Der kleine Vibra
Es ist normalerweise einfach einen Softsynth zu testen. Wenn dieser aber aus der gleichen Softwareschmiede kommt, welche den Übergang von Hardwaresynths zu Softsynths maßgeblich mit ins Rollen gebracht hat, dann lohnt es sich schon etwas weiter auszuholen.
Koblo – Aufstieg und Verschwinden
Wir schreiben das Jahr 1997. Es ist zwar nicht so, dass Steve Jobs‘ Rückkehr zu Apple die Ursache gewesen wäre, um mal wieder die Computerwelt mit dem iMac auf den Kopf zu stellen. Aber mit der Einführung der G3 PPC CPU wurden die Rechner für Normalo Musikfreaks, d.h. für Nicht-Profis endlich schnell und erschwinglich genug, um einer sehr jungen Sparte von Software zum Siegeszug zu verhelfen: virtuell-analoge Synthesizer auf Native-Systemen, damals noch vornehmlich eben auf Apple Rechnern.
In dieser Zeit gab es drei wegweisende Softwaresynthesizer, deren Klang von der Gemeinde der Computerkomponisten erstmals wirklich ernst genommen wurde: Da gab es den ReBirth RB-338 von Propellerhead, um den damals kaum jemand vorbei kam. Dann gab es den AS-1 Retro von Bitheadz, der aufgrund seines „analogen Klanges“ ab 1998 für viel Aufsehen sorgte. Und es gab das Koblo Studio 9000 von Max Groenlund aus Dänemark. Hier gingen die damaligen Reviews wie. z.B. bei elektronikmusic.com sogar soweit, diese Software als Grund für den Kauf eines Macs zu bezeichnen. Das deutschsprachige Keyboards Magazin schrieb in der Ausgabe 10/1999: „Das Starship Koblo hebt ab … Schon seit einiger Zeit hält der dänische Softwarehersteller Koblo die Mac-Gemeinde mit aufregend gestalteten Softwaresynthesizern und -samplern unter Strom. […] Aufgrund seiner ausgezeichneten Klangeigenschaften und seines analogen Klangs konnte er bereits viele Freunde gewinnen.“ Der Virba 9000 war wohl DER virtuell analoge Softsynth im letzten Jahrtausend und wird selbst heute noch von vielen geschätzt. Was damals allerdings unter „analoger Emulation“ verstanden wurde, ruft heute vielleicht beim ein oder anderen ein Lächeln hervor, welcher Art auch immer.
1999 war die Einführung des Studios als VST-Plug-In. Mit Plug-Ins war das damals generell noch so eine Sache. Deshalb lief das Studio bis dahin auch in seiner eigenen semi-modularen Umgebung, genannt Tokyo. Darin konnten die verschiedenen Bestandteile als Instanzen miteinander kombiniert werden. Es gab Gamma 9000, eine samplebasierte Drum-Machine, Stella 9000, einen polyphonen Sampler und die monophonen Synthesizer Vibra 9000, Vibra 6000 und Vibra 1000. Die beiden letzteren mit jeweils entsprechend reduziertem Parametersatz. Der Vibra 1000 wurde 1999 auch als Freeware freigegeben. Das erzeugte vielerorts ein glückseliges Lächeln. Ein Deal mit Digidesign sollte den damaligen Hype schließlich komplett machen, um Koblo auf jeder DAW Plattform laufen lassen zu können. Mit der Version 2.5 (1), nicht all zu lange nach dem Milleniumswechsel, wurde es aber ziemlich still um Koblo, und das Schicksal dieser beliebten Software schien Endgültig besiegelt (2) zu sein, als 2001 der Programmierer, Groenlunds Bruder, das Team verließ und ca. 2003 die Webseite auch abgeschaltet wurde.
(1) gibt es noch zu kaufen: http://www.amazon.co.uk/KOBLO-STUDIO-9000-v2-5-APPLE/dp/B000XO7TSO
(2) http://www.bigbluelounge.com/forums/viewtopic.php?t=3972&sid=a3d3c9d771b7eef6f04002601fcf40f9
Für begrenzte Zeit gibt es den Centaurus für $7.49.
Und wurde von der Dezember 08 Azsgabe des Eletronic Musician zum Downlad des Monats gekürt.