fußschalter, der leider kein Softklicktyp ist, sondern beim Betätigen ein ordentliches Knacken verursacht. Nun ja, könnte man in dieser Preisklasse auch anders erwarten. Was man in Sachen Sound erwarten kann, werden wir uns jetzt betrachten.
In der Praxis!
In Sinne eines Dynamikeffekts habe ich das Keeley Neutrino Envelope Filter V2 zwischen Gitarre und Verstärker geschaltet. Trotz des eher geringen Eingangssignals ist das Tracking tatsächlich verblüffend gut: Keinerlei Latenzen oder unkontrollierte Artefakte trüben das Klangbild, darüber hinaus arbeit das Pedal erfreulich rauscharm und glänzt mit einer guten Dynamik und einem wunderbar luftigen Headroom. Nichts wirkt irgendwie komprimiert, verwaschen oder beschnitten und dem eingegebenen Signal wird in keiner Weise die Power genommen, was für hochwertige Komponenten bei der im Innern des zierlichen Gehäuses spricht.
Wie bei jedem guten, saftig zupackenden Filter-Pedal bzw. Wah-Wah ist aber auch beim Neutrino Envelope Filter V2 Vorsicht geboten, denn nur allzu schnell kann ein eben noch singender, drückender Sound nach einem Millimeter Bewegung des Gain-Potis den Klang übersteuern, was sich durch entsprechendes Kratzen im Signal bemerkbar macht. Insofern hätte der Mastervolume-Regler, der ja in Form eines kleinen Potis an der rechten Seite versenkt sitzt, gut auf das Bedienpanel gepasst. So könnte man plötzlich auftretende Pegelspitzen schneller und effektiver auf das nötige Maß reduzieren, ohne dabei den eigentlichen Sound des Filters zu verändern.
Bereits bei den unverzerrten Sounds ist das Tracking verblüffend gut, selbst wenn nur ein schwaches Gitarrensignal am Eingang vorliegt. Richtig Spaß macht die Kiste aber erst bei den verzerrten Sounds, obwohl dann auch das Rauschspektrum entsprechend steigt. So viel Zerrung vom Verstärker ist aber gar nicht nötig, denn der Gain-Regler des Neutrino Envelope Filter V2 hält das, was er verspricht und bringt den angeschlossenen Amp selbst bei Cleansounds schon zum Grummeln.
Bei den Overdrive-Sounds kreischt, fiepst und quakt es hingegen ganz wunderbar aus dem Amp und jede kleine Nuance der Regler Gain und Peak bewirkt weitreichende Änderung im gesamten Klangbild: So können aus purem Zufall wahre kreative Momente entstehen! Alle drei Filtertypen klingen sehr musikalisch, mir persönlich gefiel das Lowpassfilter jedoch am besten!
Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich das Keeley Neutrino Envelope Filter Filter-Pedal zwischen meine Music Man Silhouette und einen Orange Micro Dark Amp geschaltet. Als Box wurde eine 1×12″ Celestion Vintage 30 benutzt, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgenommen bzw. bearbeitet wurde.
Sicherlich interessantes Filter, aber dank Eurorackfiltern für mich nicht von Interesse.
@hejasa Hmm … Eurorackmodule sind in der Gitarrenszene jetzt nicht sooo gängig …
you´re right :) changing battery will take some time so u better use an ac adaptor.
Buy you ohne tüte English, have me helped very matsch.