Die MK2-Version als günstiger Einsteiger-DJ-Plattenspieler?
Der Reloop RP-2000 MK2 ist ein neuer DJ-Plattenspieler, der laut der Münsteraner Marke ein verlässlicher Plattenspieler für angehende DJs sein soll. Das Ganze haben wir uns für euch angeguckt und testen das Gesamtpaket des Plattenspielers auf seine Tauglichkeit.
Zunächst aber möchten wir uns angucken, um was es genau geht und was sich im Vergleich zum Vorgänger getan hat:
Was verbirgt sich hinter dem Reloop RP-2000 MK2?
Der Reloop RP-2000 MK2 ist ein quarzgesteuerter DJ-Plattenspieler mit Direktantrieb, welcher geringe Gleichlaufschwankungen garantieren soll und durch den verbauten Direktmotor, wie bei allen anderen mit Direktantrieb ausgestatteten Plattenspielern, die Kraft direkt auf die Antriebsnabe übermittelt und so schneller und präziser Kraft auf den Plattenteller bringen soll.
Dazu haben wir eine Pitch-Sektion mit +/- 8 %. Der Pitchfader rastet beim Nullpunkt ein, dies wird ebenfalls noch durch eine LED angezeigt. Der einrastende Mittelpunkt ist derweil eigentlich überholt. Man findet diese noch an vielen Technics 1210ern der ersten Baureihen, die aktuellen DJ-Plattenspieler aber verzichten auf diesen störenden Nullpunkt. Teils gibt es für den exakten Nullpunkt einen Quartz-Button.
Der Reloop DJ-Plattenspieler besitzt einen Tonarm in S-Form, welcher statisch ausbalanciert ist, leider ist dieser aber nicht höhenverstellbar. Hinzu kommt ein hydraulischer Lift, um die Nadel sanft auf die Platte zu setzen und sie wieder anzuheben sowie einen Anti-Skating-Mechanismus im Bereich von 0-7 g.
Das Top-Panel in Tiefschwarz-Metallic-Optik und die bei der MK2-Version metallischen Tastern für Start/Stop und die Tempo-Buttons sorgen für ein besseres haptisches Feedback. Der drehbar An-/Aus-Schalter ist von dem Gehäuse der Strobe-LEDs zum Plattenteller herum umschlossen, um so ein ungewolltes Ausschalten des Plattenspielers zu vermeiden.
Der S-förmige Tonarm sowie das restliche Design erinnern stark an den klassischen 1210er Look. Da eben dieser so stilvoll und zeitlos ist, macht auch der Reloop RP-2000 MK2 überall eine gute Figur, insbesondere wenn man sich die MK1 und MK2 des Plattenspielers ansieht, wirkt die MK2-Version deutlich hochwertiger und schicker.
Selbstredend finden wir auch die klassische Nadelbeleuchtung, die sich per Knopfdruck auf der rechten Seite ausfahren lässt und links daneben das Stroboskop. Zudem soll der Spieler laut Reloop auch über optimierte Dämpfungseigenschaften verfügen, die vibrationshemmend wirken und durch die schockabsorbierenden Füße bei der Isolation unterstützt werden sollen. Besagte Füße sind auch höhenverstellbar. Der Lieferumfang beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Plattenspieler, sondern beinhaltet eine Reloop Slipmat und ein Tonabnehmersystem sowie eine Headshell von Ortofon. Vor allem für Anfänger, bei denen sich die Kosten schnell durch Kabel und weiteres Zubehör häufen, ist dies natürlich ein wesentlicher Vorteil, nicht direkt extra ein System samt Nadel kaufen zu müssen.
Leider ist keine Abdeckhaube mit im Lieferumfang enthalten, jedoch kann man diese separat für 39,- Euro erwerben. Dazu muss man sagen, dass falls man später einen anderen Reloop Plattenspieler kauft, die Abdeckhaube auf fast alle Varianten passt.
Technikfakten des Reloop RP-2000 MK2 kurzgehalten:
Für alle Technik-Interessierten zusammengefasst haben wir einen 8-poligen, 2-phasigen, bürstenlosen DC-Motor als quarzgesteuerten Direktantrieb. Das Startdrehmoment ist > 1kg/cm und die Stoppzeit wird mit < 1 Sek. angegeben, genau wie die Anlauf- und RPM-Änderungszeit. Der Reloop RP-2000 MK2 verfügt über eine elektronische Bremse und einen vergoldeten Phono-Ausgang sowie einen GND-Erdungsanschluss.
Leider ist der Phono-Ausgang nicht via Cinch-Stecker austauschbar, sondern an der Platine fest und muss somit bei einem Kabelbruch durch einen fachkundigen Techniker ersetzt werden. Zudem ist das Gerät nicht intern geerdet / wird nicht über das Massekabel geerdet, sondern wird ganz klassisch über das Erdungskabel geerdet. Auch nicht an Bord: der Phono-Preamp. Aber das ist auch hinsichtlich des Preises in Ordnung.
Doch all das ist Meckern auf sehr hohem Niveau für einen von Reloop selbst als Einsteigermodell definierten Plattenspieler. Der RP-2000 MK2 bringt ca. 6,75 kg auf die Waage, im direkten Vergleich zum Technics ist er somit 4 kg leichter. Faktoren wie diese und das Drehmoment, das beim 1210er bei 1,8 kg liegt, zeigen die Unterschiede, die man ggf. nicht auf den ersten Blick erkennt. Das Gewicht kann auch als Indiz für den Wirkungsraum des Plattenspielers dienen, denn trotz verbesserter Schockabsorbierung kann es bei dem verhältnismäßig leichtem Gewicht im Club bei stärkeren Bässen zum Springen der Nadel kommen. Zu Hause jedoch sollte die Ausführung des RP2000MK2 vollends ausreichen.
Das einzige, was man zusätzlich vermissen mag, ist die fehlende Möglichkeit, den Tonarm in der Höhe einzustellen. Der gesamte Tonarm ist in dieser Dimension fest, lediglich durch Einstellen von Anti-Skating und dem Gegengewicht des Tonarms ist dieser justierbar.
Wie macht sich der Reloop RP-2000 MK2 in der Praxis?
Der Plattenspieler ist schnell ausgepackt und dass der Plattenteller auf den Plattenspieler gesteckt werden muss und das Stromkabel auf der Rückseite seinen Platz findet, ist selbsterklärend. Slipmat drauf, Tonabnehmer-System (vormontiert am Headshell) aufgeschraubt, den Tonarm ausbalanciert und ihr seid bereit für alle Schandtaten. Hier darf man sagen, dass der Reloop Plattenspieler auch bei hoher Lautstärke ein erstaunlich geringes Grundrauschen von sich gibt, was uns positiv überrascht hat.
Was uns neben dem wirklich gelungenen Design auffällt, ist die Haptik. Alles fühlt sich wertig an, eben nur etwas leichter als bei den Kollegen von Technics, aber hier möchten wir ganz klar sagen: Der Reloop RP-2000 MK2 will gar keinen Technics angreifen. Reloop möchte damit eine Einstiegsmöglichkeit für einen fairen Preis bieten, der auch auf einen Direktantrieb statt Riemenantrieb setzt. Die Handhabung fällt leicht, die mitgelieferte Nadel ermöglicht einem einen direkten Sprung in die Welt des schwarzen Goldes und nach ein paar Tagen Platte hören und auflegen kann man sagen, er macht seinen Job äußerst gut. Der Motor läuft gleichmäßig, das Beatmatchen funktioniert ohne größere Schwankungen und Schwierigkeiten, wobei man an dieser Stelle sagen kann, wer hiermit auflegen kann, wird mit den gängigen Clubstandards, sofern diese denn halbwegs vernünftig gewartet worden sind, keinerlei Probleme bekommen. Dabei merkt man auch die relativ schnelle Startdrehmomentzeit von unter einer Sekunde, in Verbindung mit der elektrischen Bremse kann man hier schnelle Start/Stopp-Manöver gut und einfach durchführen.
Lediglich das im Vergleich zu anderen Plattenspieler recht niedrige Startdrehmoment ist gegebenenfalls nicht das Optimale für den angehenden Hip-Hop DJ, der das Scratchen lernen möchte. Sobald man im laufenden Betrieb die Platte anhält, hat der Plattenteller nicht genug Kraft, unabhängig weiterzulaufen. Wobei wir uns gefragt haben, wie das Ganze mit einer stark gewachsten Slipmat ablaufen würde. Dennoch macht der Plattenspieler rundum Spaß und das vor allem für einen fairen Preis. Für zu Hause also genau das Richtige, insbesondere dann, wenn man sich noch ausprobieren möchte: Vinyl-DJ, Timecode-DJ oder evtl. doch auf CDJs umsatteln? Wer einen guten Eindruck und mehr als das bekommen möchte, wird sich mit dem Reloop RP-2000 MK2 schnell anfreunden und herausfinden, ob die Welt der Schallplatten das Richtige für ihn ist, vor allem die beigelegte von Ortofon gefertigte Nadel erledigt ihren Job als Allrounder und nimmt dem Käufer eine weitere Entscheidung vorerst ab.
Hallo und vielen Dank für diesen Test, wobei ich mich mit Hanpin inzwischen schwer tue. Bis auf Technics und einigen Brettchen kommen doch nahezu alle aus der chinesischen Großserienfertigung, die nach dem Baukastenprinzip mal mit mehr oder weniger Features bestückt werden: Kabel, verlötet oder Buchsen, mit und ohne Entzerrer/USB, Nadelbeleuchtung aufsteck- oder ausfahrbar, VTA ja oder nein, gerade oder S-förmig, Pitchrange 8, 16 oder 20 %, eine oder zwei Start/Stop-Tasten, eine oder zwei Geschwindigkeitstaster, manche auch doppelt für 78 rpm drückbar und Unterschiede bei der Tellerbedämpfung und den Füßen, mal federnd, mal flüssigkeitslagernd. Bekannt ist die Serienstreuung, was sicher in Teilen auch Auswirkungen auf die Testergebnisse hat. Was mich mal wirklich interessieren würde ist, in wieweit sich die Player mit ähnlicher Ausstattung gleichen oder nicht. Bei mir wurde es übrigens ein Stanton ST.150 M2, finde ich für meine Heimanwendung am schönsten, aber mit Stanton ist es nun vorbei. So war es beispielsweise schwer, die Nadelbeleuchtung noch zu kriegen, die inzwischen ausgefallen ist. Für HiFi habe ich jetzt einen Teac TN-4D, sehr interessantes, neues Laufwerk. Nebenbei bemerkt erscheint der Markt an Hanpins inzwischen etwas ausgedünnt, viele Topmodelle gibt es nur noch im Abverkauf.
@Stephan Merk Hallo Stephan,
danke für deinen Kommentar und schön, dass der Test dir gefallen hat! Und was die Features angeht hast du definitiv recht, interessant wird es bei der von dir angesprochenen Serienstreuung.
Bzgl. deiner Idee eines Vergleichs von diesem mit anderen Plattenspieler in ähnlicher Ausstattung und auch Preisrahmen werden wir schauen, ob ein solcher Artikel in Zukunft möglich ist, interessant wäre ein solcher Vergleich allemal.
Für die Heimwendung ist der Stanton ST.150 M2 definitiv eine gute Wahl und die Ersatzteilbeschaffung ist mehr als ärgerlich für ein so solides Produkt, das 2017 auf den Markt gekommen ist. Mit dem Teac TN-4D hast du dir definitiv einen schönen Spieler ausgesucht der den HiFi-Ansprüchen gerecht wird.