Version 2 des ultimativen MicPreamps
Der Test des Vorgängers des Warm Audio WA12 MKII liegt jetzt nun schon 4 Jahre zurück. Schon damals gab es nicht allzu viel an dem Mic/Di-Preamp auszusetzen. Wer ein wenig mehr über die Technik dieses API 312 Offspin (wie auch auf der Herstellerseite zu lesen) will, sollte sich den Testbericht noch einmal durchlesen. Denn an der grundsätzlichen Ausrichtung und Schaltung hat sich nichts geändert. In den AMAZONA.de Charts für Mic-PreAmp im Einsteigersegment hält sich der MKI seitdem standhaft auf dem zweiten Platz, übertroffen nur vom Black Lion Audio BK12A MKII. Dieser ist übrigens auch nach dem API 312 Konzept gestaltet. Kann der Warm Audio WA12 MKII nun die Führung übernehmen?
Man macht einen MKII ja nun nicht einfach so. Denn obwohl auch der Test in 2013 sehr positiv ausfiel, gab es doch den einen oder anderen Kritikpunkt. Dazu gehörten das externe Netzteil, die fehlende Pegelregelung nach der Verstärkung und auch die komplette Abwesenheit einer Aussteuerungsanzeige (nicht mal eine Overdrive LED gab es).
Ein weiterer Punkt, den man jedoch nicht direkt als Kritik ansehen kann, ist, dass der diskrete Opamp quasi fest verbaut war und nicht, wie die diskreten Opamps des großen Bruders Tone Beast TB12, in Sockelform ausgeführt war. Das hatte beim Tone Beast den Vorteil, diesen sozusagen als Trägersystem für andere klassische diskrete Opamps, die alle einen bestimmten Formfaktor haben, zu nutzen.
Das ging mit dem WA12 MKI eben nicht und somit ist seine Vielseitigkeit unnötig eingeschränkt. Allerdings ist Warm Audio nicht nur für seine unschlagbar günstigen Geräte bekannt, die so den einen oder anderen DIY-Nachbau überflüssig machen, sondern eben auch für ein offenes Ohr für Kundenwünsche und Vorschläge.
Netzteil
Aber nun der Reihe nach: Am Netzteil hat sich nichts geändert. Weder gibt es nun ein internes Netzteil, noch hat sich der Hersteller (TDCPower, Made in China) geändert. Es handelt sich immer noch um ein 24 V Wechselspannungsnetzteil mit 10 VA, das dem PreAmp maximal ca. 420 mA zur Verfügung stellt. Genaugenommen ist damit aber nur der Netztrafo ausgelagert. Die Gleichrichtung und die Versorgungspannung werden im Gerät vorgenommen.
In den vier Jahren hat sich allerdings auch eine Menge in der chinesischen Produktionstechnik getan – Made in China heißt heutzutage nicht mehr automatisch „Vorsicht, könnte minderwertig sein“. Zudem weiß ich mittlerweile, dass ein Gerät mit internem Netztrafo, das direkt mit dem Stromnetz verbunden ist, ganz andere Sicherheitsanforderungen und -zertifikate erfordert. Das geht eben ins Geld und so wird eben auch an der Preisschraube gedreht.
Aussteuerungsanzeige
Überhaupt keine Anzeige des Ausgangspegels war schon sehr „günstig“. Leider nur für den Preis, für die Handhabung ist ein optische Kontrolle eigentlich unverzichtbar. Hier wurde nicht gekleckert, so dass der Warm Audio WA12 MKII nun eine LED-Pegelanzeige mit fünf Segmenten besitzt, die auch farblich kodiert sind und den heißen Bereich in der „heißen“ Farbe rot anzeigen, wenn ein Ausgangspegel von +18 dBu erreicht ist. Die Schritte sind mit -20, -8, 0, +8, und +18 zwar recht grob unterteilt und man hätte sich vielleicht auf den Bereich über -8 dBu fokussieren können, jedoch ist die Einteilung aussagekräftig genug und stellt eine enorme Verbesserung gegenüber gar keiner Anzeige dar.
Ausgangslautstärke
Ein Problem, das sich mit dem MKI ergab war, dass der Ausgang doch immer recht heiß war und man das verstärkte Signal nicht mehr abschwächen konnte. Das geschah dann eben über das Gain Poti wodurch aber dann der Ausgangsübertrager weniger heiß angefahren wurde. Auch daran wurde gedacht, so dass auf der Frontplatte in dem gewöhungsbedürftigen Knallorange nun zwei gerasterte Potis sitzen. Ein Gain-Poti und ein Poti, um den Ausgangspegel zu dämpfen.
Die Dämpfung des Warm Audio WA12 MKII ist rein passiv und geht bis zur völligen Stille. Die Rasterung von 44 Einstellungen sollte dabei genügen, den gewünschten Dämpfungsgrad zu erreichen. Soweit ich einer Begutachtung der Platine entnehmen kann, befindet sich der Abschwächer hinter dem Ausgangsübertrager, so dass ein leiseres Ausgangssignal sich nicht auf den Klang auswirkt.
Wäre er davor, so würden die Sättigunseffekte im Übertrager sich ändern, wenn sich die Einstellung ändert. Übrigens hat die Einstellung keinerlei Auswirkung auf die Pegelanzeige, was wenig verständlich ist und ein wenig widersinnig erscheint. Die Anzeige stimmt dann nur, wenn der Output-Regler voll aufgedreht ist.
Trägersystem
Und auch beim letzten Punkt, der damals gar kein Kritikpunkt war, aber eben den Einsatzbereich erweitert, wurde nachgebessert. Der diskrete Opamp ist nun gesockelt und besitzt den Formfaktor, den auch die Vintage-Opamps haben. Somit kann man auch die Opamps aus Originalkonsolen/-kassetten einsetzen oder die des TB12. Oder selbstgebaute.
Mir erscheint die Ausführung der Pegelanzeige prinzipiell sinnvoll: Sie zeigt nämlich an, wie „heiß“ der PreAmp gefahren wird und berücksichtigt nicht die passive – mehr oder minder klangneutrale – Abschwächung am Ausgang.
Einziger Haken ist wohl, dass sie eben „nicht stimmt“.;) Auch Kopfrechnen hilft nicht, da der Output-Regler offensichtlich nicht skaliert ist…