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Test: sE Electronics RNT, Großmembranmikrofon

Bei Rupert Neves Ehre

8. Juni 2018

se electronics rnt

Es ist nicht zu übersehen, dass das Team von sE Electronics mächtig stolz ist auf das neue Flaggschiff sE Electronics RNT, welches in Zusammenarbeit mit Rupert Neve entstanden ist. Satte 13 Kilo bringt der Koffer mit Inhalt auf die Waage und das kann man schon als Statement werten: Hier haben wir es mit einem neuen „Schwergewicht“ zu tun.

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Nach dem RNR1 Bändchenmikrofon und dem RN17 Kleinmembranmikrofon gesellt sich nun endlich ein Röhrenmikrofon zur Produktpalette von sE Electronics und Rupert Neve. Knapp zehn Jahre dauerte die Entwicklung. Ein erstes Modell wurde bereits zur NAMM 2015 vorgestellt, doch bis zur Marktreife vergingen weitere 3 Jahre. sE Electronics hat sich die Messlatte wohl sehr hochgelegt, um den eigenen Ansprüchen und denen von Rupert Neve gerecht zu werden. Trotz der langen Wartezeit schätze ich es, wenn sich ein Hersteller die Zeit nimmt, jedes kleine Detail zu perfektionieren, anstatt übereifrig neue Modelle mit Kinderkrankheiten auf den Markt zu bringen. Würde es sE nur darum gehen, mit dem großen Namen Rupert Neve schnelles Geld machen zu wollen, hätten sie das sE Electronics RNT bestimmt schon vor Jahren veröffentlicht.

Interessant finde ich auch, dass wir es hier nicht mit einem Nachbau oder Klon eines Mikrofonklassikers zu tun haben, sondern mit einer eigenständigen Neuentwicklung.
sE beweist also Mut und will sich nicht am Erfolg anderer laben. Ich selbst habe mir übrigens eben erst die neuen sE8 Kleinmembran Mikros zugelegt, die Onkel Sigi schon getestet hat und bin sehr begeistert von den Mikros. An ihnen zeigt sich, dass sE Electronics in den letzten Jahren einen gewaltigen Qualitätssprung vollzogen hat.

Ein Blick ins Innere

Das Schwergewicht des sE Electronics RNT

Beim sE Electronics RNT haben wir es mit einem Großmembran-Röhrenmikrofon mit 9 verschiedenen Richtcharakteristiken zu tun. Neben Kugel, Niere und Acht gibt es noch sechs weitere Zwischenpositionen, um die perfekte Abstimmung zwischen direktem und indirektem Schall einstellen zu können.

Die goldbedampfte Mikrofonkapsel ist eine Eigenentwicklung und wird im sE Werk in Shanghai in Handarbeit hergestellt. Sie wurde speziell für das RNT entwickelt und stellt laut Firmeninhaber Siwei Zou die bisher beste und komplexeste Kapsel dar, die sE je gebaut hat.

Im Inneren des Mikrofons kommt eine selektierte ECC82 Röhre und ein Custom Rupert Neve Design Übertrager zum Einsatz. Im Netzteil findet sich noch ein weiterer Neve Übertrager. Die verwendeten Operationsverstärker des Netzteils sind übrigens identisch mit jenen in der Neve 5088 Konsole und sollen für großen Headroom, große Bandbreite und minimale Verzerrungen sorgen.
Der gesamte Audiopfad ist mit diskreten Bauelementen in Class-A Technik aufgebaut.

Das sE Electronics RNT

Das Mikrofon selbst ist 1 kg schwer und bedarf damit eines sehr soliden Mikrofonständers. Die Abmessungen des sE Electronics RNT sind mit denen eines Neumann U47 Longbody vergleichbar und es mutet daher recht majestätisch an.

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Generell ist die Fertigungsqualität des Mikrofons und des Netzteils „erste Sahne“, alles ist wunderbar verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Im Koffer befindet sich noch ein Mikrofonkabel, eine Echtholzschatulle für das Mikrofon, ein Stromkabel, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung, zwei Aufkleber und Schlüssel für den Koffer. Die Kabelanschlüsse vom Netzteil und Mikrofon sind übrigens verschraubbar wie bei den guten, alten Großtuchel-Steckern.

Am Body des sE Electronics RNT gibt es keine weiteren Schalter oder Einstellungsmöglichkeiten. Lüftungsschlitze auf der Rückseite sorgen dafür, dass die Wärme der Röhre aus dem Gehäuse entweichen kann. Die Mikrofonspinne ist komplett aus Metall gefertigt und das Gewinde macht einen soliden Eindruck. An der Vorderseite der Spinne gibt es keine Metallstreben, womit sich das sE RNT sehr nah an verschiedensten Schallquellen positionieren lässt.

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Mehr Informationen

Das Eigenrauschen des sE Electronics RNT liegt bei 18 dB (A) und der maximale Schalldruck bei beeindruckenden 151 dB! Der Frequenzbereich der Verstärkereinheit reicht bis hinauf zu 100 kHz und ist laut Hersteller zwischen 1 Hz bis 30 kHz komplett linear. Die Empfindlichkeit von 16 mV / Pa liegt im guten Durchschnitt, im Test liefert es etwa so viel Output wie mein AKG 414 XLS.

Allerdings bietet das Netzteil eine Besonderheit: Neben einer üblichen Pad-Funktion, die das Signal um 12 dB abschwächt, lässt sich beim sE Electronics RNT die Ausgangslautstärke um sage und schreibe 12 dB anheben! Dadurch ist man extrem flexibel im Umgang mit sehr lauten wie auch mit sehr leisen Schallquellen. Am Netzteil gibt es noch die Option einen Low-Cut bei 40 bzw. 80 Hz (12 dB/Oktave) zu aktivieren, um tieffrequenten Störgeräuschen entgegenzuwirken oder um den Nahbesprechungseffekt zu reduzieren. Wie das Mikrofon ist auch das Netzteil ein richtig „dicker Brocken“ und bringt bei einer Länge von 34 cm fast 4 kg auf die Waage!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den spannenden und ausführlichen Testbericht.
    Den Klangbeispielen nach zu urteilen, schliesse ich mich der Meinung des Autors weitestgehend an. Am besten gefällt mir das SE an der Crunchgitarre, E-Bass und Sprache. In der Reihenfolge.
    Die Steelstring (am ehesten noch Picking) und Gesang passen nicht so.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass die doch sehr spezielle Höhenabbildung für bestimmte Stimmen und Anwendungen dann gerade passt.
    Etwas skeptisch bin ich was die eingesetzten RME-UFX „preamps“ angeht. Etwas leistungsfähiger bzw. neutraler hätte der test Preamp schon seien dürfen.
    Die RMEs sind nicht meiner Erfahrung nach keine guten, insbesondere keine neutralen Preamps. Übertrager hin oder her. Die Passung Mic->MicPre kann auch bei hochwertigen Mikrofonen grosse Unterschiede machen. Wer weiss, ob sich das Höhenbild mit einem adequaten Preamp nicht doch etwas gnädiger darstellt. Hörbar klingt auch das 414 in dieser Kombination nicht so dolle.

    • Profilbild
      Raphael Tschernuth RED

      Hi psv-ddv,

      freut mich, dass dir der Test gefällt.
      Ich wollte euch mal ein paar Klangbeispiele anbieten und bin damit in die Vollen gegangen ;)
      Klar kann man mit einem guten, externen Preamp noch etwas rausholen.
      Ich habe in meinem Studio ziemlich viele „Färber“, also Preamps, die sich schon recht deutlich auf den Klang auswirken. Dann gibt es mit verschiedenen Impedanzen und mehr Sättigung / weniger Sättigung gleich zig Variationen.
      Meine Wahl viel auch auf den RME, weil ich in der gleichen Session noch das GA-47 von Golden Age Premier getestet habe und 3 identische Mikrofonpreamps benötigte. (Der Test folgt in den nächsten Tagen)
      Ich hoffe, du kannst dir trotzdem ein paar Erkenntnisse aus den Audiobeispielen ziehen :)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Raphael Tschernuth Ja klar, Deine Klangbeispiele sind trotzdem aufschlussreich.
        Ich nutze im Studio mittlerweile keine explizit färbenden Pres mehr sondern versuche da nur mit der Quelle, also Mic und Positionierung zu arbeiten. Die RMEs wären mir nicht neutral genug. Dein Argument mit den 3 identischen Vorverstärkern lasse ich aber mal gelten ;)
        Freue mich auf den nächsten Test.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Dimension D Wenn man der Werbung glaubt, ja.
            Konstruktionsbedingt färben sie nicht vordergründig, wie z.B. viele Röhren-Preamps.
            Die Färbung ist subtiler und damit meiner Erfahrung nach problematischer, weil man sie nicht sofort bemerkt.
            Ich würde das eher pseudoneutral nennen.
            Wären RME Preamps wirklich neutral würde im Vergleich mit aufwändigeren neutralen Preamps kein qualitativer Unterschied hörbar sein. Genau das kannst Du aber z.B. in vergleichenden Testberichten immer wieder lesen. Gleiches gilt für die Wandler.
            Ist natürlich auch ein Preis/Leistungs Ding. RME liegt ja preislich eher in der unteren Mitte des Marktes. Da muss man abwägen, was einem wichtig ist.
            …und bevor mir hier Jemand RME bashing vorwirft, Treiber programmieren können die richtig gut.

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