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Test: Kramer Guitars Jersey Star, E-Gitarre

Schulterpolster, Haarspray und Kramer Guitars!

24. März 2020
Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Die Klampfen der Firma Kramer prägten wie kaum andere E-Gitarren die Ära der 80s und waren zugleich Mitbegründer der Kategorie „Super-Strat“, die bis heute noch nachhaltig in vielen Designs der unterschiedlichsten Hersteller nachhaltig wirkt. Eddie van Halen, Richie Sambora, Mick Mars (Mötley Crüe) oder der Whitesnake-Gitarrist Vivian Campbell waren jene Helden von damals, die man mit einem Instrument aus dem Hause Kramer auf den Bühnen und Studios dieser Welt fand. Nach dem Ende der USA-Produktion Anfang der 90er Jahre landete die Firma schließlich in der Obhut des Gibson-Konzerns, die von da an die Produktion der einstigen Glamour-Gitarren in Fernost übernahm. Von dort, genauer gesagt aus Indonesien, erreicht uns nun die Kramer Guitars Jersey Star, die mit ihrer Optik so wirkt, als sei sie direkt aus den 80ern zu uns rüber gebeamt worden. Glanz und Glamour bestimmen das Bild, was dahinter steckt, werden wir im folgenden Review erfahren.

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

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Kramer Guitars Jersey Star – Facts & Features

Die Kramer Guitars Jersey Star ist ein typischer Vertreter der E-Gitarren aus der Kategorie der Super-Strat, auch wenn ihr Korpus vielleicht nicht ganz so elegant gestaltet wirkt, wie es bei den Instrumenten der Konkurrenz von damals (Jackson, Charvel & Co) der Fall war. Der Korpus unseres Testinstruments wurde aus Erle gefertigt und mit einer hochdeckenden roten Metallic-Lackschicht überzogen. Neben diesem „Candy Apple Red“ ist die Kramer noch in Weiß zu bekommen, allerdings mit einem Aufpreis von 100,- Euro, bei ansonsten identischer Ausstattung. Dort wirkt die vergoldetet Hardware noch viel krasser, als es ohnehin schon der Fall ist und man muss schon ein echter Fan des 80s-Designs sein, um sich mit solch einem Instrument auf die Bühne zu trauen. Am besten die Latexhose nicht vergessen und natürlich für straffe Schulterpolster sorgen!

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Augen zu und durch: Die Kramer Guitars Jersey Star in „Antique White“

Der Korpus bietet auf seiner Vorderseite in Höhe der Armauflage ein dezentes und auf der Rückseite ein stark ausgeprägtes Shaping, um das Instrument bequem an den Körper des Spielers anzuschmiegen. Schade nur, dass die Abdeckung für das Vibratofach nicht versenkt eingesetzt wurde, hier ist also mit etwas Reibung zu rechnen. Der Deckel für die Elektronik hingegen verschwindet sauber im Body.

Kramer E-Gitarre: Ahornhals mit Star-Inlays

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Der Hals mit der charakteristischen bzw. unverkennbaren Kopfplatte, besteht aus drei Streifen Ahorn und wurde sauber in seine Tasche im Korpus eingeschraubt. Zum Glück wurde die nicht zu flache Rückseite nur mit einer hauchdünnen Satinlackschicht überzogen, sodass der Greifhand hier kein nennenswerter Widerstand beim Flitzen von Bund Nummer 1 bis hinauf zu Bund Nummer 22 entgegengebracht wird. Die Qualität der Bundierung ist sehr gut gelungen, nichts steht über, piekst oder schabt auf der vollen Länge des Griffbretts, das separat aufgeleimt wurde. Bei den Inlays wurde wahrhaftig nicht gekleckert, sondern voll reingeklotzt: Sterne aus Perlmutt zieren die Oberfläche des Griffbretts und machen sofort klar, welche Dekade hier wohl gemeint ist!

Wichtige Tools immer dabei!

Um bei notwendigen Einstellarbeiten nicht lange in der Werkzeugbox nach passenden Schlüsseln zu suchen, wurden zwei Inbusschlüssel in einer Halterung an der Rückseite der Kopfplatte angebracht. Damit lassen sich die Schrauben des Klemmsattels und die Arretierung der Saiten am Vibratoblock lösen oder aber die Höhe des Vibratoblocks einstellen. Und damit wären wir schon bei der Hardware der Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre angelangt.

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre Headstock mit Inbusschlüsseln

Die Jersey Star und ihre Hardware

Selbstverständlich darf an einer echten Super-Strat ein Vibrato nicht fehlen, auf der Decke der Kramer Guitars Jersey Star finden wir daher ganz stilecht ein Floyd-Rose-System. Allerdings eines aus Fernost-Produktion und meine anfängliche Skepsis bezüglich der Stimmstabilität wurde leider bestätigt, denn so ganz verstimmungsfrei arbeitet der goldene Klotz leider nicht. Ärgerlich ist zudem, dass es keine Unterfräsung im Korpus vorhanden ist, sodass Up-Bendings hier nur eingeschränkt möglich sind, unser Testinstrument konnte diesbezüglich nur mit einem Ganzton nach oben dienen, nach unten jedoch geht es wie gewohnt, bis die Saiten völlig erschlafft auf den Bünden aufliegen. Darüber hinaus wird auch hier der Vibratohebel mit einer Hutmutter in der Öffnung am Block fixiert, was die Sache nicht gerade flexibel gestaltet: Entweder der Hebel wird fest eingeschraubt, steht aber dann nach Benutzung der rechten Hand im Weg oder aber man zieht die Mutter nur leicht an, dann wiederum ist aber ein deutliches Spiel vorhanden. Das alte Lied also und für mich persönlich ein immer wieder auftretendes Ärgernis.

Am anderen Ende der Saiten erwarten uns sechs geschlossene Tuner mit hübsch anzuschauenden Perlmuttknöpfen, deren Qualität man als ausreichend bezeichnen kann. Ohnehin kommt auf die Mechaniken bei einem FR-Vibrato ja nicht so viel Arbeit zu, denn der Klemmsattel übernimmt hier zweifellos den härteren Job. Der sitzt sauber in seiner Position, fällt aber durch scharfe Kanten auf, da könnte es bei einem F-Powerchord am Zeigefinger schon mal pieksen.

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre: Floyd Rose Vibrato

Elektronik & Pickups der Jersey Star, E-Gitarre

Was ist besser als zwei Humbucker? Klar, drei Humbucker! Und so sitzen auf der Decke der Kramer Guitars Jersey Star gleich drei Doppelspuler in vergoldeten Rahmen press aneinander, die von Seymour Duncan stammen. Nun könnte man ja meinen, dass hinsichtlich des Sounds kein großer Unterschied speziell zwischen dem Steg-Pickup und dem in der Mitte besteht, zumal es identische Typen sind (beides sind die Modelle SH-4JB von SD). Etwas anders klingen sie aber schon im direkten Vergleich und darüber hinaus lassen sich die beiden Kandidaten auch separat als Singlecoils betreiben, dafür stehen zwei Minischalter bereit, die unterhalb des Fünfwegeschalters platziert wurden. Der Schalter wurde (ganz im Gegensatz zum Standard fast jeder E-Gitarre auf diesem Planeten mit solch einer Schaltung) senkrecht in die Decke eingesetzt. Verstehen muss man das nicht und wirkliche Vorteile bringt es m.M.n. ebenso wenig. Ganz im Gegenteil, denn durch den eingeschraubten Vibratohebel ist es nicht ganz einfach, hier schnell und präzise zum Ziel zu gelangen.

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Auf eine Tonblende wurde verzichtet, was ich persönlich wiederum nur begrüßen kann. Es existiert also nur ein Volume-Regler, der mit seinem vergoldeten Metallknopf, im Gegensatz zum unglücklich positionierten Schalter, gut zu erreichen ist. Die Qualität der verwendeten Bauteile geht in Ordnung, lediglich der Schalter wirkt etwas schwammig in der Bedienung und rastet nicht immer zuverlässig ein.

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Praxis-Check!

Akustischer Grundsound/Handling

Der Grundsound der Jersey Star ist nicht besonders überwältigend, die Tonansprache (Attack), die Tonentfaltung und auch das Sustain bewegen sich eher auf durchschnittlichem Niveau. Die Bespielbarkeit ab Werk geht so in Ordnung, ein richtiger Shredder würde sich aber für schnelle Legato-Licks, Sweepings und viele weitere, moderne Techniken noch ein etwas flacheres Setting wünschen. Das kann man auch erreichen, nur tritt dann ein ganz anderes Problem auf, zumindest dann, wenn man auf den exzessiven Einsatz des Vibratos besteht. Denn durch die fehlende Unterfräsung im Korpus sind bei tief gestelltem Vibratoblock so gut wie keine Up-Bendings mehr möglich und die Saitenreiter besitzen ja leider keine Möglichkeit des Justierens in der Höhe. Somit geht es nur abwärts mit den Saiten, doch auch da sollte man es nicht zu sehr übertreiben, denn wie zu erwarten war, ist auch das hier montierte FR 1000 Vibrato nicht ganz frei von Schwächen und quittiert einen stärkeren Einsatz mit dem Hebel leider durch deutlich hörbare Verstimmungen.

Elektrischer Sound

Auf die drei Seymour Duncan Humbucker ist jedoch Verlass! Sie holen eine Menge aus dem eher müden Grundsound raus und so viel Power, wie die drei Humbucker optisch versprechen, liefern sie auch zweifellos. Sie bieten neben ihrem enorm hohen Output einen nahezu matschfreien Sound, auch bei viel Gain am Amp, darüber hinaus halten sie sich mit Nebengeräuschen erfreulich bedeckt. Von den Singlecoil-Sounds sollte man speziell bei Cleansounds nicht allzu viel erwarten, dort klingt es eben so dünn, wie man es von einem gesplitteten Doppelspuler in aller Regel erwartet. Bei angezerrten Sound können sie jedoch den nötigen „Biss“ bzw. eine drahtige Komponente hinzusteuern.

Im Test: Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre

Klangbeispiele

Für die nun folgenden Klangbeispiele wurde ein Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion V-30 Box sowie ein AKG C3000 Mikro verwendet. Effekte wurden keine hinzugefügt, es fand nur wie immer die obligatorische Pegelanpassung mittels eines Summen-Limiters in Logic Audio statt.

 

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Mehr Informationen

 

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Fazit

Die Kramer Guitars Jersey Star E-Gitarre präsentiert sich im Test als ein optisch „sehr auffälliges“ und zugleich solides Arbeitstier, das allerdings mit einigen Schwächen daher kommt. Das betrifft besonders das Fernost-Floyd-Rose, das die Stimmung nicht so recht halten mag und zudem keine Unterfräsung auf der Decke der Gitarre vorhanden ist, um das System wirklich voll ausnutzen zu können. Pluspunkte fahren die drei Seymour Duncan Humbucker ein, die dem etwas matten Grundsound ordentlich auf die Sprünge helfen. Eine Gitarre ganz speziell für die Fans der seligen 80er!

Plus

  • witzige und stilechte Optik
  • wuchtiger Zerrsound
  • gute Bespielbarkeit dank schlankem Halsprofil

Minus

  • Klang insgesamt eher durchschnittlich
  • FR-Vibrato nicht stimmstabil, eingeschraubter Hebel
  • keine Unterfräsung für den Vibratoblock in der Decke
  • Qualität Fünfwegeschalter

Preis

  • 1099,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das Problem sind eindeutig die Pickup-Rähmchen! Vor allem in Gold.
    Eigentlich sehen solche Rahmen nur auf einer LP gut aus, sonst nie.
    Wozu sind die überhaupt gut…
    Und die Sambora Sterne.
    Ich hab eine Washburn aus den 90ern, da sieht die güldene Hardware gut aus.
    Aber nur am FR und den Tunern. Die Knöppe sind schwarz.
    Und keine Rähmchen! ;-)

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      Echt Geschmackssache … ich würde mich mit so etwas auch nur ungern auf die Bühne trauen :D Ist halt ne Replica – Stilecht!

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