Alter Hase, neue Tricks - nicht nur Bond kann das!
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Welch schönes Thema doch Gitarren sind, nicht wahr? Meist sechs Saiten, gespannt auf etwas Holz. Sie verbreitet seit Jahrzehnten, ja teilweise seit Jahrhunderten Freude und wunderbare Klänge. Seit der Entwicklung und Verbreitung der E-Gitarre im 20. Jahrhundert ist sie aus kaum einem Genre noch wegzudenken. Miss Moneypenny sagte in James Bond mal zu ihm „Alter Hase, neue Tricks“. In der Weiterentwicklung der Instrumente kommt es auch immer wieder vor, dass Gear neue Tricks beigebracht werden. Inwieweit man das wiederum mag, ist ja Geschmacksache. Heute stellen wir euch mal ein Baby vor, das sogar einiges an Tricks auf Lager oder besser gesagt an Bord hat. Viel Spaß mit der MOOER ME GTRS S900 PB. Let’s unbox this guitar.
UNBOXING – Mooer GTRS S900 PB, E-Gitarre
Das Instrument wird per Post im Versandkarton samt GTRS Gigbag geliefert. Der Gitarre liegt einiges an Add-ons bei: Manual/Specs-Karte, Garantiekarte, USB-Kabel, Einstellschlüssel, Tremoloarm, Wirelesss Receiver und USB-C-Ladekabel für den Receiver (jedoch ohne Netzteil). Coole Sache, kein unnötiger Krimskrams, sondern nützliche Dinge. Außer die Bedienungsanleitung, die könnte man im 21. Jahrhundert auch rein digital anbieten und Netzteil wäre auch ok gewesen (dies hat aber vermutlich jeder für das Smartphone sowieso zu Hause). Notfalls am Rechner laden. Lets see what’s inside …


Mooer GTRS Guitars Standard 900 W PB
SPECS & FACTS – Mooer GTRS S900 PB, E-Gitarre
Auf den ersten Blick sieht die Gitarre sehr gewöhnlich, aber doch sehr schick aus. ST-Style und HSS-Pickup-Bestückung. Bisschen Mateus Asato Style in Schwarz/Gold. Eine Powerstrat halt! Oder? Na ja, bei genauerem Hinsehen fallen schon die ersten Variationen auf. Aber fangen wir mal am Anfang an.
Das in einer Standard 648 mm (25,5″) Mensur ausgeführte Instrument besitzt einen schwarz lackierten relativ schmalen und dadurch angenehm leichten (3,4 kg) Korpus aus amerikanischer Linde. Dieser bietet eine toll ausgewogene tonale Grundlage für die Pickups. Auf dem Korpus sitzt neben den Pickups und Potis ein guter verarbeitetes hauseigenes GTRS 2-Point-Tremolo.
Der einteilige roasted Ahornhals im Standard-C Style-Profil mit Natural-Satin-Finish und farblich angepasster Kopfplatte ist im Korpus verschraubt, wird von einem aus Palisander gefertigten Griffbrett mit abgerundeten Kanten und 22 Jumbo-Nickel-Silver-Bünden vervollständigt, das mit Pearl-White Dot-Griffbretteinlagen zur Orientierung markiert ist. Durch das Satin-Finish ergibt sich eine herrliche Bespielbarkeit. Der Griffbrettradius beträgt 12″ und der Knochensattel hat eine Breite von 42 mm. Am 22. Bund beträgt die Breite des Halses ca. 55 mm. Am oberen Ende des Halses, auf der Kopfplatte, wurden für die saubere und gut einstellbare Stimmung des Instruments Modern-Style-Tuner-Mechaniken mit geschlossenem Getriebe verbaut. Die Hardware ist in Gold ausgeführt. Die Farbgebung der Gitarre nennt sich Pearl-Black-Finish.
Auf elektronischer Seite findet man einen Three-Way-Switch, ein Master-Volume-Poti und ein Master-Tone-Poti. An diesen sind die beiden Pickups verdrahtet. Hier kommen zum Einsatz: GTRS hauseigene, artikulierte Alnico-Pickups. Hier in den Ausführungen SC-1N Alnico V Singlecoil an der Neck und Middle Position und HM-1B Alnico V Humbucker an der Bridge. All das ist auf einem schwarzen aus gebürsteten Metall gefertigten Schlagbrett montiert.
Jetzt wird’s spannend!
Neben den Potis befindet sich der sogenannte „Super Knob„. Mit diesem lassen sich vier voreinstellbare Presets abrufen.
Außerdem wurde in das Instrument integriert ein GTRS UHF Wireless Transmitter zur Signalübertragung.
Die beiden aktiven Einheiten werden von einem GLB-P1 Li-Ion Akku betrieben. Dieser hat eine Betriebsdauer von 12 Stunden bzw. 9 Stunden bei Nutzung des Wireless-System bei voller Akkuladung.
Intern können 11 Gitarren-Simulationen, 126 Gitarreneffekte, Drum-Machine, Metronom und 80 Sekunden Looper über die GTRS App abgerufen werden. Über die App kann auch ein Tuner genutzt werden. Dieser steht auch über den optional erhältlichen GWF4 Wireless-Footswitch zur Verfügung.
Angebunden ist die Gitarre ans Smartphone via Bluetooth 5.0 Schnittstelle.
Über den USB-C-Ausgang kann der Akku geladen werden und es steht USB-OTG-Recording zur Verfügung.
Über die 6,3 mm Klinkenbuchse kann man sogar via Kopfhörer lautlos üben. Praktisch.
Die Gitarre ist ab Werk mit .09 – .42 besaitet.
Das Instrument gibt es außerdem noch in den alternativ Lackierungen „Pearl White“, „Racing Green“ und „Blum Purple“.
PRAXISTEST 1: HANDLING – Mooer GTRS S900 PB, E-Gitarre
Im Handling ist die Gitarre absolutes Mittelfeld und im Preis-Leistung-Vergleich gut. Der Hals hat eine angenehme Form, die sich gut bespielen lässt. Im Gewicht ist sie weder zu leicht, noch zu schwer. Auf dem Oberschenkel ist das Instrument recht gut ausbalanciert und hat nur eine leichte Tendenz in Richtung Hals, aber nicht in einem Ausmaß, dass es beim Spielen stören würde (wie bei mancher Semi-Hollow, wenn die Kopfplatte zu schwer ist im vergleich zum hohlen Korpus). Im Spiel fühlt sie sich ok an, aber man merkt beispielsweise, dass die Bündstäbchen nicht komplett sauber verarbeitet wurden. In diesem Preissegment nachvollziehbar, aber dennoch etwas schade!
Die Potis sind alle drei gut platziert, so dass sie gut erreichbar sind, aber auch nicht zu weit weg.
In weiser Voraussicht (vermute ich zumindest), wurde das „special“ Poti ganz nach unten montiert (da wo bei einer Strat normalerweise das zweite Tone-Poti ist), um versehentliche Veränderungen während des Spielen zu vermeiden. Gut gemacht! Alle Potis haben einen angenehmen Drehwiderstand, selbiges gilt für den Standard-5-Wege-Schalter.
Die hohen Lagen sind angenehm zu bespielen. Der Cutaway könnte für meinen Geschmack ein bis zwei Zentimeter weiter sein, um auch den 22 Bund noch entspannter erreichen zu können. Aber das ist auch sehr subjektiv.
Das Tremolosystem arbeitet relativ stimmstabil (für ein Vintage-Style-Tremolo absolut im Rahmen).
Optisch ist das gute Stück natürlich Geschmacksache, aber ich persönlich finde diese Mateus Asato Style Kombination aus schwarzem Korpus und schwarzem Schlagbrett mit goldenen Mechaniken und Pickup-Kappen schon sehr edel und schick! Gefällt mir!
Wie klingt das Teil denn nun? Let’s hear some sounds …
PRAXISTEST 2: SOUNDS – Mooer GTRS S900 PB, E-Gitarre
An den Amp angeschlossen hören wir nun endlich Sounds der Gitarre.
CLEAN SOUNDS
Im cleanen Sound hört man klare Chords. Die verschiedenen Pickup-Positionen liefern unterschiedliche Sound-Voicings und bieten, wie vom Hersteller beschrieben, eine breite Soundpalette.
MID GAIN SOUNDS
Schaltet man einen ersten Overdrive dazu, so erklingen ordentliche Mid Gain Sounds. Das Instrument hat ein gutes Bass-Mitten-Höhenverhältnis und bringt in Verbindung mit einem Amp ordentliche Sounds an Start. Eat this … :D
HIGH GAIN SOUNDS
Vor dem High Gain/Soldano type Amp macht die GTRS S900 PB ein gutes Bild. Klar, ein High Gain Amp färbt meist sehr deutlich, aber dennoch muss eine Gitarre damit umgehen können. Hier merkt man jedoch die etwas mittelmäßigere Bespielbarkeit, v. a. in höheren Lagen. Hier müsste man nochmal Hand anlegen und etwas nachjustieren am Instrument.
SUPER KNOB FUNKTIONEN
Nun aber noch den Wunderschalter betätigen. Da wird’s schon crazy, was alles IN die Gitarre integriert wurde! Let’s hit it …
Die per App einstellbaren und dann via Super-Knob abrufbaren Presets erlauben es einem sowohl Amps und Effekte zu programmieren, als auch verschiedene Gitarrenmodelle zu simulieren.
So hört man in den Audiobeispielen 13 und 14 nacheinander folgende Gitarren-Emulationen:
Strat – Paula – Tele – JP – JP Piezo – Acoustic
Praktische Sache, wenn man mal keinen Amp oder Board mitnehmen kann/will.
Ob sich derartige Technologie durchsetzen wird … lets see. .. auf jeden Fall ein spannendes Tool, die GTRS S900 PB.
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Mooer GTRS S900 PB -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins (Soldano SLO-100, Archetype: PLINI & Tone King Imperial MKII) -> Steinberg Cubase 12 PRO
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Lassen sich Gitarrenemulation und Effekt-/Ampsimulation eigentlich parallel nutzen oder frisst das zu viel Rechenpower?
Für Alleinunterhalter/Straßenmusiker oder einfach mal am Abend eine halbe Stunde mit Kopfhörer rumdüdeln finde ich die Gitarre extrem spannend.