4-Kanal Kopfhörer-Verstärker
Kurzer Überblick zum Millenium HA4
Wer einen Kopfhörerverstärker benötigt und sich auf die Suche macht, der wird alsbald mit der Qual der Wahl konfrontiert. Zahllose verschiedene Modelle, kleine, große, kompakte, edle, schlichte, komplizierte, schöne, hässliche, praktische, bezahlbare und auch kaum bezahlbare, konkurrieren um die Gunst des Käufers. Sich aus diesem schier unüberschaubaren Geräte-Wust abzuheben, ist beileibe keine leichte Aufgabe – und auch beim HA4 der Thomann-Marke Millenium fragt man sich zunächst, worin eigentlich der Sinn liegt, den ohnehin schon satten Markt mit einem weiteren Gerät zu überfüttern – allzu normal erscheint der kleine silberne Kasten.
Erst der Blick auf den Preis des kompakten Audio-Normalos lässt alle Groschen fallen. Dieser ist schlichtweg sehr niedrig. 19,90 Euro kostet das Gerät inklusive Netzteil derzeit (im Juli 2009) bei Thomann (UVP: 35,- Euro) – da treibt es einem im sonst so überteuerten Euroland doch das eine oder andere Tränchen in die Augen. Was bekommt man sonst für 20,- Euro – einen Stehplatz im Fanblock von Schalke 04 vielleicht – ein anständiges Essen im Mittelklasserestaurant inklusive Salat und Kaltgetränk – oder eine immerhin recht gute Flasche Rotwein, einen Barolo vielleicht, einen schweren Amarone oder sogar einen passablen Grand Cru aus dem Médoc beim Sprithöker des Vertrauens.
Nun gut, Nachtigall, ick hör dir tapsen, womöglich verwandelt sich der HA4 schon beim Auspacken in karzinogenen Staub. Das wäre jedenfalls angesichts der zahlreichen konkurrierenden China-Cracker, die schon vor dem ersten vorsichtigen Gebrauch kläglich in höchst zweifelhaften Sondermüll zerfallen, keineswegs verwunderlich.
Eigenschaften und Bedienung
Doch wird jeder noch so böse Unkende hier schnell eines Besseren belehrt. Tatsächlich wirkt der HA4 erstaunlich robust. Die Geräteseiten des mattsilbern lackierten Metall-Gehäuses werden von stabilen schwarzen Gummi-Manschetten geschützt, und auch die Geräte-Potis haben zumindest im Neuzustand noch kein Spiel. In der kleinen Verpackung befindet sich auch ein 12V-Netzteil (300mA), mit dem man beileibe keinen Heizlüfter betreiben möchte – aber für ein paar Durchschnitts-Kopfhörer sollte es allemal reichen.
Gespart wurde dafür an einer Bedienungsanleitung und somit auch an Sicherheitshinweisen. Dafür gibt es auf der Verpackung zwei Zeichnungen, die darüber Auskunft geben, wie der HA4 eigentlich angeschlossen wird. Okay, die Verwendung von Kopfhörerverstärkern ist ohnehin keine Nuklearphysik. Aber dennoch wirkt ein kleines Heftchen mit technischen Daten seriöser – auch wenn der HA4 dann vielleicht zehn Cent mehr gekostet hätte.
Wer mehr über den HA4 erfahren möchte, muss die Seite des Vertriebs bemühen – und das ist bei „Millenium“ – die Marke wird tatsächlich ohne zweites „n“ geschrieben – das Musikhaus Thomann. Dort erfährt man immerhin genauen Ausmaße von 129 x 30 x 83 mm (B x H x T) und dass der HA4 in den Genuss von drei Jahren Thomann-Garantie kommt. Kein schlechtes Angebot – denn mal ehrlich, dass der HA4 die Garantiezeit überstehen wird, darf man angesichts des Verkaufspreises gepflegt anzweifeln. Vergeblich sucht man bei Thomann nach einem Datenblatt. Zumindest ein paar Angaben zum Thema Impedanz wären vielleicht angebracht gewesen – um wenigstens einen Hauch von Professionalität zu erzeugen – aber es geht natürlich auch ohne.
Die Bedienung des HA4 ist schließlich schnell erklärt. Auf der Oberseite des Gerätes befinden sich vier Drehregler für die Lautstärke-Regelung der vier Kopfhörer-Verstärker, die erstaunlicherweise wie ein Balance-Regler in der Mitte einrasten. Man kennt solche Regler von Mischpulten, bei denen die Positionierung in der Mitte weder eine Verstärkung noch eine Bedämpfung verursacht („Unity Gain“). Oft steht sogar ein „U“ über dem Regler. Bei einem Verstärker macht eine derartige Rasterung jedoch überhaupt keinen Sinn. Er verstärkt immer. Rechts neben den Potis gibt eine rote LED darüber Auskunft, ob das Gerät gerade unter Strom steht – immerhin. Erwartungsgemäß muss der HA4 über eine Schaltsteckdose ein- und ausgeschaltet werden – am eigenen Netzschalter wurde gespart – eine Unart – die leider auch bei wesentlich teueren Geräten vorkommt.
Auf der Vorderseite des Silberkastens befinden sich fünf Stereobuchsen im 6,3-mm-TRS-Klinkenformat. Bei den ersten Vieren von links handelt es sich um Ausgänge, die dem Anschluss von Kopfhörern dienen. Der fünfte nimmt das Stereo-Eingangssignal auf – ja, genau, die Eingänge werden von einer einzigen Stereo-Klinken-Buchse repräsentiert. Natürlich wären hier zwei Monoklinken irgendwie netter gewesen, aber irgendwo musste bei dem Verkaufspreis nun mal der Rotstift rotieren – und hier hat er zugeschlagen. Folglich müssen noch ein paar Euro für ein entsprechendes Adapterkabel eingeplant werden.
Genug gelästert – schließlich stehen auf der „Haben“-Seite vier regelbare Kopfhörer-Verstärker für 5 Euro pro Stück. Überall dort, wo bis zu vier Personen ein und dasselbe Signal abhören wollen, schlägt die Stunde es HA4. Das kann zum Beispiel in Studioregien der Fall sein, wo etwa Mischer, Plattenboss, Produzent und Co-Produzent dasselbe Signal brauchen. Aber auch bei Kopfhörer-Mischungen für Background-Chöre oder A-cappella-Gruppen kann der HA4 Sinn machen (solange die einzelnen Künstler sich nicht selbst lauter hören wollen oder unterschiedliche Vorstellungen von Kopfhörermischungen haben). Selbst im Live- und Tournee-Segment kann der HA4 Freunde finden, werden dort doch immer noch mal schnell vier Kopfhörerwege mehr benötigt – sei es für die Künstler auf der Bühne – oder aber für mehrere Ton-Leute an den Pulten.
Praxis und Klang
Also, auf geht’s. Kopfhörer aufsetzen, Lautstärkeregler in der Mitte einrasten lassen – ist ja „Unity Gain“ – und den prächtig gemasterten Lieblingstrack vom Eminem starten? Gar keine gute Idee! Ein Studio-Kopfhörer mit einer völlig normalen Impedanz, im Test ein DT990 von Beyerdynamik mit 250 Ohm, wird einem bei diesem Versuch brutal um die Ohren fliegen. Es wird auch im nächsten Jahr um dieselbe Zeit noch pfeifen – falls es überhaupt noch pfeift. Schon in der Viertelvor-Position wird der HA4 so brüllend laut, dass eine wohldosierte Lautstärkeregelung eines vollausgesteuerten Line-Inputs-Signals mit diesen Potis ohne Vorbedämpfung des Eingangssignals gar wirklich möglich ist. Vor dem Kopfhörerverstärker sollte folglich ein Mischpult platziert werden, wenn das Monitor-Signal nicht schon im Rechner heruntergeregelt werden kann – was wiederum auf Kosten wertvoller Bits geschehen würde.
Ansonsten wird man angesichts des Preises durchaus positiv überrascht. Weder die Anschlussbuchsen noch die Drehpotis verursachen Knackser. Bässe, Mitten und Höhen werden – eine moderate Lautstärke vorausgesetzt, sauber und im richtigen Verhältnis zueinander auf die Ohren gegeben. Verglichen mit dem internen Kopfhörer-Verstärker in der anerkannten Profi-Breakoutbox „Multiface“ von RME gab es kaum nennenswerte klangliche Unterschiede. Auch Störgeräusche wie Rauschen oder Brummen waren nicht vernehmbar. Allenfalls ein bisschen Härte in den oberen Mitten deutet auf eine Prise Klirr hin.
stimmt mit der lautstärke, wenn man da nicht aufpasst bluten ohren…bzw man hört generell zu oft zu laut. warum? `cause you can!
ist auf dauer von ein paar tagen aufnahmen dann oft zu viel des guten…
@tenderboy Ich denke dass Thomann nichts an der Lautstärke änder sollte! Es gibt genügend Intarfaces, bei denen der Intererne Kopfhörerausgang in vielen Recordingsituationen zu leise ist. Man sollte einfach ein wenig aufpassen.
Hi, ich habe millenium HA4 und Behringer exenyx 1222 aber ich weis nicht wie ich die beiden anschleissen sollen.. ich habe mal mit der RCA kabeln versucht aber es ist zuleise und es rausch die ganze zeit… warum?