Wieder ein Knaller?
Die Company Warm Audio aus Texas wurde erst 2011 als Garagenfirma gegründet, hat aber inzwischen ein recht umfangreiches Portfolio an Audiogerätschaften am Start. Begonnen wurde mit Nachbauten legendärer Preamps, inzwischen sind auch Kopien klassischer Kompressoren und Equalizer mit an Bord. Erstaunlich ist die inzwischen recht umfangreiche Palette von Mikrofonen, die Warm Audio anbietet. Auch hier orientiert man sich stark an alten Klassikern.
Vor knapp zwei Jahren durfte ich das Erstlingswerk WA-87 in Augenschein nehmen und war selbst im Direktvergleich zum Neumann Original recht angetan. Auch das WA-14 und das WA-47 sowie dessen FET Variante WA-47jr konnten beim Kollegen Michael Fendt jeweils eine „Sehr Gut“ Bewertung einheimsen.
Nun ist also mit dem WA-251 der nächste Meilenstein der Mikrofongeschichte dran.
Die Historie des Telefunken ELA M 251
Wie immer ist leicht zu erkennen, welche Vorlage sich Warm Audio für das neue Produkt zur Brust genommen hat. Das originale ELA M 251 wurde von 1960 bis 1965 von Telefunken verkauft. Entwickelt wurde das Großmenbran-Mikrofon von AKG, nachdem zuvor umgelabelte Neumann Mikros angeboten wurden.
Das ELA M 251 war mit der berühmten CK-12 Kapsel aus dem C-12 ausgestattet, auch die Elektronik entsprach weitgehend dem C-12, wurde aber durch eine Telefunken AC-701 Röhre ergänzt.
Originale ELA M 251 sind sehr selten anzutreffen, was sicher auch die Legendenbildung um das Mikrofon unterstützt. Entsprechend hoch ist der Gebrauchtmarktpreis, der sich in deutlich 5-stelligen Regionen bewegt. Selbst die überall hochgelobten Kopien der Telefunken Elektroakustik, eine amerikanische Firma, die sich seit dem Jahr 2000 für den Bereich Mikrofone die Marken- und Lizenzrechte gesichert hat, knacken die 10.000,- Euro Grenze noch locker.
Da kommt so ein Angebot, ein ELA M 251 Klon für, sagen wir mal, 899,- Euro doch ganz gelegen, oder?
Das Warm Audio WA-251, what’s in the box?
Geliefert wird das Mikrofon Schätzchen in einem gut mit Moosgummi ausgepolsterten Pappkarton. Das Mikrofon selbst lagert in einem hübschen und stabilen Holzkasten, fein mit einem samtartigen Bezug ausgelegt.
Mit dabei ist ein aus stabilem Stahlblech gefertigtes Netzteil in der beliebten Ziegelstein Form. Das beiliegende 7-polige Anschlusskabel ist ca. 5 m lang und wurde vom Spezialisten Gotham Audio aus der Schweiz geliefert. Ein Netzteilkabel wird natürlich auch beigelegt.
Die Spinne orientiert sich optisch stark an Neumann, das Mikrofon wird aber nicht von unten mittels einer Rädelschraube am Korpusende, sondern mit zwei Spannringen gehalten. Mitgeliefert werden außerdem zwei Ersatzgummis. Auch eine DIN A5 Anleitung in vier Sprachen ist im Karton zu finden.
Ein Transportkoffer ist leider nicht mit dabei. Andererseits, wie oft schleppt man ein Röhrenmikrofon von A nach B?
Die Verarbeitung des Warm Audio WA-251
Hier hat Warm Audio wieder gute Arbeit geleistet. Der Korpus ist sauber lackiert, das Einsprechgitter aus zwei Lagen ist sauber montiert, die Verchromung ist ohne Tadel. Auch die Elektronik, die durch einfaches Abschrauben des Unterteils zugänglich ist, wurde sauber und akkurat ausgeführt.
Zu schalten gibt es am Mikro selber nichts, der Richtcharakteristikschalter des Originals ist bei Warm Audio ins Netzteil gewandert.
Dieses ist sehr stabil ausgeführt und steht sicher auf vier Gummifüßen. Seitliche Lüftungsschlitze schützen vor Überhitzung. An der Vorderseite werden mit einem Drehpoti die Richtcharakteristiken Kugel, Niere und Acht ausgewählt. Darunter befinden sich die zwei XLR-Buchsen für Mic Input und Output. Rückseitig gibt ein großer Kippschalter den Strom frei, eine ebenso hübsche blaue LED in Diamantenform, die für die Rückseite fast ein wenig verschwenderisch ist, illuminiert das Ganze. Kaltgerätebuchse und ein Spannungsumschalter von 230 zu 110 Volt sind ebenso vorhanden.
Die XLR-Buchsen scheinen auf den ersten Blick von Neutrik zu stammen, sind aber, ebenso wie die Stecker am hochwertigen Kabel, von der koreanischen Firma Zwee eingekauft. Das macht sich direkt an der 7-Pol Buchse bemerkbar, die Schwierigkeiten mit dem Einrasten der Verriegelung hat. Nun, das ist eine Kleinigkeit und sicher der engen Preiskalkulation geschuldet, etwas ärgerlich ist es aber schon.
Die inneren Werte und technische Daten des WA-251
Hier gilt es zunächst den Aufbau zu beachten: Warm Audio verwendet eine Kopie der CK-12 Doppelmembran-Kapsel, die laut Bedienungsanleitung mit ähnlichem Frequenzgang und Richtcharakteristik wie das Original aufwartet. Gefertigt werden soll die Kapsel in Australien, ein Hersteller wird nicht genannt.
Als Röhre fanden die Entwickler eine slowakische JJ 12AY7 als Ersatz für die originalen GE 6072a oder Telefunken AC-701.
Wie (fast) immer bei Warm Audio, kommt ein Übertrager von CineMag zum Einsatz, das Original war mit Haufe bestückt. Bei den Kondensatoren wurde auf einen Solen aus Frankreich im Ausgang zurückgegriffen, Wima-Folienkondensatoren und Polystrol-Koppelkondensatoren ergänzen den Aufbau.
Das hat nun alles recht wenig mit den nicht mehr erhältlichen Originalteilen zu tun, aber das kennen wir ja von Warm Audio. Was zählt, ist das Ergebnis und da überrascht der Hersteller aus Texas ein ums andere Mal.
Schnell noch die angegebenen technischen Werte angehängt, dann kann es losgehen.
Der Frequenzbereich umfasst 20 Hz – 20 kHz, die Ausgangsimpedanz liegt bei 200 Ohm, die Nennlastimpedanz ist mit kleiner/gleich 2 kOhm angegeben. Der maximale Schalldruck bei <0,5 % THD erreicht 132 dB, der Dynamikumfang bietet 125 dBA. Das Rauschen nach IEC651 liegt laut Angaben bei 12 dBA. Das wäre für ein Röhrenmikrofon ein fantastischer Wert.
Der Soundcheck des Warm Audio WA-251
Dafür wird das WA-251 in seine Spinne geschoben. Das Schließen der beiden Spannringe ist etwas filigran, das Mikro hält darin aber bombenfest. Durch die innenseitigen Filzauflagen wird auch ein Verkratzen des lackierten Bodys vermieden.
Klopftest, die Spinne entrumpelt gut.
Wie bei einem Röhrenmikrofon üblich, habe ich das WA-251 kopfüber aufgehängt. Das wurde früher praktiziert, damit die nach oben steigende Wärme nicht die Mikrofonmembran beeinflusst. Hier scheint es nicht nötig zu sein, jedenfalls war dem Mikro während des Testverlaufs keine übermäßige Wärmeentwicklung anzumerken.
Angeschlossen ist das Mikrofon nun am meinem sehr neutralen Millennia HV-3C Preamp. Bevor wir nun endlich loslegen, wird ein Ohr auf das Rauschen gelegt. Nun, die von Warm Audio angegebenen 12 dBA scheinen mir sehr optimistisch. Nachmessen war leider nicht möglich, aber das Rauschverhalten liegt trotz allem meiner Meinung nach absolut im Rahmen für Röhrenmikros.
Nun aber zum Sound, natürlich zunächst in der meist verwendeten Nierenposition. Hier präsentiert sich der Warm Audio Neuling sofort richtig groß und direkt, eben wie es von einem guten Röhrenmikro erwartet wird. Der Klang steht weit vorne, auch wenn mit einem etwas größeren Abstand zur Kapsel gearbeitet wird. Erst ab ca. 50 cm nehmen die Raumanteile merklich zu. Auf der anderen Seite kann man bis Handbreite an die Membran herangehen, erst dann wird ein nicht besonders ausgeprägter Nahbesprecheffekt hörbar.
Die Höhen sind klar und wunderbar offen, ohne jedoch hart zu klingen. Die klangprägenden oberen Mitten klingen durchsetzungsfähig und unverfälscht. Die tiefen Mitten sind kräftig, ohne zu dick aufzutragen. Die Ansprache ist schnell und direkt, was ich gerne auch anhand eines Egg-Shakers überprüfe.
Wird die Kapsel auf Kugel geschaltet, klingt das WA-251 neutraler. Die tiefen Mitten treten etwas zurück, ebenso klingen die Höhen ein wenig dezenter. Der Raumanteil nimmt hier natürlich deutlich zu.
Auch als Acht arbeitet das Mikro sauber. Auch hier wieder eine Rücknahme der Höhen, was aber gerade bei näherem Besprechen eine tolle Erzählerstimme ergibt. Auch mit der akustischen Gitarre kann die Acht gut punkten, das Instrument klingt groß und fein ausgewogen. Die Niere ist auch hier wieder direkter und in den Höhen prägnanter.
Wie verträgt sich nun ein durchaus charakteristisches Mikrofon mit einem färbenden Preamp. Das wird anhand des WA-73EQ von Warm Audio überprüft. Die kernigen Mitten des Neve Klons prägen sich auch hier auf und machen die Stimme Rock’n’Roll-tauglich. Die Höhen nehmen sich hier im Vergleich zum Millennia Preamp deutlich zurück. Sehr schön kann man hier mit dem Highpass des Vorverstärkers spielen, der Frequenzen oberhalb der Filterfrequenz etwas betont. Auf 80 Hz geschaltet, wird die Stimme unten rum richtig fett.
Auch auf die 3-Band Klangregelung des WA-73EQ spricht das Mikrofon prima an, der Sound bleibt auch bei größeren Gain-Werten immer natürlich.
Insgesamt kann das WA-251 auf voller Linie überzeugen. Für nicht mal 900,- Euro erhält man ein ausgewachsenes Röhrenmikrofon, das zudem mit drei Richtcharakteristiken aufwartet. Ob das Warm Audio klingt wie ein altes Telefunken ELA M 251? Keine Ahnung, da fehlt mir dieses Mal wirklich das Vergleichsobjekt. Jedenfalls hat Warm Audio wieder mal einen prima Job gemacht.
Schoener Test. Gut gemacht und gut geschrieben (wie immer). Danke Armin! ;-)
@steme Danke dir für das Lob.
@cher + Guernica: Interessanter Weise kommt, wenn ich Soundbeispiele bringe, wo ich sie für sinnvoll erachte, keinerlei Resonanz, nix, null, nada.
Wie z.B. hier:
https://www.amazona.de/test-izotope-rx-7-audio-repair-editor/
Aber ist schon ok, wer immer nur den Miesepeter geben möchte, hat das mit sich selbst auszumachen, es sei ihm ungenommen. Und der Community tut etwas negative Energie als Gegenpol vielleicht ja ganz gut?
Deshalb, danke an euch für die Mühe, sich hier zu äußern.
@Armin Bauer Vielen Dank für den guten Test,lass dich nicht frustieren?
@Armin Bauer Die Diskussion pro und contra Soundbeispiele hatten wir doch schon mal, und ich glaube auch, Du hattest Dich dazu schon geäußert. Ich persönlich jedenfalls benötige die „Soundbeispiele“ die ansonsten bei Mikrotests gern geliefert werden (Schrummel/Schrammel Lagerfeuerklampfe oder 08/15 Balladen/Folk-picking) jetzt nicht wirklich. Damit möchte ich keinem Tester hier oder andernorts zu Nahe treten, aber Studioexperten sind nunmal nicht immer notwendigerweise auch gute Gitarristen (btw, ich selber bin auch nur Hobbygitarrist). Meine Meinung daher: Ich finde Deinen Test aufschlußreich genug und wirklich gut geschrieben und überlege, mir das Mikro für einen persönlichen Test mal kommen zu lassen.
Hi ArvinG,
genau so soll es sein. Interesse geweckt und dann selbst tätig werden. Falls du es dir schicken lässt, viel Spass dabei und gib mal ein Feedback.
Grüße Armin
@Armin Bauer Es macht den Eindruck, daß Du die Tests für Dich selbst schreibst… Ganz stur, egal, was man Dir sagt. Und, man lobt Dich nicht, weil es selbstverständlich ist, im Zeitalter von schnellen Internet, wenn Du über Sound schreibst auch Soundbeispiele zu liefern . Leider muß ich nun hoffen daß die anderen Anbieter mehr Fleiß mitbringen… Wäre ich Dein Chef, würden wir uns sehr schnell trennen.
@cher Das ist schon lustig, woher nimmst du die Attitüde mir sagen zu müssen, wo es lang geht? Ist eine ehrlich gemeinte Frage meinerseits.
Ich bin auch sicher nicht von Lob abhängig, aber positives Feedback ist hilfreicher, wenn du etwas erreichen willst, als immer nur den Nörgler zu geben, wenn du es nicht bekommst. Wirkt ein klein wenig kindisch.
Stimmt schon, wir sind im Zeitalter des (mittel-)schnellen Internets, schade aber, dass bei einigen Leuten die sozialen Umgangsformen darunter leiden…
Nein. Wir leben im 21. Jht. nach Chr. und wieder keine Hörbeispiele… Der Mann ist unbelehrbar…
@cher Finde ich auch. Amazona sollte sich mal überlegen ob es hochwertiges Gear nicht wersierteren und moderner arbeiteten Testern vorlegt, die bereit sind auf den Kundengeschmack einzugehen.
@Guernica Du solltest dir überlegen, was dein vor Rechtschreibfehlern strotzender Kommentar öffentlich über dich aussagt, bevor du in die Tasten haust. Subjektive Tests und Fazits sind erwünscht und schon immer Teil von Amazona. Wenn Armin mit seinen Methoden zu einem Schluss kommt, ist das alleine seinem Urteil überlassen. Wenn dir das nicht passt, such doch bitte woanders Bestätigung für deine Filterblase und lass unser schönes Forum in Ruhe, dankeschön.
@swellkoerper Sorry war spät letzte Nacht. Stimmt schon, ist dem Schreiber überlassen wie er seinen Job macht. Ich kann es lesen oder bleiben lassen.Bin noch ziehmlich neu hier.
Hier ist ja ganz schön viel Erwartungshaltung und persönliche Hybris,der Tester tut mir leid,für euch möchte ich aucht nicht arbeiten,schönen Samstag