Immer feste Druff!
Aus Boss wird Roland. Auf jeden Fall bei der SPD::ONE Sampling Pad Serie. Was eigentlich unter dem Boss Markennamen erscheinen sollte, veröffentlicht Roland jetzt unter eigenem Namen, lediglich der Hinweis auf einen Boss Stromadapter auf der Rückseite verrät die Herkunft. Wir haben uns die beiden Sample-Pads Roland SPD One Electro und SPD One WAV angeschaut, die anderen beiden stellen wir in einem separaten Test vor.
SPD::ONE Serie
Die SPD-One Serie besteht aus vier Geräten, die alle die gleiche Bauweise aufweisen und sich äußerlich lediglich in der Farbe unterscheiden: SPD::ONE WAV PAD, SPD::ONE ELECTRO, SPD::ONE PERCUSSION und SPD::ONE Kick. Gefertigt sind die 14 cm breiten und 16 cm tiefen Geräte aus zwei Komponenten: Der oberen Platte aus 1,4 mm dickem Stahlblech in einer markanten Zick-Zack-Form, auf dem auch das 0,4 mm dicke Gummipad von 13 cm x 10 cm Platz findet. Und der Gehäuseschale, an der die Anschlüsse und ein Batteriefach für 4 AA-Batterien befestigt sind. Mit Batterien sollen die Geräte ca. 7 Stunden lang laufen. Diese Schale ist aus Kunststoff und weist eine Dicke von 1,5 mm auf.
Damit das Pad nicht verrutscht, sind am Boden von Roland SPD One Electro und SPD One WAV zwei breite Gummistreifen befestigt, die das Gerät rutschfest machen. Damit wären die Modalitäten von zwei der vier anvisierten Einsatzgebiete abgedeckt: Als Pad zum Percussion spielen – mit der Hand und als Fuß-Pad, das einfach auf den Boden gestellt wird. Um es aber in ein Drum- oder Percussionset einbauen zu können, benötigt es noch eine stabile Halterung. Diese wird mitgeliefert und kann mit zwei Flügelschrauben auf der Unterseite befestigt werden. Mit dem Flansch kann es dann an Beckenständern o.ä. geschraubt werden.
Zwei Regler an der Seite erlauben die Feineinstellung für Threshold und Sens(itivity). Threshold setzt die Schlagstärke fest, ab der ein Sound gespielt werden soll, Sens verändert die Velocity-Kurve. Die vier Drehregler auf der Frontplatte haben einen guten Abstand zueinander und sind angenehm schwergängig. Abschließend sind noch die DC-Buchse, die durch einen großen Kunststoffring nebst Kabelklemme vor versehentlichem herausziehen gesichert wird und der Netzschalter zu erwähnen.
Eine Kensington-Lock Vorrichtung rundet das Bild schließlich ab. Die Anleitung liegt gedruckt im ROLAND DIN A1-Faltblattformat vor. Ergänzungen können von der ROLAND Website heruntergeladen werden.
Solide Voraussetzungen
Warum diese ausführliche Beschreibung? Nun, da so ein Pad ordentlich Schläge einstecken muss, ist es zwingend erforderlich, dass dieses auch robust gebaut ist. Hier hat Roland beinahe alles richtig gemacht. Die Zick-Zack-Form der Frontplatte verhindert ein Verdreschen der vier Drehregler. Das Stahlblech wirkt massiv, das Gummipad ist nicht zu klein. Die Klemme ist professionell, was ich mir von den Drummern meines Vertrauens habe bestätigen lassen. Einzig und allein die Gehäuseschale läuft Gefahr, beim Sturz auf eine Kante zu brechen.
Wie bereits eingangs erwähnt, fanden sich zum Test das Roland SPD One Electro Pad und die WAV-Version ein. Damit habe ich auch zwei sehr unterschiedliche Vertreter der SPD:ONE Serie auf dem Tisch, denn in sich lässt sich die Serie in das WAV PAD auf der einen und den anderen Pads auf der anderen Seite aufteilen.
Warum? Das WAV PAD ist ausschließlich darauf ausgelegt, eigene Samples abzuspielen und bietet dafür 4 GB internen Speicher. Die anderen Pads bieten jeweils 22 Sounds aus dem ROM und zusätzlich noch einen Speicherplatz für ein eigenes Sample mit einer maximalen Länge von 5 Sekunden. Dabei ist die Spezialisierung der Pads unschwer aus deren Bezeichnung abzuleiten.
Roland SPD One Electro
Die Sounds des SPD::ELECTRO im Einzelnen:
Nr. | Soundnamen | Normal | Variation |
1 | Standard Clap | Clap | Ambience Clap |
2 | Minimal Clap | Trio Clap | Finger Snap |
3 | TR Clap | TR-808 Clap | TR-909 Clap |
4 | Proc Snare 1 | Deep Fat Snare | Dub Step Snare |
5 | Proc Snare 2 | Tight Snare | Lo-Fi Snare |
6 | TR Snare | TR-909 Snare w/ Clap | TR-808 Snare |
7 | Elec Snare | Analog Snare 1 | Analog Snare 2 |
8 | Rim Shot | TR-909 Rim Shot | Cross Stick |
9 | Percussion | TR-808 Cowbell | TR-808 Maracas |
10 | Cymbal | TR-909 Hi-Hat Close/Open | TR-808 Cymbal |
11 | SFX | Super Low | Air Horn |
12 | User | – | – |
Über den Stellregler auf der linken Seite können die insgesamt 22 Sounds aufgerufen werden, wobei ein kurzer Druck auf INST VARIATION die jeweilige Variation (s.o.) aufruft. Der letzte Platz ist dann für ein(!) eigenes Sample vorgesehen, das sich einfach per USB-Kabel auf das Sample Pad kopieren lässt. User Sample auswählen, INST VARIATION halten und USB-Kabel einstecken. Schon zeigt sich ein 4,9 MB großes Laufwerk, das WAV-Files in 44,1 kHz, 16 Bit Mono erwartet. Die Sample-Länge beträgt also ca. 5 Sekunden.
MIDI
Windows und MacOS listen das Pad als Class Compliant MIDI Gerät. Dabei geben alle Bedienelemente MIDI-Daten auf Kanal 10 aus, bis auf den INST VARIATION Schalter. Die Sound-Auswahl gibt Program Changes aus, die anderen Regler MIDI-CCs 80, 81 und 82.
Und das Beste: Die SPD-Pads empfangen auch MIDI über USB. Damit ist es also z.B. möglich, einen Sound von außen einzustellen und den FX-Anteil anzupassen, z.B. wenn ein neuer Song ansteht. Bedauerlich dabei bleibt jedoch: Die INST VARIATION kann nicht eingestellt werden.
Auch muss bedacht werden, dass eine Stromversorgung über MIDI nicht möglich ist. Ein separat erhältliches Netzteil oder Batterien müssen somit vorhanden sein.
FX-Anteil
Die SPD-Pads (außer dem WAV-PAD, dazu später mehr) besitzen zwei Regler, um Effekte zu benutzen. Ein Regler ist nur für das Tuning zuständig, bis zu einer Oktave nach oben und unten ist möglich. Der andere bietet auf der rechten Regelseite ein Delay, ein Reverb auf der linken Regelseite. In der einrastenden Mittelposition sind beide Effekte aus. Dezent eingesetzt kann der Reverb gefallen. Wenn man ihn allerdings bis zum Anschlag aufdreht, tritt der insgesamt blecherne Charakter deutlich in den Vordergrund. Das Delay ist einem Tape-Delay nachempfunden, da es mit zunehmender Wiederholung dumpfer wird. Dabei wurde auch an den Pitch-Effekt gedacht, wenn man die Delay-Zeit verändert. Insgesamt gefallen mir die FX, da dadurch auf Anhieb mehr aus den Sounds herausgeholt werden kann. Interessant auch für Dub etc.
SPD::ONE WAV PAD
Anders verhält es sich mit dem WAV PAD. Dieses ist von vornherein für eigene Samples ausgelegt und bietet dafür auch einen Stereoausgang an. Da ein Fokus der Entwickler auch auf den Einsatz als Übungspad zielt, darf der Kopfhörerausgang als 6,3 mm Klinkenbuchse nicht fehlen. Der Kopfhörerverstärker entwickelt richtig Druck und kann in Zusammenhang mit geschlossenen Kopfhörern wie dem HD-25 bereits zu Schäden führen – also Vorsicht. Die Effekte sind gewichen und so wird ein Regler als Lautstärkeregler für den Kopfhörer genutzt, der andere als Mischregler zwischen Sample und Click. In der einfachsten Form können dann zwei Samples auf einen Speicherplatz geladen werden, die gleichzeitig abgespielt werden. Das eine Sample ist der eigentliche Übungssong, das andere die dazugehörige Click-Spur (die man natürlich selber erstellt haben muss).
Anstatt einen INST VARIATION gibt es beim WAV PAD einen ALL SOUNDS OFF Schalter. Auch hier gilt wieder, das Gerät wird als USB-MIDI-Device erkannt und alle Regler bis auf ALL SOUNDS OFF senden und empfangen MIDI.
Aber das WAV PAD kann noch mehr und gerade diese Stärke kehrt sich in der vorliegenden Implementation zur Schwäche um. Zu jedem Speicherplatz gibt es eine Textdatei „_advanced.txt“. Steht dort unter Punkt SETTINGS_ENABLE eine Null, so arbeitet das Wav Pad wie beschrieben. Interessant wird es aber erst, setzt man diesen Wert auf Eins. Dann kann man bis zu drei Samples übereinander layern, miteinander verzahnen etc., indem man einen von 5 Layer-Types wählt:
Hier wird also für jeden Einsatz der richtige Layer-Typ zu finden sein. Hinzu kommen noch zwei Parameter, um die Fade-Points der Übergänge Sample A/B und Sample B/C einzustellen. Im Play-Type schließlich stellt man ein, ob das Sample bei nochmaligem Triggern abgeschnitten wird oder nicht oder ob es (bei Übungssongs) manuell gestartet und gestoppt werden kann bzw. geloopt werden soll.
Umsetzung mangelhaft
Da Roland jetzt den Boss-Namen hier verdrängt hat, erwartet man natürlich einen Gewissen Standard in Sachen Bedienbarkeit – die Wahrheit ist aber, dass man all diese Einstellungen nur händisch in dieser Textdatei vornehmen kann. Ein Software Editor ist wohl auch nicht vorgesehen, obwohl alleine so ein Helferlein die Nutzbarkeit schon extrem verbessert hätte. Aber Config-Textdatei im Jahr 2017? Nein – da haben sie mich verloren. Obwohl ich persönlich damit zurechtkomme, wird es der anvisierten Zielgruppe nicht zu vermitteln sein. Man kann die Layer-Sounds ja auch nicht vorhören, sondern muss immer in der Textdatei frickeln. So verspielt das WAV PAD die an sich gute Idee eines Sound-Spezialisten durch eine Fokussierung auf Computer-Spezialisten.
Mal abgesehen von der bizarren Sache mit der Konfigurationsdatei winke ich schon bei dem Preis ab.
Für die Hälfte bekommt man ein Alesis SamplePad mit vier Schlagflächen und SD-Card Speicher.
Dachte genau das gleiche. Aber mich beschleicht immer derselbe Eindruck, wenn ich Tests über neue Sachen von Roland lese. Entweder Spielzeug oder Schrott oder beides.
Habe ein altes Alesis ControlPad entweder am (Vintage-)Sampler oder am Laptop, klappt wunderbar, lässt sich einfach mappen, kostet nicht viel, bietet alles.
Verstehe wirklich nicht mehr, für welche Zielgruppe Roland diesen überteuerten Kinderkram produziert, mein S-550 oder JX8P war da noch ein anderes Kaliber.
Mein Sohn (16) ist seit zwei Jahren begeisterter Besitzer und Frickler eines SPD-SX, Fan von Roland und deren Endorser Michael Schack – kann sich aber ebenfalls nicht vorstellen, warum man bei SPD-ONE für derart eingeschränkten Funktionsumfang derart viele Euronen berappen soll.
Als Nicht-Drummer fallen mir aber viele der beliebten Klischee-Witze ein, warum ein solches Gerät bei der Zielgruppe nur eine Schlagfläche und vier Regler haben darf…. (aber zum Glück spricht ja die Sache mit der Test-Config-Datei gegen diese These) :-)
Stereo. Klinke. Klar hab ich immer noch ein Y-Kabel daheim rumliegen…..
Texteditor etc stört mich jetzt wenig, nur scheißt Roland hier mal wieder ein unausgegorenes Produkt auf den Markt – will viel sein und geht nichtmal die Hälfte des Weges. Wie auch bei der TR8 (und der ganzen AIRA Serie.)
-Kein USB_Strom;
-Kein USB-Audio;
-Davon abgesehen ging bei meinen BEIDEN Geräten Nichts mehr wenn man das USB Kabel gesteckt hatte – also nix mit MIDI in der DAW. Zurück oder Besser: Unter den Hammer damit – gehts mir wenigstens um Befriedigung.
Von ROLAND kommen mir keine Geräte mehr ins Haus, außer vielleicht ne alte 303/808/909….