Drei neue Hosentaschenrocker
Die Micro Preamp Serie von Mooer bekommt Nachwuchs in Form dreier neuer Pedale. Ergänzend soll nun also die Simulation eines Friedman-Verstärkers (Fried-Mien) die eines Boogies (Cali-Dual) und die eines Matchless-Amps (Matchbox) auf unsere Gehörgänge einwirken. Wir erinnern uns: Die erste Serie der Micro Preamps hinterließ bei uns im Test unter dem Strich einen guten Eindruck, es gab allerdings zwischen den Highlights auch einige Schatten, wie es öfter mal bei den Produkten von Mooer der Fall ist. Auf Highlights, wie etwa den Tender-Octaver, der eine bessere Qualität als das Original besaß und deshalb vom Markt geklagt wurde, folgen Kröten, wie etwa die beiden Modulationspedale Echoverb und Modverb, deren musikalisches Nutzungspotenzial eher gegen Null tendiert. Sind wir also gespannt, welchen Nutzen uns die drei neuen Mooer Micro Preamps bieten können.
Mooer Micro Preamps 011, 012 und 013 – die Gemeinsamkeiten
Alle drei Pedale fügen sich in ihrer Form nahtlos in die Micropedal-Serie des Herstellers ein. Die panzersicheren Gussgehäuse besitzen nach wie vor die sehr kompakten Formen von 94 x 42 x 52 mm bei einem Gewicht von nur 160 g und eignen sich somit prima zum Unterbringen im Gigbag oder, wenn es sein muss, auch in der Jogginghose auf dem Weg zum Proberaum. Etabliert haben sich bei Mooer wohl mittlerweile die relaisgesteuerten Schalter, denn auch bei den drei neuen Pedalen kommen diese zum Einsatz und verschonen uns somit vor dem nervigen Einschaltknacken früherer Tage.
Ansonsten sind die drei neuen Mooer Micro Preamps abgesehen von der Lackierung technisch völlig identisch aufgebaut. Es gibt einen Eingang und einen Ausgang jeweils rechts bzw. links am Gehäuse, an der Stirnseite wartet eine 9-Volt-Netzbuchse auf Anschluss und fünf Potis sowie ein Taster auf der Oberseite dienen dem Einstellen der Sounds. So robust der Metallschalter rüberkommt, so fragil wirken die Potis, die auch hier wieder direkt auf der Platine sitzen und die man daher möglichst nicht mit dem Fuß treffen sollte. Sie dienen der Steuerung der Dreiband-Klangregelung, dem Einstellen der Lautstärke sowie der Verzerrung.
Obwohl die Potiknöpfe schon etwas größer ausgefallen sind, als es bei den übrigen Effektpedalen der Micro-Serie von Mooer der Fall ist, sind sie auch an den neuen Mooer Micro Preamps trotz alle dem immer noch verdammt klein. Als dementsprechend schwierig dürfte sich auch vermutlich hier wieder das punktgenaue Einstellen der Parameter erweisen, was vor allem beim Volumepoti unangenehme Folgen für das Gehör haben könnte. Über den „sprunghaften Einstieg“ auf den ersten Millimetern des Regelwegs habe ich bereits im Test der anderen Mooer Micro-Preamps berichtet – wirklich kein Spaß, sollte am anderen Ende der Leitung mal eine 100-Watt-Endstufe auf Futter warten.
Mit an Bord befindet sich bei den drei neuen Preamps auch wieder ein CH/CAB-Schalter, der entweder die integrierte Lautsprechersimulation aktiviert oder einfach nur zwischen den beiden Kanälen wechselt. Und es sind tatsächlich zwei echte Kanäle, die uns die Mooer Micro Preamps 011, 012 und 013 bieten, denn auch bei deaktiviertem Pedal durchläuft das Signal den EQ und macht aus den kleinen Kistchen weit mehr, als es ein normaler Overdrive/Distortion könnte. So weit, so gut mit der trockenen Theorie, kommen wir nun zu den einzelnen Kandidaten und deren Sounds.
Mooer Micro Preamp 011 – Cali-Dual
In jedem Produkt, das Verstärker nachbildet, sei es nun in einem Multieffektgerät, einem DSP-Amp oder innerhalb einer Gitarrensoftware, gehört von je her die Nachbildung eines Mesa/Boogie Amps, ganz klar. Selbst innerhalb der Mooer Micro Preamps Serie gibt es sie ja schon in Form des Model 008, der eine Nachbildung des Boogie Dual Caliber DC-3 darstellen soll. Nun also ein weiterer Boogie-Sound innerhalb der Serie, dieses Mal geht es um die Nachbildung des Dual-Rectifier Amp des US-Edelherstellers. Und um es gleich vorneweg zu nehmen: für mich persönlich ist der Dual-Cali das am besten klingende Pedal aus dem neuen Trio. Nicht nur die High-Gain-Sounds machen verdammt viel Spaß, auch im mittleren Drehzahlbereich stehen der Sound und die Dynamik der kleinen Box wahrlich gut im Futter.
Hören wir rein in den Mooer 011 Cali-Dual, für alle folgenden Klangbeispiele wurden die Mooer Micro Preamps über den Effekt-Return in die Endstufe meines Orange Micro Dark eingespeist, daran war eine 1×12″ Box mit Celestion V30 Speaker angeschlossen, abgenommen wurde das Signal mit einem AKG C3000 Mikrofon. Ich habe jeweils vier Klangbeispiele pro Pedal aufgenommen, zwei mit maximal möglicher Verzerrung, eines aus dem mittleren Zerrbereich zum Testen der Dynamik und ein Viertes mit dem unverzerrten Sound des Cleanchannels. Ich muss an dieser Stelle noch zur Rettung meiner Ehre anmerken, dass ich während der Testdauer einen komplett lahmgelegten linken Zeigefinger besaß, als Folge einer fiesen Schnittverletzung. Man möge es mir also nachsehen, so ganz virtuos konnte ich die Sache diesmal einfach nicht angehen.
So, nun aber zum ersten Klangbeispiel, in dem wir den Mooer 011 Cali-Dual mit voll aufgeregelter Verzerrung hören. Die Mitten des EQs wurden etwas abgesenkt, die Bässe und Mitten hingegen angehoben.
In Klangbeispiel 2 wurden die Mitten deutlich angehoben und die Bässe und Höhen abgesenkt. Es entsteht ein komplett anderer Sound, der zudem mit einem sehr geringen Rauschen glänzt.
Im mittleren Zerrbereich, wenn es in Richtung Crunchsounds geht, flacht die Dynamik zwar merklich ab, für eine gute Interaktion reicht es aber immer noch.
Nun abschließend noch der Cleansound des Cali-Dual, durchaus brauchbar!
Mooer Micro Preamp 012 – Fried-Mien
Dass Dave Friedman hervorragende Amps bauen kann, davon konnten wir uns schon in einem Test des Small Box Combo überzeugen. Nun hat sich also Mooer vorgenommen, den Klang der kalifornischen Edelamp-Schmiede in eine kleine Metallkiste zu pressen. Meiner Meinung nach ist das nur bedingt gelungen, zwar können die High-Gain-Sounds zum Teil gut gefallen, im mittleren Zerrbereich ist der Verlust an Dynamik und somit an wertvollem Spielgefühl jedoch deutlich zu bemerken. Gut gefällt auch hier der Cleansound.
Der Mooer 012 Fried-Mien mit einem High-Gain-Sound ist im ersten Klangbeispiel zu hören. Ob das jetzt unbedingt nach einem echten Friedman klingt, sei mal dahin gestellt. Fett klingt es aber allemal!
Hier noch ein Sound aus der Highgain-Abteilung, nun mit angesenkten Mitten und angehobenen Bässen.
Im nächsten Klangbeispiel hören wir den mittleren Overdrive-Bereich. Der EQ befindet sich jetzt in 12-Uhr-Position – und die Dynamik ziemlich im Keller.
Abschließend auch hier noch der Cleansound, der sich im Großen und Ganzen kaum von dem des Cali-Dual unterscheidet. Was aber um Gottes willen nichts Negatives bedeuten soll, auch hier gehen Klang und Dynamikwerte absolut in Ordnung!
Mooer Micro Preamp 013 – Matchbox
Der Dritte im Bunde versucht sich am Sound des Matchless Chieftain, einem sehr teuren und legendären US-Boutiqueamp. Für mich ist der oder die Matchbox eindeutig der Schwächste der neuen Mooer Micro Preamps. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass hier das Hauptspektrum im mittleren Zerrbereich liegt und gerade dort eine Emulation recht schnell an ihre Grenzen stößt. So auch hier.
Auch hier hören wir wieder vier Klangbeispiele, zwei mit vollem Gain, eines mit mittlerer Verzerrung und eines aus dem Cleanchannel.