Kleinmembrane Mikrofone am Schlagzeug
Das sE Electronics sE7 und sE8 sind zwei günstige Kleinmembran-Kondensatormikrofone aus China, die bereits ausführlich auf AMAZONA.de getestet wurden. Nun treten die Beiden in einem Vergleich gegeneinander an, um herauszufinden, wie groß die klanglichen Unterschiede sind. Für diesen Zweck kamen die Probanden in verschiedenen Positionen bei einer Schlagzeugaufnahme im Studio zum Einsatz.
Wer vorab mehr Details über die Mikrofone erfahren möchte, sollte zunächst folgende Artikel lesen:
sE Electronics sE7 und sE8 auf den ersten Blick
Bereits an den unterschiedlichen Verpackungen lassen sich die Preiskategorien der zwei sE Electronics Mikrofone erahnen:
Das sE8 Stereo Set kostet 375,- Euro und wird in einem stabilen Aluminiumkoffer ausgeliefert, das günstigere sE7 nur in einem Pappkarton, dafür liegt der Paarpreis bei gerade mal 199,- Euro.
Im Zubehör befinden sich jeweils Windschutzaufsätze aus Schaumstoff sowie zwei flexible Mikrofonklemmen, darüber hinaus ist das sE8 Set mit einer robusten und rund 30 cm breiten Stereo-Schiene bestückt.
Rein äußerlich unterscheiden sich die Kleinmembran-Kondensatormikrofone nur gering: Beide haben ein stabiles, aber äußerst leichtes Metallgehäuse (sE7: 128 Gramm, sE8: 141 Gramm) mit einer Länge von 12 cm und einem Durchmesser von 2,3 cm.
Auch die Mikrofonköpfe sehen fast identisch aus, sie sind mit sehr feinmaschigen Körben versehen, lediglich die verschiedenartigen seitlichen Fugen sorgen für eine klare optische Trennung.
Das sE8 ist mit mehreren Funktionen zur Signalanpassung ausgestattet, dazu zählt eine schaltbare Pegelreduktion, mit der sich wahlweise das Signal um 10 oder 20 dB drosseln lässt. Zusätzlich verfügt es über ein Trittschallfilter, das bei 80 oder 160 Hz gesetzt werden kann.
Das sE7 fällt dagegen etwas reduzierter aus, es besitzt nur ein -20 dB Pad und einen Low-Cut, der bei 80 Hz greift.
Die technischen Unterschiede des sE Electronics sE7 und sE8
Sowohl das sE7 als auch des sE8 besitzt eine Nierenrichtcharakteristik, wobei sE Electronics für die Kapseln unterschiedliche Bauweisen gewählt hat.
Bei dem SE7 handelt es sich um ein Elektret-Kondensatormikrofon. Diese recht günstige Technologie kommt insbesondere wegen ihres kompakten Formats in mobilen Geräten wie Handys, Laptops oder auch Hörgeräten zum Einsatz. Im Gegensatz zu „echten“ Kondensatormikrofonen, die zur Erzeugung der Polaritätsspannung eine stetige externe Stromversorgung benötigen, wird bei dem sE7 diese elektrische Ladung dauerhaft in einer Substanz namens Elektret gespeichert.
Losgelöst davon ist trotzdem für den Betrieb beider Mikrofone eine 48 Volt Phantomspeisung erforderlich.
Die hauseigene Kapsel des sE8 lässt sE Electronics hingegen in klassischer Kondensatortechnik von Hand fertigen, wobei per Sputter-Verfahren (Kathodenzerstäubung) Gold auf die drei Mikrometer dicke Membran aufgetragen wird. Anders als bei dem sE7, beruht die Technik des sE8 auf Class-A Schaltkreisen.
Bei beiden Mikrofonen wird auf den Einsatz von Transformatoren verzichtet, wodurch der Klang in der Regel neutraler und natürlicher wirkt.
sE Electronics sE7 und sE8 – Klangvergleich am Schlagzeug
Für diesen Vergleich hatten die beiden Testkandidaten vier gängige Aufgaben für Kleinmembran-Kondensatormikrofone bei einer Schlagzeugaufnahme zu meistern. Bei der Positionierung des sE7 und sE8 kamen unterschiedlich Mikrofonschienen zum Einsatz, eine recht breite für die Stereo- und eine schmale für die Mono-Aufnahmen.
Dadurch müssen bei einem derartigen Vergleich zwangsläufig immer leichte Abweichung durch den Abstand der Mikrofone in Kauf genommen werden, die während des Tests bei maximal 5 cm lagen. Dennoch verfälscht diese Einschränkung nicht die unüberhörbaren klanglichen Differenzen der beiden Probanden.
Zu Beginn kamen die sE7 und sE8 Sets als Stereo-Overheads zum Einsatz. Dafür wurde eine klassische X/Y-Positionierung über der Snare gewählt, bei der die Mikrofone einen 90 Grad Winkel zueinander bildeten. Der Abstand zu den Becken betrug rund 90 cm.
Als erstes spielte der Schlagzeuger Christoph Eggener eine Figur mit den Becken ein. Allein diese Beispiele zeigen bereits deutlich die klanglichen Divergenzen der zwei Mikrofone, die auch in den restlichen Aufnahmen wiederzufinden sind. Je nach Anwendung treten diese Unterschiede stärker oder schwächer hervor, trotzdem haben sie stets denselben Charakter:
Das Klangbild des sE7 wirkt zunächst imposanter, kräftiger und lauter, während das sE8 luftiger und transparenter erscheint. Die Darstellung des Panoramas fällt bei dem sE7 Set breiter aus, dafür erzeugt das sE8 Paar mehr Tiefe.
Jedoch gerade bei den kräftig aufschwingenden Becken oder auch den letzten Abschlägen auf der sich öffnenden Hi-Hat ist das sE7 in den oberen Mitten wesentlich harscher als das sE8 und auch die Höhen machen einen schärferen Eindruck.
Mit dem gleichen Setup wurde anschließend das komplette Drum-Kit aufgenommen. Ähnlich wie bei dem Beispiel zuvor, sind die Becken mit dem sE8 weicher, was abermals bei dem letzten Abschlag besonders auffällt. Das Gleiche gilt für die Hi-Hat und das Ride. Auch die Snare ertönt offener und dynamischer, wogegen sie bei der Aufzeichnung mit dem sE7 schon regelrecht komprimiert klingt.
Als nächstes wurden die beiden sE Electronics Mikrofone über einer Hi-Hat aufgebaut. Mit einem Abstand von ca. 20 cm und einem Winkel von etwa 30 Grad zielten die Köpfe auf denselben Punkt in der Mitte des Top-Beckens.
Bei diesen Klangbeispielen treten die Unterschiede am drastischsten hervor. Gerade die oberen Mittenbetonungen des sE7 sind sehr dominant und auch die Transienten fallen wesentlich spitzer aus, wodurch die Aufnahme eine recht forsche Prägung erhält.
Dagegen ist das sE8 wieder offener, dynamischer und weicher.
Für die Aufnahmen des Rides hatten das sE7 und sE8 eine Entfernung von ca. 25 cm. Beide Mikrofone waren um etwa 30 Grad angewinkelt, wobei sie auf das äußere Drittel des Beckens zeigten.
Gemäß den vorherigen Ergebnissen klingt das sE7 wieder etwas kompakter und energischer, auch die Attacks werden stärker betont. Umgekehrt hat das sE8 ein ausgewogeneres, luftigeres Klangbild mit einem edleren Charakter.
Zu guter Letzt standen die beiden Probanden vor dem Schlagzeug, um die frühen Reflexionen einzufangen. Bei dieser „Close Ambience“-Mikrofonierung hatten die Schallwandler einen Abstand von ca. 70 cm zu dem Drum-Kit und befanden sich ungefähr auf Höhe der Oberkante der Snare.
Auch hier bleiben beide Testkandidaten ihren Eigenschaften treu: Das sE 8 verleiht der Aufnahme deutlich mehr Transparenz, Tiefe und sorgt für ein ausgewogenes, angenehmes Klangbild.
Das Ergebnis mit dem sE7 wirkt abermals komprimierter, satter und ein bisschen aggressiver.
Klangbeispiele zu Kleinmembran-Kondensatormikrofone
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Snare: Sonor Special Edition
Cymbals: Custom Crash 16“, K Ride 20“, K Dark Crash Thin 14“, Oriental China Trash 16“, Sabian HHX 10“ Splash, Paiste 14“ Signature Dark Energy MK1 Hihat
Mikrofone:
sE Electronics 2x sE7, 2x sE8
Preamps: Studer 962
Audiointerface: RME Fireface 800
DAW: Logic Pro
Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden entsprechend ihrer Spitzenwerte angepasst.
Danke für den tollen Test :) Die SE8 habe ich mir auch letztes Jahr angeschafft und die sind der Hammer – für mich haben sie das beste Preis-Leistungsverhältnis in der Liga unter 1000 €, klingen richtig gut und sind super verarbeitet.
Vor bis Anfang der 2000er war ein AKG414 gleichsam State of the art (mal von Neumann abgesehen ;-) ) und für Hobbymusiker preislich sprichwörtlich ein Traum – weil unerreichbar. Und da kam sE electronics um die Ecke und hatte vom Start weg hervorragend verarbeitete Mikrofone zu angenehmen Preisen.
Der Test zeigt mal wieder, dass das Konzept und der aufgerufene Preis bei sE eigentlich immer stimmt. Da muß nur noch der Sound gefallen, dann gibt es wenig ernsthafte Konkurrenz.
Jedes Mikrofon mit relativ linearen Frequenzverlauf und hohen SPLeignet sich in der heutigen Zeit ! auch zur Abnahme von Drums. Egal ob Kondenser (besserer Frequenzverlauf) oder Dynamisch. Das war mal anders. Diffusfeld spielt ja bei Drums nicht so eine bedeutende Rolle. Da kann man schon mal mit einem Pärchen für unter 200.-€ Glück haben. Interessant sind auch Ergebnisse mit Grenzfläche.
Das „harsche“ Klangbild bein S7 resultiert vielleicht durche die starke Anhebbung ab 5 KHz bei diesem Mikrofon. Das S8 ist da fast schon linear . Ja, man muß keine 500.-€ mehr ausgeben.
Grüße von Vati