Besseres Handling, besserer Sound?
Gerüchte in Richtung NAMM Show sind immer etwas Feines. Wer bringt was Neues? Was wird es sein? Wer wäre turnusmäßig mal wieder an der Reihe, einen Nachfolger oder eine MKII-Version zu liefern? Dass ein neues Produkt gerade auf den Namen Ortofon Concorde MKII hören wird, seien wir ehrlich, damit hätte niemand gerechnet.
Die Ortofon Concorde Tonabnehmer gehören seit Jahrzehnten zu den beliebtesten und am meisten genutzten Tonabnehmer-Systemen für DJs, ganz egal ob daheim oder im Club. Gerade das Ortofon Concorde Pro-S (die Schwarzen, auch wenn viele fälschlicherweise denken, das S steht für Silber) ist ein Klassiker und bis heute für viele DJs wie Clubs das System der Wahl. Dabei gibt es mit dem DJ-S oder dem Nightclub MKII schon lange Systeme mit höherem Ausgangspegel und besserem Klang.
Ob es generell angedacht war oder damit zu tun hat, dass Ortofon in diesem Jahr noch 100-jähriges Jubiläum feiert, man kann es vermuten, für das Resultat ist es eigentlich egal. Viel Zeit ist seitdem vergangen, eigentlich war es schon lange Zeit für ein Update – oder nicht. Tatsächlich aber bringen die neuen Ortofon Concorde MKII Systeme die ein oder andere Verbesserung mit sich, die unter anderem auch altbekannte Schwachstellen aus dem Weg räumt.
Angekündigt und bereits verfügbar sind fünf Systeme. Damit wird auch die Range ein wenig verschlankt, die Namen der neuen Systeme machen zugleich ein wenig besser deutlich, was das anvisierte Einsatzgebiet der Tonabnehmer ist.
Ortofon Concorde MKII Mix, Ortofon Concorde MKII DJ, Ortofon Concorde MKII Club, Ortofon Concorde MKII Scratch und Ortofon Concorde MKII Digital, so lauten die Namen. Anhand der Namen kann man schon vermuten, was sich auch bei den technischen Daten zeigt. Die Systeme ersetzen die Vorgänger, von denen es Pro, Pro S, DJ-S, Nightclub MKII, Digitrack, Scratch, Elektro, Q-Bert oder das Concorde S-120 gab. Das Q-Bert ist als Headshell-System geblieben, alle anderen „alten“ wurden ersetzt.
Veränderungen gegenüber den „alten“ Systemen gibt es, nicht nur hinsichtlich der Farbgebung, sondern auch technisch.
Bereits äußerlich zeigen sich Anzeichen, wie genannt, zu aller erst die Farben. Wer welches Modell ersetzt, das ist aber immer noch gut erkennbar, dazu später mehr.
Generell hat sich bei allen Systemen die Form verändert. Der Korpus ist breiter am SME-Verschluss, laut meinem Messschieber aber nur 2 mm. Obwohl die Ortofon Concorde Systeme in der MKII Version nach wie vor für Plattenspieler mit SME-Verschluss und einem Überhang von 52 mm geeignet sind, ist der Korpus der Cartridge gut 2 mm kürzer. Der Grund dafür findet sich in den größeren Stylus, deren Form sich verändert hat. Diese sind nicht nur länger, sondern an der Spitze auch anders geformt. Die Lücke im Kunststoffkörper, durch die man die Nadel von oben sehen kann, ist länger, eingefasster in den Körper und einen Millimeter breiter. Bei einer Gesamtbreite von ca. 3,2 mm bei dem MKII System schon eine kleine Welt. So ist die Nadel am Stylus von nun an deutlich besser sichtbar und kann genauer platziert abgesetzt werden.
Feststellen wird man bei allen Systemen, dass die Tracking Ability höher ist als bei den Modellen der ersten Generation, teilweise sogar deutlich mehr.
Nicht zu verwechseln ist die Tracking Ability mit der Tracking Force. Letztere ist gemeinhin auch bekannt als Auflagegewicht. Die Tracking Ability hingegen gibt Aussage darüber, wie gut die Nadel dem Groove in der Rille folgen kann, die Spurtreue. Angegeben in Mikrometern gibt sie Auskunft über die maximale Auslenkung der Nadel, bevor diese springt oder es zu Verzerrungen kommt. Folglich gilt: höhere Tracking Ability = mehr Spurtreue und weniger Risiko zu Klangverlusten.
Dies ist dahingehend wichtig, dass bei sehr lauten Passagen die Auslenkung der Nadel in der Rille sehr stark sein kann, gleichzeitig die Nadel sehr spitzen Winkeln folgen muss. Je höher die Tracking Ability, umso besser kann die Nadel diese Hürden nehmen und dem Groove in der Rille folgen, statt die Rille zu verlassen und durch Überlaufen von Rillenkanten und Wiedereintritt nach dem spitzen Winkel an einer anderen Stelle in der Rille für einen Verlust bei der Klangwiedergabe zu sorgen.
Etwas anderes: Selten vorgekommen, aber vielleicht kennt es der ein oder andere, ist, dass der Stylus von der Cartridge abrutscht. Meistens nur um Millimeter-Bruchteile, selten komplett. Dies verhindert Ortofon mit den neuen Systemen durch zwei kleine Federn, die seitlich an der Spitze der Cartridge angebracht sind.
Zudem ist der Griff am Tonabnehmer-System breiter als bei den Vorgänger, flexibler und an der Unterseite geriffelt. Das erhöht den Grip, zugleich sorgt die höhere Flexibilität hoffentlich für weniger abgebrochene Griffe.
Sollte es dennoch einmal passieren, ist das nicht der Untergang. Kabelbinder jedoch können von nun an in der Werkzeugkiste bleiben, auch wenn diese über Jahre an vielen Ortofon Concorde Systeme sehr treue Dienste geleistet haben. Ortofon hat dieses Problem gelöst und einen abnehmbaren Griff entwickelt. Dieser wird, endend in einem Ring, von hinten über den Anschluss geschoben und eingeclippt innerhalb des Aluminium-Rings, der den Anschuss vom Korpus trennt. Das Ersatzteil kostet im Falle des Notstandes 9,- Euro. Selbstverständlich können die Fingerlifts auch unter den Systemen getauscht werden, wodurch man seine eigenen Systeme auch personalisieren kann. Roter Fingerlift am schwarzen System zum Beispiel? Das gibt es nicht von der Stange.
Nach wie vor gibt es natürlich von allen Systemen auch das Twin Set. Das ist jeweils als Doppelpack 9,- Euro günstiger als zwei einzelne Systeme und kommt zudem nicht in der Papp-/Kunststoff-Verpackung, sondern im kleinen Aluminium-Case samt Bürste.
Ortofon Concorde MKII Mix
Das Ortofon Concorde MKII Mix ist schwarz, versehen mit grünem Schriftzug und grünem Logo in Form eine Schallplatten mit Farb-Drips. Es liegt folglich nahe, dass das System „Mix“ das Ortofon Pro und Pro S ersetzen soll. Sicher ein kluger Schachzug, denn den Unterschied zwischen den beiden Systemen kennt wohl kaum jemand. Geschenkt, denn er ist so unwichtig, dass man die Unterschiede in der Farbe zwischen Schwarz und Silber als relevanter bezeichnen könnte.
Das Mix ist nun also das solide Einsteiger-System mit sphärischem Nadelschliff und im Vergleich zu den anderen Modellen geringem Ausgangspegel. Der Preis liegt bei 89,- Euro, das Mix ist damit das preisgünstigste System in der Reihe.
Verbessert wurden zu dem einige technische Eigenschaften. Die Tracking Ability bei 315 Hz liegt bei 100 μm, die Ausgangspannung bei 1000 Hz liegt bei 6 mV, der Frequenzbereich reicht von 20 Hz bis 20 kHz. Im Vergleich, das Pro S System hatte 70 μm Tracking Abilty, 5 mV Ausgangspannung und einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 18 kHz. Das empfohlene Auflagegewicht liegt bei 3 Gramm, die nutzbare Range (empfohlen min. bis max.) liegt bei 2 bis 4 Gramm.
Damit sind drei wichtige Werte verbessert worden, wobei sich die Tracking Ability im Handling bemerkbar machen kann, 1 mV mehr Ausgangsspannung macht jetzt keinen Unterschied aus, der direkt auffällt.
18 Gramm bringt mein Ortofon Concorde Pro S System auf die Waage, 18,75 Gramm sind es beim Ortofon Concorde MKII Mix. Auch das Gewicht hat zugenommen, minimal jedoch nur.
Ortofon Concorde MKII DJ
Das Ortofon Concorde MKII Mix macht durch die Farbgebung heraus keinen Hehl, wessen Nachfolger es gern sein möchte: des DJ S. Das Blau ist gleich, nun findet der Nutzer noch einen orangenen Griff, eine orangene Unterseite, die am Übergang zum Stylus das Cartridge umringt. Die Nadel, ebenfalls in Blau gehalten, wird durch die Abbildung dreier Fader markiert.
Das DJ S galt bisher immer als das „lautere“ Pro S System, unterschieden sich die Werte doch nicht, bis auf den Ausgangspegel. Mit 6 mV bot das System 1 mV mehr Ausgangsspannung als das Pro S System. Daran hat sich nichts geändert, 6 mV werden auch jetzt für das DJ System angegeben. Dazu ein Frequenzbereich von 20 – 18.000 Hz und eine Tracking Ability von 100 μm. Etwas höher als beim System Mix ist der nutzbare Bereich für das Auflagegewicht. Dieser liegt im Bereich von 3 bis 5 Gramm, empfohlen werden 4 Gramm. Damit bietet sich die Möglichkeit zu ein wenig mehr Auflagegewicht, was zur Folge hat, dass die Nadel beim Scratchen und Backcueing stabiler und sicherer in der Rille liegt.
Minimal unterschiedlich zum System Mix und für mich akustisch nicht wahrnehmbar, ist die um 2 dB höhere Kanaltrennung gemessen bei 1 kHz.
Kostenpunkt für das Digital System: 109,- Euro.
Ortofon Concorde MKII Digital
Der Name ist Programm. Das System Digital ist ausgelegt für digitale Vinyl-Systeme und bringt daher vor allem eines mit: einen hohen Ausgangspegel. Satte 10 mV spuckt das System aus und sorgt so für eine störungs“sichere“ Signalübertragung zum Interface. „Sicher“, da natürlich die Nadel hierauf keinen Einfluss hat, ein höherer Spannungspegel aber weniger anfällig für Störungen auf dem Signalweg ist. Die SNR/Signal to Noise Ratio ist deutlich höher, die Software kann also ein sehr viel sauberes Signal erwarten und vor allem verarbeiten.
Markiert wird das Digital System durch einen weißen Blitz auf dem ansonsten roten Korpus, wie auch dem roten Nadelträger. Die Farbe rot ist also vom Vorgänger, dem Digitrack, geblieben. Die technischen Daten sehen derweil jedoch ein wenig anders aus. Der Frequenzgang liegt immer noch bei 20 Hz bis 18 kHz, die Tracking Ability jedoch bei 100 μm, nicht mehr bei 70 μm wie bei dem Digitrack System. Auch das Auflagegewicht hat sich empfohlen, die Range liegt um ein Gramm höher, nun bei 3 bis 5 Gramm, ebenso das Auflagegewicht nun empfohlen bei 4 Gramm.
Kostenpunkt für das Digital System: 129,- Euro.
Ortofon Concorde MKII Scratch
Das System für die maximale Scratch-Performance kommt im klaren weiß mit schwarzem Griff und Ring, schwarzer Beschriftung und einer schwarzen Unterseite sowie ringförmigem Strich an der Spitze. Das Logo in diesem Fall ist eine Platte samt scratchender Hand auf dieser. Hier hat sich die Farbgebung vom Vorgänger deutlich verändert, wir erinnern uns, das Scratch System bis dato war (rot-)pink.
Versehen mit einer sphärischen Nadel, hohem Ausgangspegel und viel Tracking ist das Ortofon Concorde MKII Scratch das perfekte System für scratch- und backcueing-aktive DJs. Mit 10 mV Ausgangsspannung liegt das System auf dem Niveau des Concorde MKII Digital und besitzt 3 mV mehr als der Vorgänger.
Mit 120 μm Tracking Ability aber liegt das System an der Spitze aller neuen Ortofon Concorde Systeme und bietet damit die größte Stabilität in der Rille.
Der Frequenzbereich reicht auch hier von 20 Hz bis 18 kHz, empfohlen sind 4 Gramm Auflagewicht bei einer Range von 3 – 5 Gramm als empfohlen. 119,- Euro ist der Preis für ein System, 249,- Euro kostet das Twin Set.
Kostenpunkt: 119,- Euro
Hallo Bolle,
vielen Dank für den Vergleich!
Hast du Informationen, wann die OM-Versionen auf MKII hochgezogen werden bzw. wann es von den neuen Concorde-Systemen die OM-Versionen gibt?
@PantherRhej Du meinst so Reloop Versionen z.B.? Leider nicht. Könnte sein, dass das erstmal nicht kommt.
@Bolle / Johann Boll Nee, ich mein die Headshell-Version, also Ortofon OM Pro S
@PantherRhej Ach so, sorry, OM nicht OEM. Mein Fehler. Ich weiß nicht, ob es die überhaupt geben wird ehrlich gesagt. Ich denke eher nicht. Ich frag mal nach!