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Test: Music Man Caprice, E-Bass

Moderner Klassiker

24. Oktober 2017

Ein paar Jahre lang war es um das Bass-Segment aus dem Hause Music Man reichlich still. Schließlich erfolgte die letzte grundlegende bassspezifische Erweiterung des Produktsortimentes im Jahre 2009 mit den diversen Modellen aus der Reflex– oder Big Al-Serie. Irgendwie hatte man sich als Bassist schon unterbewusst damit abgefunden, dass sich Music Man anscheinend auf den Lorbeeren seiner Erfolgsmodelle aus der Stingray-Serie gemütlich gemacht hat.

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Doch auf der NAMM 2016 ließ Music Man plötzlich die Katze aus dem Sack! Und dann auch noch gleich zwei auf einmal! Diese äußerten sich in Form der Caprice– und Cutlass Bässe. Zwei neue Modelle, die sich im Wesentlichen auf die Ursprünge des E-Basses beziehen und dabei natürlich unweigerlich Parallelen zu den All-Time-Klassikern wie Jazz- und Precisionbass aufweisen.

Wahrlich nicht gerade eine großartig innovative Idee, da sich an dieser Retrothematik bereits eine Vielzahl anderer Basshersteller bedient hat. Jedoch wird diese Adaption im Zusammenhang mit dem Unternehmen Music Man um so interessanter, da an der Firmenhistorie schließlich kein Geringerer als der legendäre Leo Fender maßgeblich beteiligt war. Man kann es nicht oft genug wiederholen.

-- Music Man Caprice E-Bass --

— Der Music Man Caprice —

Grund genug also, diese neuen Bassmodelle genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck ist direkt aus dem sonnigen Kalifornien der viersaitige Music Man Caprice E-Bass bei uns in der Redaktion eingetrudelt, um diesen im nachfolgenden Review im Detail zu begutachten. Mann darf also gespannt sein, wie sich der neueste Music Man Tieftöner präsentiert und ob der üblich hohe Qualitätsstandard gehalten werden kann.

Facts & Features

Gleich beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Music Man Caprice werden die Weichen sogleich und ohne Umwege glücklicherweise auf gute Laune gestellt. Schließlich gehört zum handelsüblichen Lieferumfang ein schicker und robuster Koffer, der aufgrund seiner hochwertigen Ausführung bereits mit ca.180,- Euro auf dem freien Markt kursiert. Bezüglich einer adäquaten Garage für das Instrument muss man sich also vorerst keine Gedanken machen.

Neben einer passgenauen Einfassung für den E-Bass sind in diesem Koffer noch zwei geräumige Fächer für allerlei Zubehör vorgesehen. Hier sind bereits ab Werk ein paar Goodies beigelegt worden. Im Detail lassen sich ein Reinigungstuch, Griffbrett Conditioner und Politur finden. Die zugehörige Anleitung, die Garantiekarte, ein passender Inbusschlüssel und ein großformatiger Aufkleber des Music Man Logos runden den Lieferumfang ab. Die Damen und Herren von Music Man lassen sich also wirklich nicht lumpen und zeigen sich durchaus spendierfreudig. Um weiteres notwendiges Zubehör, wie Instrumentenkabel oder Gurt, muss man sich jedoch persönlich kümmern, sofern dieses nicht bereits zum Hausinventar gehört.

Doch nun zum eigentlichen Objekt der Begierde, dem Caprice E-Bass. Dieser Viersaiter macht sogleich einen äußerst freundlichen Eindruck, was durchaus an der Hochglanz-Korpuslackierung des vorliegenden Modells liegt. Diese erstrahlt nämlich in der Farbvariante Diamond Blue, was einem sehr zurückhaltendem Hellblau gleichkommt. Wem dieses Babyblau persönlich nicht zusagt, kann in dieser Serie noch auf die Farbkonfigurationen Classic Natural, Heritage Tobacco BurstBlack, Coral Red und Ivory White ausweichen. Passend zum hellblauen Korpus wurde dem E-Bass ein weißes Pickguard spendiert, das bei den anderen Modellen, je nach Korpusfarbe, auch in Schwarz oder Tortoise zur Verfügung steht.

Music Man Caprice - Korpus

— Music Man Caprice – Korpus Vorderseite —

Die Form des Korpus orientiert sich grundlegend am üblichen Double-Cutaway-Design und dem leicht geschwungenen Heckbereich des Jazzbass, wobei marginale Anpassungen festzustellen sind. Im Vergleich zum Jazzbass kommt der Korpus des Caprice wesentlich schlanker und „fluider“ daher, was besonders an den beiden Hörnchen der Cutaways auffällt, die erheblich schmaler und nicht so bullig ausfallen.

Was die Holzauswahl des Korpus angeht, werden keine großen Experimente gemacht und man orientiert sich an Althergebrachtem. Dafür spricht der grundsolide Erle-Korpus, wie er im E-Bass-Bau hauptsächlich zum Einsatz kommt. Dieses preislich attraktive Holz verleiht dem Instrument einen sehr ausgewogenen Klang mit ausreichend Sustain, satten Bässen, guten Mitten und obertonreichen Höhen.

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Pickups & Elektronik des Music Man Caprice

Hinsichtlich der Tonabnehmerkonfiguration ist in der Korpusmitte wiederum eindeutig eine Melange aus Jazz- und Precisionbass zu erkennen. Ein breit gefächertes Klangspektrum sollte somit garantiert sein. Im Detail wurden dem Music Man Caprice neben einem zweiteiligen Offset-Humbucker ebenso ein einteiliger Inline-Humbucker spendiert, die beide aus dem hauseigenen Produktsortiment stammen.

Eine aktive Elektronik sucht man in diesem Zusammenhang jedoch vergeblich. Ganz stilecht und der Authentizität wegen handelt es sich bei diesem Modell um eine rein passive Ausführung. Demzufolge lassen sich zur Einstellung der beiden Pickups die klassischen drei Potis finden. Jeweils ein Volume-Regler zur Regulierung der Lautstärke der einzelnen Pickups und ein Poti als Höhenblende.

Nicht zu vergessen sind die beiden obligatorischen Gurtpins und die Buchse für das Instrumentenkabel, die subtil am Korpusrand zu finden sind. Dank der verchromten Ausführung fügen sich diese Hardwareelemente sehr harmonisch in das übrige helle und freundliche Farbkonzept des Instruments.

Ein weiterer Blickfang auf der Korpusfront bildet zweifelsohne die großformatige, verchromte, einteilige 2-D-Brücke. Diese stammt ebenso aus dem Hause Music Man, was über eine schrullige Schreibschriftgravur unweigerlich verdeutlicht wird. Wie üblich lassen sich die einzelnen separaten Reiter über kleine Madenschrauben hinsichtlich Position und Höhe justieren, um die Oktavreinheit des E-Basses herzustellen. An der Brücke sind von Werk aus vier Ernie Ball Super Slinky E-Basssaiten fixiert, die für einen runden, knurrigen, Allroundton bekannt sind und in den Stärken 045-065-080-100 die Belange des Durchschnittsbassisten bedienen sollten.

Music Man Caprice - Korpus

— Music Man Caprice – Korpus Rückseite —

Weiter Richtung Kopfplatte verlaufen die Saiten mit einer 34″ Longscale Mensur, über einen fünffach verschraubten Hals, der mit einem 21-bündigen Griffbrett ausgestattet ist. Hals und Griffbett bestehen dabei im vorliegenden Modell aus dem gängigen Tonholz Ahorn, das für einen hellen, brillanten und durchsetzungsfähigen Klang mit perligen Obertönen und schneller Ansprache bekannt ist. Wer es lieber etwas wärmer und runder mag, der kann in der Music Man Caprice Serie ebenso Modelle mit Palisandergriffbrett wählen.

Zur Orientierung sind auf dem Griffbrett die klassischen, punktuellen Bundmarkierungen zu finden. Je nachdem, ob das Griffbrett aus hellem Ahorn oder dunklem Palisander besteht, sind die Dots dabei möglichst kontrastreich in Schwarz oder Weiß gehalten.

Grundlegend fallen die Dimensionen des Halses recht angenehm aus. Die Breite von 38,1 mm am Sattel und 55 mm am 12. Bund samt einem Radius von 19,1 cm sprechen durchaus dafür. Darüber hinaus ist die Halsrückseite mit einer satinartigen „Natural Aged Yellow“ Lackierung überzogen, die in Verbindung mit der schlanken Halskonfektionierung eine angenehme und leichtgängige Bespielbarkeit positiv unterstützt.

Sofern die Krümmung des Halses nachjustiert werden muss, ist der Zugang zur Halsspannschraube offenliegend und leicht zugänglich am korpusseitigen Halsende zu finden. Hier lässt sich mit dem mitgelieferten Werkzeug im Handumdrehen die gewünschte Einstellung vornehmen, ohne dass zuvor eine Schutzabdeckung abgenommen bzw. abgeschraubt werden muss.

Kurz vor der Kopfplatte verlaufen die vier Saiten über einen kompensierten Sattel, der bei Music Man erfreulicherweise zu einem gängigen Ausstattungsmerkmal gehört. Durch die unterschiedlich tiefen Einkerbungen und den damit verbundenen leicht variierenden Saitenlängen wird eine annähernd perfekte Intonation des Instruments gewährleistet. Ein einfaches und nützliches Feature, das bei anderen Bassherstellern leider viel zu selten zu finden ist.

Schlussendlich sind die Saiten auf der großformatigen Kopfplatte an chromfarbenen Schaller BM-Mechaniken mit offenem Getriebe fixiert, die über klassische „Kleeblattflügel“ gedreht werden. Neben den Mechaniken in der 3+1 Anordnung wurde hier ebenso das obligatorische Music Man Logo samt Modellname aufgedruckt.

Nach der äußerlichen Begutachtung hinterlässt der Music Man Caprice E-Bass erwartungsgemäß einen vorzüglichen Gesamteindruck. Hinsichtlich der Verarbeitung lassen sich selbst bei detaillierter Suche keinerlei Mängel oder Ausführungsfehler finden. Alle Komponenten sind bombenfest miteinander verbunden und drehbare Hardwareelemente wie Potis oder Stimmmechaniken besitzen einen gesunden Widerstand. Selbst das Gewicht von ca. 3,9 kg ist für solch einen massiv gefertigten E-Bass durchaus akzeptabel und bewegt sich im Vergleich mit ähnlich konfigurierten Instrumenten im durchschnittlichen Bereich. Selbst längere Einsätze mit diesem E-Bass sollten somit ohne größere Rückenprobleme bewältigt werden. So weit zu den Fakten, kommen wir nun zum Praxisteil.

Praxis & Sound mit dem Music Man Caprice

Hat man sich den Music Man Caprice mit dem persönlichen Gurt umgeschnallt und fachgerecht verkabelt, so fällt das Gewicht des Basses erst mal nicht negativ auf. Allerdings macht sich bereits nach ein paar Minuten eine leichte Unausgewogenheit des Instrumentes bemerkbar. Offensichtlich tendiert der E-Bass aufgrund des reduzierten Korpus und der großformatigen Kopfplatte zu einer leichten Kopflastigkeit.

Dies fällt in sitzender Spielposition eher weniger auf, da der Korpus hierbei gut gestützt auf den Oberschenkeln aufliegt. Hängt der E-Bass jedoch in der stehenden Spielposition halbwegs frei am Gurt, so muss man das Instrument hin und wieder etwas zurechtrücken, um eine angenehme Spielhaltung zu realisieren. Wirklich schade, dass solch ein Phänomen nicht bereits in der Entwicklungsphase entdeckt und korrigiert werden konnte.

Die ersten spielerischen Gehversuche auf dem Caprice verlaufen dank der perfekten Grundeinstellungen absolut reibungslos und man fühlt sich auf diesem Instrument gleich wie zu Hause. Nach einer kurzen Kennenlernphase ist die große Flexibilität des Caprice positiv auffallend. Dies lässt sich einerseits auf die spielerischen, wie auch auf die klanglichen Eigenschaften beziehen. Dank des angenehmen String Spacing und der hervorragenden Bespielbarkeit des Halses lassen sich auf diesem Instrument vom ersten bis zum letzten Bund problemlos die unterschiedlichsten Spieltechniken umsetzen. Ob rasante Fingerstyleläufe, rockige Plektrumorgien, donnernde Slapgewitter oder fulminante Tapping-Einlagen – der Music Man Caprice lässt keine Wünsche offen!

Der Grundsound lässt sich dabei als äußerst detailliert, rund und knackig beschreiben, der mit einer gesunden Mischung von kräftigen Mitten und brillanten Höhen ertönt. Ganz Musicman-typisch resultiert daraus eine ordentliche Portion Durchsetzungskraft. Selbst die kleinsten Spielnuancen werden so sauber artikuliert wiedergegeben.

Dieser hochwertige Grundsound lässt sich schließlich mithilfe der drei Potis nach Belieben nachbearbeiten. Zwar bietet diese passive Elektronik mit den rudimentären Möglichkeiten nicht gerade den Luxus einer aktiven 3-Band Elektronik, jedoch lassen sich mit dem nötigen Know-how und Fingerspitzengefühl ebenso funktional damit arbeiten. Je nachdem, ob man den hinteren, einteiligen oder den vorderen, zweiteiligen Pickup mit dem Lautstärkeregler in den Vordergrund schiebt, wird der Sound entweder entsprechend drahtig und mittenreich oder eben auch wolkig und voluminös. Die Höhenblende bringt letztendlich noch mal eine Vielzahl an Möglichkeiten ins Spiel, die von spritzig, brillant bis muffig, dumpf reichen.

Überzeugen kann man sich davon in den folgenden exemplarischen Soundbeispielen. Die Aufnahme erfolgte mit dem Music Man Caprice E-Bass, über ein Apogee One Interface, direkt in Logic.

Klangbeispiel 1 behandelt den Grundsound des Basses. Die Regler der beiden Pickups sind dabei voll aufgedreht und die Höhenblende in Mittelstellung.

In Klangbeispiel 2 ist die Lautstärke des halsseitigen, zweiteiligen Offset Humbuckers deutlich reduziert. Entsprechend tritt der einteilige Humbucker an der Brücke in den Vordergrund. Erwartungsgemäß wird das Klangbild dabei wesentlich mittenreicher und weniger voluminös.

In Klangbeispiel 3 überwiegt wiederum die Lautstärke des zweiteiligen Humbuckers am Hals und die Höhenblende ist fast ganz aufgedreht. Schon erhält man einen schönen bulligen, knarzenden Rocksound, der mit brizzeligen Höhen hervorsticht.

In Klangbeispiel 4 ist die Höhenblende weiterhin fast auf Anschlag aufgedreht und die Lautstärke des hinteren, einteiligen Humbucker beinahe in 0-Stellung. Somit kann der zweiteilige Humbucker gänzlich dominieren. Daraus resultiert ein schlotziger P-Bass-ähnlicher Sound, der sich durchaus hören lassen kann.

In Klangbeispiel 5 ist die Höhenblende fast komplett geschlossen, mit einer Prise des hinteren, einteiligen Humbuckers und voll aufgedrehtem vorderen, zweiteiligen Humbucker. So erhält man einen schönen summenden und muffigen Motown-Sound. James Jamerson lässt grüßen!

In Klangbeispiel 6 geht es mit nun mit dem Plektrum zur Sache, wobei beide Pickups gleichermaßen aufgedreht sind und die Höhenblende auf Mittelstellung steht. Mit einem solch brachialen Rockbass sollte man sich selbst gegen die lautesten Gitarrenwände durchsetzen können.

In Klangbeispiel 7 und 8 ist letztendlich der Slapsound des Music Man Caprice zu hören, wobei zuerst der hintere, einteilige Humbucker und anschließend der vordere, zweiteilige Humbucker im Vordergrund steht. In beiden Klangbeispielen ist der knackige und bissige Slapsound sehr gut wahrzunehmen.

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Fazit

Alles in allem gibt der Music Man Caprice erwartungsgemäß ein vorzügliches Bild ab. In Sachen Verarbeitung, Bespielbarkeit und Sound kann es dieser Bass durchaus mit Instrumenten aus dem Boutiquesegment aufnehmen, was sich allerdings ebenso in einem Ladenpreis von rund 2300,- Euro bemerkbar macht.

Etwas negativ aufgefallen ist die leichte Kopflastigkeit, die sich in der Praxis hin und wieder bemerkbar macht. Ein kleines Manko, das sich möglicherweise durch Einsatz eines breiten und griffigen Gurtes ausgleichen lässt.

Für alle Bassisten, die auf der Suche nach einem klassisch anmutenden E-Bass mit großem Ton sind, ist der Music Man Caprice in jedem Fall ein ganz heißer Testkandidat!

Plus

  • Materialauswahl
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • Sound & klangliche Flexibilität
  • Case mit dabei

Minus

  • leichte Kopflastigkeit

Preis

  • Ladenpreis: 2327,- Euro
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