Die McCarty für Sparfüchse
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Die SE-Baureihe von PRS Guitars bietet mittlerweile eine stattliche Anzahl an elektrischen und akustischen Gitarren und Bässen in vielen Variationen und Ausstattungen. Und das immer noch mit einem deutlichen Preisunterschied zu den Instrumenten, die in Stevensville/Maryland die Hallen verlassen. Die Produktion in Fernost macht es auch hier wieder möglich, genauer gesagt trifft die PRS SE McCarty 594 Vintage SB aus dem fernen Indonesien bei uns ein, um in einem ausgiebigen Test auf Herz und Nieren geprüft zu werden. Wie es um die Fertigungsqualität steht und was man mit der braunen Schönheit alles anstellen kann, werden wir nun im folgenden Review erfahren.
Was bedeutet denn „594“ in der Modellbezeichnung?
Einige von unseren Lesern werden sich sicher fragen, was denn wohl die Zahlen „594“ in der Modellbezeichnung der SE-McCarty bedeuten und wer überhaupt dieser McCarty ist. Namensgeber dieser Modellreihe von PRS Guitars ist Theodore „Ted“ McCarty, seiner Zeit Präsident von Gibson Guitars und zugleich ein enger Freund und Mentor von Paul Reed Smith. Ihm ist es zu verdanken, dass die Instrumente mit seinem Namen anstelle einer PRS üblichen 24,5″ Mensur über eine geringfügig erweiterte von 24,594″ verfügen. Das solle Vorteile sowohl im Klangverhalten als auch in der Bespielbarkeit bieten, bei der Entwicklung des Instruments waren sich beide Meister damals in diesen Punkten wohl einig. Und diese Vorteile trägt auch die SE-Variante in sich, zusammen mit einem etwas kräftigeren Halsprofil, als es bei PRS-Instrumenten ansonsten üblich ist.
Traditionelle Mahagoni-Ahorn-Konstruktion
Traditionelle Hölzer finden für den Double-Cut-Korpus der SE McCarty 594 Verwendung. So besteht die Basis aus drei Teilen Mahagoni, auf die eine Ahorndecke zusammen mit einem Ahornfurnier aufgeleimt wurde. Wir finden die üblichen Rundungen und Fräsungen eines PRS Singlecut-Bodys an vielen Stellen an der Vorder- und Rückseite, dazu zählen neben der gewölbten Decke vor allem das Shapings am unteren Cutaway, das eine bequeme Bespielbarkeit bis hinauf zum letzten Bund ermöglicht. Hinzu kommen der schlanke Halsfuß sowie die obligatorische „Bierbauchfräsung“ auf der Rückseite des Korpus. Dort hinten gibt es nicht viel zu entdecken, außer den Abdeckungen für den Zugang zur Elektronik sowie des Dreiwegeschalters. Die wurden leider nicht versenkt im Holz eingesetzt, somit könnte es dann und wann mal etwas hakeln.
Das Finish unseres Testinstruments bezeichnet PRS als „Vintage Sunburst“, ein schimmernder Braunton, der ein wenig an einen gut gereiften Brandy erinnert. Erhältlich ist das Instrument zudem in einem schönen „Black Gold Burst“ Finish oder in Faded-Blue-Optik. Allesamt durchaus gelungenen Farben, wie ich finde.
Die hochglänzende Lackierung wurde bis in die kleinste Ritze sauber aufgetragen und bedeckt bis auf Ausnahme des Griffbretts das komplette Instrument. Somit auch die Rückseite des Halses, jedoch muss man kein Ankleben der Greifhand befürchten. Ganz im Gegenteil: Trotz des relativ kräftigen Halsprofils spielt sich das Instrument sehr komfortabel, doch dazu später mehr im Praxisteil.
Mahagonihals mit Pattern Vintage „Plus“ Profil
Das „Pattern Vintage“ Halsprofil von PRS ist an sich schon kräftiger ausgefallen und dürfte in aller Regel die Classic-Rocker, Blues-Player oder Jazzmusiker unter uns ansprechen. Bei der McCarty 594 hat man noch eine Schippe drauf gelegt und das Profil des eingeleimten Mahgonihalses noch kräftiger gestaltet, was einem fetten Ton ja nur zugutekommen kann. Ein Palisandergriffbrett trägt neben 22 sauber eingesetzten Bünden die obligatorischen PRS Bird-Inlays, wenn auch nur in einer abgespeckten Variante mit nicht ganz so viel farbenfrohem Geglitzer, wie es bei den US-Modellen der Fall ist. Mit einem Radius von 10″ präsentiert sich das Griffbrett erwartungsgemäß traditionell wie der komplette Look der Gitarre.
Leichte Unsauberkeiten in der Verarbeitung gibt es beim Sattel zu entdecken, der nicht ganz passend in seinem Sitz angebracht wurde. Auswirkungen hat dies in der Praxis jedoch nicht, auf der gesamten Länge des Griffbretts klangen bei unserem Testinstrument selbst fünfstimmige Akkorde stets klar und sauber. Zudem wurde uns die PRS SE McCarty 594 Vintage SB mit sauber eingestellter Oktavreinheit zum Test zur Verfügung gestellt.
PRS SE McCarty 594 – Hardware & Elektronik
Nickel-Hardware in Form einer Steg-Tailpiece-Konstruktion kommen bei der PRS SE McCarty 594 zum Einsatz. Als praktisch zeigt sich das Tailpiece, das mit seinen Öffnungen einen schnellen und unkomplizierten Wechsel der Saiten ermöglicht. Sechs Vintage-Style-Mechaniken an der Kopfplatte nehmen die Drähte auf, die Tuner bieten eine solide Qualität. Hier und da zwickt es zwar manchmal mit der Präzision beim Stimmen, nach getaner Arbeit aber zeigte sich das Instrument während der mehrwöchigen Testdauer diesbezüglich als sehr zuverlässig.
58/15 LT „S“ Humbucker
Auch bei der Konstruktion der Tonabnehmer hat man sich nahe am Original aus US-Produktion gehalten und baut der PRS SE McCarty 594 daher einen Satz Kopien der grandiosen 58/15 Pickups ein. Ich hatte in vergangenen Tests öfters schon die Gelegenheit, diese Duplikate aus Fernost in SE-Instrumenten von PRS zu testen und fand die Performance schon recht gut. Sicherlich fehlt es hier und da im Vergleich zu den US-Pickups an Kraft, Druck und Wärme, im Großen und Ganzen aber sind diese Tonabnehmer zweifellos konkurrenzfähig in diesem mittleren Preissegment. Das war zumindest mein bisheriger Eindruck, die PRS übrigens auch in anderen Modellen der SE-Baureihe einsetzt. Hier gibt es nun das Feature „LT“ hinzu, was der Hersteller als „Low Turn“ bezeichnet und damit eine Fokussierung auf einen verstärkten Mittenbereich bei der Entwicklung dieser Pickups anführt.
Vielseitige Schaltung
Die elektrische Schaltung presst jede Möglichkeit aus den Pickups heraus, so können beide Humbucker unabhängig voneinander auf Wunsch auch als Singlecoils genutzt werden. Zudem verfügen sie über eigene Lautstärke- und Klangregler, sodass hier ein enormes Klangpotenzial zur Verfügung stehen sollte. Während die Potis etwas schwergängig laufen und auch das Anheben der Klangregler zur Aktivierung des Coilsplits nicht ganz so elegant vonstattengeht, überzeugt der Dreiwegeschalter im oberen Cutaway mit sauberen Rastpunkten und seiner faktisch wackelfreien Funktion.
Die SE McCarty 594 in der Praxis
Donnerwetter, die geht ja vom Start schon gut weg! Bereits trocken angespielt präsentiert sich die SE McCarty 594 mit einem wunderbar mittigen, fast schon singenden Grundklang, der von einer satten Portion Sustain begleitet wird. Die Bespielbarkeit geht absolut in Ordnung, das kräftige Halsprofil und der 10″ Radius des Griffbretts bereiten auch beim Spielen moderner Techniken überhaupt keine Probleme. Gemacht und gedacht wurde die McCarty 594 aber primär für dicken und fetten Blues und da fühlt sie sich definitiv am wohlsten. Gerne auch mit sanftem Overdrive versehen und mit interessanten Kombinationen der flexiblen Schaltung genutzt. Die 58/15 LT „S“ Pickups überraschen mich tatsächlich erneut mit ihren vielen Möglichkeiten, den geringen Nebengeräuschen und einer ausgesprochen guten Dynamik, die auch dann nicht zusammenbricht, wenn man die Signalstärke mit den Volume-Potis zurücknimmt.
SE McCarty 594 – Klangbeispiele
Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die SE McCarty 594 zusammen mit einem Orange Micro Dark Topteil und einer 12″ Celestion Vintage 30 Box eingesetzt. Vor dem Cab war ein AKG C3000 Mikrofonplatziert, ehe die Tracks ohne weitere Bearbeitung in Logic aufgezeichnet wurden.
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Hi,
wie kommst du beim Hals auf „Pattern Vintage „Plus“ Profil“? Laut PRS Website hat die Gitarre, genau wie die Core 594, das normale Pattern Vintage Profil.