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Test: Warm Audio WA-47, Großmembran Röhren-Kondensatormikrofon

Großes Vorbild WARMer Sound

30. April 2018

Das Warm Audio WA-47 Röhrenmikrofon ist, ich nenne es mal freundlich, eine Reminiszenz an das Neumann U-47. Warm Audio dürfte den meisten AMAZONA.de Lesern kein Unbekannter mehr sein. Das amerikanische Unternehmen mit Sitz in Austin/Texas schreibt sich seit 2011 auf die Fahne, Klassiker zu kopieren und das zu einem annehmbaren Preis. Hierbei liegt der Fokus auf Qualität und sparen am richtigen Platz. 

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Das WA-47, ein Übertrager-symmetriertes Vakuumröhren-Großmembran-Kondensatormikrofon, wie es wohl im Ganzen bezeichnet wird, ist neben diversen Vorverstärkern, Kompressoren und EQs das Dritte, ich nenne es mal unfreundlich, aus der Mikro Klon Serie von Warm Audio. Das WA-87 und das WA-14 kamen ihm zuvor.

Bisher gibt es wenig Schlechtes über die im Preis-Leistungs-Verhältnis durchweg gut bis sehr guten Produkte zu sagen. Auch, wenn sie oft nicht 1 zu 1 wie das Original klingen, haben sie einen richtungsgebenden Charakter und Charme. Was sie im kreativen Sinne meiner Meinung nach eher interessanter macht. Somit bekommt man eine neue Klangfarbe und keinen günstigen Ersatz für das Original. 

Neumann U-47

Das Neumann U-47 war das Erste nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte Mikrofon der Berliner.  Ein Grund der Entwicklung war eine Röhre (VF 14 M) von Telefunken die auf den Markt kam und weniger Rauschen versprach. Das Original U-47 bekommt man nur noch auf dem Gebrauchtmarkt für Preise um die 10.000,- Euro. Die Telefunken Stahlgitter-Röhre wird nicht mehr hergestellt, also eine große Aufgabe, das Produkt zu klonen.

Warm Audio legt aber, wie vielleicht schon bekannt, viel Wert auf gute und langlebige Bauteile. Auch wenn sie jetzt keine neue/alte Stahlgitter-Röhre produzierten, wurden einzelne Komponenten  hochwertig nachgebildet. 

warm audio wa-47

Lieferumfang des Warm Audio WA-47

Das WA-47 sieht ausgepackt dem Neumann schon sehr ähnlich. Es fasst sich sehr hochwertig an und hat ein ordentliches Gewicht (Mikro, Netzteil, Halterung, Kabel – 4,1 kg) bei einem Durchmesser von 90 mm und einer Länge von 254 mm. Auf den ersten Eindruck lässt sich bei der Verarbeitung nichts bemängeln. Im Zubehör findet man eine Spinne plus Ersatzgummis aus Metall, sehr stabil und praxisgerecht konstruiert. Ein 5 Meter langes 7-poliges Röhrenmikrofon-Kabel GAC-7 von Gotham und eine mit Samt ausgekleidete Holzkiste. Natürlich verfügt das Mikrofon über ein externes Netzteil mit Übertrager, worüber auch die Richtercharakteristiken geschaltet werden. Im Vergleich zum Original, das nur über zwei (Niere und Kugel) verfügt, bietet das WA-47 neun Charakteristiken – Niere, Kugel, Acht und 6 Zwischenstellungen.

Die spezialangefertigte 47er-Kapsel WA-47-B-80v ließ sich Warm Audio von einem australischen Kapselhersteller nachbilden. Die Röhrenwahl fiel im Vergleich von vier Herstellern auf die slowakische JJ 5751. Mit niedrigem Gain scheint sie den Sound der Kapsel und des Übertragers besser zur Geltung kommen zu lassen als die anderen Kandidaten. Der Übertrager von TAB-Funkenwerk (AMI) mit großen aus Deutschland importierten Kernblechen soll helfen, die weichen Höhen und voluminösen Bässe zu produzieren, die man sich von einem 47er-Kondensatormikrofon erhofft.

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Das WArm Audio WA 47 in der Kiste

Das Warm Audio WA 47 in der Kiste

Das 7-polige Röhrenmikrofon-Kabel GAC-7 von Gotham ist eine nicht unwesentliche Komponente, was Abschirmung und Sound betrifft, somit kam es zur einer Partnerschaft mit der schweizer Firma. Auch bei den Kondensatoren geht Warm Audio keine Kompromisse ein. Verwendung finden hier Wima-Folienkondensatoren und am Ausgang Solen-French-Kondensatoren.

Hier die Specs auf einen Blick:

  • spezialgefertigte, klangtreue 47er-Kapsel – WA-47-B-80v
  • Ausgangsübertrager von TAB-Funkenwerk (AMI), USA
  • JJ-Vakuumröhre 5751 aus slowakischer Fertigung
  • 5 Meter langes, 7-poliges Röhrenmikrofon-Kabel GAC-7 von Gotham 
  • Kondensatoren von Wima, Solen French, und aus Polystyrol
  • Richtcharakteristiken: 9 Charakteristiken – Niere, Kugel, Acht + 6 gemischte Charakteristiken 
  • Eigenrauschen: 11 dBA
  • Dynamikumfang: 130 dBA
  • maximaler Schalldruck: 140 dB (<0,5 % THD)
  • Frequenzbereich: 20 Hz ~ 20 kHz • Ausgangsimpedanz: 200 Ohm
  • Nenn-Lastimpedanz: ≥2 kOhm
  • Signal-/Rauschabstand: 82 dBA
  • äquivalentes Rauschen: 10 dBA (IEC651
  • externes Netzteil, geerdet gemäß IEC
  • Gesamtgewicht (Mikro, Netzteil, Halterung, Kabel) – 4,1 kg 
  • Mikrofondurchmesser: 90 mm
  • Mikrofonlänge: 254 mm

Das Warm Audio WA-47 in der Praxis

Wie man es sich bestimmt denken kann, habe ich im Falle des Warm Audio WA-47 leider kein originales Neumann U-47 im meinem Umfeld auftreiben können. Wenn auch kein bester Vergleich, bot sich mir aber die Möglichkeit, ein Neumann M147 zum Gegenhören heranzuziehen. Auch ein Röhren-Kondensatormikrofon, im Preis mehr als doppelt so teuer wie das WA-47. Als Audiointerface, diente mir ein SSL Nucleus 2.

WA 47 und das Neumann M147

WA 47 und das Neumann M147

Schon relativ früh im Praxistest zeichnet sich ab, das Warm Audio WA-47 braucht sich nicht zu verstecken. Wenn auch das M147 unterm Strich mehr Transparenz/Tiefe und schönere Höhen bietet, schlägt das Warm Audio Mikrofon eher in die Kerbe, die man vom U47 her kennt.

Etwas mehr Durchsetzungsvermögen und auch Aggressivität schimmert hier durch, was sich durch die leichte Anhebung im Mittenbereich um die 1.200 Hz, darstellt. Warm Audio hat im Vorfeld zwei U-47 getestet und festgestellt, dass selbst die beiden Originale unterschiedlich klangen. Somit stellt sich die Frage, wo man bei einem Nachbau ansetzt?!

Der Charakter sollte in jedem Falle nachempfunden sein und eine gewisse Qualität vorhanden, das sind zumindest für mich die wichtigsten Komponenten. Und genau hier funktioniert das Mikrofon, respektive bietet es alles und mehr im angesiedelten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Analyzer M147 Vox

Analyzer M147 Vox

Was etwas auffällt, ist die hohe Empfindlichkeit bei Luftbewegungen, das wird aber mit einem Popschutz prima kompensiert. „Out off Axis“ ist bei der Niere auch nicht perfekt, hier sollte man versuchen, die Einsprechrichtung konstant zu halten.

Analyzer WA-47 Vox Niere

Analyzer WA-47 Vox Niere

Der Charakter setzt auch bei der Akustikgitarre an, gefällt mir fast etwas besser, wobei auch hier das WA-47 Jr. (Test folgt zeitnah) keine, vor allem preislich, schlechte Alternative ist.

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Fazit

Am Ende muss man sagen: Wie bei den meisten Warm Audio Produkten zieht sich der rote Faden weiter durch das Gesamtkonzept. Man bekommt hier kein Original, aber das Warm Audio WA-47 ist in der  Preis-Leistung ein sehr gutes Röhrenmikrofon. Natürlich besticht es nicht in allen Disziplinen und man merkt schon, dass an der einen oder anderen Stelle gespart werden musste. Dennoch liefert der amerikanische Hersteller wieder mal ein interessantes Produkt, was man sich getrost anschaffen kann, ohne einen großen Fehler zu machen. Ob es einem letztendlich gefällt, ist wie immer auch Geschmacksache.

Plus

  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Sound
  • Zubehör
  • 9 Stufen Charakteristik

Minus

  • etwas popempfindlich
  • Sound out off Axis fällt bei der Niere etwas ab

Preis

  • Ladenpreis: 1.049,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Im direkten Vergleich Klangbeispiel 2 vs. 6 hört man doch recht deutlich, finde ich, wie das WA-47 gegenüber dem M147 abfällt. Der Autor weist im Text ja auch darauf hin (etwas wohlwollend gegenüber dem Testkandidaten). Klar, 2,6K für ein Mikro kann und will nicht jeder ausgeben, aber ich zumindest würde keine 1049,- für diesen „Kompromiss-Sound“ bezahlen, jedenfalls dann nicht wenn die Gitarre im Arrangement an prominenter Stelle oder gar solo „gut“ klingen soll.

    • Profilbild
      DerSchlagzeuger

      Ich kann mich dieser Beobachtung nur anschließen. Der Unterschied von dem Gitarren Hörbeispiel der beiden Mics ist gravierend! Das WA-47 klingt hierzu vergleichbar extrem „muffig“ und undefiniert, ohne auch nur annähernd an die Qualität des M 147 heran zu kommen.

      Bei Gearlutz gibt es diesbezüglich etliche Vergleiche. Dortige Hörbeispiele unterscheiden sich dabei aber nur in Nuancen. Kaum zu unterscheiden. Auf Grund der obigen Hörbeispiele ergeben eigentlich nur zwei Optionen: Entweder das WA-47 ist einfach nur erheblich schlechter als das M 147. Oder die Hörbeispiele wurden nicht wirklich unter gleichen Bedingungen durchgeführt. Zumindest bei der Gitarre.

      • Profilbild
        Armin Bauer RED

        @DerSchlagzeuger Genau deshalb versuche ich bei meinen Tests die Aussage von Hörbeispielen etwas zu hinterfragen.
        Entweder man erwischt einfach nicht dieselbe Position und da machen schon cm was aus. Man kann schlecht den Gitarristen einzementieren.
        Oder die Mikros haben nicht dieselbe Optimalposition, dann wird es sowieso ein va banque Spiel oder es wird sehr viel Arbeit die jeweils perfekte Position und damit einen fairen Vergleich zu finden.
        Ach so, ja, der Künstler sollte möglichst seine Performance mehrere Male nahezu deckungsgleich abrufen können.

    • Profilbild
      dr noetigenfallz

      Wenn man aber Beispiel 3 (also WA-47 Kugel) hört, dann ist es wieder wesentlich näher am M147 (Niere) – nur etwas indirekter, was aber typisch für Kugel ist. Vielleicht ist die Niere vom Warm Audio auch wesentlich enger. Evtl. hätte man 2 ziemlich ähnliche Sounds, wenn man das WA-47 (Niere) eben nicht an derselben Stelle, sondern weiter weg gestellt und es mehr Richtung 12. Bund gedreht hätte. Fazit: Armin hat recht :-)

      • Profilbild
        Michael Fendt AHU

        @dr noetigenfallz Hallo und Danke für die Kommentare.
        Um das mal aufzuklären. Das WA47 Nieren Audiobeispiel wurde tatsächlich, wegen eines technischen Defekts, an einem anderen Tag aufgenommen. Und trotz gleichem Raum, gleicher Gitarre, gleicher Abstand,… klingt es etwas anders, finde ich auch. War leider nicht zu ändern.
        Aber somit hat Armin absolut recht, was die Soundbeispiel Diskussion betrifft. Nur wenige Komponenten nicht perfekt abgestimmt, ändern den Klang.
        Das WA47 ist eine sehr gutes Mikro, dennoch kommt man am Ende nicht drann vorbei es selbst auszuprobieren, um sich dann dafür oder dagegenzu entscheiden.

  2. Profilbild
    cher

    OK, ich habe ein WA-47, muß sagen der Autor des Testberichtes war noch sehr vorsichtig, es ist ein sehr, sehr brauchbares Mikro. Es ist definitiv kein „Kompromisssound“. :o)))) Nehme damit z.Zt eine Sängerin auf, die eine kräftige Altstimme besitzt, es verleiht ihr diese angenehme Röhrenkörnung in den Höhen und es klingt sehr edel, kräftig und angenehm… Davor hätte ich den Neumann TLM-103 für diese Aufgabe genommen, jetzt nicht mehr… (…nix gegen TLM-103…) Habe mehrere Geräte von WA im Studio, ich finde Warm Audio ist einfach Klasse, alles, was die in die Hände nehmen, ist mehr als gelungen… Ein kritischer Punkt, die Spinne von meinem WA-47 ist schief gelötet. Das ärgert mich sehr…

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