Ortofon Concorde MKII Club
Das teuerste, aber auch das beste System in der Reihe? 149,- Euro kostet das Club System, der Nachfolger zum Nightclub E und Nightclub MKII.
Schwarzer Korpus, gelber Griff, gelber Ring an der Front und das gelbe Logo mit dem Diamanten. Vielleicht ein Symbol für das Spitzenmodell, vielleicht aber auch die Info, dass dieses System als einziges keinen sphärischen Nadelschliff besitzt, sondern einen elliptischen.
Ohne groß auf das Thema einzugehen, die elliptische Nadel bietet das bessere Klangbild da sie besser und passender in der Rille liegt, verschleißt jedoch diese dabei mehr durch eine höhere Auflagefläche und benötigt aufgrund der höheren Auflagefläche eine höhere Anti-Skating-Kraft.
Dieses schließt logischerweise die elliptische Nadel für Einsätze mit viel Scratchen und Backcueing aus, denn in diesem Fall wirken Skating und Anti-Skating Kraft in dieselbe Richtung, die Nadel liegt nicht mehr stabil in der Rille. Das ist zum Einspielen von Platten am Beginn per Backcueing kein großes Problem, wird aber bei stärkerem Scratchen bemerkbar.
Dafür bietet das Ortofon Concorde MKII Club die beste und detailreichste Klangwiedergabe und dabei mit 8 mV sogar einen hohen Ausgangspegel. Damit verringert das System auch die notwendige hohe Vorverstärkung am Mixer und verringert zugleich Gefahren von Feedbacks auf akustischem Wege. Mit einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz und einer Tracking Ability von 100 μm ist das System in allen Belangen das beste System für den Club-Einsatz mit hohem Pegel und besten Klangeigenschaften – mit Ausnahme, wie genannt, dem Einsatz als Turntablism-System.
Die Systeme im Vergleich
Abgesehen von den unterschiedlichen Ausrichtungen der Systeme gibt es natürlich Unterschiede auch zu hören. Der größte wird der unterschiedliche Ausgangspegel aufgrund unterschiedlicher Ausgangspannungen sein. Kein Wunder, gibt es doch Systeme wie das Mix oder DJ mit 6 mV Ausgangsspannung und Systeme wie das Digitrack oder Scratch mit satten 10 mV Ausgangsspannung. Dies resultiert natürlich im höheren Pegel und dafür vermeintlich für viele im besseren Klang. Tatsächlich sollte man sich davon nicht täuschen lassen, zumal das Digitrack System nicht ausgelegt ist auf perfekten Klang, sondern auch perfekte Übertragung des Timecode-Signals. Nichtdestotrotz ist diese auch, wie das Soundbeispiel sicher zeigt, ein gutes System zum Abspielen von klassischen Schallplatten.
Unterschiede zeigen sich wie zu erwarten zum Beispiel zwischen dem DJ und dem Mix im Vergleich zum Club. Man darf hier erwarten, dass das Club besser klingt.
Während das Mix und DJ eher kräftig, dafür aber im Klang etwas geschlossener sind, ist das Club offen, gerade hinsichtlich der mittleren und hohen Frequenzen. Hier ist deutlich mehr Präzision zu hören. Neben dem Soundbeispiel, wie hier zu hören, war ein Gegner der Systeme der Titel „Day Dream“ von Gregory Porter, Album Take me to the Alley, erschienen 2016 auf Universial International Music B.V.. Die sonore Blues-Stimme von Gregory Porter in Konkurrenz zu dem Saxophon und oben rum den mit dem Besen gespielten Becken sind ohne Frage eine Herausforderung für jeden Tonabnehmer. Während das Club die Aufgabe sehr gut meistert (für ein DJ-Tonabnehmer selbstverständlich), spürt man bei dem Mix und DJ, dass die Stimme ein wenig in den Hintergrund wandert, nicht mehr so schön freisteht und herausgearbeitet wird, die hohen Frequenzen verlieren an Klarheit.
Klanglich gewinnt hier eindeutig das Club System und wäre auch meine Wahl für den Club-Einsatz bei gut spielenden DJs. Warum gut spielend? Klar, das System DJ im Vergleich liegt bei den jeweils empfohlenen Auflagegewichten einfach satter in der Rille und ist damit weniger gefährdet für Rillensprünge. Setzt man jedoch das Auflagegewicht bei dem Club System ebenso auf 4 Gramm hoch, ist für mich im Handling kein Unterschied mehr erkennbar. Wer die sanfte Hand beim Scratchen gelernt hat, der kann bei beiden Systemen voll reingreifen. In diesem Fall kann das System Club in meinen Augen klar die bessere Klangeigenschaft ausspielen.
Interessant war abseits vom Unterschied Mix/DJ zum Club System auch der Unterschied zwischen einem Scratch und dem Club. Rein vom Pegel sind die Systeme näher beieinander als Mix/DJ zu Club, aber auch klanglich muss ich zugeben, kann das Scratch gegenüber einem Mix oder DJ überzeugen.
Der Unterschied zwischen Club und Scratch wird dann tatsächlich kniffliger. Das Scratch überzeugt durch mehr Pegel, minimal mehr Bassbereich. Dagegen gewinnt das Club durch deutlich mehr Feinheit im Bereich mittlerer und hoher Frequenzen, der Bass minimal schwächer, dafür deutlich bessere Bass/Kick-Trennung. Im Club könnte genau das, mit meist massiven aber unpräzisen Bässen der Vorteil sein.
Nach zwei Tagen Vergleichshören fällt die Entscheidung hier im Hause auf das System Club für den Club. Etwas weniger Pegel, aber die klanglichen Eigenschaften überzeugen.
Für alle, die jedoch viel scratchen, ist natürlich das Scratch System die perfekte Wahl, welches klanglich einen sehr guten Eindruck macht und gegenüber Mix und DJ einen höheren Ausgangspegel aufweisen kann. Klanglich würde ich behaupten, ist ein Unterschied zum DJ nicht wahrnehmbar.
Titel für die kommenden Soundbeispiele: Rampa „So Many“, erschienen auf Keinemusik – KM014.
Unterschiede zwischen allen Systemen finden sich wie genannt in den Ausgangsspannungen und demnach Pegeln. Eine ausproduzierte Techno-Nummer muss herhalten, Shlomi Aber – Deception von der 10 Years Be As One Pt. 1. Das Ergebnis, gemittelt aus drei separaten Messungen mit auf das Gramm genauem Auflagegewicht, Anti-Skating eingestellt auf eine exakte Wiedergabe in der Plattenmitte, Aufnahme über das Presonus 1818VSL Interface und Messung mit DP Meter II vor der RIAA Entzerrung, überrascht. Das leiseste System ist das Digital mit einem maximalen Eingangspegel von -21 dBFS im Peak, -40,7 dBFS RMS Momentary Maximum. Das dürfte laut Ortofon nicht sein und kann auch vom rein akustischen Eindruck nicht bestätigt werden. Es muss für diese Messung eine technische Erklärung geben, die bisher aber nicht nachvollzogen werden konnte. Daher sollte man auf diesen Wert weniger geben als auf den persönlichen Eindruck beim Hören.
Sehr nah beieinander liegen das DJ und das Mix mit maximalem Eingangspegel von -20,1 dBFS und -40,9 RMS.
Das lauteste System ist nicht nur hörbar, sondern auch messbar das Scratch mit -19,4 dBFS max. Pegel und -40,7 dBFS RMS – gleichauf dem digital bezogen auf den RMS-Wert.
Hallo Bolle,
vielen Dank für den Vergleich!
Hast du Informationen, wann die OM-Versionen auf MKII hochgezogen werden bzw. wann es von den neuen Concorde-Systemen die OM-Versionen gibt?
@PantherRhej Du meinst so Reloop Versionen z.B.? Leider nicht. Könnte sein, dass das erstmal nicht kommt.
@Bolle / Johann Boll Nee, ich mein die Headshell-Version, also Ortofon OM Pro S
@PantherRhej Ach so, sorry, OM nicht OEM. Mein Fehler. Ich weiß nicht, ob es die überhaupt geben wird ehrlich gesagt. Ich denke eher nicht. Ich frag mal nach!