Praxis
Starten wir mit dem Anschluss der Pianobox an mein Masterkeyboard. USB-Kabel verbinden, Kopfhörerausgang an die Monitore anschließen und los geht’s. Keine Probleme, das Display zeigt Programmnummer 000 für das „Acoustic Grand Piano“. Der Sound kommt mit ordentlicher Lautstärke aus den Boxen, aber irgendwie hört sich das ziemlich simpel an. Nun ja, steppen wir ein wenig durch die Presets, aber auch die anderen Pianos hauen mich nicht vom Hocker und klingen leider nicht, wie man es vielleicht von den aktuellen Digital- bzw. Stagepianos oder Entertainerkeyboards gewohnt ist. Sucht man nach einer kostengünstigen Lösung, um ein altes Masterkeyboard mit Sounds aufzuwerten, würde ich die A-Pianos vielleicht gerade noch so durchgehen lassen. Aber instrumentenspezifische Geräusche (bei Pianos beispielsweise Hammer- oder Saitenresonanz, Pedalgeräusche), wie sie aktuell bei den Digital- und Stagepianos stark ausgebaut werden, sucht man hier natürlich vergeblich.
Auch die anderen Sounds der Pianobox Mini können nicht mit den aktuellen Hard- oder Software-Geräten mithalten. Klar, es ist ein GM-Soundmodul, dazu extrem günstig. Aber wenn ich solch ein Produkt im Jahr 2015 auf den Markt bringe, muss ich mich natürlich auch mit den aktuellen Sounds bzw. deren Qualität messen lassen.
Klanglich ist zwar alles MIDI-soundmäßige an Bord, so dass neben den Pianos auch Orgeln, Gitarren, Streicher, Bläser oder elektronische Sounds mit dabei sind, eben alles, was in die schönen 127 MIDI-Programme so passt. Faktisch handelt es sich hierbei aber um Sounds, die vor der Jahrtausendwende mittelmäßig bis gut waren, heute aber nur noch schöne Erinnerungen wecken können. Richtig professionell einsetzbar ist das hier alles nicht.
Die Bedienung ist dafür denkbar einfach. Program-Taste drücken, um die Sounds per Drehrad auszuwählen, Volume für die Lautstärke und Reverb für den einzigen Effekt der Pianobox Mini: einen Hall. Alles wie gewohnt in 127 Schritten einstellbar.
Aber wie sieht es mit dem Einsatz als MIDI-Player aus? Nach dem Spielen der Einzelsounds über mein Masterkeyboard versuche ich nun, ein komplettes Arrangement über die Pianobox abspielen zu lassen. Das funktioniert soweit auch gut, aber die Klangqualität ist hier natürlich ebenfalls nicht berauschend.
Einsatz und Marktausblick
Bleibt die Frage, für wen oder welches Einsatzgebiet sich die Pianobox Mini lohnt, denn im Kreise meiner Musikerkollegen wird für den „Live-Einsatz des kleinen Bestecks“, d.h. ich benötige A-Piano, E-Piano, Orgel, Streicher und ein Pad-Sound aktuell entweder auf das klassische Stagepiano, einen Laptop oder das iPad zurückgegriffen. Soundmodule habe ich da schon lange nicht mehr gesehen. Auch im Studio sehe ich derzeit nicht wirklich einen Grund für die Pianobox Mini, von Hard- oder Software Synthesizern bzw. Workstations wegzugehen.
Hallo und vielen Dank für diesen interessanten Test. Vor 20 oder 15 Jahren hätte ich mich über so ein Gerät total gefreut, und wenn nur als PC-Sounderweiterung. Heute allerdings wäre ein gebrauchtes Keyboard/Workstation klanglich sicher besser, wenn auch größer. Trotzdem könnte ich mir schon einen Einsatzzweck vorstellen, denn mit iPad-Soundmodulen ist es so eine Sache, vor Allem bei der Latenz. Denke ich da an KORG Module, ist zwar klanglich alles da, mein iPad Mini allerdings leicht überfordert, zudem fehlt ein physischer Midi-Anschluss. Das kleine Kästchen hier dürfte mit Latenzen hingegen keine Probleme haben und wäre auch schneller einsatzbereit, vor Allem auch günstiger als iPad mit Module.
Ganz nebenbei bemerkt, es sollten 128 Sounds und Werte sein, also 0-127.