Explosiv und hochauflösend
Der sE Electronics DM1 Dynamite, ein aktiver Inline-Vorverstärker und das Kleinkondensator Paar sE Electronics sE7 StereoSet finden sich heute zum Vorsprechen in der Studio-Redaktion ein.
sE Electronics ist ein chinesischer Familienbetrieb. 2000 gründete Siwei Zou das Unternehmen und seit 2008 wird es von seiner Tochter geleitet. In Shanghai ansässig wird hier viel Wert auf Entwicklung, Handarbeit und Qualität gelegt, das Ganze auch noch zu einem annehmbaren Preis. In unserem Hersteller Report findet ihr weitere Informationen zu sE Electronics.
Immer nah am Endkunden hat sE mittlerweile schon einige Künstler mit im Boot: Billy Gibbons von ZZ Top hat zum Beispiel ein Signature-Mikrofon im Sortiment und auch Justin Timberlake hatte Live schon eines in der Hand. Natürlich kein endgültiges Indiz, aber bekannte Künstler haben schon auch ein bestimmtes Qualitätsempfinden. Neben den großen Künstlern hat vor allem bei vielen Gitarristen das aktive Bändchenmikrofon sE VR2 einen hervorragenden Ruf. Schauen wir doch mal, was die neuen Innovationen so zu bieten haben. Wir beginnen mit dem DM1 Dynamite, ein aktiver Inline-Vorverstärker.
sE Electronics DM1 Dynamite
Für wen ist der DM1 geeignet? Die Frage stellen sich höchstwahrscheinlich die meisten. Wozu benötigt man denn einen zusätzlichen Inline-Vorverstärker, wenn man doch sowieso mit Vorverstärkung, sei es am Audiointerface oder auch mit Outboard-Geräten arbeitet? Nun, manchmal arbeitet man auch mit Mikrofonen, die eine sehr geringe Empfindlichkeit besitzen. Der DM1 ist genau für so etwas konzipiert. Gerade dynamische Mikrofone wie zum Beispiel das Shure SM-7B sind für Sprach- und Gesangsaufnahmen für Voice Over, Off Camera, ENG, Feldeinsatz, Interviews, Podcasts, YouTube-Videos und Lead Vocals sehr beliebt.
Das Ausgangssignal ist im Vergleich zu einem typischen Großmembran-Kondensatormikrofon grob 15-25 dB leiser. In der Praxis werden viele Mikrofone oft nicht im Nahfeld besprochen, sondern (gerne auch bei Videos) aus ästhetischen Gründen oder mangels Kenntnissen oder Erfahrungen in Abständen von 20-80 cm. Das Ausgangssignal ist dadurch deutlich geringer.
Hier greift das Konzept des sE DM1 mit seiner kompakten Bauform: Mit 19 mm Durchmesser ist er genauso breit wie ein üblicher XLR-Stecker und mit seiner Länge von 95,5 mm nimmt er kaum Platz in Anspruch. Quasi überall einzusetzen und man spart sich ein XLR-Kabel.
Der Hersteller verspricht reale 28 dB Verstärkung. Das ist das Resultat eines Schaltungsdesigns mit einem diskreten Class-A Design als leistungsfähiger, rauscharmer Ausgangspuffer. Der Ausgangspuffer liefert nicht nur an jeder Last ein stabiles Signal, sondern verfügt auch über eine niedrige Ausgangsimpedanz. Nur 135 Ω statt 8.000 Ω. Das macht das Kabel zwischen DM1 und XLR-Eingang wesentlich unempfindlicher gegenüber elektromagnetischen Einstreuungen wie beispielsweise Smartphones, Mobilfunknetze, Schaltnetzteile von Elektrogeräten, Brummen, WLAN, Takt vom USB-Bus, Stromleitungen etc. Ich würde sagen, das klingt doch alles mehr als vielversprechend.
Der sE Electronics DM1 Dynamite in der Praxis
Für den Praxisteil dieses Tests habe ich ein Sennheiser MD421HN in Verbindung mit einer Akustikgitarre herangezogen. Das Mikrofon ist eher hochohmig und liefert somit einen geringen Pegel. Die perfekte Baustelle für den sE Electronics DM1.
Im Folgenden hört man ein relativ leise gepegeltes Signal, danach das Gleiche mit dem DM1 in Line und zu guter Letzt ohne DM1 plus 34 dB, was ungefähr der Lautstärke entspricht, die der DM1 liefert.
Man hört einen sehr großen Unterschied zwischen den einzelnen Audio-Tracks. Der Lautstärkenunterschied wird, wie zu erwarten, am meisten deutlich. Hier werden die 28 dB jedenfalls schon mal übertroffen. Der Klang wird, wenn überhaupt, eher positiv gefärbt. Der große Vorteil liegt hier am Unterdrücken des Rauschens, weil man das Mikrofon nicht mehr so hoch pegeln muss. Der Zugewinn durch das Einbinden des sE DM1 liegt hier klar auf der Hand.
Im Sprachtest mit dem oben schon benannten Shure SM-7B durchlaufen wir ein ähnliches Szenario.
Hier gibt es keinerlei Nebengeräusche und der DM1 spielt seine komplette Stärke aus. Schon beeindruckend finde ich: Auch hier bleibt die Färbung nahezu aus. Wenn überhaupt, dann wird das Signal eher etwas veredelt. Für den Preis kann man hier in der Anschaffung keinen Fehler machen.
Das sE Electronics sE7 StereoSet
Das sE Electronics sE7 StereoSet ist die preisgünstige Alternative zum Geschwister Modell sE8. Preislich liegen wir bei ca. 50 %, wobei das sE8 schon nicht teuer ist. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Mikrofonen: Das sE8 ist ein echtes Kleinmembran-Kondensatormikrofon, das sE7 basiert hingegen auf der Elektret-Technologie. Diese wurde angewendet, um den Preis noch erschwinglicher zu machen. Dazu bietet das sE7 eine leichte Höhenanhebung.
Elektret-Technologie
Bei dieser Technologie wird mit weniger Polarisierungsspannung gearbeitet, somit wird sie sehr oft bei Mobilgeräten wie Handys, Laptops und Videokameras eingesetzt. Sie hat auch den Ruf der „Billigvariante“, da erste Modelle (70er) schon früh das Zeitliche segneten. Hinzu kommt, dass man Elektret-Kapseln industriell in großen Mengen relativ preisgünstig fertigen kann. Mittlerweile muss man aber sagen, es ist durchaus eine Alternative zur herkömmlichen Kondensatortechnik, mit der auch sehr gute Ergebnisse erzielt werden können.
Lieferumfang des sE Electronics sE7 StereoSet
Neben den Mikros an sich ist jeweils noch eine Windschutz und eine Klemme mit im Paket enthalten. Ein paar Aufkleber und, man glaubt es kaum, eine deutsche Bedienungsanleitung liegen bei. Für einen Verkaufspreis von 199,- Euro ist man da schon sehr gespannt, wie die sE Electronics sE7 klingen.
Das Eigenrauschen hat einen Wert von 16 dB(A), was für einen sehr guten Dynamikbereich spricht. Mit 19 mV/Pa haben wir auch einen hohen Empfindlichkeitsbereich, hier verlangt es weniger Arbeit vom Vorverstärker. Ein heißeres Basis-Signal verringert das Nebengeräuschverhalten und gibt dem Preamp mehr Spielraum. Dennoch hat das sE7 einen maximalen Schaldruck von 156 dB SPL.
Optional bietet das Mikrofon eine 20 dB Absenkung und ein Highpass/Lowcut Filter bei 80 Hz. Die Maße sind: Durchmesser 23 mm, Länge 120 mm. Und das bei einem Gewicht von 28 g.
Das sE Electronics sE7 StereoSet in der Praxis
Für den Praxisteil habe ich ein Schlagzeug aufgenommen, zusätzlich noch einzelne Elemente davon wie HiHat oder Overheads. Aufgenommen wurde auf Pro Tools über ein UAD Apollo Twin und ein Behringer ADA8200. Zum Vergleich habe ich ein matched Pair Oktava MK 012-01 MSP2 benutzt, ähnliche Preisklasse, mit 299,- Euro aber etwas teurer.
Was extrem auffiel, war der sehr hohe Output-Pegel der sE7 im Vergleich zu den Oktava. Fairerweise habe ich sie zum Abhören angeglichen. Hier hört man deutlich die leichte Höhenanhebung der sE7, was ihnen auf den ersten Eindruck natürlich schon den zweiten Vorteil verschafft. Dennoch muss man sagen, die Auflösung, der Klang und die Tiefenstaffelung lässt in dieser Preisklasse nichts zu wünschen übrig. Ich finde, sehr überzeugend.
Ähnlich wirkt es sich bei einer Akustikgitarren-Aufnahme aus.
Überzeugend. Auch die Höhenanhebung wirkt hier nicht übertrieben, sondern schmeichelt dem Klang eher. Der Highpass und die 20 dB Absenkung funktionieren tadellos.