Praxis
Für den rein akustischen Einsatz ist die Ortega RCE145WH sicher nicht die erste Wahl. Die geringe Korpustiefe, das durch das Cutaway zusätzlich geschrumpfte Resonanzvolumen und die recht flache Saitenlage von durchschnittlich ca. 4 cm am zwölften Bund beim Testinstrument, begrenzen die erreichbare Lautstärke und Spieldynamik in der unverstärkten Anwendung dann doch etwas zu stark. Was aber nicht heißen soll, dass das akustische Klangbild ohne Reiz wäre. Die Frequenzverteilung macht einen ausgeglichenen Eindruck. Das Einschwingverhalten der massiven Fichtendecke unterstützt eine schnelle und direkte Tonansprache vorwiegend im Mittenbereich. Die weiße Ortega setzt mit dem Plektrum gespielte Einzelnoten besonders prägnant um. Gerade sehr schnelle Passagen meistert sie mit einer bewundernswerten Direktheit.
Der klassische Gitarrist wird für ausdrucksvolles Solospiel ein tragfähigeres Bassfundament vermissen. Dem Diskant der RCE145WH fehlt das feine klangliche Auflösungsvermögen, das gute Konzertgitarren bei Variation der Anschlagposition zeigen. Bei reiner Mikrofonabnahme, im Tonstudio, ist die Ortega ein unproblematisches Instrument. Der ausgeglichene Frequenzgang der Gitarre ermöglicht dröhnfreie Aufnahmen ohne große Mikrofontricksereien, die mit einem guten Equalizer schnell für unterschiedliche (modernere) Musikrichtungen anpassbar sind. Was bei rein akustischer Anwendung vielleicht ein Nachteil ist, zeigt bei der elektrischen Verstärkung über das eingebaute Pickup-/Preamp-System erwartungsgemäß seine Stärken. Die Gitarre ist bei korrekter Einstellung von Preamp- und Gitarrenverstärker recht rückkopplungsfest. Der Vorverstärker bietet mit seinen vier Frequenzbändern die Möglichkeit, den Output der Gitarre in vielfältige klangliche Richtungen zu treiben. Flamenco-Artiges mit donnernden Bässen und flirrenden Höhen ist ebenso möglich, wie warme jazzige Bossa-Nova–Klänge.
Oder wie wäre es mit einer neutralen Songbegleitung ohne übermäßige Frequenzbetonungen – alles kein Problem und schnell justierbar. Die Bespielbarkeit ist aufgrund der Hals- und Griffbrettmaße wirklich sehr einfach, gerade auch für Musiker, die nicht so häufig Akustikgitarren spielen. Der eingebaute Tuner leistet gute Dienste in der Praxis, auch wenn ein beleuchtetes LC-Display für bessere Ablesbarkeit auf dunklen Bühnen sorgen würde.
gibt es eigentlich unterschiede in klanglicher hinsicht zwischen der schwarzen und der weißen version?
mir dünkt ich hätte da mal was gelesen…
nein, beide Gitarren sind bis auf die Lackierung identisch gefertigt; klangliche Unterschiede konnte ich beim Spielen der schwarzen Ortega jedenfalls nicht ausmachen.
„ie Gitarre wird wohl vorwiegend für live spielende Musiker interessant sein, deren Hauptinstrument die E-Gitarre ist. Gestandene Klassiker werden sich so etwas vermutlich kaum kaufen. Aber gerade für Anwendungen in elektrisch verstärkten Musikrichtungen“
Ich denke das ist eine Konzertgitarre und keine E-Gitarre, die kann man doch nicht an einen Verstärker anschließen? Bitte klärt mich auf
beste Grüße Jakob
Hi NYReiter,
doch, die Gitarre ist auch für die elektrische Abnahme tauglich, sie hat sogar 2 Ausgänge, unsymetrisch (Klinke) und symetrisch (XLR), das ist ja der Clou bei der Sache ;)
Viele Grüße und viel Spaß auf Amazona.de
Stephan