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Test: realsamples Edition Beurmann

(ID: 2745)

English Spinet

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Prinzipiell ist ein Spinett eine wohnzimmertaugliche kleinere Ausgabe eines Cembalo, es unterscheidet sich durch Fehlen mehrerer Register und seitlich schräg zur Klaviatur verlaufenden Saiten von seinen größeren Brüdern. Entsprechend seiner kleineren Ausmaße klingt ein Spinett auch etwas anders, betonter in den Höhen und weniger voluminös. Das English Spinett der Edition Beurmann ist, gleich den anderen Instrumenten, im Original Werk eines zu seiner Zeit wohlbekannten Instrumentenbauers und wurde ebenfalls in acht Anschlagvariationen pro Taste und inklusive Samples der Ausklangphasen reproduziert; auch die Originalstimmung (403 hz) wurde beibehalten. Naturgemäß gibt es weniger Variationen – als kleines Instrument hat es eben nur eine einzige Besaitung. Es gibt eine „Full Version“ und eine optimierte, was seltsam ist, da die nicht optimierte Version auch keine Makel bezüglich des Klangs zeigt. Zudem belegt die optimierte Version 10 MB mehr Speicher, was aber nicht so ins Gewicht fällt, da es vergleichsweise wenig RAM braucht. Klingen tut es jedenfalls sehr gut, und es lässt sich realistisch spielen. Im Vergleich zu seinen Cembali-Brüdern klingt es drahtiger, weniger voluminös und subjektiv „edel“. Wer ein Herz für Mittelalter-Musik hat, wird es sicherlich lieben (auch wenn es im Mittelalter natürlich nirgendwo auch nur eine Spur solcher Instrumente gab, aber das ist in dem Genre ja auch nicht so wichtig).

 

Details: die Klaviatur des English Harpsichord

Details: die Klaviatur des English Harpsichord

English Harpsichord

Nicht nur optisch nimmt das dritte Cembalo der Edition Beurmann, das English Harpsichord von 1766, einen besonderen Platz innerhalb der – an edlen historischen Instrumenten nicht armen – Reihe ein. Bauliche Innovationen und edle Materialien machen das Original zumindest laut Herstellerangaben zu einem ganz furchtbar herausragenden Instrument. Gleich seinem niederländischen Äquivalent, ist das English Harpsichord eine Ausführung mit zwei Manualen und drei Registern, die verschieden kombiniert werden können – auch gibt es eine Lautenzug-Option. Eine zusätzliche Reihe von Kielen nahe den Führungstiften der Saiten, der sg. „Nasalzug“, erlaubt silbrige und obertonreiche Klänge, andere Verbesserungen wie eine „machine stop“ getaufte nahtlose Registerumschaltung und eine Lautstärkeeffekte ermöglichende Öffnung des Instrumentendeckels erlaubten beim Original ein weit dynamischeres Spiel und näherten das Instrument den Ausdrucksmöglichkeiten des Klaviers an.

Gleich seinem niederländischen älteren Gegenstück wurde das „English Harpsichord“ in sechs Registerkombinationen aufgenommen; neben dem oberen und unteren Register und Kombinationen wurde der Lautenzug und der Nasalzug digital verewigt. Klanglich ist das Englisch Harpsichord über jeden Zweifel erhaben: Selten hört man Samples, die durch das Attribut „perfekt“ so exakt beschreiben werden können wie dieses Edelinstrument aus einer vergangenen Epoche. Der Klang ist sehr neutral, aber äußerst edel und makellos, vielleicht für manche schon zu perfekt oder „klassisch“. Auch lässt es sich sehr gut spielen und macht einfach Spaß; mit den üblichen Soundfont-Cembalos hat es aber auch gar nichts gemein. Auch die verschiedenen Release-Samples sind gut hörbar und alle gesampleten Kombinationen funktionieren.

Schicker Steinway- Urahn: das Early Pianoforte

Schicker Steinway- Urahn: das Early Pianoforte

Early Pianoforte

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Trotz des ungewöhnlich klingenden Namens handelt es sich bei dem Early Pianoforte nicht um eine exotische und vergessene Kuriosität, sondern um ein sehr frühes Klavier, das damals aber noch nicht so hieß: Das Wort Klavier kommt eigentlich von Clavier, was generell für ein Tasteninstrument stand. Später wurde es nur für Tasteninstrumente verwendet, deren Saiten nicht per nicht per Kiel, sondern (nun erstmalig anschlagdynamisch) von einem Hammer ins Schwingen gebracht wurden, was diesen Instrumenten auch den Namen Hammerklavier einbrachte, der wiederum heute eigentlich lediglich ein altes Klavier bezeichnet. Manchmal wurden solche Instrumente aber auch als Pianoforte betitelt, was irgendwann von irgendwem aus irgendwelchen Gründen dann zu Piano verkürzt wurde. Alles kla(vie)r ?

Das Pianoforte der Edition Beurmann wurde jedenfalls von dem noch vom alten Mozart hochgelobten Andreas Stein gebastelt und hat dank Hämmerchen aus Holz, vergleichsweise dünnen Seiten und wenig Gesamtvolumen einen – zumindest in der Theorie – Cembalo-nahen Klang, der dank noch unausgereifter Dämpfungsmechanismen recht lange nachklingen sollte. Eine Innovation des Wiener Instrumentenbauers Stein war dabei die so genannte Prellmechanik, bei der die Hämmerchen direkt an den Tastaturhebel befestigt wurden und so ein ausdruckstärkeres Spiel ermöglichten. Gleich den anderen Instrumenten der Reihe, wurde es auch minutiös gesampelt: hier werden pro Taste ganze 32 verschiedene Samples eingesetzt, um die Anschlagdynamik nachzubilden. Wer als gewöhnlicher Musiker nicht weiß, dass es ein Hammerklavier ist, der wird es der Sample-Variante allerdings nur schwer anhören. Wenn man sich aber die lauten Dynamikstufen anhört, dann ist zumindest ein leichtes Scheppern vernehmbar. Nur bei bei voller Anschlagswucht wird es authentisch – in der Wirklichkeit hört es sich schrecklich an, wenn man mit voller Kraft auf einem Hammerklavier spielt. Auch ist es eine echte Kunst, laut genug auf einem solchen Klavier zu spielen, damit man es hört, gleichzeitig nichts scheppert und dabei auch noch etwas dynamischen Verlauf in die Musik zu bekommen. Das allerdings wird durch die gesampelte Version seeeeehr viel leichter gemacht: Nichts kann scheppern, es ist immer gut hörbar, die Dynamik ist sehr deutlich und das alles erfordert keine höhere Kunstfertigkeit. Auch das Early Pianoforte wird in drei verschiedenen Varianten (8,16,32 Dynamikstufen) präsentiert. Unglücklicherweise stürzte Kontakt bei der 32er Version schon beim Anwählen der Datei im Dateimanager ab. Die Version mit acht Dynamikstufen ist zwar richtig gemappt, jedoch sind alle Stufen immer gleich laut zu hören. Bei der 16er Version gibt es hingegen zwei kleine Mappingfehler, die aber schnell korrigiert/retuschiert werden können (durch Löschen des falschen Samples usw.). Trotz dieser Fehler und Importprobleme im Kontakt ist das Hammerklavier sehr zu empfehlen, der unterschiedliche (barock wirkende) Klang zum Standardpiano ist bemerkenswert und kann eigene Stücke um eine interessante Note bereichern. Persönlich würde ich es dem dem Grand (s.u.) vorzuziehen, da es nicht so alt und dumpf klingt.

Grand Piano, Baujahr 1837

Grand Piano, Baujahr 1837

Grand Piano

Lustig viele Namen hat auch das Grand Piano der Edition Beurmann, das im Booklet mal als Hammerflügel, mal als Pianoforte bezeichnet wird. Im Gegensatz zu seinem kleineren und älteren Bruder handelt es sich aber um ein größeres und weiter entwickeltes Instrument, das vom Londoner Instrumentenbauer Pierre Erard 1837 fertiggestellt wurde. Gleich den anderen Instrumenten der Reihe, ist das Original ein edles Exemplar aus erlesenem Material. Allein für die Elfenbein-Tastenbeläge des 7-oktavigen Instrumentes musste wohl der ein oder andere Elefant … sagen wir mal: selber frühzeitig das Musizieren aufgeben. Dafür gab es für seine Zeit einige bauliche Neuerungen wie eine doppelte („doppelchörige“) Saitenbespannung in den Mitten bis Höhen und die, schnellere Anschläge ermöglichende, doppelte Repetitionsmechanik, die allerdings heute Standard sind.

Sei es drum: Die DVD-Variante ist jedenfalls sehr sorgfältig in 32 Dynamikstufen gesampelt, sogar die Release-Samples wurden in acht Variationen aufgenommen.

Das Spielgefühl ist dabei äußerst authentisch, es spielt sich fast exakt wie ein altes Klavier mit alten Saiten und klingt wesentlich besser als z.B. The Grand von Steinberg und macht auch neueren Pianosamples echte Konkurrenz. Deshalb ist es allerdings besonders schade, dass Realsamples kein neueres Klavier gesampelt hat, sondern auf ein historisches Instrument, bespannt mit den Originalsaiten aus dem 19. Jahrhundert, zurückgegriffen hat. Authentisch ist der Klang so mit Sicherheit nicht zu nennen, im Gegensatz zu Wein werden Klaviersaiten leider nach 170 Jahren eben nicht besser, hier fehlt es an Brillianz. Trotzdem, in der vorliegenden Realisierung ist es immer noch das beste (oder realistischste) alte Sampleklavier, das ich je gehört habe.

Auch hier gibt es verschiedene Versionen auf der DVD, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl an Dynamikstufen bereitstellen: 8, 16, 32. Acht Stufen liefen bei mir (512 MB RAM) im Kontakt problemlos und ohne Knackser (auch bei schnellem Spiel) mit. Schon bei 16 Stufen stürzte Kontakt dann ab; es war nicht mal möglich, im Dateimanager die Datei auszuwählen, gleiches galt für die 32er Version. Leider bei Version mit acht Dynamikstufen ein Ton falsch gesetzt, wobei das entsprechende Release-Sample stimmte, was (je nach eigener Laune) interessant oder auch nervig klingt.

Dulcitone Celesta, auf deutsch: Stimmgabelklavier

Dulcitone Celesta, auf deutsch: Stimmgabelklavier

Dulcitone Celesta

Nach Jahren das jüngste Mitglied in unseres historischen Sample-Familie ist die Dulcitone Celesta, die um 1910 in einer englischen Manufaktur hergestellt wurde und somit etwas von dem „Made by Meisterhand“-Charm der anderen Instrumente der Reihe verliert. Prinzipiell handelt es sich bei einer Celesta um ein Glockenspiel mit Tastatur, das allerdings (noch) etwas sanfter klingt, was vermutlich zu seinem Namen geführt hat (celeste heißt auf französisch himmlisch). Unsere bzw. realsamples Celesta ist allerdings ein Vorläufermodell, nämlich eben ein Dulcitone (heißt dulce nicht süß in irgendwelchen Sprachen südlicher Nachbarländer?). Im Gegensatz zu seinem Nachfolger schlagen die klavierartigen Hämmer hier nicht auf Metallplatten, sondern auf Stimmgabeln, was dem Gerät auch den schönen deutschen Namen Stimmgabelklavier einbrachte. Das Original hat fünf Oktaven und strahlt einen eher rustikalen Charm aus. Seine DVD-Umsetzung für den heimischen PC Celesta ist mit acht Dynamikstufen gesampelt, auch die – hier ebenfalls klangformenden – Release-Geräusche wurden bei jeder Taste in vier Variationen aufgenommen. Zudem liegt das Instrument in zwei unterschiedlich aufgenommenen Varianten vor und dies jeweils als optimierte und normale Version. Es klingt insgesamt sehr schön, glockenartig, mit einem weichen bassigen metallischen Timbre – man kann es gut mit einem Glockenspiel oder einem Vibraphon vergleichen, nur ausdrucksstärker, größer, metallischer und teurer. Es ist auf jeden Fall eher exotisch und sicherlich auch beschränkt in seinem Einsatzbereich, eben historisch. Beim Einsatz sollte man allerdings auf die optimierte Version zurückgreifen. Hier hört man kaum etwas quietschen, knarren oder scheppern (was authentisch sein mag, aber hier eher stört), und es wurden Töne bzw. Samples entfernt, was zu geringerem Speicherbedarf führt.

Fazit

Die Edition Beurmann von realsamples ist (zumindest in der hier getesteten Auswahl) wirklich beeindruckend. Wer für seine Musik historische sehr gut spielbare (Sample)-Instrumente in höchster Qualität sucht, wird hier fündig. Dem hohen Qualitäts-Level stehen allerdings kleine Schönheitsfehler entgegen: der Import der für Gigastudio erstellten Samples kann Probleme geben, was gerade im Fall des verbreiteten N.I. Kontakt ärgerlich sein kann. Hier sollte man im Zweifelsfall bei dem (sehr hilfsbereiten) Hersteller anfragen, wie bei dem Instrument der Wahl der Stand der Dinge bezüglich der Kompatibilität ist. Auch gibt es hier und da kleinere Schönheitsfehler beim Mapping der Samples, die allerdings in der Praxis kaum jemanden stören dürften. Ob die Liebe zum historischen Instrument unbedingt auch antike Saiten beinhalten muss, darf im Fall des Grand Piano jeder selber für sich entscheiden. Die mitgesampelten kleinen Macken der anderen Instrumente gehören aber unsere Meinung zum Konzept dazu. Gewünscht hätten wir uns allerdings eine Dokumentation, die den Mittelweg zwischen den jeweils mitgelieferten Texten – einmal eine Kurzübersicht des Herstellers ohne Details und einmal historische Detailinformationen aus Sammlerperspektive des Besitzers – einschlägt, um auch Laien die Instrumente nahe zulegen und vor allen Dingen die Unterschiede zwischen den Klangprogramme zu beschreiben. Wäre diese Dokumention auch noch gedruckt vorhanden, statt als PDF-File auf den DVDs versteckt, würden wir gerne mit der Höchstnote winken. So gibt es nur ein „sehr gut“.

 

+++++ sehr authentischer edler Klang

+++++ sehr gut spielbar

—- Dokumentation für Laien unfreundlich, ohne Beschreibung der Klangprogramme und nur als PDF

— kleinere Macken in Details

 

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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Das die historisch korrekte Nutzung der Instrumente im Genre mittelalterlicher Musik nicht so wichtig ist, halte ich für eine sehr gewagte Behauptung. Möglicherweise trifft das auf Mittelalter Rock zu, vielleicht auch auf Nutzer solcher Sample Libraries, aber ansonsten sind mittelalterliche Bands oft sehr akribisch, was die Authentizität der Instrumentierung im historischen Kontext angeht. Wenn auch aus verständlichen Gründen selten Originalinstrumente eingesetzt werden, so doch häufig Replikas bekannter Instrumentenbauer.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Erst kürzlich war ich in der Mozartstadt Salzburg und wahrlich, der Klang des Hammerklavieres entspricht dem, der Aufnahmen aus dem Mozarthaus, aber…wer braucht solche Klänge heute. Der Aspekt der Konkurrenz hat mich dennoch zu diesem Kommentar bewogen. Ich nutze das Steinberg Grand Piano und wenn man diese alten Instrumente hört, dann stellt man sich immer wieder die Frage, was man Musik aus ? Individualität oder Kommerz ? Von daher eine ganz besondere Samplelibrary.

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