DICE mal drei
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Vermona hat mit dem MEX3 ein Eurorack-Erweiterungsmodul für den meloDICER Sequencer vorgestellt. Der Vermona MEX3 erweitert die Ausgabe der Patterns des meloDICER Moduls auf insgesamt drei MIDI-Voices. Zusätzlich können nun alle Parameter des meloDICER per MIDI-CC von außen gesteuert werden. Das Modul MEX3 hatte Vermona bereits auf der Superbooth 23 gezeigt. Nun ist die MIDI-Erweiterung für meloDICER endlich lieferbar und wir haben das Modul ausprobiert.
Vermona MEX3, Erweiterung für den meloDICER
Vermona ist ein deutscher Hersteller von elektronischen Musikinstrumenten mit Sitz in Markneukirchen, Sachsen. Die Firma verfügt über eine lange traditionsreiche Geschichte und in den letzten Jahren hat sich das Unternehmen auf die Herstellung von elektronischen Musikinstrumenten und Studioausrüstung spezialisiert. Die Produkte von Vermona umfassen analoge Synthesizer, Drum-Synthesizer oder Effektgeräte und werden für ihre hochwertige Verarbeitung, ihre zuverlässige Leistung und ihren charakteristischen Klang geschätzt. Vor allem im Eurorack-Bereich mischt Vermona seit einigen Jahren mit zahlreichen Modulen mit.
Mit dem Eurorack Modul meloDICER hat Vermona seit 2020 einen CV/Gate-Patterngenerator im Programm, der sich bei vielen Nutzern großer Beliebtheit erfreut. Warum? Ganz einfach: Vermona nutzt einen sehr intuitiven Ansatz zur Erzeugung zufälliger Melodien und deren rhythmischer Abfolge innerhalb eines Patterns. Für jeden Halbton der Oktavskala gibt es einen separaten Regler, mit dem die Wahrscheinlichkeit eingestellt wird, dass dieser Ton erklingt. Mit der „Dice“-Funktion werden neue Variationen im wahrsten Sinne des Wortes zusammengewürfelt.
Wer das ganze Konzept des Vermona meloDICER kennenlernen möchte, dem sei der Testbericht meines Kollegen Florian Anwander ans Herz gelegt. Er erklärt ausführlich die Möglichkeiten des Moduls. Dazu gibt es mittlerweile zahlreiche Videos im Netz aus den Euroracks dieser Welt.
Mich begeistert der musikalische Ansatz des meloDICER sehr. Musikalisch vor allem, da ich als ausgebildeter Pianist in erster Linie in Noten denke. Die Oktavskala des Moduls macht es mir da sehr leicht, die richtigen Regler zu bewegen, um bestimmte (Dis-) Harmonien zu treffen. Klassische Sequencer lassen sich oft nur in Spannungswerten regeln und die Ergebnisse sind nicht so vorhersehbar, was aber natürlich auch seinen Reiz hat.
Überblick zum Vermona MEX3 Modul
Die MEX3-Erweiterung selbst ist unspektakulär und benötigt 4 TE Breite für den Einbau im Eurorack. Das Modul wird mit dem meloDICER Modul verbunden und darüber mit Strom versorgt.
Auf der Frontplatte gibt es drei Klinkenbuchsen für Stereo-Miniklinke (3,5 mm), sie dienen als Schnittstelle für MIDI In, MIDI Out und MIDI Thru. Im Lieferumfang sind zwei 150 cm lange Adapterkabel von Miniklinke auf 5-Pol-DIN-Stecker dabei. Hier hätte ich mir lieber 5-Pol-DIN-Buchsen gewünscht, um Geräte, die weiter entfernt stehen, leichter mit einem eigenen MIDI-Kabel anbinden zu können.
Wichtig ist, dass das meloDICER Modul die neueste Version der Firmware besitzt, damit der Verbund der beiden Module klappt.
Vermona MEX3 – MIDI-Polyphonie
meloDICER wird durch das MEX3-Modul 3-stimmig polyphon und ist nicht mehr nur für Systeme mit CV/Gate Steuerung interessant, sondern für den gesamten MIDI-Fuhrpark und die DAW. Die ausgegebenen MIDI-Noten lassen sich prima in der DAW mitschneiden und dort weiterentwickeln. Somit erhält man zusätzliche Möglichkeiten der Inspiration.
Die Erzeugung der Sequenzen im meloDICER beruht unter anderem auf der Stellung des REST-Reglers. Ihm kommt eine besondere Bedeutung zuteil: In der Null-Stellung, bei Linksanschlag, erzeugt das Modul in jedem Schritt permanent neue Noten, bei vollem Rechtsanschlag werden keine Noten erzeugt. Dazwischen liegt die Intensität des Zufalls.
Dieses Prinzip wird auf die zweite und dritte Melodiestimme erweitert. Diese sind mit der ersten Stimme gekoppelt. Stimme 2 erzeugt nur dann Noten, wenn die erste Stimme Noten erzeugt.
Somit gilt: Taucht in Stimme 1 eine Pause auf, so pausieren auch Stimme 2 und 3. Selbst dann, wenn deren REST-Wert gleich Null ist. Diese Logik ist notwendig, um ohne zusätzliche Regler die Stimmen 2 und 3 steuern zu können.


Da es eben keine zusätzlichen REST-Regler für Stimme 2 und 3 am Modul gibt, werden deren REST-Parameter über das Edit-Menü und den Encoder eingestellt. Hierzu merkt man sich eine kleine Drück- und Dreh-Sequenz, um die Einstellungen vorzunehmen. Das geht schnell und unproblematisch.
Stehen alle REST-Werte auf Null, erzeugt meloDICER 3-stimmige Akkorde. Bei unterschiedlichen REST-Werten entstehen aufgebrochene, polyphone Harmoniestrukturen. Hat man eine passende REST-Abstufung für die drei Stimmen gefunden, kann man sich wieder ganz der Oberfläche des meloDICER widmen, um neue Patterns zu erzeugen. Das ist das Prinzip, wie die drei Stimmen erzeugt werden. Hierdurch ergibt sich also immer eine Abhängigkeit zur ersten Stimme.
MIDI-Steuerung des Vermona Moduls
Die zweite Besonderheit der MEX3-Erweiterung ist die volle Kontrolle aller Parameter des meloDICER per MIDI-CC. Es können automatisierte Daten aus der DAW oder manuelle Daten von einem MIDI-Controller zum Modul gesendet werden.
Hierdurch lassen sich beispielsweise Änderungen der Variation/REST-Funktionen oder der DICE-Funktion steuern. Vermona meloDICER kann nun über MIDI-Clock synchronisiert werden und ermöglicht dadurch zum Beispiel Shuffle-Rhythmen. Auch sind die Befehle Start, Stop und Continue über MIDI möglich. Das ist sehr spannend, denn diese Funktionen fehlen dem Basismodul.
In der Praxis funktioniert das sehr gut. Ich habe die MEX3-Erweiterung mit dem Sequencer des Arturia MiniFreak gekoppelt und konnte so die Kontrolle über die Transportfunktion des meloDICER-Moduls übernehmen.
Alle Parameter können in der DAW aufgezeichnet und an das Modul wiedergegeben werden. In der MIDI-Implemenation-Chart der Bedienungsanleitung sind alle Parameter gelistet. Hierzu gibt es nicht viel zu sagen, außer: Es funktioniert ganz ausgezeichnet.
Klangbeispiele Vermona meloDICER und MEX3
Ich habe die beiden Vermona Module meloDICER und MEX3 mit unterschiedlichen Instrumenten getestet und einige der Ergebnisse sind in den folgenden Klangbeispielen zu hören.


Zunächst bin ich im Eurorack geblieben und habe mein Expert Sleepers DistingEX-Modul über eine externe MIDI-Schnittstelle angesteuert. Im DistingEX-Modul können polyphone Sounds erzeugt werden. Über den Sampler habe ich ein Soft-Piano ausgewählt. Die Verbindung hat einwandfrei funktioniert und das Ergebnis kann sich hören lassen.
Anschließend habe ich die MEX3-Erweiterung an den Arturia MiniFreak angedockt. Auch hier kam es, wie zu erwarten, zu einem guten Zusammenspiel.
Zum Schluss habe ich das MEX3-Modul mit der DAW Ableton Live verbunden. Sowohl das Aufzeichnen als auch die Wiedergabe der MIDI-Noten und der CC-Daten hat dabei einwandfrei funktioniert.
Das ist ganz schreckliches Gedudel.
Hab Erbarmen!
@Kama Findest Du? Ich habe beim Beispiel »meloDicer+MEX3+MiniFreak« gedacht:
Hoppla, so als rhythmische Hintergrund-Textur für etwas, was dann noch hinzu kommt, also Lead und Pad und Percussion … das hat echt was! Und dann noch raus aus dem MIDI-Netzwerk und rein ins Eurorack zum meloDICER …!
Ich finde das klasse.
Ich glaube auch nicht, dass jemand komplette Tracks ausschließlich unter Zuhilfenahme des meloDICERs veröffentlicht. Ich glaube, dafür ist der auch nicht gemacht. Und eigentlich geht es ja auch um die MIDI-Erweiterung zum meloDICER, dem »MEX3«.
@Kama Solch ein Kommentar zeugt von Fantasielosigkeit. Die Klangbeispiele sind für mich sehr hilfreich. Ich überlege den in mein Rack zu integrieren.
Etwas teuer, aber für mich jeden Rappen wert. Ich steuere jetzt zB meine NINA mit meloDICER an und kann so auch wesentlich besser meine Sounds schrauben. Aber auch monophon auf den Minimoog los ist jetzt einfach. Richtig cool 👍
Eigentlich hätte dies von Anfang an in den Würfler gehört, aber auch so bin ich – wenn auch alles zusammen recht teuer – happy mir dem was man hier machen kann.
Alea iacta est…
Etwas teuer, aber für mich jeden Rappen wert. Ich steuere jetzt zB meine NINA mit meloDICER an und kann so auch wesentlich besser meine Sounds schrauben. Aber auch monophon auf den Minimoog los ist jetzt einfach. Richtig cool 👍
Eigentlich hätte dies von Anfang an in den Würfler gehört, aber auch so bin ich – wenn auch alles zusammen recht teuer – happy mir dem was man hier machen kann.
Alea iacta est…
Ich hatte auch etwas gezögert, mir den MEX3 zuzulegen, bin jetzt aber doch froh, es getan zu haben.
Günstig ist er nicht wirklich, aber sowohl das erforderliche Melodicer-Update als auch die neuen Funktionen haben auf Anhieb funktioniert, was nun leider nicht immer in solchen Fällen gegeben ist,
Der Spaßfaktor, mit dem Melodicer zu spielen, hat sich dann doch deutlich erhöht, zumal man nun u.a. auch Layer-Sounds über MIDI einbinden kann, was meine derzeit bevorzugte Spielweise mit diesem Werkzeug ist. Auch die Synchronisation zu einer DAW über MIDI ist bei mir sehr willkommen. Den Preis habe ich schon wieder vergessen!