Was macht eigentlich ein DJ?
Auflegen –nicht am Ende eines Telefonats, sondern als DJ – kann ein wunderbares Hobby sein und eventuell den Grundstein für eine größere Karriere auf der Bühne legen. Doch man muss irgendwie anfangen. Aber wie eigentlich? Woher kriege ich eigentlich die Musik? Brauche ich Schallplatten? Kann ich meine Bluetooth-Kopfhörer benutzen? Und was hat es mit der Diskussion um diesen Sync-Button auf sich? Viele Fragen und wir möchten euch Antworten geben. Denn natürlich haben wir auch mal angefangen und standen vor einer Menge Rätsel, dessen Lösung teilweise einen grandiosen Lerneffekt mit sich brachte, aber teils auch schlichtweg reine Zeitverschwendung war. Zudem machen wir das Ganze nicht erst seit gestern, sondern seit 15 Jahren, sodass man sagen darf, es gibt ein paar Neuerungen in der Technik und dem Umgang damit, die man auch mal aufarbeiten sollte.
Dahingehend möchten wir euch eine Reihe präsentieren, in der wir Neulinge und Interessierte an die Hand nehmen, Fragen beantworten, Grundlagen vermitteln und eventuell dem einen oder anderen die Angst nehmen, ein wunderbares neues Hobby für sich zu entdecken.
Inhaltsverzeichnis
An das Auflegen kommt man aus den verschiedensten Gründen, eventuell war man feiern und dachte, das, was der Typ da vorne macht, sieht cool aus und hört sich gut an. Eventuell ist man aber auch der Überzeugung, dass der eigene Musikgeschmack derart gut ist, dass man diesen nicht der breiteren Masse vorenthalten darf. Eventuell hat man sich zum x-ten Mal das Tomorrowland Aftermovie angeguckt und gedacht: „Ja! Das will ich auch!“ Alles legitime Gründe. Aber was ist auflegen eigentlich und was macht der DJ da vorne?
Was ist ein DJ und was bedeutet „auflegen“?
Beantworten wir das Ganze doch mal brav mit den gängigen Definitionen: Das Wort DJ fungiert als Abkürzung für das Wort Discjockey und das Wort auflegen kommt daher, dass früher und auch noch heute die Schallplatten (Discs) auf den Plattenteller des Plattenspielers aufgelegt wurden. Soweit klar? Wunderbar, also nur eine Platte auflegen und man ist DJ? Na ja, nein. Zumindest dürfte euch eine Sache aufgefallen sein, wenn ihr mal bei einem DJ wart: Es gibt keine Pausen zwischen den Tracks. Das kommt daher, dass der DJ nicht nur für die Auswahl der Musik zuständig ist, sondern auf für die Übergänge zwischen den einzelnen Songs.
Neben dem Fakt, dass es keine Pause zwischen den Songs gibt, ist euch sicherlich bekannt, dass Songs unterschiedliche Tempi haben, mal schneller mal langsamer. Solltet ihr also einen Übergang gestalten wollen, gibt es zwei wichtige Punkte, die dabei zu berücksichtigen sind. Das wären dann das Tempo und der Takt. Solange ihr keinen Walzer auflegt, arbeiten wir in der Regel mit dem 4/4-Takt. Daher wird gern gesagt, dass DJs nur bis vier zählen müssen. Was das Tempo angeht, ist es so, dass innerhalb eines Genres meist eine gewisse Spanne besteht, die aber nicht allzu groß ist.
Tempo und Takt – beim Auflegen soll es ja synchron laufen!
Das Tempo wird in sogenannten BPM gemessen: Beats per Minute. Diese geben an, wie viele „Schläge“ es pro Minute gibt. Wenn der Song gut ist, ist das die Anzahl des Kopfnickens pro Minute.
Damit wir es anfangs simpel gestalten, nehmen wir als Beispiel mal House-Musik. Die liegt im Bereich je nach Ausrichtung von 120 bis 130 BPM.
Um Tempo und Takt also anzupassen, muss es ja irgendeine geniale technische Möglichkeit geben, die das zulässt, oder? Natürlich gibt es die in der wunderbaren Welt der DJs!
Um der Bezeichnung auflegen gerecht zu werden, bleiben wir noch beim Beispiel von Plattenspielern. Ein DJ-Plattenspieler verfügt über einen Regler, mit dem das Tempo angepasst werden kann, das ist der sogenannte Pitch-Fader. Durch den kann der laufende Song schneller oder langsamer abgespielt werden. Meist im Bereich von +/-8 %. Das heißt, einen Song mit einem Tempo von 120 BPM könnten wir bei einem normalen Plattenspieler mit maximal 129,6 BPM abspielen und damit die gesamte Temporange des Genres abdecken.
Jetzt muss also nur der Takt angeglichen werden. Wie das geht? Mit Fingerspitzengefühl natürlich. Das ist übrigens kein Scherz. Am Rand des Plattentellers, das ist der sich drehende Teil unter einer Schallplatte, oder am Dorn, das ist die Spitze in der Mitte des Plattenspielers, könnt ihr mit euren Fingern die Abspielgeschwindigkeit kurzfristig verlangsamen oder beschleunigen, sodass ihr den Takt anpassen könnt und dieser synchron mit dem anderen Song läuft. Das ist natürlich Übungssache, aber auch wir als Grobiane haben das mit der Zeit hinbekommen. Da ihr selbstverständlich clever seid und entweder mal einem DJ auf die Finger geguckt habt oder es euch durch den bisherigen Artikel herleiten konntet, kommt man mit einem Plattenspieler nicht weit. Nein, mindestens zwei braucht es. Wer mag, kann auch noch mehr nehmen, aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen. Keine Sorge, es gibt auch andere Wege als Plattenspieler, auf die werden wir noch eingehen, aber wir bleiben erstmal bei diesem Beispiel.
Zwei Plattenspieler sind ja schön und gut und dass am Ende das Signal auf die Boxen gebracht werden muss, ist klar, doch wie?
DJ-Mixer – ohne geht’s einfach nicht
Dafür braucht ihr einen Mixer. Leider nicht den aus der Küche, sondern einen DJ-Mixer. Diese haben in der rudimentärsten Form zwei Kanäle, das bedeutet die Anschlussmöglichkeiten für zwei externe Soundquellen, in unserem Beispiel Plattenspieler. Die Plattenspieler haben Audiokabel, sogenannte Cinch-Kabel. Ein Cinch-Kabel hat an jeder Seite zwei Stecker, einen roten und einen weißen, für das rechte und das linke Signal, schließlich möchten wir ja alle die Vorzüge von Stereo genießen. Diese werden den Farben passend an der Rückseite des DJ-Mixers angeschlossen und an den DJ-Mixer wird direkt oder über Umwege die Lautsprecheranlage verbunden, sodass wir die Masse an der Musik teilhaben lassen können.
Die Grundidee, Songs zu synchronisieren, haben wir euch schon erklärt, was ihr dabei bemerkt habt ist, dass das Publikum in der Regel nicht mitbekommt, wenn Tempo und Takt angepasst werden. Genau dafür hat der DJ auch seine Kopfhörer. Diese werden mit dem DJ-Mixer verbunden und man hat die Wahl, ob man nun Kanal 1 oder Kanal 2 vorhören möchte. Dafür reicht dann auf dem einzelnen Kanal ein Knopfdruck. Schon kann man problemlos in Ruhe nachhorchen, ob der nächste Song synchron läuft. Damit man das aber wirklich ungestört machen kann, darf natürlich nur der gewünschte Song auf der Anlage laufen und der andere nicht. Auch hier gibt es eine simple Steuerung, die Volume-Fader auf dem DJ-Mixer: ist der Fader oben, hört man alles, was auf dem Kanal passiert auf der Anlage. Ist er unten, hört man nichts.
Wenn also der Fader unten ist und wir den sogenannten Cue-Button aktiviert haben, der es uns ermöglicht, das eingehende Signal des Kanals über Kopfhörer wiederzugeben, können wir in Ruhe Takt und Tempo synchronisieren.
Volume-Fader, Cross-Fader und Equalizer – all das darf beim Auflegen nicht fehlen
Auch der simpelste DJ-Mixer hat neben den erwähnten Eingängen für externe Soundquellen, wie Plattenspieler und der Ausgabe des Signals über Kopfhörer und Anlage, meist noch zwei weitere Funktionen. Das wäre zum einen der Cross-Fader, dieser ist nicht wie die Volume-Fader vertikal, sondern horizontal ausgerichtet. Das veranschaulicht die Funktion auch ganz gut, da man hier nahtlos vom Signal von Kanal 1 auf das Signal von Kanal 2 umschalten kann. Steht der Cross-Fader in der Mitte hört man beide Signale gleichzeitig. Ihr seht, so könnt ihr im Hinblick auf die Lautstärke simpel von A nach B schalten und ja, so einfach kann ein Übergang gehen. Natürlich ist ein bisschen mehr Finesse schön und dahingehend gibt es noch eine Funktion bei den meisten DJ-Mixern. Das ist der sogenannte Equalizer, mit dem sich großflächig Frequenzen in bestimmten Bereichen von der Lautstärke her absenken lassen. In den meisten Fällen gibt es einen 3-Band-Equalizer. Der teilt dann den gesamten Frequenzbereich des Songs in drei Bereiche auf: Bässe, Mitten und Höhen. Dadurch kann ein Übergang sanfter gestaltet werden.
Der erste Übergang des DJs
Beispiel: Man kann am Anfang des Übergangs die Bässe und Mitten mit dem Equalizer absenken und dann mit dem Hochziehen des Volume-Faders erstmal nur das Signal der Höhen zum laufenden Song mischen. Mit der Zeit kann man dann auch die Mitten mit reinmixen und da tiefe Frequenzen besonders viel Energie haben (deswegen spürt man bei großen Anlagen den Bass ja auch so großartig im Bauch), kann man dann die Bässe des ersten Songs rausnehmen und langsam die des zweiten Songs reinmischen. Wenn man im Anschluss das Volume des ersten Songs mit dem Volume-Fader runterregelt oder alternativ zuerst nach und nach die Mitten und dann die Höhen mit dem Equalizer rausnimmt, habt ihr euren ersten wunderbaren Übergang hinbekommen. Grandios!
Auf jeden Fall ein sehr schöner Anfang für eine Serie!
Ich habe Angst vor dem Folgeartikeln: „Tanzen hinter dem Pult – Prerecorded Mix erfolgreich performen“ und „Soundqualität Vinyl vs. CD“
@mfk Davor kommen dann aber noch die Artikel: „Wie du ein Vermögen aufbaust – Songrequests gegen Geld annehmen“ und „Cue-Buttons – wer nicht ordentlich drauf rumhämmert ist kein DJ!“ :D
Ahoi
ein bisschen Historie würde ich mir schon zum Anfang wünschen, irgendjemand muss ja mal auf die Idee gekommen sein – Musiktitel nahtlos ineinander zu mischen. Dieses ermöglichen ja eigentl. erst die modernen Tanzstile, da kann man sich schon in der Geschichte voll zu austoben. Die Technik gibt es ja tatsächlich schon ewig also vor der Disco/House/Techno Zeit. Einen Beitrag wie man eine Schraube dreht, weis persönlich nicht ob man das nochmal braucht.
Heute kann jeder mit den modernen Mediaplayern und Mischpult synchron Musik vor einer Menschenmenge abspielen. Ein DJ ist Entertainer, sollte eine gute, geschmackvolle zum Publikum passende Musikauswahl treffen und bis 4 Zählen können und am besten gelegentlich mit den Veranstaltern einen trinken gehen ;-) Aber ist das nahtlose aneinanderfügen des DJ heute allein so definiert? Ich meine es gibt ja auch gute Leute die nach wie vor Rock, oder auf Oldie Events Musik „auflegen“ ;-) sind das nicht auch DJ’s? Mit der Beantwortung der Frage kommt man dann zum ggf zu den Ursprüngen.
musikalische Grüsse von der Küste
@York_vom_Ork Lieben Dank für deinen Kommentar und ja, wir sitzen auch schon an den Vorbereitungen bzgl. der Historie! Dazu hatten wir auch im vergangenen Jahr in Hinblick auf den 50. Geburtstag des Hip-Hops ein wenig was geschrieben: https://www.amazona.de/report-50-jahre-hip-hop-ohne-dj-ging-auf-der-jam-nichts/
Liebe Grüße zurück!