Kleine Mikrofone fürs Tonstudio
Der österreichische Mikrofonhersteller Lewitt hat in den ca. 10 Jahren seines Bestehens ein recht umfangreiches Portfolio geschaffen. Schon kurz nach Erscheinen durfte ich das LCT 940 testen, ein Röhrenmikrofon mit fünf Richtcharakteristiken, das immer noch das Flagschiff der Firma darstellt. Heute darf es etwas kleiner sein, wir nehmen die drei erhältlichen Kleinkondenser unter die akustische Lupe.
LCT 040 Match – Überblick
Das 040er ist das günstigste Mikrofon der Lewitt LCT-Serie. Es ist mit knapp unter 100,- Euro zu veranschlagen. Mit einer Länge von 83 mm und 23 mm Durchmesser lässt es sich überall unauffällig platzieren.
Auch das Gewicht fällt dank Aluminium als Korpusmaterial mit ca. 45 Gramm sehr gering aus. Die Kapsel hat einen Durchmesser von 17 mm und arbeitet als Niere.
Der Ersatzgeräuschpegel liegt bei 20 dB (A), der Grenzschalldruck ist mit 135 dB angegeben. Die übliche Angabe der Impedanz bleibt Lewitt schuldig, dafür wird der Innenwiderstand mit 203 Ohm angegeben, die Nennlastimpedanz mit 1000 Ohm. Ich bin nun ehrlich gesagt zu wenig Elektroniker, um diese Werte in eine Relation setzen zu können.
Der Frequenzgang zeigt einen Low-Cut ab ca. 100 Hz, die Höhen beginnen schon bei 2 kHz mit einer Anhebung, die bei 4 kHz steiler wird und ihren Maximalpegel zwischen 8 und 12 kHz erreicht.
Schaltbare Funktionen weist das LCT 040 keine auf. Die Verarbeitung des mattschwarzen Aluminiumgehäuses ist als ausgesprochen gut einzustufen. Schön ist auch der vergoldete XLR- Anschluss. Die Klemme ist funktionell und scheint bruchsicher zu sein. Sie hält das Mikro gut fest, der Einstellungswinkel wird mit einer Flügelschraube sicher arretiert. Neben der Mikroklemme befinden sich ein Windschutz, eine Transporttasche und ein Quickstart-Guide im Pappkarton. Zu dem Einzelexemplar ist das LCT 040 auch als gematchtes Paar zu erwerben.
Lewitt LCT 140 Air – Überblick
Eine Klasse weiter oben steigt das LCT 140 Air ein. Für 50,- Euro Mehrpreis zum LCT 040 werden aber auch einige zusätzliche Ausstattungsmerkmale geboten.
So ist das Mikrofon mit einer PAD-Funktion ausgestattet, die eine Pegelabsenkung von 12 dB bietet. Auch ein Low-Cut-Filter ist mit an Bord, es greift ab 80 Hz mit einer Steilheit von 12 dB/Oktave ein.
Ungewöhnlich ist der Sound-Schalter, der zwischen Flat und Air wechselt.
Während Flat einen linearen Frequenzgang bietet, der das Klangereignis realistisch abbilden soll, wird mit Air eine Höhenanhebung erzeugt, die das Signal besser in den Mix einfügen möchte.
Alle drei Schalter sind durch ihre geriffelte Oberfläche einfach zu bedienen und durch ihre versenkte Anordnung weitgehend gegen ungewolltes Verstellen gesichert.
Die Werte entsprechen weitgehend denen des LCT 040. Die Nierenkapsel hat 17 mm Durchmesser, der Ersatzgeräuschpegel liegt bei 20 dB (A), auch der Grenzschalldruck ist mit 135 dB gleich.
Mit 140 mm ist das LCT 140 Air aber deutlich länger als das kleine Geschwisterchen, logisch, irgendwo müssen Schalter und zusätzliche Elektronik ja untergebracht werden. Erstaunlich ist die geringe Gewichtszunahme, gerade mal 66 Gramm bringt das Stäbchen auf die Waage.
Auch hier ist die Verarbeitung wieder makellos, das mitgelieferte Zubehör entspricht dem des LCT 040.
Lewitt LCT 340 – Überblick
Kommen wir nun zum Spitzenmodell der Serie, dem LCT 340. Das zeigt sich schon deutlich in der Preisgestaltung. Knapp unter 300,- Euro kostet das Kleinmembranmikro mit Nierenkapsel. Eine optionale Kugelkapsel kann für 99,- Euro dazu erworben werden.
Das LCT 340 ist ein Echtkondensator, der Kapseldurchmesser beträgt 20,32 mm. Mit 160 mm ist das Mikrofon ein Stück länger als das LCT 140. Deutlich höher liegt das Gewicht, hier sind wir bei 200 Gramm. Hier dürfte das Gehäusematerial aus Messing bestehen.
Der Ersatzgeräuschpegel liegt mit 15 dB (A) recht niedrig, hier macht das Mikro 5 dB gegenüber den beiden anderen gut. Gleichzeitig liegt der Grenzschalldruck mit 139 dB um 4 dB höher, was sich zusammen auf einen 9 dB größeren Dynamikumfang addiert, der hier bei 124 dB (A) liegt.
Zu schalten gibt es eine Pegelabschwächung, die neben 0 dB auch die Werte -6 dB, -12 dB und -18 dB bietet. Auch der Low-Cut ist vierstufig. Linear, 40 Hz bei 12 dB/Oktave sowie 150 Hz und 300 Hz bei 6 dB/Oktave sind die Wahlmöglichkeiten.
Die jeweiligen Schaltzustände sind Hintergrund beleuchtet und damit jederzeit gut ablesbar. Die Schalter sind versenkt angebracht und nur mit einem spitzen Gegenstand einzustellen. So ist jede versehentliche Änderung ausgeschlossen.
Die mitgelieferte Mikrofonklemme ist ein umschließendes Modell, das mittels Rädelschraube das Mikro bombenfest umklammert. Auch der Windschutz scheint etwas hochwertiger zu sein. Mit dabei auch die obligatorische Kunstledertasche und ein kleiner Schraubendreher für die Schalter.
Einsatz der Lewitt LCT-Serie im Tonstudio
Zunächst will ich die beiden kleineren Mikros vergleichen, die sich in den Werten ja fast deckungsgleich darstellen. Hierbei zeigt das LCT 040 einen ca. 2,5 dB geringeren Gain-Bedarf. Damit hat das Kleine in der Theorie einen geringfügigen Vorteil im Rauschverhalten. Praktisch gesehen sind natürlich beide Mikrofone absolut unkritisch. Klanglich zeigt sich das LCT 040 etwas höhenbetonter.
Das ändert sich, wenn man das LCT 140 auf Air umstellt. Nun ist der Sound in den höheren Lagen nahezu identisch.
Auffällig ist, dass trotz der angehobenen Höhen der metallische Unterton, der so oft günstige Mikros begleitet, hier komplett ausbleibt. Die Zeichnung bleibt fein aufgelöst, was besonders beim günstigen LCT 040 überrascht. Im Mittenbereich entwickelt das LCT 140 etwas mehr Druck, hier klingt das LCT 040 ein wenig dünner und indirekter. Auch in den tiefen Lagen klingt das LCT 140 voller. Wie der Frequenzgang zeigt, wird beim LCT 040 bei 80 Hz abgesenkt, ein eingebauter Low-Cut sozusagen.
Nehmen wir nun das LCT 340 mit dazu.
Auch hier wird wieder ca. 2,5 dB mehr Gain hin zum LCT 140 gebraucht, 5 dB sind es zum LCT 040. Aber auch hier wieder kein Problem, das LCT 340 hat ja schon 5 dB weniger Eigenrauschen.
Klanglich unterscheidet sich das teurere Mikro von den Geschwistern, obwohl der Grundcharakter gewahrt bleibt. Trotzdem agiert das LCT 340 über den gesamten Frequenzbereich noch besser aufgelöst, impulstreuer und direkter. Der Frequenzgang zeigt eine deutliche Betonung zwischen 5 und 10 kHz. Diese ist klanglich nicht so stark wahrzunehmen, eine dezente Betonung dieses wichtigen Höhenbereichs ist aber zu bemerken. Sie rundet die Höhenzeichnung angenehm und unaufdringlich ab.
Gehen wir nun die Schaltmöglichkeiten durch. Ruckzuck fertig sind wir mit dem LCT 040, da gibt es einfach nichts zu schalten.
Das LCT 140 bietet einen PAD mit 12 dB, der genau das auch macht. Der Low-Cut ist mit 80 Hz recht tief gesetzt und entrumpelt das Signal erfolgreich. Er dürfte also in den meisten Fällen eingeschaltet bleiben. Ein deutliche Klangveränderung bietet der Sound-Schalter in der Air-Stellung. Hier werden deutlich die Höhen angehoben. Das macht den Sound natürlich präsenter, die natürliche Darbietung gelingt allerdings in der Neutral-Position.
Solche Tricks schenkt sich das LCT 340. Hier wird ein PAD in 6 dB Schritten bis -18 dB geboten. Auch das Low-Cut-Filter bietet drei Variationen. Während es bei 40 dB mit 12 dB Steilheit eingreift und nur die tiefsten Frequenzen beschneidet, gehen die beiden anderen Möglichkeiten mit 6 dB Steilheit dezenter zu Werke.
Dabei ist die 150 Hz Stellung am universellsten, 300 Hz beschneiden den Frequenzgang dann schon recht ordentlich.
Überprüfen möchte ich nun noch die Klopffestigkeit der Gehäuse. Erwartungsgemäß schneidet hier das teure LCT 340 mit Messinggehäuse sehr gut ab. Überrascht bin ich aber vom LCT 140, dessen Aluminium-Body annähernd gleich gut abschneidet. Geringfügig schlechter ist das LCT 040 einzuordnen, aber auch hier ist soweit alles in Ordnung.
Wie klingt die Lewitt LCT-Serie?
Dieses Mal habe ich es mir nicht nehmen lassen, einige Klangbeispiele zu erstellen. Dafür habe ich Drums/Percussion und Akustikgitarre gewählt.
Zunächst hören wir eine Spur mit meinem Cajon Drumset. Die Mikros habe ich so platziert, dass die Kapseln möglichst nah beisammen sind.
Deutlich zu hören ist beim LCT 040, dass die Kick weniger Tiefen hat. Das ist der Absenkung ab 80 Hz geschuldet. Auch das Becken klingt schärfer und härter als bei den anderen beiden Spuren. Erstaunlich ist, wie nahe das LCT 140 und das 340 beisammen liegen. Da hätte ich beim vorherigen Checken mit Stimme mehr Unterschiede erwartet.
Als nächstes ein paar Becken mit lang ausklingender Bell.
Auch hier liegen die beiden teureren Mikros nahe beieinander. Das LCT 040 liegt hier in Sound und Impulstreue zurück. Bei allen drei Spuren ist schön zu hören, dass der Klang mit dem Ausklingen der Bell nicht aufreißt, sondern adäquat auf seinen Nullpunkt zusteuert.
Jetzt noch einige Beispiele mit der Gitarre. Zuerst eine Passage mit Einzeltönen.
Hier kann das LCT 340 seine Stärken besser ausspielen und sich absetzen. Die Aufnahme klingt am stimmigsten. Das LCT 140 ist hier weniger dynamisch und es fehlt ein wenig der Bauch, um die Sache rund zu machen. Etwas zu spitz und zu flach auch diesmal wieder das LCT 040.
Weiter geht es mit einer Strumming-Melodie.
Hier liegt das LCT 140 wieder näher am Spitzenmodell. Dem gelingt trotzdem wieder der rundere Auftritt. Zurück bleibt leider wieder das günstige LCT 040, das etwas blechern rüber kommt.
Ein Beispiel soll nun noch die Air-Schaltung beleuchten. Da nur ein Exemplar vorhanden ist, habe ich versucht, die Line einigermaßen gleich zu spielen.
Während die lineare Aufnahme in sich geschlossen wirkt, wird mit Air das Frequenzbild einfach zu spitz und unausgewogen. Das kann in manchen Situationen tatsächlich gewollt sein, den natürlicheren Auftritt bietet aber allemal die nicht gehypte Höhendarstellung.